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Neuling
Gnar!
Moin real troll,
zunächst möchte ich dich natürlich zur Fertigstellung deines Spiels beglückwünschen und das gleich doppelt, weil es nicht nur ein Spiel gemäß sämtlicher mir bekannten Definitionen ist, sondern auch noch ein meiner bescheidenen Meinung nach sehr ordentliches.
Doch leider komme ich allen Annahmen zum Trotz nicht gerade aus dem Schatten gekrochen, um einen weiteren Lobesschwall von nahezu toxischer Konzentration über dein Haupt zu ergiessen, sondern um mich öffentlich aufzuregen. Ja, ich bin gerade leicht gereizt. Der Grund dafür sind die beiden Ganoven, die den guten von M. eine Reihe weiterer Ausgänge verpassen, wenn er fröhlich singend durch die Altstadt marschiert und keinesfalls auf so etwas vorbereitet ist.
Hier die Fakten:
Moi: 38HP, 12 Schadenspunkte pro Hieb weiß ich wohl zu verrichten
Ganove: 50HP, 8-12 Schadenspunkte sind durchaus zu erwarten
Und sie sind zu zweit.
Daraus folgt, dass ich das Ende der zweiten Kampfrunde nur dann erlebe, wenn ich mich statt meinen Säbel in einen dieser Strolche zu rammen lieber unter den nächstbesten Baum setze und meinen Heiermann auspacke.
Ich hingegen muss etwa zehn Runden lang fleißig Hiebe austeilen, was, wie Einstein schon sagte "relativ unmöglich" ist.
Aber damit nicht genug, das Spiel verhöhnt mich noch dadurch, dass es mir erlaubt das Spiel zu speichern und zwar NACH dem Punkt ab dem der Kampf nicht mehr vermeidbar ist.
Ich bin zugegebenermaßen auch ein Idiot und daher war mein letzter Speicherstand älter als Queen Elisabeth. Und nein, ich bin nicht nur irgendein Idiot, ich bin sogar einer von denen, die grundsätzlich nur einen Speicherstand haben und diesbezüglich nie dazulernen.
Aber mal ehrlich, das Spiel hat mich an der Nase herumgeführt. Gut, da waren diese vierbeinigen Nichtspinnen und das leicht deplatziert wirkende aber mit Humor aufgenommene grüne Schleimtier aus der Uni, aber nichts hat mich als Spieler darauf vorbereitet, dass es hier, in der Altstadt voller vergnügter Leute gefährlich werden könnte.
Wenn ich hingegen erstmalig den Knochenbrecherwald aufsuche oder mich in eine verdammte Krypta voller Untoter wage, DANN bin ich gerne bereit anzuerkennen, dass Gefahr im Verzug ist. Doch wenn ich mein Spielersubstitut fröhlich jauchzend und von unstreitig fantastischen Dialogen und Einzeilern geblendet durch die Altstadt(!) scheuche, bitte ich mir wenigstens das Recht heraus, schnell wieder dahin zu laufen wo ich hergekommen bin, um dann später mit dem Explosionsdingsbums und einem halben Schnapsschrank auf dem Rücken zurückzukehren. Natürlich befüllt. Beides.
Man darf bei (den meisten) Computerspielen nicht erwarten, dass der Spieler seine Alltagsweisheiten mitbringt und anwendet, schließlich sind die Spiele nicht dazu geeignet, die Welt auch nur ansatzweise vollständig abzubilden. Ich habe beispielsweise noch nie davon gehört, dass ein Spieler versucht hätte im Spiel eine Unfall- und Lebensversicherung abzuschließen bevor sie sich eine aufregende Bootstour auf dem Styx geben, und das liegt sicherlich nicht daran, dass keine Versicherung in Lalaland so dämlich wäre, das abzusichern. Vielmehr bietet jedes Spiel eine Reihe von Werkzeugen zur Problembewältigung, die trotz aller Effekthascherei einem im Kern der Sache festen Regelwerk unterliegen. Diese Regeln muss man entweder erklären oder implizieren, weil die wenigsten Spieler über telepathische Fähigkeiten verfügen um die Gehirnwindungen des Autors einer näheren Inspektion zu unterziehen (außerdem wäre die Reichweite hier ein größeres Problem, aber ich schweife ab). Vorbei sind die Zeiten in denen man sich durch Spiele quälte die sich spontan entscheiden, den Spieler für tot zu erklären. Wenn das Teil des Konzeptes ist, fein. Weise mich darauf hin und ich bereite mich auf ein Gemetzel und vor speichere mir die Finger blutig. Aber wenn sich nach gerade einmal zwei Kämpfen in über einer Stunde Verdacht erhärtet, der Autor habe sich im Genre und im Maker vertan (Adventure Game Studio ist gar nicht so schlecht), darf ich mich doch wohl wenigstens sinnlos darüber aufregen, dass mich ein viel zu starker Gegner ohne Vorwarnung niederstreckt.
*Keuch* Anstrengend, diese Brüllerei. Zum Glück ist Captain Capslock gerade andernorts im Einsatz.
Okay, jetzt bin ich erstmal wieder halbwegs ausgeglichen. Wo ist mein Monokel? Aha! Ich bin ernsthaft am überlegen ob ich das Spiel nochmal anfangen soll, ob ich den Hexeditor auspacke und mir den Weg freicheate oder es einfach ganz sein lasse. Wenn nämlich noch mehr Überraschungen solchen Kalibers auf mich (<--- nicht zu dumm, aber manchmal eben ein Idiot) warten, bringt mich die Reise in Weltall womöglich noch ins Grab 
Also: Tolles Spiel, aber erkläre dem Spieler doch bitte deine Regeln bevor Du ihn blutrünstig niederstreckst
Der Butler im Offizierskasino könnte beispielsweise die Bemerkung fallen lassen, der Leutnant sehe erschöpft aus und möchte sich vielleicht in seinem Quartier zur Ruhe begeben (obwohl das auch schon grenzwertig ist). Genausogut könnten die Ganoven erst dann erscheinen, wenn der Spieler in der Lage ist sie zu besiegen oder ihm wenigstens gestatten, stante pede kehrt zu machen und in die weniger tödlichen Gebiet der Altstadt zurückzukehren ehe der gute von M. sein größtes Waterloo erleben muss.
Danke für Ihr Verständnis 
Und danke fürs Lesen,
Nick
Geändert von nick (02.06.2009 um 20:38 Uhr)
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