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The Big Guns
#024
THE GREENT HORNET (2011)

Kategorie 1: Actionfilm-Review
Kategorie 2: Remake-Review
Intro:
The Green Hornet, also. Der Film spaltet die Geister wie Bruce Lee Köpfe mit seinen Handkanten. Das Remake einer Fernsehserie namens Die Grüne Hornisse aus den 60ern, für die sich Leute nur interessieren, weil Bruce Lee dort sein Übersee-Debüt als Schauspieler gab. Die Story ist einfach und dieselbe wie im Remake: Der verwöhnte Playboy, Partyhengst, Hobby-Alkoholiker und Kindskopf Britt Reid ist tagsüber der Verleger einer Zeitung, nachts allerdings setzt er eine alberne Maske auf und bekämpft zusammen mit seinem ärschetretenden, Gimmicks bastelnden Butler Kato (der in dem Fall natürlich eine ebenso alberne Maske trägt) das organisierte Verbrechen. Der Clou an der ganzen Sache ist, dass Kato im Prinzip die Drecksarbeit erledigt, während sein "Boss" Britt den Superhelden Grüne Hornisse mimt und den Ruhm kassiert. Kato ist sozusagen der heimliche Held. Also haben wir schonmal eine ziemlich coole Prämisse für die Hornisse (LOL REIM).
Nachdem ich ein paar Ausschnitte aus den Serials gesehen hatte, dachte ich "Okay, wir haben einen campy-as-fuck-Batman-Charme gepaart mit Martial Arts-Einlage vom Meister Brüslie persönlich. Wie kann der Regisseur von Vergissmeinnicht (TOLLER FILM!) das toppen?"
Nun, die Antwort habe ich soeben erhalten: Es geht eigentlich ziemlich leicht - über 100 Minuten lang Vollgas geben und unterhalten, bis die Scheiße aus dem Arsch rausschießt.
Rausscheißt.
Wie auch immer.
Story:
A.k.a. das Hauptproblem des Films, weil sie null Sinn ergibt. Muss sie aber auch nicht.
Also: Der Vater des Playboys, Partyhengsts, Hobby-Alkoholikers und Kindskopfs Britt Reid (Seth Rogen) stirbt und vermacht seinem nixnutzigen Sohn seinen Zeitungsverlag. Als Britt herausfindet, dass sein Butler Kato (Jay Chou) ein ziemlich begabter Bad-Ass ist, der Waffen, Fahrzeuge und Kaffemaschinen bauen kann, entschließt er sich, zusammen mit ihm auf Verbrecherjagd zu gehen. Aber gleichzeitig auch sich als Verbrecher stilisieren zu lassen, damit die Verbrecher die er jagt wissen, dass ein neuer Verbrecher in der Stadt ist obwohl... er eigentlich gar kein Verbrecher ist sondern eigentlich Verbrecher jagt, also... ähm... Jo loift.
Cameron Diaz spielt mit und... hat... eigentlich... gar nichts zu tun (ohne Scheiß, ihre Rolle macht NICHTS außer halt Cameron Diaz zu sein. Was okay ist, aber irgendwie auch total sinnentleert). Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht mehr, was sie eigentlich da gemacht hat außer wie immer irgendwo zwischen absolut nervtötend und extrem bezaubernd zu sein (SPOILER: Sie ist nichtmal ein richtiges Love Interest! Ich denke ja, dass ihre Rolle in letzter Sekunde ins Script gequetscht wurde, um die Quotenfrau im Film drin und einen weiteren großen Namen auf dem dazugehörigen Poster zu haben - oh und vielleicht noch den epochalen Moment).
Und dann ist da halt der Obergangster Chudnofsky, herrlich gespielt vom Judenjäger persönlich, Christoph Waltz. Waltz tut genau daselbe, was William Fichtner in Drive Angry tat: Er klaut den Film, rennt damit weg und blickt nie wieder zurück. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: Also er ist ein Österreicher, der einen Russen spielt, der in L.A. das organisierte Verbrechen beherrscht. Als ihm auffällt, dass die Grüne Hornisse in seinem Territorium herumpinkelt (und nebenbei Edward "John Connor" Furlong verprügelt hat), wird er zunehmend paranoid und befürchtet, nicht mehr ernstgenommen zu werden (oder, wie er es ausdrückt, "gruselig zu sein"). Also erklärt er die Jagd auf die Green Hornet für eröffnet, versucht nebenbei sich ein cooles Superschurken-Alias zu entwickeln (was auf herrlich alberne Art und Weise fehlschlägt) und nervt seine Henchmen mit seinen Paranoia und Psychosen. Waltz bringt etwas Licht in das humortechnische Dunkel, das sich zeitweise durch den Film zieht, aber mehr dazu weiter unten.
Jedenfalls: Chudnofsky vs. Green Hornet also. Das bedeutet: Spektakuläre Verfolgungsjagden, jede Menge Scheiß der explodiert, ein für einen FSK12-Film ziemlich stattlicher Bodycount und viele viele viele richtig coole Ideen - und eine Story, die absolut hirnlos ist und von manchmal sehr gewitzten, meist aber reichlich doofen Dialogen getragen wird. Am Ende wird die komplette Upper East Side von LA demoliert (inklusive des Hauptquartiers der Zeitung, die Britt gehört) und eine riesige, 60er-Batman-würdige Intrige aufgedeckt.
TEH END.
Die Machart:
Nach dem Superhelden-Filme-Blast von 2008 (dank De Dunkle Ridder) furzte Hollywood einen Superhelden-Film bzw. eine Comicverfilmung nach der nächsten in die Kinos. Es gab einige davon, die ich sehr gut fand (Kick-Ass, Wanted, Punisher Warzone), einige die ganz okay waren (Dark Knight, Iron Man, Watchmen) und einige, die völlige Scheiße waren (X-Men Orischinale: Wolfgang der Wulwerin, Red, THE SPIRIT). Sobald es allzu arg in die philosophisch-artsy-fartsy-Schiene ging, war ich zumeist desinteressiert. Ich weiß, ich weiß: Comicverfilmungen sind nicht per se stumpfe Actionbrüller. Aber The Dark Knight besteht dialogtechnisch aus nichts weiter als verfickten Nietzsche-Vorträgen (und zwei derbe geilen Actionszenen), Watchmen besteht dialogtechnisch aus nix weiter als verfickten Freud-Vorträgen (und zwei coolen Actionszenen), die Spiderman-Filme gingen derbe auf den Sack mit der "Mit großer Macht kommt große Verantwortung"-Moral (um dann zehn Sekunden später wieder Willem Dafoe beim Hardcore-Overacten zu zeigen). Andersherum war es aber auch problematisch, wenn ein Film zu stumpf wurde (so geschehen bei Wolverine) oder gutes Potenzial spontan durchs Sieb blies und lieber goofig irgendwelche dumme Scheiße abzog (so gesehen bei The Spirit und Red) . Eine Comic-/Superhelden-Verfilmung muss nicht zwingend intellektuell anspruchsvoll sein, vor allem nicht im Superheldenbereich. Ich weiß, es ist cool, die Prämisse "Superheld lol" in die Realität zu übertragen (Kick-Ass und so) - aber es muss mit Feingefühl gemacht werden. Mit einer gewissen Note, die irgendwo pendelt zwischen clever und dämlich. Ein zwölfjähriges Mädchen, das Leute umbringt - clever, weil sozialkritischer Kommentar. Dämlich, weil es (eigentlich) sehr sehr sehr falsch ist und ich mich schämen müsste, es cool zu finden (was dann allerdings wieder zum sozialkritischen Kommentar zurückführt). Ich hoffe, ihr könnt mir folgen.
The Green Hornet ist auf dieser Gratwanderung. Clever, weil es die dämliche Story völlig ignoriert und einfach Spaß macht. Und genau aus dem selben Grund halt auch hundsdämlich. Der Film ist keine Dissertation über die philosophische Bedeutung eines Superhelden - es ist einfach ein richtig cooler Popcorn-Actionfilm mit einigen guten (Waltz) und vielen sehr sehr albernen und ruppigen (Rogen) Comedy-Einlagen, rasanten Verfolgungsjagden und super Shoot em up/Beat em up-Actionszenen. Das technische Departement - die Kamera, das Editing, der Schnitt, die Spezialeffekte - ist durch die Bank top-notch, die Verfolgungsjagden sind mit ECHTEN AUTOS gedreht und wenn CGI verwendet wird, dann auf tatsächlich ziemlich abgefahrene Art und Weise, wie ich sie selten gesehen habe. SO benutzt man CGI, Leute! Lustigerweise kann ich mir sogar vorstellen, wo das 3D im Kino verwendet worden sein könnte - aber darum geht es nicht. Wenn ich schon von Actionszenen spreche, dann muss ich euch sagen: Wenn ihr Action mögt, wenn Scheiß in die Luft fliegt, Leute aufeinander schießen bzw. sich gegenseitig die Suppe aus dem Kopf prügeln, Autos aufeinanderprallen und sich gegenseitig rammen UND wenn ihr brutale Overkills sehen wollt - dann freut euch auf die letzten ~15 Minuten dieses Films. Oh boy! Wie ihr bedient werdet! Ich meine: Der Film ist vollgepfropft bis an den Rand mit coolen Actionszenen - aber diese finale Zerstörungsorgie ist der SHIT!
Allerdings hat der Film offensichtliche Probleme. Zum einen die völlig sinnentleerte und hirnverbrannte Story, aber das Hauptproblem liegt woanders:
Dadurch, dass Seth Rogen der ausführende Produzent, der Co-Schreiber und der Hauptdarsteller ist, hat er natürlich mehr oder weniger die Totalgewalt über die größte Distanz des Films. Was bedeutet: Wenn ihr Seth Rogens sehr ruppigen, vulgären und zotigen Humor nicht mögt, könnte euch das eventuell hier die Tour vermasseln. Ich meine: Ich mag Seth Rogen. Ich mag Ananas Express und Beim ersten Mal sehr gerne - aber hier ist es einfach too much. Zuviele lahme Wortspiele, zuviel sinnloses Geblubber und Gemurmel, zuviel Kifferhumor, wo keiner hingehört. Leider kann Jay Chou - abgesehen von den Arschtreter-Skills, die er auf eindrucksvolle Art und Weise präsentiert - auch keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen (obwohl er auf jeden Fall cooler agiert als Rogen). Die Diaz hat wie bereits erwähnt nichts zu tun und Waltz fegt einige Scherben wieder auf, die Rogen mit seinen Zoten hinterlässt. Das andere Hauptproblem des Films ist auch, dass der Held selbst nachdem er irgendwie irgendwas gelernt hat, immer noch ein totales Arschloch bleibt. Was total dämlich ist. Und nicht clever. Denn wie soll ich zu einem Charakter eine Beziehung aufbauen, der im Prinzip ein totaler Vollhonk ist und nur am Ende wirklich ein bisschen aufdreht? Sagt jetzt nicht Kick-Ass! Der darf am Ende wenigstens das Mädchen küssen... Es gilt weiterhin: In Sachen Superhelden-Arschloch hat niemand eine Schnitte gegen Tony Stark, sorry.
Zwischendrin gibt es kleinere Makel, wie z.B. die nichtssagenden Dialoge, die maximal zweidimensionalen Nebencharaktere, ein Plottwist dessen Modergeruch man aus zehn Kilometer Entfernung gegen den Wind riechen kann, DREI Montagen um die Zeit zu verkürzen (was irgendwie ein bisschen wie Faulheit der Filmemacher wirkt). Aber trotzdem: Unterhaltsam wie die Hölle ist das Ding auf jeden Fall.
Bodycount:
77 Leute segnen das Zeitliche in diesem Film und einige Dutzend mehr kriegen ihren kriminellen Arsch per Martial Arts versohlt. Die Todesursachen sind: Gift, Explosionen (die häufigste Todesursache hier), Schüsse, eine Aufspießung und ein Typ wird von einem Auto zerquetscht, das aus dreißig Metern Höhe auf den Boden kracht - mit ihm an der Motorhaube. Awwww yeeeaaah!
Für einen FSK12-Film geht sowohl von der schieren Zahl als auch (zum Teil) von dem Gezeigten her ziemlich die Post ab. Es gibt sogar Kopfschüsse und einen hübsch brutalen Overkill mit zwei Tischbeinen. Aber wie gesagt: Die meisten Tode sieht man nicht wirklich (da Explosionen) und ich hab mich hier auch nur von einer Website namens Allouttabubblegum informieren lassen (wenn ihr Actionfilme cool findet bzw. wissen wollt, wieviele Leute in welchen Filmen draufgehen: Klickt drauf, ihr werdet nicht enttäuscht!).
Epochaler Moment:
Kato und Britt geben sich gegenseitig über 5 Minuten lang aufs Maul wegen Cameron Diaz. Der Kampf Martial Artist vs. Kampfwurst ist herrlich abgedreht, die beiden schenken sich so dermaßen bös gegenseitig ein, dass es eine Freude ist. Improvisierte Waffen werden en masse benutzt (vom Golfschläger bis hin zum Plasma-TV ist alles dabei) und im Zuge dieses eigentlich relativ ungleichen Faustkampfs geht die komplette Einrichtung von fünf (!!!) Zimmern in Britts Anwesen zu Bruch, bis die beiden im Pool landen (und sich herausstellt, dass Kato - ob seiner Bad-Assery - nicht schwimmen kann). Wahrlich: Ein epochaler Zweikampf für die Ewigkeit.
Bester One-Liner:
Der beste Einzeiler gehört definitiv Chudnofsky, bzw. seinem Alter Ego Blutnofsky (ich könnte mir sowas nicht ausdenken, Leute!): Auf der Suche nach etwas coolem, das er sagen könnte, bevor er einen Typen tötet, kommt er auf diese wirklich sehr coole Zeile:
Sei es meine Maske, oder dein Blut - rot wird die letzte Farbe sein die du siehst.
Awwww-right!
Fazit:
Man muss Seth Rogen nicht mögen und man sollte keine gute Story erwarten - aber als Action-Fan kann man sich durchaus eine Dosis Grüne Hornisse geben. Wenn ihr nach einem kurzweiligen, unterhaltsamen 100-Minuten-Trip sucht - das ist der Film für diesen Zweck.
7/10
Geändert von T.U.F.K.A.S. (22.07.2011 um 00:34 Uhr)
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