Vladimirs Mundwinkel begannen sich langsam nach unten zu senken, als würde ein findiger Animationsprofi das Gesicht des Leibwächters in ein trauriges Walroßgesicht photoshoppen und mit echter Verzweiflung in den Augen blickte er in die Flasche und nur wer genau hinhörte, konnte ein flehendes und geflüstertes: "Nun, komm doch raus da..."
Endlich hatte es Vladi auch eingesehen und wer sich bisher keine Vorstellung von der sogenannten blutenden russischen Seele oder einer klassischen Balalaika-Melancholie machen konnte, der hatte nun die Chance, in ihm wie in einem offenen Buch zu lesen.
Er blickte Karl voller Ernst an und meinte: "Dass ist der schlimmste Tag von meinem Leb'n, schwöre."Dann erhellte sich seine Miene: "Aber heute morgen ist was Gramdi...Grampa...Grandio...was Tolles passiert! ich war in Japan seiner Hauptstadt, Shangheinz oder Tokio oder so un' da sagt mir so'n Kurier des Zar'n dasser ne Nachrich' für mich hat! Du errätst NIE, was da drin stand!!"
"Vielleicht eine Einladung für dieses Treffen hier?", warf Karl ein und Vladi schoss verbal sofort nach vorne.
"NJET! Falsch, DARIN war ne Einladung für... Ach so...Da... schon richtig. Woher weiß' du?
Ich mein', ich bin hier vor Jahr'n ab und weg un' trotzdem hat mich so'n Knilch in seinem Pestament reingeschrieb'n! Scheisse, keine Kug'l für'n Arsch die ganze Jahre un' nun bin ich reich."
Er sah sich glücklich grinsend um.
"Glaube ich... jed'nfalls. Blöd nur, dass die nun alle tot sin', so'n Massaker hat mir schon früher immer ein bissch'n die Laune verdorb'n, aber dafür gibt es zum Glück..."
Er blickte wieder verloren auf die Flasche und verstummte.
"Ich muss uns was zu trink'n such'n, wir müss'n unser Wiederseh'n feiern. Ich mein', bei deiner Familie, da hätte ich dich als Letztes gesuch', Junge."
Er marschierte in die Küche, die Flakjacke umspielte dabei seine Silhouette wie ein zu kurz geratener Superheldenumhang.