Die Sprachwissenschaft an meiner Fakultät stinkt wie das Wasser in der Biotonne. Da darf man sich Skripte reindrücken, die mit Begriffsdefinitionen umgehen, als wären sie Schimpfworte. Da darf man Zeuch auswendig pauken, beim dem schon vom angucken her klar ist, dass es total pauschalistisch und unnütz ist.
Gestern Mittag habe ich mich geärgert, dass die Aushilfsdozentin letztes Semester von uns in den Prüfungsvorlagen verlangt, die Unterschiede zwischen morphologischen und syntaktischen Kategorien in jedem möglichen kontextfreien Syntagma herauszustellen (was auch total sinnvoll ist), im Skript aber nirgends auch nur ansatzweise mit dieser Unterscheidung arbeitet (da ist alles Derivative affigiert und Art-, Typ- und Bedeutungskategorien werden bunt durcheinander gehauen). Gestern Abend stelle ich fest, dass die Prüfungsvorlagen einfach dreist von der Uni Greifswald kopiert sind, ohne dass sie das kenntlich gemacht hätte. Deshalb auch die Diskrepanz zum Skript. Heute erfahre ich, dass das Skript gar nicht zum Seminar gehört, sondern dass sie einfach aus der Erstsemester-Einführung ein paar Dinge rausgestrichen hat, et voilà, ein ganzes, vollkommen sinnentleertes Seminar ist geboren.
Abgeprüft werden wir von einem Dozenten, der dieses Seminar nicht gegeben hat, der meint, man solle einfach die Seminarinhalte lernen; -- das heißt jetzt (nachdem die Stümperei so deutlich ist) de facto, diesen fetten Eisenberg-Folianten zu exzerpieren. Toll! Das ist der Wälzer, zu dem wir im Seminar etwa 1000 Fragen hatten, weil der Typ stellenweise unheimlich problematisch argumentiert und der Auffassung ist, kontextenthobene Sprache wäre analysierbar. Das waren etwa 1000 Fragen, die weder beantwortet, noch besprochen wurden, weil Madame auf nix Bock hatte, und lieber gelangweilt dasaß, während sich die Referenten einen abgebrochen haben, dem Eisenbergschen Opi-Duktus irgendeine inhärente Logik zu entlocken.
Schön ist auch, dass in der Prüfung das Bashing der Sprachwissenschaftsschulen vermutlich seinen Höhepunkt erreichen wird: Da sitzt dann ein Funktionalpragmatiker, ein Dependenzgrammatiker und eine Pragmatikerin (nur letztere prüft ein Seminar, das sie auch tatsächlich gegeben hat; der Funktionalpragmatiker prüft die Vorlesung eines Pragmalinguisten ab, der Dependenzgrammatiker das Seminar einer blöden Tussi, die irgendwann mal Zeit hatte, den Eisenberg durchzuarbeiten), die unterschiedlichere Vorstellungen von Struktur- und Gebrauchsaspekten nicht haben könnten. Die werden sich also selbst nicht einig, wie man Sprache nun betrachten sollte, und der liebe Studierende darf ganz schizophren alle drei Sparten gleichzeitig bedienen.
Verschulung ist doof. Und doofe Leute sind doof.