Dieses Wochenende werde ich zwar keine neuen Facesets präsentieren, dafür ein bisschen von den bereits angekündigten Hintergrundgeschichten zeigen.
In den Spoilern findet ihr die ersten zwei Kapitel von Niaras Geschichte (insgesamt gibts drei).
Ich habe bewusst Niara gewählt, da in diesen Kapiteln nichts gespoilert wird. Die Kapitel zeigen lediglich Niaras Weg zur Götterdienerin.
Zunächst ein kleines Vorwort:
Wächter und Götterdiener sind nicht rein. In ihnen ist die Kraft des Ewigen Flusses, der Puls, besonders stark. Sie sind unreiner als jeder andere. Sie akzeptieren ihre Unreinheit als Gabe zum Schutz der Reinen und der göttlichen Ordnung.
Was sind Götterdiener und was unterscheidet sie von den Wächtern? Den Vertretern der Götter, den sogenannten Wächtern, stehen die Götterdiener treu zur Seite. Bei ihnen handelt es sich um die ergebensten Diener des Zentrums, welche von den Wächtern erwählt wurden an ihrer Seite für die Götter zu kämpfen. Jedem Wächter ist ein Götterdiener unterstellt. Jeder Wächter darf seinen Götterdiener weitgehend selbst bestimmen - sofern die Mehrheit der anderen Wächter nicht ihr Veto einlegt. Im Gegensatz zu den Wächtern, die von den Göttern ewiges Leben geschenkt bekamen, erhalten Götterdiener durch den Willen der Wächter eine befristete Unsterblichkeit. Ihr Leben wird durch die Macht der Götter so lange künstlich verlängert wie es ihrem Wächter beliebt. Ein Götterdiener altert nicht und ist gegen jegliche Krankheit immun. Dies wird auch als Gabe der Götter bezeichnet.
Erweist sich ein Götterdiener jedoch als unwürdig, verliert er seine Macht und wird wieder zum gewöhnlichen Unreinen.
Somit wird sichergestellt, dass nur die fähigsten und ergebensten Diener des Zentrums diesen Rang bekleiden können.
Die folgende Geschichte ist ein Auszug aus dem frühen Leben der Götterdienerin Niara und berichtet von ihrer Motivation und ihrem Weg an die Spitze des Zentrums.
Niara - Kapitel 1: Vergänglichkeit
Vergänglichkeit… Wir alle sind ihr Unterworfen. Der Tod war für jeden Unreinen allgegenwärtig. Aber damals, als ich sechzehn Jahre alt war, erfuhr ich die Bedeutung dieses Wortes erst wirklich. Ich lebte mit meiner Familie in einem kleinen Dorf westlich von Voos. Es war kein sehr glückliches Leben, aber auch kein allzu trostloses. Ich folgte schon damals den Fussstapfen meines Vaters und wurde Jäger, bereits als ich dreizehn war. Ich hatte ein aussergewöhnliches Talent, wie viele behaupteten. Aber all meine Fähigkeiten waren wertlos, als das Unheil über uns hereinbrach. Einer unserer Jäger infizierte sich bei der Jagd mit einer gefährlichen, höchst ansteckenden Krankheit.
Äusserlich gab es nur wenige Anzeichen. Anfangs litten die Infizierten an Atemnot, dann bluteten sie aus den Augen, husteten schwer. Ihr Fieber erhöhte sich laufend und konnte nicht gesenkt werden. Die meisten waren innerhalb von zwei Wochen dahingeschieden. Und so bedeckten mehr und mehr Leichen den Boden. Es blieben nicht mehr viele von uns übrig. Ich war die letzte, die nicht befallen war. Aber wie lange noch?
Ein Funken Hoffnung sprang in uns auf, als Vertreter des Zentrums uns besuchten. Aber sie waren nicht gekommen, um uns zu helfen. Sie waren gekommen, um die Krankheit auszurotten. Dazu brannten sie alles nieder. Auch die noch lebenden. Ich versuchte zu entkommen, doch der Anführer der Gardisten hatte mich schnell gepackt. Es war ein Götterdiener. Als einziger war er nicht verhüllt. Weder Hände noch Gesicht. Als er sein Schwert zog, um mich zu erstechen, lachte ich ihn aus, weil er auch bald von der Krankheit befallen sein würde. „Weisst du denn nicht, dass Götterdiener ewig leben?“ grinste er. Plötzlich ging ein Gewehrschuss los. Der Götterdiener blutete im Gesicht. Vater hatte einem Gardisten die Waffe gestohlen und wollte mich beschützen. „Lauf, Niara!“ schrie er. Ohne nachzudenken rannte ich los. Immer weiter. Hinter mir verstummten die Rufe meines Vaters mit einem weiteren Schuss. Aber ich blickte nicht zurück.
Als ich mich in einer Höhle versteckte, musste ich um Vater weinen. Ich zitterte, als ich meine Hände betrachtete. Sie waren voller Blut. Erst jetzt bemerkte ich, dass es mit den Tränen aus meinen Augen strömte. Auch ich war befallen, mir würde nicht mehr viel Zeit bleiben.
Drei Wochen waren vergangen, doch nur wenige der Symptome zeigten sich. Zwar schwach, aber sie waren da. Dank meines starken Pulses würde mir mehr Zeit bleiben, als den anderen. Aber wieviel? Ich fürchtete mich vor dem Tod. Ich wollte weiterleben. Eines Nachts träumte ich vom Tag, als das Zentrum das Dorf niederbrannte. Ich träumte vom Götterdiener. Er war immun gegen die Krankheit. Wäre ich doch nur wie er!
Niara - Kapitel 2: Der Weg zur Unsterblichkeit
Ich konnte den Gedanken einfach nicht mehr loslassen. Als Götterdiener würde ich überleben. Ich musste einen Weg finden, das Vertrauen eines Wächters zu gewinnen. So trat ich dem Zentrum bei und wurde zur Gardistin. Die Ausbildung war hart. Zwar waren meine Fähigkeiten den meisten überlegen, doch suchte mich meine Krankheit immer wieder heim und schwächte mich. Ich musste sie vor den anderen um jeden Preis verbergen, denn sie würden mich töten. Ich schaffte es, die Ausbildungszeit zu überstehen und so wurde ich nach zwei Jahren zur Gardistin ernannt. Aber von den Götterdienern war ich noch weit entfernt und die Krankheit machte sich immer stärker bemerkbar. Ich musste einen schnellen Weg finden.
Frauen waren unter den Gardisten eine Seltenheit. Einerseits wurde ich so als Aussenseiterin behandelt und oft gedemütigt. Andererseits merkte ich schnell, dass weibliche Reize durchaus ihre Wirkung hatten. Ich musste meinen Vorgesetzten nur etwas Zuneigung vorheucheln und ich bekam, was ich wollte. Leider vielen die armen Hunde ebenfalls meiner Krankheit zum Opfer und ich musste jeweils einen Unfall bei einer Mission vortäuschen. Wie dem auch sei kam ich so sehr schnell in die höheren Ränge und war den Götterdienern nah. Nach einem weiteren Jahr wurde ich endlich einem Götterdiener zugeteilt, um ihn auf einer Mission zu begleiten.
Das Schicksal wollte es so, dass dieser Götterdiener der Mörder meines Vaters war. Sein Name war Markus. Zum Glück hatte mich dieser Markus inzwischen vergessen und erkannte meine Identität nicht. Auch ihn konnte ich schnell um den Finger wickeln. Nach kurzer Zeit stellte mich Markus Wächter Garas vor. Ich arbeitete nun offiziell direkt unter Garas und assistierte Markus bei seinen Missionen. Inzwischen hatte sich meine Krankheit verschlimmert. Durch den immer stärker werdenden Husten konnte ich sie nur schwer verbergen. Solange ich die Uniform trug, waren immerhin die Augen geschützt. Aber ohne sie war ich den Blicken ausgeliefert. So geschah es, dass ich eines Morgens in Markus Bett einen Anfall erlitt. Er strich mit seinem Finger über das Blut auf meiner Wange und blickte mir in die Augen. Er begriff jetzt, wer ich war.
Seine Augen waren voller Entsetzen. Doch bevor er seinen Mund öffnen konnte, rammte ich einen Dolch in seinen Bauch. Ich fürchtete einen solchen Vorfall, deshalb behielt ich meine Waffen immer griffbereit neben dem Bett. Aber ein Götterdiener war so leicht nicht zu töten. Er packte mich und schmetterte mich gegen die Wand. Für mich schien es aus zu sein. Da begannen plötzlich die Sirenen zu heulen. Ein mächtiger Dämon griff unser Fort an, ein fliegender Feuerdrache. Er wurde wohl von der grossen Ladung Aderkristallen angezogen, die am vorherigen Tag von den Minen hierher transportiert wurde. Als die Gardisten auf die Drachenbestie schossen, verlor diese kurz die Orientierung und rammte den Turm, in dem wir uns befanden. Die Mauern stürzten über Markus zusammen. Als er hilflos in der Ecke lag, entfachte ich mit meinem Puls ein Feuer, das diesen widerlichen Götterdiener verbrannte. Genau so, wie er es mit meinem Dorf gemacht hatte. Durch die Brandnarben würde ausserdem jeder denken, dass es sich um das Werk des Dämons handelte.
Nachdem der Drache von Wächter Garas getötet wurde, erhielt Markus ein ehrenvolles Begräbnis. Nun stand meiner Ernennung zur Götterdienerin nichts mehr im Weg, dachte ich. Aber dann kam sie dazwischen.
So, ich hoffe dies gibt einen Vorgeschmack auf die Hintergrundgeschichten. Bisher sind 12 Kapitel fertig, etwa 6 sind noch zu erledigen. Eventuell werde ich noch weitere posten, sofern sie Spoilerfrei sind.