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Thema: Wutschachtel

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  1. #10
    *sigh #2* In meinem Seminar waren dieses Semester ein Kurzreferat und wöchentliche Ausarbeitungen zur Lektüre vorgesehen. Hat ganz gut geklappt -- bei vier Leuten. Die Referatsthemen hab ich in der zweiten Sitzung vergeben. Nun hatte ich eine Studentin, die kam in der ersten Sitzung, in der Referate stattfanden (Ende Dezember), zum ersten Mal und meinte, sie bräuchte auch noch ein Referatsthema. Wir reden nach der Sitzung, sie hat keine Betreuung für ihr Kind, ihr Mann sei heute extra daheim geblieben(!), damit sie das Seminar besuchen kann. Ich sage ihr, dass das Seminar nun eigentlich schon durchgeplant ist und sie ja auch die wöchentliche Ausarbeitung bisher nicht geliefert hat, frage warum sie nicht früher mal auf mich zugekommen ist, man hätte ja das Seminar auch verlegen können. Ich biete ihr an, nochmal zu schauen, zu einem späteren Termin vielleicht noch zusätzliche Lektüre und ein Referat (das den KommilitonInnen dann natürlich wenig mehr brächte) einzuschieben. Ich müsste aber noch was finden, das mit dem Arbeitsumfang der KommilitonInnen vergleichbar wäre -- da steht sie dort kackedreist zum ersten Mal in meinem Seminar und meint was along the line of "Naja, man hat ja an den Referaten gesehen, dass sich die anderen eher wenig Arbeit gemacht haben." Biste baff. Ich bitte sie, mich an das Angebot noch einmal zu erinnern, indem sie mir die Ausarbeitungen nachholt. Ich finde, deutlicher muss das nicht, vor allem nicht wenn man vor dem Dozenten einfach mal kackedreist über die Leistung der KommilitonInnen herzieht. Einen Tag später unterhalte ich mich zufällig mit einer Kollegin, bei der die Studentin als Hilfskraft arbeitet; ihr jüngstes Kind ist 10 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. Geht mich nix an, ob man kurz vor der Pubertät wirklich Spätnachmittagsbetreuung braucht, kotzt mich nur an, dass mir das verkauft wird, als ginge es um ein Kind im Vorschulalter.

    Die Jahre wechseln, ich hab nichts von ihr vorliegen, plane ihr ergo auch keine Zeit im Seminar ein, damit sie den mündlichen Teil ihrer Leistung ablegte. Zur letzten Referatssitzung ist sie eine halbe Stunde später da und geht eine halbe Stunde früher wieder. Für mich ist ihre Frage nach einer Leistung im Seminar damit gegessen. Vorletzter Termin im Semester: sie nimmt an der Sitzung teil. Nach der Sitzung bleibt sie beim Gehen in der Tür stehen und ruft mir noch kurz zu, sie schicke mir die Ausarbeitung noch. Die Vorlesungszeit ist jetzt seit einer Woche vorbei, ich habe die Leistungen aus dem Seminar letzten Donnerstag gemeldet. Seit heute Morgen halb neun kriege ich in unregelmäßigen Abschnitten eine Mail von ihr, Betreff immer derselbe, leerer Textkörper, im Anhang eine Teilausarbeitung, die als .pages gespeichert ist. Die denkt echt, ich rechne der jetzt noch ne Leistung an.

    Und du denkst dir nur so: Alter, die verarschen dich. Alles, was du in diesem Seminar verlangt hast, war dass sie mitmachen, wenn sie da sind, dass sie 20 Seiten Text pro Woche lesen und sich basalste Gedanken dazu machen, und dass sie es hinkriegen 20 Minuten im Prinzip ein Einführungskapitel für die KommilitonInnen zusammenzufassen. Du hältst ja nicht mal diese Anwesenheits-Problemgespräche in der Sitzung ab wie manche KollegInnen das (verständlicherweise) machen. Du bewertest nicht mal irgendwie was Fachliches sondern rein, ob sie handwerklich genug richtig gemacht haben. Du guckst nicht mal böse, wenn sie mitten im Semester zum ersten Mal erscheinen und das Pokerspiel ohne mit der Wimper zu zucken mit "Ich bräuchte übrigens auch noch eine Leistung" eröffnen.

    Ich hab dieses Semester auch Mails gekriegt à la "Ich kann am Seminar nicht teilnehmen, muss ja aber einen mündlichen Teil der Leistung erbringen -- ich hätte in der letzten Sitzung Zeit; können Sie mir ein Thema zuschicken?" und in der vorletzten Sitzung im Januar einer Studentin, die zum zweiten Mal an einer Sitzung teilgenommen hat (jedes Mal ohne jegliche Lektürevorbereitung), nachdem ich ihr gesagt habe, wie sie an die Lektüre kommt (zwei Wochen vor Semesterschluss!!) auf die Frage geantwortet "Ah, das heißt, ich kann das Referat gar nicht bei Ihnen machen?" -- ja, Sie können weder nächste noch übernächste Woche die im Oktober geplanten Arbeitssitzungen für ihre Referatsleistung wahrnehmen, das stimmt. Eine Kollegin hat, nachdem eine Präsentationsleistung in einem ihrer Seminare erbracht war, aus dem gleichen Jahrgang zwei oder drei Mails à la "Ich werde den Rest des Semesters nicht mehr am Seminar teilnehmen können, wir schreiben im Februar eine Klausur, für die ich sehr viel lernen muss."


    Ich bin echt der Master of Verteidigung von Generation Z; ich find's irre geil, dass die Generationen nach uns tendenziell so furchtbar selbstbewusst und fehleraffin sind, so lebt man glücklicher. Lass das nicht mal ein Generationending sein sondern einfach gebündelte Unorganisiertheit; vielleicht lehre ich auch in nem Disziplinenfächer, wo sich so Leute eher tummeln. Aber ich hätt mir zu Studienzeiten ein Bein abgekaut, bevor ich so einen Eindruck hinterlasse.

    Eben hatte eine der Mails Textkörper und keinen .pages-Anhang. Die Studentin war krank und ihr Kind auch, die restlichen Texte bearbeitet sie auch noch "umgehend". Ich lese indes die Titel der .pages-Dokumente, die ich nicht öffnen kann, und sehe, dass sie nicht meinen Seminarplan abarbeitet, sondern den meiner Vorgängerin. Ein Bein hätt ich mir abgekaut.

    Geändert von Mordechaj (04.02.2019 um 11:13 Uhr)

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