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Thema: [Vollversion] Die Reise ins All

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  1. #37
    Zitat Zitat von real troll
    Mach dir bloß nicht die Riesenmühe wie im Nachbarthread.
    Papperlapapp, er hat Einwände mit sofortiger Wirkung einzustellen. Bereitmachen für Breitseite an unanständigen Fehlerteufeln. Stinkt ja alles nach Rekrut hier

    Nein, Spaß. Ich sage immer: Haben ist besser als Brauchen. Mach mit meinen Fehlerberichten was du möchtest (oder auch nicht), ich lasse sie auf jeden Fall mal hier liegen. Ich hab zwar schon in einem Beitrag von 2012 gesehen, dass du das Spiel nicht mehr bearbeiten willst, gleichzeitig sehe ich aber auch neuere Beiträge die sich gedanklich schon mal mit alternativem Soundtrack und Übersetzungen in andere Sprachen beschäftigt haben. Und wenn ich schon mal durchzocke, habe ich auf jeden Fall immer ein paar Sekunden, um rauszuswitchen und einen schnellen Screenshot zu machen. Außerdem ist sowas eine ganz gute Übung für meinen bevorstehenden Betatest für Bens Schuld und Sühne.

















    Wie bei Wolfenhain gebe ich auch zur Allreise noch meine Einschätzung ab:

    Grafik
    Von richtig aufwändigen Umgebungen (Preussen, Venus, etc.) hin zu den superschlichten Settings (Erdreich, Karpatenwald, etc.) ist alles vorhanden. Man merkt an optisch hervorstechenden Objekten auch, dass nach jedem Stück Technik gegriffen wurde und dass alles nicht so einheitlich wie in Wolfenhain ausschaut. Sicherlich auch der Zeit geschuldet, in der das Spiel entstanden ist, denn damals war es halt nicht so dicke mit Materialien und in vielen Bereichen musste Pionierarbeit geleistet werden. Und das sieht man hier auch an den vielen liebevollen Pixeleien, die richtig gut gelungen sind und dem Spiel die eigene Note verleihen. Definitiv oldschool.

    Musik
    Was bei Wolfenhain eine große Stärke darstellt, ist bei der Allreise leider nicht so gut gelungen. Ein substantieller Teil der Musikuntermalung ist Trash (Born to be Wild, Highway to Hell, Here comes the Sun, Sweet Home Alabama, etc.), was aber auch wieder seinen Charme hat, denn die Allreise nimmt sich grundsätzlich nicht sonderlich ernst (Igor, Nougat-Kometen, usw.) und somit geht das dann auch wieder klar. Was dagegen viel mehr stört, ist die Abwesenheit der Hintergrundmusik in Graf Zeppelins Dorf, den Karpaten und der Gaukelwelt der Kreatur. Schätzungsweise um Atmosphäre zu erzeugen, wurde die Musik an diesen Stellen einfach weggelassen, was diesem aber überhaupt nicht gut bekommt. Zum Großteil sind nicht einmal Soundeffekte als Ersatz fürs Ambiente zu hören, was die Umgebung einfach nur öde macht.

    Sound
    Standardsoundeffekte die einfach nur ihren Dienst tun, sonst gibt es hier nichts zu sagen. An einigen Stellen sind leider sogar richtig nervig, wie das Wolfsgeheul in den Karpaten oder die Affenschreie im indischen Dschungel. Das gilt sowohl für die Lautstärke als auch die Intervalle.

    Gameplay
    Abwechslungsreich und gut, aber man merkt den Zahn der Zeit bei einigen Fülleraufgaben dann doch. Als Beispiel zähle ich dazu mal das Erdreich mit seinem Labyrinthdungeon (weitgehend ereignislos) und die Vulkanhöhle auf der Venus mit dem Schaltergehüpfe (ausgebremstes Hin- und Hergetingel).

    Technik
    Kein Vergleich zu Wolfenhain, das Tranksystem ist bspw. völlig behelfsmäßig. Wo Wolfenhain mit einem eigenen Interface mit Animationen, etc. aufwartet, kommt die Allreise mit regulären Dialogboxen aus. Die Monsterfibel ist schon aufwändiger gestaltet, wird aber von Bugs geplagt und in schöner Regelmäßigkeit von Map-Effekten wie Wolken und Nebel überdeckt bzw. aufgrund von kollidierenden Picture-IDs "zerrissen".

    Kampfsystem
    Dialoge, verschiedene Bossphasen, anspruchsvolle Kämpfe. Auch wenn der Abwechslungsreichtum nicht so weit geht wie bei Wolfenhain, die Fights machen Laune und sind gut balanciert. Hatte allerdings auch das Gefühl, dass Eleonores Fähigkeiten wie das Steigern von Angriff, Verteidigung und Intelligenz keinen besonders großen Unterschied machen und deshalb von mir auch fast nie benutzt wurden. Flinkheit dagegen war Gold wert, vor allem auf Eleonore angewendet, die dadurch fast immer vor den Gegnerangriffen die Gruppe heilen konnte. Was ich dagegen sehr unfair fand, war diese Anti-Status-Attacke auf die gesamte Gruppe, die mich insbesondere im Kampf gegen die Gardeschlinger fast immer niedergemacht hatte. Da war dann teilweise schon nach 3-4 Runden der Drops gelutscht. Der härteste Boss (2x Riesenechsenbein) mit seinen Stampfschocks war im Vergleich wesentlich einfacher zu besiegen und auch der Große Würger mit seinem riesigen HP-Pool ging mir einfacher von der Hand. Bei den Echsenbeinen hat Schlaf geholfen und beim Würger waren in der finalen Phase die Stampfschocks der Kreatur die Lebensretter, bei den Schlingern dagegen ist es einfach RNG, ob ich zerquetscht werde oder eben nicht.

    Charaktere & Dialoge
    Wohl die größte Stärke des Spiels, neben der Story. Immer einen flockigen Spruch oder Kommentar auf den Lippen und grundsätzlich superunterhaltsam. Die Kreatur fand ich jetzt nicht so spannend wie den Rest der Gruppe, aber das galt bei mir auch schon für Brun in Wolfenhain. Beides sind Charaktere, die entweder unsymphatisch (Brun) oder blass (Kreatur) sind. Während Brun so gut wie keine Wandlung durchmacht bzw. erst zum Ende hin kleine Zweifel bekommt (Waldrada/Tanka), beschränkt sich die Kreatur im Grunde nur auf 3 Momente im Spiel, wo eine Veränderung eintritt (Eleonores Beziehung mit Mackwitz -> permanente Veränderung, Begegnung mit Elisabeth -> nur im Abspann von Belang, Bossfight gegen den Doktor -> nur für den Moment). Interessanterweise haben die anderen Charaktere weniger Momente, wo sich eine Veränderung in der Interaktion zeigt, was aber überhaupt nicht stört, da diese vom Konzept her interessanter aufgebaut sind:
    + Heisen ist superneugierig, intelligent, redegewandt, immer eine Anekdote die unterbrochen wird, seine Alien-Zauberkäfte, die Auseinandersetzung mit sich und seinem Alter Ego, seine Vorliebe für die dicke Opernsängern, die Begegnung mit seiner Nichte, seine Beschwerden über die Uni, etc.
    + Mackwitz ist der Stereotyp eines gehorsamen Preussengenerals, schlagfest, prinzipientreu, Liebhaber und Lebemann. Und natürlich mit Hackenschlagen, zack-zack und Jawoll. Dass er im Spiel tatsächlich die große Liebe findet und sogar die letzte Storyszene überlebt, hatten mich damals schon ziemlich überrascht. Echt toller Typ.
    + Eleonore wird von einer damenhaften Journalistin zu einer damenhaften Weltenretterin, die auch gegen die größten Dinosaurier, Riesenkalmare und Aliens antritt. Wundert sich zuerst über Heisens Zauberkräfte und hat dann im Spielverlauf mehr Heilmagie als der Papst xD Nein ernsthaft: Ich kann ihre Gespräche mit Heisen und Mackwitz sehr gut leiden und ihre Kommentare zu diversen Abläufen in ihrer Umgebung sind sehr unterhaltsam bzw. 1800er-typisch geprägt. Sie fungiert als ein Pol, an dem sich Mackwitz und Heisen gut abstoßen können und dadurch interessante Konversationen hervorbringt.
    + Tjoa, und dann halt die Kreatur, die als letztes zur Gruppe dazustößt: Zuerst nur grunzend, später mit altklugen Sprüchen um sich werfend und ansonsten wenig Verbindungspunkten zu den anderen Helden bzw. der kulturellen Welt, aus der sie kommen. Auch wenn sie ihren Platz hat und den Dialogen hier und da Abwechslung bringt bzw. sich ins Geschehen einbringt (Körperkraft, intellektuelle Kommentrare, etc.), so ist es doch imo der schwächste Hauptcharakter im Spiel.

    Story
    Völlig unvorhersehbar, immer wieder ein neues Szenario, welches sich nahtlos in die Geschichte einfügt und natürlich mit den berühmten Einstreuungen aus Romanen und Verfilmungen. Preussen, Orient-Express, USA, Indien, Luftschiffe, Raumschiffe, Unterseeboote und sogar ganze Planeten sorgen mit ihren ganz eigenen Geschichten und Beiträgen für die Hauptgeschichte für Abwechslung. Hier wird es echt nie langweilig und ist natürlich auch ein riesengroßer Pluspunkt, ganz klar.

    Bugs
    Rechtschreibfehler hier und da, aber keinerlei Abstürze. Die Sache mit der Monsterfibel ist natürlich nicht so ansehnlich, ansonsten kann ich fast nichts bemängeln.

    Sidequests
    Im Vergleich zu den Rätseln wirklich nicht schwierig, vieles sogar sehr einfach. Die Belohnung von 50 EXP ist aber nicht sehr angemessen, vor allem wenn ich später tausende von Erfahrungspunkten benötige, um ein höheres Level zu erreichen. Mindestens 200 EXP sollten es später schon sein, im weiteren Verlauf eher sogar 500 EXP. Abwechslungsreichtum ist allerdings garantiert und zu tun gibt es überall was. Im Vergleich zu Wolfenhain ist alles aber streng arealsbezogen, d. h. die Quests sind wesentlich kürzer und knackiger als in Wolfenhain und ziehen keine besonders langen Umwege. Ist aber auch logisch, da alle Areale ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr besuchbar sind.

    Rätsel
    Zuerst machbar, später ohne Lösung aus dem Internet aber nicht mehr spielbar. Vor allem einige Texträtsel / Matherätsel sowie das Schieberätsel in San Dimas haben mich Nerven gekostet. Definitiv schwieriger als alles, was mir in Wolfenhain unter die Augen kam. Mit den kryptischen Hinweisen konnte ich teilweise auch nichts mehr anfangen (Eingang zur Metallstadt auf Mars, Höhlendungeon auf Venus, etc.) und musste raten.

    Zwischensequenzen
    Alles echt toll und aufwändig gemacht, die Szenen mit den Raum- / Luftschiffen sind meine Favoriten. Auch die Szene mit dem Duell im Wilden Westen, die lediglich optional gewesen ist, bleibt in Erinnerung und bringt richtige Westernatmosphäre rein (zugegeben, Mackwitz sieht dort wie Gorilla aus, aber das dürfte auch der Witz gewesen sein -> siehe Eisareal im Erdreich). Auch nice, dass du die Battlechars noch einmal für Cutszenen verwendet hast.

    Spielfluss

    Showstopper sind wirklich einige Querulanten-Rätsel, deren Lösung sich nicht erschließen lässt, wenn man einfach nur gemütlich zocken möchte. Leider sind die dann auch nicht mehr optional, sondern stehen einfach da und lachen dich aus. Das sind aber auch der einzige Punkte, an dem der Spielfluss effektiv gestoppt wird. Die Kämpfe sind alle machbar, Geschicklichkeitspassagen und Minispiele ebenso. Die Areale sind zudem so handlich, dass man sich praktisch nie verläuft (außer im Erdreich) und somit immer vorankommt.

    Insgesamt

    Negativ:
    - Keine Hintergrundmusik in Graf Zeppelins Dorf, den Karpaten und der Gaukelwelt der Kreatur
    - Einige Rätsel sind so schwer zu lösen, dass sie ohne das Aufsuchen der Komplettlösung das Spiel effektiv beenden
    - Unfaire Kämpfe mit den Gardeschlingern
    - Monsterfibel ist technisch unsauber umgesetzt und kollidiert mit Map-Effekten

    Neutral:
    - Brausystem ist sehr schlicht
    - Die EXP-Ausbeute für Sidequests könnte höher sein
    - Trashiger Soundtrack
    - Einige Umgebungen sind nicht sonderlich aufregend (Erdreich, Karpatenwald)
    - Eleonore ist in Kämpfen weitestgehend passiver Heiler
    - Affengeschrei und Wolfsgeheule könnten opimalere Lautstärken / Intervalle haben

    Positiv:
    - Symphatische Charaktere
    - Unterhaltsame Story
    - Viele witzige Kommentare der Spielfiguren
    - Jede Menge Anspielungen aus Film, Roman & Geschichte
    - Abwechslungsreichtum in Gameplay und Grafik
    - Aufwändige und liebevolle Pixeleien
    - Epische Zwischensequenzen

    Wieder einmal radieren die positiven Punkte die Negativen fast völlig aus, aber nur fast. Denn der Schwierigkeitsgrad der Rätsel im späteren Spielverlauf ist und bleibt für Normalsterbliche ein Problem und ein Ingame-Hilfesystem wie bei Wolfenhain gibt es nicht (immerhin, es existiert eine sehr gute Online-Lösung von Viviane).
    Abseits dessen ist Die Reise ins All verdientermaßen eines der besten deutschen Makergames mit besonderer Stärke bei Charakteren, Dialogen und Story.

    Geändert von Davy Jones (16.02.2024 um 15:24 Uhr)

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