#026
STEVEN SEAGAL-A-THON - OUT FOR JUSTICE (dt.: Deadly Revenge - Das Brooklyn-Massaker) [1991]
Anhang 12724

Intro:
Es gibt Schauspieler...
Nein, moment: Es gibt Leute die in Filmen auftreten, denen man direkt auf den ersten Blick alles ansieht, was wichtig ist:

1. Wie bad-ass sie sind.
2. Wie schlimm ihr Frisör ist.
3. Wie gerne und wie viel sie essen und Sport machen.

Auftritt Steven Seagal.
Anhang 12725
Wem muss ich die Arme brechen um ein Sandwich zu bekommen?

Seagal ist mit Abstand einer der schlechtesten Schauspieler, aber einer coolsten Motherfucker die jemals in Actionfilmen zu sehen waren, falls das Sinn ergibt. Er startete seine Filmkarriere mit 35 Jahren auf dem Buckel (!) als er im Film Above The Law (in Deutschland bekannt als Nico) sein Debüt gab. Seagal ist Meister der asiatischen Kampfkunst Aikido, die sich vor allem um das bösartige Auskugeln, Brechen und Zerbröseln aller menschlichen Knochen dreht, die man so im und am Körper haben kann. Und für seine Filme gelten ein paar grundsätzliche Regeln:

1. Er stirbt NIE (Ausnahmen sind hier Executive Decision, wo sein Charakter innerhalb der ersten 45 Minuten das Zeitliche segnet, Hard to Kill wo er allerdings ab Akt 2 wieder lebt und The Keeper wo er ebenfalls fast tot ist um ab Akt 2 auf Rachetour zu gehen).
2. Er overkillt mindestens einen Bad Guy pro Film mit der Kraft seiner Aikido-Mastery.
3. Er trägt nen Pferdeschwanz oder begeht ein ähnlich schlimmes Verbrechen an seinen Haaren.
4. Er murmelt sich lustig durch die Dialoge, teilweise mit einem herrlich bananigen italienischen Fake-Dialekt (wie auch hier).
5. Man sollte nie die deutsche Synchrofassung seiner filme schauen, denn die sind nur halb so lustig wie der O-Ton.

Seagal hat nicht umsonst den Titel "Actionfilm's Jason Vorhees" weg, denn einige seiner Aktionen (vor allem im heute besprochenen Film) sind derart Slasher-mäßig, dass es einfach nur mega-gut ist. Und weil ich ein bischen Seagal-Awareness in eure Köpfe bringen will werde ich mich die nächsten Wochen mit einigen seiner besten und einigen seiner schlimmsten Filme beschäftigen. Zunächst meine persönlichen Top 5-Seagal-Flicks, an deren Spitzenposition ohne Zweifel Out for Justice steht - einer der spaßigsten Actionfilme aller Zeiten.

Story:
Die Story dreht sich um den Brooklyn-Cop Gino Felino (!!!), gespielt von Steven Seagal, der am Anfang des Films mit seinem Partner Bobby gezeigt wird, der maximal nur noch 5 Minuten zu leben hat da er schon im Intro von seiner Familie spricht. Die beiden hocken im unauffälligsten auffälligen Van der Filmgeschichte und warten darauf, dass... irgendwas passiert, als Seagal etwas sieht was ihm gar nicht gefällt: Der pimpigste Pimp seit A Pimp Called Slickback prügelt eine seiner Hoes lustig durch die Gegend. Und da nur Seagal das Recht hat, Frauen lustig quer durch irgendwelche Wohnbezirke zu boxen, steigt er aus und will dem Pimp eine Lektion erteilen. Er haut ihm volles Pfund auf die Fresse, klatscht ihn Kopf voraus durch die Windschutzscheibe eines Autos und BAM Titelsequenz. Das herrliche dabei ist, dass man von aus dem Auto heraus noch Seagal sieht, wie er dem nun k.o.isierten und quer im Auto hängenden Zuhälter noch einen "Lol, du wirst den Rest deines Lebens in einen Beutel scheißen und mit der Schnabeltasse essen!"-Blick hinterherwirft. Dieser Moment wird ge-freezeframe-t und Steven Seagals Name erscheint in grauen Capslock-Lettern unter seinem Gesicht.

*seufz* Ich vermiss jetzt schon die 90er...

Wie dem auch sei: William Forsythe (fuck yeah!) ist Richie, ein abgefuckter, durchgedrehter Drogenjunkie der die Mafia anführen will. Weil er einen schlechten Tag hat und ich es von Anfang an wusste, läuft er Bobby übern Weg und erschießt ihn mit gefühlt 120 Kugeln aus seinem Revolver - vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder. Das wiederum findet Seagal gar nicht so gut, also zieht er sich die albernste Klamotte an, die er gerade finden kann, setzt sich dazu das macho-mäßigste und latent homoerotischste Barret auf, was er dazu passend finden kann, schnappt sich eine Schrotflinte und ist von nun an OUT FOR JUSTICE, um folgendes herauszufinden: Anybody know why Richie did Bobby Lupo??? (Original-Zitat aus dem Film. Stellt euch dazu nen furchtbar gestellten italienischen Akzent vor)

Das ist tatsächlich alles, was an Story da ist. Auf dem Weg sehen wir noch Gina Gershon (mmmhhhh....), die von Seagal befragt wird während ich nicht anders kann als sie mir nackt vorzustellen. Und man sieht eine der unnötigsten Autojagden der Filmgeschichte, die allerdings in einer der besten Martial Arts-Szenen der Filmgeschichte mündet. Also: Alles gut.

Ach ja: Am Ende ist Forsythe tot und Seagal hat seine Quest for Justice erfüllt. Ende des Films.

Machart:
Out for Justice ist der stereotype Vigilante-Cop-Flick der 90er. Die Story ist Standard, die Dialoge schwanken zwischen grottenscheiße und unheimlich geil, die Performances sind herrlich over-the-top (vor allem Forsythe als kranke Mistsau ist toll) - aber die Action ist Gold. Absolutes Gold. Der Film verliert keine Zeit, die Story wird zwar abgeschlossen und es gibt sogar einige recht tragische Kniffe (z.B. dass der Vater von Richie nichts dagegen unternehmen kann, dass Seagal OUT FOR JUSTICE ist und ihn zu Tode killen wird. Und Ginos zweifelhafte Verbindungen zur italienischen Mafia werden auch angesprochen.), aber es gibt auf dem Weg genug geile Action, damit ja keine Langeweile aufkommt. Dazu gesellen sich circa 120 Verwendungen des Wortes "fuck", ein stattlicher Bodycount und die allgemeine Awesomeness von Seagal.

Vom technischen Aspekt her ist das hier ein schick aussehender B-Film: Das Editing ist klasse, die Spezialeffekte (= die Bluteffekte) sind spitze, der Soundtrack ist einfach geil (No - Sleep - Till Brooklyyyyy~n!) und der Score ist eine treibende Kraft, die Seagals Aktionen noch badassiger erscheinen lässt als sie es schon so sind. Natürlich enthält der Film alle möglichen Trademarks eines käsigen B-Actioners aus dieser Zeit:

- eine Montage
- zeitgemäße Klamotten (= grelle Jogginganzüge, pastellfarbene Designeranzüge, Dustermäntel und Seagals tuckiges Barret)
- eine sinnlose Autoverfolgungsjagd, die dazu da ist, um dem Film 5 Minuten mehr Lauflänger zu geben
- Koks und Nutten

Alles in allem ist das Ding auf jeden Fall ein spaßiger Ritt quer durch die Hintergassen von Brooklyn mit Over-The-Top-Gewaltszenen, Over-The-Top-Charakteren und Over-The-Top-beschissenen italienischen Akzenten. Absolut gloriös.

Bodycount:
Der Bodycount beläuft sich auf satte 20 + 1 der nicht ganz sicher ist (ein Mobster kriegt im finalen Showdown von Seagal sein Bein abgeschossen, es wird allerdings nicht gezeigt, ob er dadurch stirbt. Technisch ein Kill, aber praktisch eigentlich nicht...). Das hört zwar nicht nach viel an, allerdings zählt man hier ja nicht mit dazu, dass Seagal im Laufe des Films noch circa 20 Leuten die Fresse poliert und die Knochen bricht. Und hier liegt die Brillanz eines Seagal-Films: Wir wollen eigentlich nicht sehen, wieviele Bad Guys Seagal in Leichensäcke verfrachtet (hier killt Seagal satte 13 + der der nicht ganz sicher ist) - wir wollen sehen wie er in bester Slasher-Manier Leute mit seinem fiesen Aikido die Gelenke in Positionen verdreht, die sie direkt an die Beatmungsmaschine und Bettpfanne bringen.

Natürlich ist das hier ein R-Rated-Actionflick, somit sind die Gewaltszenen recht exzessiv inszeniert und satt am Bluteffekten. Und trotz aller kleinen Storykniffe langweilt der Film nicht: Seagal räumt eine ganze Bar, einen Metzgerladen, ein Appartementhaus und ein Wohngebäude jeweils voller Bad Guys im Alleingang. Zwischendrin gibts besagte Verfolgungsjagd, die Pre-Credits-Verprügelung des Pimps, eine weitere Schießerei in einer Bar und noch eine Verfolgungssequenz in einer Werkstatt und William Forsythe der ohne Grund ein halbes Dutzend Leute ermordet während er high auf Koks ist. Also ja: Perfektes Actionreißer-Format, gequetscht auf circa 90 Minuten Lauflänge.

Bestes Ärschetreten: Butcher Shop of Death
Gino verfolgt Richie quer durch Brooklyn, bis Richie Halt macht bei einem Metzgerladen. Er rennt mit seinen Jungs rein und instruiert die Anwesenden folgendermaßen:
KILL DIS MUDDAFUGGAH! HANG 'IM UP ON A FUGGIN' HOOK, A'IGHT?!?!?

Hier haben wir also fünf Typen (plus der Besitzer des Ladens), allesamt bewaffnet mit scharfen Messern und allesamt nicht wirklich erfahren im Umgang mit Aikido-könnenden Bad Ass-Polizisten mit albernen Pferdeschwänzen. Was passiert, ist klar:

Nur für euer Verständnis:
- Der eine Typ ist bewaffnet mit einem Fleischermesser, welches er postwendend von Seagal ins Bein gerammt bekommt als wäre es eine Schweinehaxe.
- Raketenforscher Nummer 2 hält es für eine super Idee, Seagal unbewaffnet zu attackieren und bekommt seine Hand an die Wand genagelt mit besagtem Fleischerbeil, um danach noch einen Klötenknacker direkt ins Gewürzsäckchen verpasst zu bekommen
- Nummer 3 und 4 entscheiden sich schlauerweise, Seagal gleichzeitig anzugreifen, was auch in die Hose geht, da Nummer 3 Nummer 4 ausknockt, um dann von Seagal erst den Arm gebrochen und dann einen Baseballschläger quer übers Gesicht geflatscht zu bekommen.
- Nummer 5 kommt jetzt erst aus seiner Ecke geschossen mit einem Baseballschläger. Seagal haut ihm in bester Highlander-Manier seinerseits mit seinem Basey erst die Kniescheibe und dann seinen Hinterkopf kaputt
- Nummer 4 steht dummerweise wieder auf, statt so zu tun als wäre er tot. Seagal greift sich den Penner, dreht (und bricht) ihm den Arm in einer Art Schwitzkasten-Manier, hält ihn so für ein paar Sekunden während er vor Schmerzen schreit und bringt ihm nebenbei noch ein paar wichtige Infos übers Leben mit auf den Weg...:
Y'know dat Richie's a bad guy. My friends don't like 'im, your friends don't like 'im either, knowwhatimsayin'? You're hangin' around wit de wrong kinda people!
... um ihn dann mit einer dicken Salamiwurst k.o. zu hauen.

Es ist ein sehr knappes Finish gewesen zwischen dieser Szene und der Szene, in der Seagal eine ganze Bar voller Bad Guys eliminiert, nachdem er den Streit vom Zaun bricht - um dann, nachdem ein Dutzend Typen durch ihn k.o. geboxt worden sind, zu fragen: Anybody seen Richie? I'll keep comin' back till somebody remembers! Allerdings musste ich bei der Metzgerladen-Szene ununterbrochen lachen und hab das Ding mindestens fünfmal zurückgespult und nochmal gesehen, während die Kneipenszene interessant ist wegen der Waffenwahl Seagals: Billiardques und eine Billardkugeln in einem Handtuch.

*seufz* Ich vermisse die 90er...

Bester One-Liner:
Out for Justice ist ein breit gefächerter bunter Strauß voller Gewalt, Sex und bekloppten und dennoch großartigen One-Linern. Seagal ist der König von ersterem und letzterem, somit ist es echt schwer, den besten Einzeiler zu küren. Also erweitere ich die Kategorie:
Beste Seagalisms:
Seagal bringt seine Zeilen sowas von furztrocken rüber, dass es eine wahre Freude ist. Und diese Zeilen sind teilweise zu dutzenden in seinen Filmen zu sehen. So auch hier:
Anybody know why Richie did Bobby Lupo?

Schon okay wegen der völlig fehlgeleiteten Grammatik und des dämlichen Italo-Akzents, aber da geht noch was:
[reagierend auf Unkenrufe in der Bar á la "You fucking cop hiding behind his badge!]
Here is my gun! [legt die Knarre auf den Tresen]
An' here is mah baaaadge! [legt die Marke deneben]
Dis is your trophy!


Selbe Szene (Bar):
Did ya jus' call me a prick? IS DIS DE SETTING FOR PROFANITY?!?

Whose hot dog is dis - DIS YOURS? [schmeißt 'nem Typen eine labbrige Wurst ins Gesicht]

Y'know Vinnie, I'm startin' to get a bad mood, ya know? Maybe it's like a mood swing, my hormones - dunno, maybe it's my need to impose my will!

[Auf des Barbesitzers Anfrage hin, dass Seagal bitte nciht nochmal mit seiner Wumme in die Decke schießen möge, da er vielleicht Leute die oben sind umbringen könnte]
BUT DER AIN'T NOBAHDY UPSTEEHRS!


Ja, die ganze Bar-Szene ist voller typischer Seagalisms und geiler Einzeiler. Aber die Krone geht an Seagal wie er Richie kurz vor der finalen Konfrontation sagen will, dass die nächsten Minuten seines Lebens nicht so prall werden würden:
Richie: [hält sich eine Waffe an den Kopf, diese ist allerdings leer] I'm outta bullets!
Gino: Dat's a shame because these bullets could've saved you a lot of pain.


Holy sheeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiit!

Bester Overkill:
Seagal tötet Leute in seinen Filmen gerne zu Tode, vor allem die Oberbösewichte kriegen es immer sehr hart in den Po was das angeht. Das ist hier nicht anders: Nachdem Seagal ganze zwei Minuten lang die Scheiße aus William Forsythe prügelt und mit ihm die komplette Einrichtung eines Einfamilienhauses zerstört (vor allem mit seinem Gesicht), mercykillt er ihn indem er Forsythe den Arm bricht (mal wieder) und ihm dann einen Korkenzieher in seine mongoloide Birne schiebt. Und als wäre das noch nicht genug, entlädt er die komplette Trommel (= 6 Schüsse) eines Revolvers in Richies leblose Leiche um dann mit Worten abzuschließen: Dis is for Bahbby.

Fazit:
Alles in allem ist das hier der Seagal-Film aller Seagal-Filme. Er hat alles: Er hat harte, R-Rated-Action, er hat ein urbanes Setting, er hat nen coolen Gegenspieler zu Seagal, er hat den Ponytail, er hat schlimme 90er-Mode, er hat Aikido und Seagals einzige Verletzungen hier sind ein blauer Fleck an der Hand und ein Streifschuss am Bauch. Wer auf harte Actionkost aus einer Zeit steht, als Actionfilme noch nicht muschifiziert waren und wo es völlig okay war, auf Rachetour zu gehen ohne einen guten Grund zu haben - dann ist das hier der Film für euch. Meiner Meinung nach einer der besten Actionfilme der 90er und mit ganz geringem Abstand mein liebster Seagal-Film.

Mein zweitliebster folgt demnächst. Ihr denkt vielleicht an Alarmstufe Rot - aber nee, der muss noch ein bisschen warten - denn vorher kommt Marked for Death a.k.a. Steven Seagal und Keith fucking David halbieren die Bevölkerung von Jamaica. Bis dahin: Guckt mehr von Seagals alten Filmen. And don't be a bad guy.