Nach sehr, sehr vielen - deutlich mehr als den erwarteten - Spielstunden habe ich die Reise ins All komplettiert.

Als ich mir das Spiel geladen habe, hatte ich die übliche Erwartungshaltung, die man Makerspielen so entgegen bringt. Allerdings hat mich dein Spiel wirklich überrascht.

Meiner Meinung nach ist es das beste deutschsprachige Makerspiel das es bisher gegeben hat. Ich persönlich finde, dass es Unterwegs in Düsterburg um Längen schlägt, aber damit es nicht nur bei leerer Lobhudelei bleibt, nehme ich mir nach den 25 Stunden die ich im Laufe von 10 Tagen mit diesem Spiel verbracht habe jetzt eine Stunde Zeit und gehe auf verschiedene Aspekte ein.
Allerdings sollten alle gewarnt sein, die das Spiel nicht gespielt haben, da ich auch ein wenig spoilern werde.

Also dann fang ich einfach mal an:

Genre/Setting:
Das Genre ist im Pool der vorhandenen Spiele durchaus ungewöhnlich. Es spielt 1900 und ist wie in der Spielbeschreibung sehr stark an die Abenteuerromane von Jules Verne und anderen Erzeugnissen dieser Zeit angelehnt.
Dies wird im Spiel konsequent umgesetzt und ist ein großer Pluspunkt. Ich persönlich finde Steampunk innovativer als klassische Fantasy Stories und vermutlich war es das Setting das mich überhaupt erst auf das Game aufmerksam gemacht hat.
Allerdings muss man auch erwähnen, dass an einigen Stellen auch andere Settings sehr gut in Szene gesetzt wurden. Vor allem Szenen wie jene mit der "Schatzinsel" haben das Setting dann und wann aufgelockert.

Die Story:
Nicht nur das Setting war einwandfrei, auch die Story war wohl eine der besten die ich je gespielt habe.
Es wurde kräftig in der Zutatenkiste gegraben und auch sehr sehr viel eingebaut, was man erwartet.
Die Story wird zu keinen Zeitpunkt langweilig, die Dialoge sind gut durchdacht und die ein oder andere unvorhergesehene Wendung macht Lust auf mehr.
Mir persönlich wäre keine Durststrecke aufgefallen - mich hat die Story gepackt, wie mich ein gutes Buch packt und ich wurde regelrecht gefesselt und konnte nicht mehr aufhören zu spielen.

Die Charaktere:
Ein wesentlicher Punkt der einem auffällt ist, dass die Charaktere an sich zwar klischeebehaftet sind (der dumme furchtlose Militär, die zickige falsche Reporterin und der alte, enorm intelligente und kluge Professor), aber trotz dieser Klischees wurde jeder Charakter sehr gut charakterisiert. Von der Lebenseinstellung hin bis zu den Wünschen und Ängsten wurde kein Punkt ausgelassen, aber das ist für mich nicht der Knackpunkt.
Mich hat es gereizt die Charaktere zu erleben, wie sie miteinander interagieren, wie sie reden und vor allem wie sie sich im Laufe der Zeit entwickeln (!). Jeder der Charaktere durchlebt verschiedene Stadien und verhält sich im jeweiligen Entwicklungsabschnitt auch absolut nachvollziehbar. Das hinzugenommen zu den üblichen Bausteinen, wie Vergangenheit o.Ä. hebt das Spiel aus der Masse hervor.
Die Nebencharaktere wurden auch alle sehr liebevoll ausgestaltet. Trotz teilweise relativ kurzer Auftrittsdauern lernt man jeden Feind zu hassen und jeden Freund auf eine eigene Weise zu mögen.
Bei verqueren Persönlichkeiten wie Igor, dem Phantom oder dem General hast du bei mir voll ins schwarze getroffen.

Sprache:
Ja auch ein sehr wesentlicher Punkt. Vor allem die Rechtschreibung ist sehr positiv aufgefallen. Ich bin immer noch traumatisiert von zu vielen "s" und Grammatikfehlern anderer Machwerke.

Doch zur Sprache zähle ich nicht nur die Rechtschreibung. Man kann darauf schließen, dass du einen sehr großen Wortschatz hast, viele Charaktere haben ihre sprachlichen Eigenheiten in Aussprache, so wie auch inhaltlich.

Musik:
Ja was soll ich sagen. Drei meiner absoluten Lieblingstitel was Reinninstrumentale Musik angeht waren vorhanden und auch sehr passend eingesetzt. Zum einen Wäre das der imperielle Marsch (Imperial March) aus Star wars. Das und das Ewig lange Raumschiff ... hier kann ich nur sagen Episch.
Halls of the Mountain king im Vulkan und im Abspann. Ich liebe das Stück, mehr gibts nicht zu sagen. War schön auf der Venus damit überrascht zu werden.
Und dann noch das Conan Maintheme. Bei den Spruchrollen und Tafeln über Krieg kam sie auch sehr gut an, auch wenn ich immer ans Original denken muss wenn ich diese Töne höre.

Auch der Rest des Spieles hat durch gute musikalische Untermalung gepunktet. Sweet Home Alabama in Twaintown und andere Stücke, die ich jetzt nicht alle einzeln aufführen möchte haben maßgeblich zur atmosphärischen Untermalung beigetragen.

Jetzt kommen wir zur Grafik/Mapping/Posen:
Ja Ok, es war sehr viel geripptes Zeug dabei, allerdings wurde das meiste stimmig zusammengesetzt.
Teilweise erkennt man Stilbrüche (Iguanodon im Urwald, oder der Allosaurus bei den Battlern), diese sind allerdings verschmerzbar.
Umgebungsmäßig gibt es nichts Auszusetzen. Vom Urwaldtempel bis zum Indianerdorf war alles Dabei, was man sich in irgendeiner Weise vorstellen kann.

Beim Mapping hat mich vor allem eine Sache fasziniert: Animation. Es gibt Maps die sind schön gemappt - aber es gibt auch Maps wie vor allem jene wie die Mars und Venusmaps. Ich ging durch diese Levels und war erstaunt. So etwas habe ich bisher auch in den meisten Kommerzgames vermisst.

Auch die Charakterposen und die Damit verbundenen Mapanimationen waren einfach nur hammermäßig.

Mein Fazit dazu: auch wenn die Maps meist sehr zweckmäßig konstruiert waren, haben diese Details die Atmosphäre erzeugt.

Rätsel/Minigames
Auch ein wesentlicher Punkt. Ich habe vor allem die Zahlenrätsel gehasst, aber ich hab mich wacker durchgequält (Die Schalter und Suchaufgaben fand ich viel ansprechender, aber das ist Geschmackssache) Schuld daran hatte die Story. Manche waren wirklich sehr sehr mies (Heisens Traumwelt z.B.) und ohne den bestehenden Fragen im Forum wäre ich daran elendiglich gescheitert.

Die Minispiele waren in den meisten Fällen sehr gut. Einzig und allein das Angeln auf der Nautilus.... bis ich da draufgekommen bin dass man den Fisch mit den Haken "erschlagen" muss... Aber da es durchaus geniale Sachen gab , seh ich auch so manchem missglücktem Minispiel (die Gottseidank alle optional waren) nach.

Jetzt komm ich noch zum Balancing:

War die Gruppe zusammen, gab es keine Probleme. Diese Gegner wurden alle mit Leichtigkeit nach dem 2. Versuch gekillt. DIe Motivationskiller hier waren der Heisen in Heisens Angstwelt und der wesentlich früher auftauchende Mariatti (o.Ä. mir ist der Name grad entfallen) den man mit Eleanora und der Kreatur killen muss. Auch nach 20 Versuchen hatte ich keine Chance diese zu besiegen. Gottseidank hat mir ein Freund dann ausgeholfen - ich fand diese Gegner einfach nur unfair.

Ich glaube alles in allem habe ich jetzt einen kleinen Eindruck gegeben wie ich das Spiel empfunden habe, es gäbe noch derartig viel zum sagen, aber dieser Textwall ist jetzt schon lang genug, also gehe ich noch kurz auf die Fehler ein, die mir aufgefallen sind.


- Im Urwald kann man einen Stein nach norden Schieben. Schiebt man in vor den Baum auf dem ein Bienekorb hängt (Nahe einem Acker mit 2 Wurmlöchern und einer Möhre), dann kommt es zu einem sehr unguten Fehler... aufgrund der Blockade des Gangweges kann man keine Eingabe mehr tätigen. Sehr nervig, ich musste den letzten Save laden.

- Im Krater vom Mars am Ende nach der Tarantula kommt der satz " du erhälst einen Kristallreif"
einfacher Rechtschreib, oder Tipffehler (erhältst)

- Marspyramide Ebene 3: das Rechte Treppenteleportevent fehlt, sind nur 2 von 3 Übergängen möglich.

- Im Wohnraumschiff (das mit der Schatzinsel)
Im Maschinenraum unten rechts ist ein Kohlensackevent fehlerhaft. Kurzzeitig sieht man von Mackwitz 2x

- Schlangentempel Venus, Unten an der Treppe gibt es einen Mappingfehler, irgendwo schaut ein 8x8 Feld Gras durch den Tempel

- In der Zorrohöhle beim Steinschieberätsel: Man schiebe einen Stein gegen den Ausgang und Tadam... zweiter Fehler der ienem zum Saveladen zwingt.

- Nach dem Wildwest Abenteuer, wenn man am Steg mit Nemo redet (also direkt nach dem Raddampfer dann)
Nemo faselt etwas von "Naturellement" Slang oder Tippfehler?

- und noch ein sehr lustiger Fehler: Ganz am Ende in der fliegenden Stadt, in dem Raum mit dem Alarmknopf. Hat man im Raum davor die Wächter nicht ausgeschaltet und man geht zurück, so wird man entdeckt. An und für sich nicht schlimm, aber nervig.

Das Wäre so weit alles was mr aufgefallen ist, allerdings habe ich Indien nicht gespielt, daher kann ich darüber auch nichts sagen.


Abschließend noch 2 Sachen:

Die Battler waren doch selbergezeichnet, gleich wie ie Faces und einige Tiles und charsets. Vor allem durch die reinschwarze Kontur auffällig. Die kleinste Ausführung der Kanonenblumen auf der Venus waren doch selbstgemacht oder?
Der Iguanodon traf auch diese Stilrichtung, gleich wie die Flugmaschinen, die Anzüge usw.
Hast du die selber gemacht oder hattest du wen der das für dich erledigt hat?

Und ich persönlich bin mal gespannt ob du in der Lage bist dieses (dein) Meisterwerk zu toppen - ich muss sagen ich freue mich auf ein weiteres Spiel dieses Kalibers. In diesem Falle war jede Minute des Aufwandes Wert. Ich kann nur sagen Toi Toi Toi und mach weiter so.


Gruß Cy