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Mythos
@Cuzco
Das ist vermutlich nicht ausschließlich eine bayerische Problemlage. Der einzige Ort an dem Kreativberufe um ihrer selbstwillen geschätzt werden sind mondäne Großstädte, die etwas auf ihr kulturelles Angebot und ihre kreative Boheme halten und damit werben. Anderswo geht es um den praktischen (d.h. finanziellen Nutzen). Wenn also kein Bedarf an Kreativberufen oder bestimmten Kreativberufen studiert, dann liegt das Arbeitsamt schon richtig mit der Aussage, dass du damit praktisch wertlos bist und liegt auch richtig mit einer Umschulung, zumindest wenn du in der Gegend bleiben willst, denn schließlich können die nicht einen Arbeitsplatz aus dem Boden ploppen lassen. Etliche Arbeitsstellen werden eben auch nicht offen über die Ämter ausgeschrieben sondern suchen auf anderem Wege oder erwarten Initiativbewerbungen, wie gesagt wenn es sie gibt. In meiner Heimatregion sieht es arbeitsplatztechnisch sowieso nicht so prall aus und Kreativberufe stehen am Ende der Nahrungskette. Hinsichtlich der Anzahl der Kunden, die so etwas nachfragen, gibt es bereits ein stabiles Angebot von Unternehmen, die das bereits anbieten und die brauchen nicht jedes Jahr etliche neue Leute, Wenn es hochkommt braucht man Grafiker, Werbetexter, Leute die Webseiten erstellen udgl. Da Ton einzubringen läuft da erstmal unter ferner liefen, da braucht man kaum so viele Fachleute dafür und wenn man mal ehrlich ist braucht im Endeffekt auch niemand Musiker oder Schriftsteller oder Maler. Die haben wenn sie viel Glück haben mal einen Erfolg. Sofern sie nicht irgendeine Fähigkeit für einen Brotjob mitbringen, der auch nachgefragt wird, dann war es das. Und es gibt nicht genug Verlage in Deutschland um potenziell alle Leute zu beschäftigen, die es zwar nicht zum Autor sondern höchstens zum Lektor bringen würden, zumindest nicht flächendeckend.
Du kannst von einer Sache ausgehen: Das Ganze ist eher nicht auf bestimmte Personen oder Personenkreise zu reduzieren, da spricht die Frustration und Schuldigensuche aus dir. Es ist die generelle Situation, regional als auch bundesweit. Du wolltest einen Job machen, der dich erfüllt und der dir Spaß macht, nur heißt das nicht, dass es genau die Arbeit ist, die auch geschätzt ist, entsprechend muss man Kröten schlucken, wenn man das Aufrecht erhalten will: Prekäre Verhältnisse, schlechte Bezahlung, womöglich einen Arbeitgeber am Arsch der Welt.
Und zum Thema Wahrheiten aussprechen: Ich weis ja nicht, was für Wahrheiten du da so aussprichst, aber ab einem bestimmten Moment ist es immer förderlicher den Mund zu halten und den feisten Chef, auch wenn der noch so doof ist, einfach stillschweigend den Kaffee zu reichen. Ab einem gewissen Alter sollte man auch wissen, dass die Phrase "Seien so ruhig offen" beim Bewerbungsgespräch nur eine gesellschaftliche Konvention ist, damit beide Seiten ihr Gesicht wahren können, während man sich gegenseitig anlügt, denn man bietet sich nun einmal auf einem Fleischmarkt feil.
Ich will nicht sagen, es hätte überhaupt nie was mit Seilschaften und mangelnden Kontakten zu tun (letztes verabscheue ich genauso) aber du steigerst dich da langsam in eine Opfer-Obsession rein, die nicht hilfreich ist, ohne dabei die Rahmenbedingungen in Augenschein zu nehmen. Such doch am besten mal bundesweit nach Arbeitsmöglichkeiten. Wenn du deinen Traumberuf machen willst, insbesondere wenn es sich um so etwas exponiertes handelt, dann musst du flexibel sein, ist doof aber nicht zu ändern.
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