Wenn hier schon über die Wichtigkeit von Spielelementen diskutiert wird, sollte man auch darüber nachdenken, wer was behauptet - und ob derjenige überhaupt weiß, was er an einem Spiel "spielenswert" findet. Im Endeffekt geht es um den Unterschied zwischen dem, was der Spieler über ein Spiel von außen betrachtet sagt, und warum er es tatsächlich gespielt hat oder nochmal spielen will.
Stellen wir uns einmal vor, jemand spielt begeistert ein Spiel und sagt im Nachhinein "Das Spiel macht einen super Gesamteindruck - tolles Gameplay, tolle Geschichte". Hat das Spiel jetzt zwangsläufig alles perfekt gemacht? Ich denke nein. Es ist schlicht entscheidend, wo kürzer getreten wurde. Das Gameplay ist vielleicht hier und da etwas zu abwechslungsarm und bestimmte Dinge passen eigentlich garnicht, Die Story enthält einige Logiklücken und mitunter gibt es auch langweilige Szenen. Dennoch konnte das Spiel begeistern. Wir halten also fest: Über die kleinen Fehler wurde vom Spieler großzügig hinweggesehen. Warum? Und wer ist dafür verantwortlich?
Verbinden wir das jetzt mit dem, was Kelven im Eingangspost erwähnt hat:
Erstere Gameplay-Handlung-Überlegung sagt aus, dass das Gameplay Mittel und die Handlung Zweck ist. Somit ist das Gameplay der Handlung untergeordnet. Das ist eine theoretische Überlegung, die durchaus Sinn ergibt. Ein Spieler wird das im praktischen Spielen aber nicht überlegen, ihm geht es gerade um den einen Boss da, oder jenes Schwert für das noch ein paar Münzen fehlen. Er ist also im Spiel gefangen und versucht erst garnicht von außen draufzugucken.Zitat von Kelven
Der Begriff Gameplay ist in dem Moment nicht von der Story getrennt. Eine Wertung kann er also nur schwer durchführen. Praktisch gesehen ist jedes Objekt, jeder Charakter, jeder Ort sowohl Teil des Gameplays als auch der Story.
Jetzt zum zweiten Teil des Zitats. In dem Moment, in dem der Spieler das Spiel bewerten soll, es also von außen betrachtet, befindet er sich in einer ganz anderen Situation als ingame. Jetzt kommt es darauf an, woran er sich erinnern kann. Lange Dialoge, die an das Lesen eines Buches erinnern, bleiben vielleicht negativ im Gedächtnis und führen zu Aussagen wie "Wenn ich lange Dialoge haben will, dann lese ich ein Buch."
Und jetzt die große, alles entscheidende Frage: Was hat der letzte Satz mit der Wertung von Gameplay zu Story zu tun?
Nix.
All die Dinge die unterbewusst ablaufen und im Grunde den Begriff "Spielspaß" formen, werden in solchen Aussagen ignoriert. Ich kann epische, ausladend erzählte Geschichten doof finden und trotzdem spiele ich sie mitunter weil mir angeblich "das Gameplay gefällt". Hey, hat man dann vor lauter Gameplay das Auge für die Story verloren? Nein, diesen Blick hat man nie besessen. Solange die Story funktioniert, also nicht stark negativ auffällt, verschmilzt sie mit dem Gameplay. "Der Boss dahinten gehört zur Story und ich mach ihn platt, weil mir das Gameplay gefällt."
Ist das jetzt eine vernünftige Aussage, oder kann man einfach nicht unterscheiden? Und wenn letzteres zutrifft - kann man repetives Gameplay erkennen, wenn die Story einen mitreißt?
Wer widerspricht in Kelvens Zitat wem? Der Spieler dem Psychologen?
CapSeb
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