David Foster Wallace: Infinite Jest
Wow. Das Wort wird wohl vielen in den Sinn – wenn nicht tatsächlich über die Lippen – kommen, wenn sie dieses Buch zum ersten Mal näher anschauen. Ich habe ja schon etliche schwere Wälzer bezwungen, aber das …
Über einen Kilo schwer (als Taschenbuch!). 981 reguläre (relativ großformatige, dicht bedruckte) Seiten. Zusätzlich 97 (siebenundneunzig!) Seiten (in deutlich kleinerer Schrift) mit insgesamt 388 Fußnoten. Einige der Fußnoten gehen über bis zu 19 Seiten und haben freaking Unterfußnoten! O__O
Kombiniert mit einer recht weit gefächerten Erzählung über eine erfundene Welt, die Jahresnamen statt Jahreszahlen verwendet (was eine zeitliche Einordnung der komplett unchronologischen Kapiteln stark erschwert), ergibt das ein Buch das mit dem Steppenwolf in puncto benötigter Leserkonzentration wohl nicht mal spielen dürfte, da Kleinteile eingeatmet oder verschluckt werden könnten. <__<"
Oh, und habe ich schon erwähnt, dass die meisten Kapitel jeweils aus der PoV beteiligter Personen geschrieben sind, und manche davon in derart grauenhaftem Slang, dass man ihn kaum lesen kann? Auch nicht gerade eine Hilfe – speziell wenn man teils keine Ahnung hat, warum man ein bestimmtes Kapitel gerade liest, weil es scheinbar null mit irgendetwas davor zu tun hat (und die Hauptfigur nicht vorgestellt wird, sondern einfach zu erzählen anfängt).
Ich bin mittlerweile in etwa bei Seite 200, und auch wenn ich im Moment noch hoffen muss, das bisher Gelesene irgendwann später komplett verstehen zu können, ist es doch bisher recht interessant, zu großen Teilen auch unterhaltsam und teils sogar recht witzig (obwohl ich mir in der Hinsicht eigentlich mehr erhofft hatte). Ein endgültiges Urteil wird wohl noch warten müssen, bis ich die restlichen 80% auch hinter mich bringe, aber bisher muss ich mich jedenfalls nicht zwingen und lese gern, was bei so einem Brocken ja immerhin schon was ist. ^^"
...
Und jetzt bin ich endlich durch! x__X (Schwammige Halb-Spoiler ahead. Spoilerfreie TL–DR-Version: TL–DR.)
Das Schlimmste zuerst: Das Buch hat ein offenes Ende.
Ja, nach tausend Seiten und einigen Wochen recht intensiven Lesens hat der noch nicht mal den Anstand, das Buch halbwegs abzuschließen! x__X Stattdessen tauchen nur immer weitere Fragen, einige halbgare Aufklärungen und zigtausend wirre Andeutungen, die alles oder nichts bedeuten können, auf.
Das erste Kapitel des Buchs spielt im Jahr nach den anderen Haupt-Geschehnissen, wirft recht groteske Fragen auf – Auflösung: njet. Gerade mal eine Andeutung, was in etwa passiert sein könnte, bekommt man. Applaus.
Ich muss zugeben, bevor ich wusste, wie enttäuschend das Ende sein würde, habe ich doch teils recht begeistert gelesen. Hinderlich war nur, dass die interessanten Kapitel immer wieder von den belanglosesten, zachesten, langgezogensten vorstellbaren Kapiteln unterbrochen wurden, die z.B. die Tag- und Nacht-Träume eines unter starken Schmerzen leidenden Krankenhauspatienten detailliertest beschreiben. Informationsgehalt nahezu null, im Endeffekt liegt er einfach bis zum Buchende nur mehr rum und hat absolut nichts (mehr) mit der Handlung zu tun. >__<
Naja, aber andere Kapitel haben mich schon recht gefesselt, und er hat teils auch einen recht guten (wenn auch sehr zurückhaltend eingestreuten) Humor. Am Ende wurden die Story-Kapitel dann sogar so spannend, dass ich so richtig zum Weiterlesen gezwungen wurde, um zu erfahren, wie's jetzt ausgeht. Konnte ja nicht ahnen, dass die Antwort „Gar nicht!“ lauten würde …
Fazit jedenfalls: Imo gemessen an der Story und daran, dass sie da aufhört, wo normal in etwa das letzte Viertel anfangen sollte, etwa um den Faktor 5 zu lang. Auch nicht gerade einfach geschrieben, und über weite Strecken hat man das Gefühl, er macht den Lesern gerne Sachen zu fleiß. Würde es nicht weiterempfehlen.
Terry Pratchett: I Shall Wear Midnight
Wow, was für ein Kontrastpunkt in so ziemlich allen Belangen! XO Habe ich jetzt seit gestern (trotz Schlaf u.a.) in nicht mal 24 Stunden durchgelesen. Pratchett mal wieder in voller Stärke! Kurzweilig, nahezu durchgehend lustig und spannend, und auch keine allzu arge Schwäche auf den letzten Seiten wie sonst. Also eigentlich wirklich so ziemlich das exakte Gegenteil von Infinite Jest. XD Pratchett-Fans unbedingt zugreifen!
So, und als nächstes, wenn ich schon dabei bin … George R. R. Martin: A Game of Thrones George R. R. Martin: A Clash of Kings George R. R. Martin: A Storm of Swords George R. R. Martin: A Feast for Crows George R. R. Martin: A Dance with Dragons
Erstmal zur Auffrischung wieder die ganzen alten Bände von Martins genialer A Song of Ice and Fire-Reihe (habe kaum mehr irgendeine Ahnung, was in den letzten Bänden passiert – nur bei Band 1 kann ich mich seltsamerweise ganz gut erinnern XO), und anschließend endlich den lang ersehnten fünften Band!
Wurde allerdings schon gewarnt, dass er leider nicht so besonders ist. :-/ Aber gut, mit den dadurch wieder gesenkten Erwartungen ist er ja vielleicht trotzdem ganz unterhaltsam. Außerdem fand derjenige, der mich gewarnt hat, unglaublicherweise auch schon First Among Sequels schlecht!
Kaufen werde ich mir den letzten Band dann aber erst als Paperback – grauenhaft, wie lang man da warten muss. x__X Borge ich ihn mir erst mal halt aus …
Und hoffe, dass Band 6 den Trend nicht fortsetzt, und noch dieses Jahrzehnt rauskommt. <__<""
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