IMO ist es annähernd verbrecherisch, das Verhalten einer Nationalität auf Sichtworte zu reduzieren. Im allgemeinen drückt sich das Spezifische eher in einem Halo aus, der entsteht wenn sie viel schreiben oder wenn viele einer bestimmten Nation zusammen ganz oft wenig schreiben.

Und selbst dann ist der Gruppencharakter nicht im expliziten, sondern im Impliziten zu finden, in der Art, wie Themen umschifft oder angefasst werden.

Wenn ich z.B. ein ganz einfaches Beispiel bringen kann: Niemand in Österreich würde sagen: "Ich bin aus Graz", wenn sie oder er Steierer ist und aus einem Dorf in der Nähe von Graz kommt.
Bei Deutschen hingegen erlebe ich es immer wieder, dass sie "Aus München" sind oder "Aus Köln", obwohl sie faktisch dreißig Kilometer von der Stadt in einer separaten Gemeinde wohnen. Es scheint hier einen durch die Gemeindeverwaltungsstruktur bediengten Unterschied in der Selbstwahrnehmung zwischen Österreichern und Deutschen zu geben.

Ähnlich ergeht es mir auf 4chan. Manchmal kann ich einzelne User damit zum Lachen bringen, dass ich sie darauf hinweise, wie überaus Amerikanisch ihre Aussage und Herangehensweise in diesem und jenem Fall wieder war.

Etwas anderes, dass schonn einigen Leuten aus meinem Bekanntenkreis aufgefallen ist, ist dass es stressig ist, als Ausländer in der Schweiz zu studieren. Denn als Nicht-Schweizer hat man anscheinend immer ein bischen den Schwarzen Peter gezogen. Fairerweise muss aber auch gesagt werden, dass in Österreich der Isolationismus so seltsame Blüten trägt, dass unser Verhältnis zu den Nachbarn zurzeit der Mauer und Reisebeschränkungen viel besser war als heute. Scheint, als ob Österreicher als Brieffreunde die perfekte Wahl wären.