Christine ritt weiter nach Westen in Richtung Wüste und blieb vor der Gerudo-Festung stehen, außerhalb der Sichtreichweite der Wachen. Die Schwertmaid wusste, dass die Gerudos Fremden gegenüber nicht sehr freundlich gesinnt waren. Zwar hatten es weibliche Kämpferinnen bei Weitem einfacher, die Gunst der Gerudos zu bekommen, als männliche Kämpfer, doch wusste die Maid, dass ihre hyrulanische Rüstung sie wohl sehr schnell in einen Käfig bringen würde. Es half alles nichts. Wenn Sie von den Gerudos akzeptiert werden wollte, um in die Wüste vorzudringen, müsste sie sich jetzt von dem glänzenden Stahl trennen. Mit schwerem Seufzen legte sie ihre schwere Rüstung ab und darunter kam die abenteuerliche grüne Kleidung zum Vorschein. Christine überlegte kurz, die Rüstung in ihrem Gepäck zu verstauen, verwarf aber den Gedanken sofort wieder. Sicherlich würde ihr Gepäck überprüft werden und eine Rüstung wäre in der Wüste sowieso eher hinderlich als nützlich.

Die junge Frau spähte um sich, um sicher zu gehen, dass Sie keiner beobachtete. Als die Maid sicher war allein zu sein, versteckte sie ihre Rüstung in einer kleinen trockenen Bergnische und verschloss diese mit herumliegendem Gestein. Dabei gab Sie sich sehr viel Mühe, dass dieses Versteck so natürlich geformt wie möglich aussah, damit keiner auf die Idee kommen konnte, dort etwas Wertvolles zu vermuten. Nach dem ihr Werk getan war, ging sie einige Schritte zurück und begutachtete ihr Werk prüfend. „Gut... wenn ich zurückkomme werde ich meine Sachen wieder finden.“ murmelte sie gewissenhaft vor sich hin und prägte sich die Umgebung genau ein. Nachdem sie alles erledigt hatte, stieg sie wieder auf ihr Pferd und öffnete die Schleife in ihrem Haar, damit die hoch gebundenen Haare, wie ein goldener Fluss an ihr herunterhingen. „Gut... damit sollten die Gerudos nicht auf die Idee kommen, dass ich einen hohen Stand in Hyrule hatte.“

Mit einem schnelleren Galopp ritt sie nun direkt auf die Festung der Wüstenamazonen zu. Kaum hatte sich Christine der Festung genähert, wurde sie sofort von zwei schlanken bekleideten Kriegerinnen mit Speeren aufgehalten. Mit einem kalten und prüfenden Blick studierten sie die Reiterin und hielten ihr die Speere drohend entgegen. Mit einer für Frauen sehr tiefen und starken Stimme befahlen sie Christine: „Halt! Was habt ihr hier zu suchen? Hier ist für euresgleichen kein Zutritt!“. Dabei verzogen sich die Augenbrauen böse nach unten und untermalten dabei die sehr skeptische Art der Gerudos. Die Schwertmaid lies sich davon aber nicht einschüchtern. Mit selbstsicherer und bestimmte Stimme antwortete sie: „Ich habe dringende Geschäfte im Wüstentempel zu erledigen. Ich bitte euch darum, mich hindurch zu lassen.“

Eine der beiden Wachen zischte der Hyrulianerin höhnisch entgegen. „Tzk. Meinst ihr wir lassen jeden unwürdigen Dahergelaufenen hindurch? Wenn ihr an uns vorbei wollt, müsst ihr uns schon beweisen, dass ihr würdig seid und eine unserer Prüfungen bestehen!“ Christine hörte sich alles ruhig an und nickte dann zum Schluss. „Gut, ich werde mich euren Prüfungen unterziehen.“ antwortete die Schwertmaid selbstbewusst. Die Reaktion der Gerudos darauf war ein hämisches und vorfreudiges Grinsen, welches an hungrige Geier erinnerte. die um ihre Beute kreisten. „Ihr wisst gar nicht, was euch erwarten wird, aber wenn ihr den schnellen Weg in den Tod sucht, gerne.“ sagte eine der Gerudos. „Steigt von eurem Pferd ab und folgt mir.“ fügte sie hinzu und in ihren Augen konnte man sehen, dass sie sich auf das Bevorstehende freute.

Christine wurde es nun etwas mulmig zumute. Sie wusste zwar, dass die Wüstenamazonen ein sehr misstrauisches uns teils auch gefährliches Volk waren, aber das Verhalten der beiden Wachen beunruhigte sie doch sehr, besonders auch deswegen, weil sie nicht wusste, was sie nun erwarten würde. Galant sprang die Schwertmaid von ihrem Ross ab und folgte der einen Gerudowache in die Festung, die andere Wache beschlagnahmte sofort das Pferd mit dem Gepäck und begann mit der Überprüfung.