-
Auserwählter
RPG-Time The Legend of Wright

Erst nur für X-Box ONE klangheimlich erschienen haben mich die Trailer so angesprochen, dass ich vom Release erst gar nichts mitbekommen habe.

RPG-Time ist schwer in ein Genre zu packen, denn eins ist es definitiv nicht - ein RPG. Stattdessen nutzt man eher typische Rollenspielmechaniken und eine klischeehafte Damsel in Distress Geschichte um möglichst viele Konzepte zu kontextualisieren.
Denn das Geschehen findet auf einem Notizbuch (und genau genommen den Tisch darum auch) statt indem ein Junge eine komplette Pen & Paper artige Spielwelt gekirtzelt hat mit Tonnen von Basteleien als Zubehör die unterstützend zur Geschichte genutzt werden, unter anderem auch dutzenden von Hüten die er sich aufsetzt um die Spielfiguren alle zu sprechen.
Das Spielgeschehen findet selbst in den Zeichnungen des Notizbuch statt wo man die Spielfigur "Wright" steuert. Nach der Eröffnungssequenz geht es dann auch auch darum der linearen Geschichte zu Folgen, Sequenz um Sequenz unterteilt in insgesamt 7 Kapitel. Hier geht es weniger um die Handlung aber mehr darum was auf den Weg passiert, denn so klischeehaft und kindlich auch alles anmutet, man kann so ziemlich gar nichts in dem Spiel erwarten außer das unerwartete. Die gesamte Reise von Wright ist ein Ideenfeuerwerk sondergleichen in dem sich alle paar Minuten komplett durch unerwarteter Weise das Gameplay aufglockert wird. Grundsätzlich bewegt man sich in dem Spiel wie in einem Adventure fort, doch alle Nase lang werden kontextsensitive Aktionen ausgetauscht, neue Hindernisse vom Jungen ins Spiel gemalt usw.
So findet man an einen See bei dem man aufeinanderfolgend Kämpfe bestreitet nur um später von einem riesigen Monster verschluckt zu werden, plötzlich im Bauch des Monsters ist man plötzlich in einem Escape Room Spiel mit Schlüsseln und Ingredenzien die man in Säure tunkt usw. Ich will da gar nicht zu viel verraten.
Dabei werden so viele Kniffe ausgenutzt die den Umstand dass man sich ja eigentlich mit einem Jungen an einem Tisch befindet ausnutzt. So geht in einem Horrorkapitel, plötzlich das Licht aus und der Junge beleuchtet das Geschehen des Notizbuch mit einer Taschenlampe.

Was man dennoch wissen sollte ist dass es sich bei dem Spiel um ein recht kinderfreundliches handelt und wohlmöglich diese auch als Zielgruppe angepeilt hat - was aufgrund einer fehlenden deutschen Lokalisierung wohl hierzulande nicht viel bringt. Aber man merkt dass das Spiel versucht immer sehr unterschwellig Wissen zu vermitteln, sei es die Arecibo-Botschaft mit dem man einen uralten Alien-Stamm dazu bringt einen zu verstehen. Das Silber Hitze besser leitet als Gold, wie "Go" funktioniert, Riemannsche Vermutung. Ich würde sagen durch die Themen mehr so wissbegierigere Kinder im Alter von 10-13 Jahren angepeilt werden. Aber alles wird so unterschwellig vermittelt dass es nicht "On the Nose" wirkt.
Für mich persönlich bedeutet das jedoch auch dass das Spiel zwar fast durchgehend unterhaltsam, aber dafür auch letztlich zu "seicht" ist, um wirklich mitzureißen. Viele der Gameplay-Passagen die nur einmal vorkommen sind letztlich zu eifnach und zu simpel umgesetzt. Ganz schlimm war da Kapitel 6 was ein einziges Würfelspiel war aber bei dem schon nach kurzer Zeit die meisten Felder keinen Effekt mehr hatten. Das hat vorne und hinten keinen Mehrwert besessen. Und ab einer Stelle muss man eine "7" Würfeln um an einen Tornado vorbei zu kommen. "Was ist wenn man nicht richtig würfelt?" dann lässt einen das Spiel ewig noch mal würfeln bis man die 7 erreicht hat, einfach nur sinnlos und Zeitverschwendung. Btw würfelt man mit enem Bleistift - fragt nicht - ich sage ja das Spiel ist kreativ.
Was durchaus manchmal funktioniert sind die Rätsel die zumindest meistens einen kniffligen Twist haben, generell aber ist das wohl unterm Strich zu wenig.

Dennoch die charmante Präsentation bei dem die Entwickler über 9 Jahre an dem Spiel gesessen haben, um dann im Spiel noch einen möglichen 2. Teil zu teasen ist einfach eine Unternehmen vor dem ich eine riesige Ehrfurcht habe.
Nachdem man das Spiel durchgespielt hat, gibt es auch nichts mehr zu sehen. Tatsächlich Undertale-artig gibt es nur die Möglichkeit den aktuellen Spielstand zu löschen und von neu zu beginnen oder es dabei zu belassen dass das Spiel "durchgespielt" bleibt. Es gibt auch keinen Weg das Spiel manuell zu beenden, man macht einfach die Konsole aus wenn man fertig ist. (was ehrlich gesagt ein wenig gekillt wird von dem Umstand dass heuzutage alle Konsolen mit einem Betriebssystem daher kommen)
Es ist ein Spiel bei dem man sich wieder als Kind fühlen darf, aber letztlich bei mir auch nicht mehr funktioniert. Daher war das für mich vor allem eines - große Kunst die das "prädikat" einzigartig verdient!
Wer kein Problem damit hat spielerisch eher nur "gerade" bei der Stange gehalten zu werden und dem Atmosphäre und Präsentation wichtiger sind, dem kann ich dieses Spiel bedenkenlos empfehlen. Gerade wer ein Kind hat, dem man vielleicht über den Weg ein bisschen englisch beibringen könnte. Es ist auch einfach schön mal ein modernes großes kohärentes Werk zu haben, was nicht die Spielzeit durch tonnen von optionalen und zeitverschwendenden Content streckt.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln