OK, ich habs jetzt auch bereits eineinhalb Wochen und bin bis in Welt 5 oder so gekommen, deshalb geb ich jetzt mal folgendes Review ab:
Donkey Kong Country Returns wird seinem Namen zu 100% gerecht.
Donkey Kong Country ist wieder da!
"Retro is the new Rare", dieser Satz wird bei mir so lange im Hirn feststecken, bis Nintendo die Retro Studios für 375 Mio. € an Microsoft verkauft, weil sies nich mehr drauf haben, was zum Glück (noch?) nicht der Fall ist. Retro Studios haben ein Effekte-Feuerwerk abgeliefert, das alle Sinne flutet.
Ich fang mal beim offensichtlichsten an: bei der Grafik.
HOLY FUCKING CRAP, DUDE!
Wunderschön! Es könnte auf den HD-Konsolen nicht besser aussehen (naja, außer vielleicht...in HD). Was Retro aus der Wii gezaubert hat, sieht in meinen Augen sogar besser aus als Super Mario Galaxy. Überall passiert etwas. Im Vordergrund. Im Hintergrund. Im Bild. Außerhalb vom Bild. Wenn mal nichts passiert, hat das nur den Grund, dass man keine Tasten drückt.
Es fängt schon in den Dschungel-Stages an: Alles ist voller Bäumen und andere Flora. Die Farben sind brilliant. Die Menge an Details ist beinahe schockierend, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass das hier auf einer Wii (und somit der aktuell technisch schwächsten Current-Gen-Konsole) läuft. Man stellt sich allen ernstes die Frage, unter welchen Steinen die 3rd Parties eigentlich schlafen (außer die 3rd Parties heißen Capcom, die immerhin noch mehr als überdurchschnittliche bis erstaunliche Grafiken auf der Wii zaubern können, siehe Zack & Wiki, Tatsunoko vs. Capcom oder Dead Rising CTYD).
Was mich ein wenig wundert ist, dass Donkey und Diddy in den Leveln 2D gerendert werden. Man erkennt es auf einer originalen Wii natürlich nicht. Mir wäre es auch nie aufgefallen, hätte ich es nicht im Neogaf gesehen.
Kurz gesagt: Donkey und Diddy existieren zwar in den Cutscenes als 3D-Polygon-Modelle, sobald es aber in kontrollierbares GamePlay überschwenkt, werden sie plötzlich zu 2D-Sprites, die jedoch in Echtzeit generiert werden (also keine vorgerenderten Sprites, wie es im Original DKC1 noch der Fall war).
Wirklich sichtbar wird das aber auch nur auf Emulatoren.
Machen wir weiter mit der Steuerung:
Wie Knuckles schon gesagt hat: Wer sich das Spiel wegen der Steuerung nicht kauft (Stichwort: Waggling), gehört geschlagen. Die Steuerung geht bereits nach 2 Minuten in Fleisch und Blut über. Simpler geht es nicht, und dabei bleibt die Steuerung jederzeit 100% präzise und ausführbar, selbst das Schütteln der Fernbedienung (um eine Rolle mit Donkey Kong auszuführen, bzw. um Diddys Peanut Pistol zu benutzen) wird stets erkannt. Wenn es nicht erkannt wird, hat man nicht geschüttelt.
Wenn ich mal danebengesprungen bin, lag das nicht an der Steuerung, sondern schlicht an mir und meinem schlechten Timing. Die Steuerung ist einfach mehr als ideal. Klar, irgendwo hätte ich mir auch gewünscht, dass man auch mit dem A-Knopf eine Rolle ausführen kann, aber es geht nicht, und trotzdem bin ich zufrieden, weil es schlicht und ergreifend trotzdem FUNKTIONIERT!
Nun zu meinem Lieblingspunkt: Der Sound.
Erste Sahne. Das Gros der Aktionen ist mit carttonigen Sounds unterlegt, die nie fehl am Platz wirken. Außerdem kann man allein durch die Töne alles voneinander unterscheiden. Frösche machen andere Geräusche als Vögel oder Fleischfressende Pflanzen, was nur logisch klingt. Es wird eingehalten und das muss auch so sein.
Als bester Punkt im ganzen Spiel ist aber der Soundtrack. OH MEIN GOTT! DIESER SOUNDTRACK!!!
Erstmal einen WAHNSINNIG FETTEN Respektpunkt an Kenji Yamamoto. Er hat nicht nur das DKC-Feeling, das durch David Wise geprägt wurde, eingefangen, er hat sogar die Latte um mindestens 10 Stufen nach oben geschoben!
Geschätzte 75% des Soundtracks basieren auf den Original-Songs des ersten Donkey Kong Country-Teils auf dem SNES. Manchmal hören diese sich sogar sehr ähnlich, wenn nicht sogar genau gleich an, was allerdings überhaupt kein Minuspunkt ist, da DKC1 bereits auf dem SNES phänomenale Maßstäbe für Konsolen-Soundtracks setzte.
In den meisten Fällen wurden die Songs jedoch erweitert oder drastisch arrangiert. Man fragt sich also sehr häufig, ob man diese Melodie nciht kennt und klatscht sich danach erstaunt an den Kopf, wenn man bemerkt, dass dieser Song aus diesem und jenem Level aus DKC1 stammt, sowie außerordentlich gut arrangiert wurde.
Aber auch die restlichen 25% des Soundtracks, die definitiv neu sind, weiß auf jeden Fall von sich zu überzeugen. Mein Liebling unter den neuen Songs ist Mine Menace, inklusive seinen vielen Variationen:
Alle Musikenthusiasten werden sicher verstehen, wie klasse sich eine Big Band im 5/4-Takt anhört, welcher dann plötzlich, aber nicht unpassend in einen 4/4-Takt wechselt, bis sich die Melodie wiederholt.
Traumhaft!
Ich habe mir den Soundtrack bereits besorgt und kann nicht aufhören, ihn zu hören. Wäre es möglich, jedes 2D-Jump'n'Run der NES- und SNES-Ära mit diesem Soundtrack zu versehen, würde ich es tun.
Der einzige, winzigst kleine Minuspunkt, den der Soundtrack erhält (auch wenns mir weh tut), ist, dass er synthetisch ist. Es sind keine echten Instrumente, was ich wirklich, WIRKLICH schade finde. Ich hoffe, dass es viele dieser Songs in diverse Live-Orchester schaffen (wie Play! A Videogame Symphony, oder das alljährliche Symphonic X-Konzert des WDR Rundfunkorchesters).
Und nun zum letzten Punkt: Der Schwierigkeitsgrad.
OHOHOHOOOO BOY!
Eins vorneweg: Donkey Kong Country Returns ist nicht einfach nur schwer. Es ist NINTENDO HARD!!!
Zugegeben, ihr werdet selten, vermutlich überhaupt nicht den Game Over-Bildschirm sehen. Dafür liegen einfach zuviele Bananen in den Levels rum (100 Bananen = 1 Leben). Außerdem kann man sich in Crankys Shop 7 Leben für 15 Bananen-Medaillen holen, und auch von letzterem gibt es so viel, dass man gar nicht weiß, wohin damit.
Aber nur weil es Leben im Überfluss gibt, macht es das Spiel noch lange nicht leicht!
Ich bin ja eigentlich ein ziemlich begeisterter und doch recht begabter Gamer. Ich meistere viele Situationen, passe mich schnell an und...äh...meistere viele Situationen. Meistens ohne zahlreichem Verlust des kostbaren, virtuellen Lebens. Darauf konnte ich bei DKCR genauso gut kacken, das Spiel mag mich nicht. Es mag mich nicht, es mag euch nicht, und es mag NIEMANDEN! Aber es hat häufiger mal einen guten Moment und lässt euch bis zum Ziel durch.
DKCR ist kein "I wanna be The Guy", dafür ist es nicht sadistisch genug. Aber es ist trotzdem schwer.
Wenn ich es auf eine Stufe mit aktuellen Spielen stellen müsste, um den Schwierigkeitsgrad zu vergleichen, könnte ich mich nicht zwischen Super Mario Galaxy und Super Meat Boy entscheiden.
Es ist schwer. Wirklich schwer. Ein Beispiel: In einem Level in der dritten Welt hatte ich anfangs 75 Leben auf dem Counter (Anmerkung: Die Anzahl der Leben wird im Spielstand festgehalten. ZUM GLÜCK!!). Als ich diesen einen Level beendet habe, betrug mein Life-Counter 48. Dadurch, dass ich hier und da genug Bananen gefunden habe, um ein Extra-Leben zu erhalten, darf ich getrost behaupten, ca. 35 mal in diesem einen Level gestorben zu sein. Das war in Welt 3. Das Spiel hat 7 oder 8 Welten. Denkt mal drüber nach.
Auf der anderen Seite ist das Spiel für mich auch nur aus dem Grund so schwer, weil ich mich partou weigere, den sogenannten "Super Guide" zu verwenden, den viele wahrscheinlich bereits aus New Super Mario Bros. Wii kennen.
Der Super Guide ist im Prinzip die helfende Hand, die dir ausgestreckt wird, wenn du zu mindestens 10 mal oder so in einem Level gestorben bist. Sobald dies der Fall ist, hat man die Möglichkeit, am Anfang des Levels oder an einem Checkpoint in diesem Level den Super Guide anzuschalten. Dieser schafft dann automatisch den Level, allerdings gehen alle Items, die währenddessen eingesammelt werden, verloren. Man kann jedoch jederzeit diesen Guide wieder abschalten und selbst die Steuerung ab diesem Punkt übernehmen und somit den Level selbst vollends beenden.
Eine sehr gut Zugabe für die jüngeren, neueren oder schlicht unbegabteren Gamer unter uns.
Alles in allem muss ich sagen: WOW! Retro Studios hat es wirklich, wirklich drauf. Wenn ich diesem Spiel eine Note vergeben müsste, wäre das eine glatte 1. Eine 1+ wärs gewesen, wenn der Soundtrack von einem echten Orchester eingespielt worden wäre. Ja, das ist mein einziger Kritikpunkt.
Ich werde nun das Spiel weiter spielen und den Fernseher dabei nochmal ne Stufe lauter stellen.