Früher war alles besser...
... oder auch: Früher waren wir nicht so verwöhnt!
Möchte mal mit dieser These ein sicherlich oftmals besprochenes Thema wieder aufführen ohne eine Threadleiche wiederhochzupushen. Warum dieser Thread? Keine Ahnung, ich habe in meinen Semesterferien mal etwas Zeit gehabt, aktuelle und ältere Rollenspiele wiederzuspielen. Dabei macht man sich dann immer so seine Gedanken.
Aktuelles Beispiel. Ich habe eben mal 2-3 Stunden weiter an Tales of Vesperia gesessen. Das Spiel, welches die ganze Zeit relativ einfach ist und einen dann widerum mit harten Bosskämpfen überrascht, welches grafisch kaum schöner gestaltet sein könnte und überaus charmante Charaktere besitzt. Selbst der Soundtrack ist toll. Ja, es macht sogar Spaß. Aber eins tut es nicht - es haut mich nicht um und irgendwie muss ich mich oft motivieren, überhaupt die Xbox 360 anzuschmeißen.
Vor ein paar Tagen war ich im Mediamarkt. Eher zufällig, da dieser Nahe eines Bahnhofes ist und ich durch eine Zugverspätung meinen Anschlusszug nicht mehr erreicht habe. Habe dort mal geschaut, was es so Neues gibt. Wurde aber nicht fündig. Was ich aber fand, war Final Fantasy VI für den GameBoy Advance für ganze 3 €. Da ich einen Nintendo DS habe, wusste ich, dass man damit ja auch GameBoy Advance Spiele spielen soll. Final Fantasy VI hatte ich zuvor auf einem Emulator gespielt, allerdings dort schnell die Motivation verloren. Aber für 3 € kann man es nochmal probieren. Habe dann einmal richtig damit angefangen und war von der guten Übersetzung überrascht und habe während einer langen Zugfahrt stundenlang gespielt. Und mir fiel wieder auf, was Rollenspiele früher ausgemacht haben.
Es wurde nicht alles wie im Film oder Buch in 1000 emotionale Texte gefasst, sondern in der Kürze lag die Würze. Es lief alles so fix ab. Städte wurden in Minuten ohne große Fade-Ins, Ladezeiten, Effekte oder ständige "Dialog-Szenen" untergebracht. Die Technik ist mehr wie altbacken, viele Dinge sind nicht mal animiert. Aber es hat mich richtig gefesselt. Mehr wie Tales of Vesperia. Dieses Spiel hat einfach Ideen gehabt und vielleicht hat es auch etwas, was heutige Rollenspiele nicht mehr haben - etwas selber zu interpretieren.
Heutige Rollenspiele verhalten sich oftmals wie Filme. Es wird jede Szene 1:1 dargestellt. Dadurch sitzt man oft z.B. 1-2 Stunden in den Städten rum, dadurch gibt es auch weniger Städte und Gebiete und die Story ist oftmals auch nicht so voluminös. Bestes Beispiel ist im Vergleich Lost Odyssey. Es ist wirklich filmreif. Es hat eine tolle Grafik, einen tollen Soundtrack und lange taktische Kämpfe. Auch die Charaktere sind größtenteils recht interessant, was gute Dialoge hervorbringt. Aber die Hauptstory? Die kann man in drei Sätzen erzählen. Es gibt 3-4 wirkliche Städte, von denen aber nur drei wirklich Bezug zur Hauptgeschichte haben. Wenn man das Spiel durch hat, hat das Ganze einen richtig faden Beigeschmack.
Einen anderen, als Final Fantasy VII z.B. hatte. Ich weiß genau, wie ich damals in Midgard war. Es war mein erstes Rollenspiel seit Secret of Mana. Diese Stimmung, die das Spiel aufgebaut hat. Und dabei hat auch dieses Spiel sicherlich Schwächen und baut auch streckenweise ab. Aber es hat einen die meiste Zeit gefesselt, hatte eine richtige, einmalige Idee und machte süchtig.
Auch Final Fantasy VIII hatte sowas. Die Charaktere, die relativ nachzuvollziehenden Charaktere mit der eingebrachten Liebesgeschichte. Es war irgendetwas da, was einen neben den ganzen Rollenspielaspekten dazu gebracht hat, es wirklich durchzuspielen. Wissen zu wollen, wie es weitergeht.
Das ich nun hier gezielte Beispiele einer Serie nenne, heißt nicht, dass es nur gute Final Fantasy Spiele gab. Ich nenne sie nur als Beispiel. Vor allem auf der PlayStation 1 wüsste ich reihenweise solcher Spiele.
Mittlerweile gibt es diverse Dinge, die seit der PlayStation 2 aufgetreten sind und vor allem nun auf der Xbox 360 sehr stark auswuchten. Die Rollenspiele sind größtenteils klischeehafter, kommen oftmals ohne Wendungen raus und allen fehlt ein richtiger guter neuer Plot sowie einen Widersacher, der irgendwie interessant ist.
Und wenn ich nochmal auf die Atmosphäre und Stimmung eingehen darf. Irgendwie verbreiten Tales of Vesperia, Infinite Undiscovery, Star Ocean 4, The Last Remnant und Eternal Sonata allesamt eine ähnliche Atmosphäre, haben irgendwelche Ähnlichkeiten im Design, der Erzählweise, den Charakteren. In jedem dieser Spiele gibt es einen sachlichen, aber etwas ruppigen Helden, ein Mädchen, welches nicht gerne kämpft und irgendwie krampfhaft versucht "süß" zu sein; eine Person, die übelst schnell gereizt ist, dumme kleine Jungen, die vollkommen aufgedreht sind und teilweise Spiele richtig kindlich wirken lassen und eine mysteriöse Person, die aber nur mysteriös genug ist, um zwanghaft interessant wirkend zu sein.
Was ich mich nach all dem immer frag ist, ob man einfach zu verwöhnt ist. Vielleicht hat man einfach zu viel gesehen und kann sich nicht mehr richtig überraschen lassen. Das letzte Rollenspiel, was mich begeistern konnte, war Star Ocean 3 und vielleicht zum Teil auch Final Fantasy XII. Ich möchte nicht sagen, dass alles heute schlecht ist, im Gegenteil. Die aktuellen Rollenspiele sind fast durch die Bank gut, aber irgendwie bleibt nach dem Durchspielen einfach nichts mehr da. Würde gerne wissen, wie ihr da seht.
PS: Leute, die nur die These gelesen haben und flamen wollen und zu der Erkenntnis kommen, dass es heute auch gute Spiele kommen, brauchen nicht posten und haben den Post nicht richtig verstanden!
Geändert von Square (04.09.2009 um 01:17 Uhr)
Projekte:
• Eternal Legends (2000-2002), Plattform: RPG Maker 2000
• Eternal Legends II (2003-x), Plattform: RPG Maker 2003