@ wusch
Schwierige Frage. Ich bin meinem Spiel einfach zu eng verbunden, als dass ich eine halbwegs nüchterne Distanz einnehmen könnte, von der aus ein Vergleich mit anderen Projekten sinnvoll wäre. Auch die wirklich erstklassigen Makerspiele können es in einem Punkt nicht mit meinem Spiel aufnehmen: Sie sind etwas, dass ich nur aus dem Netz gesaugt habe, nichts, dass mir über Monate zu einer sehr lieben Bastelbeschäftigung geworden wäre. Diese Art von Empfinden kettet mich eben nur an eigene Werke und womöglich wäre mir in dieser Hinsicht auch ein eigenes RTP-Alex-Spiel mehr wert als ein Sunset over Imdahl.
Gefühlige Sentenzen sind kein besonders geeigneter Bewertungsmaßstab. Aber auch aus anderer Hinsicht wird es schwer für mich. Ich kenne mein Spiel nur aus der Perspektive des Entwicklers, nicht aus der des Spielers. Und genau das ist der Knackpunkt. Für mich steht und fällt ein Spiel mit der Frage, ob es Spaß macht. Spielspaß übersetze ich mir mit Spieleraktivität, anhaltendem Interesse und genügend Abwechslung in der jeweiligen Situation. Zwar kann ich dank zahlreicher Meinungen mittlerweile ganz gut abschätzen, wie das Spiel auf andere wirkt, aber ich selbst werde diese Sicht nicht erfahren können. Ich halte es für wahrscheinlich, dass auch mir die Allreise Spaß gemacht hätte, wenn sie von jemand anderem stammte, aber vielleicht hätte ich mit Spieleraugen viel mehr Grund zur Nörgelei gefunden, denn als schön zufriedener Entwickler. Ein Beispiel: Als letzterer sehe ich sämtliche Einschränkungen des RPG Makers mit nur gelindem Ärger, denn ich bin froh, überhaupt über ein solches Werkzeug verfügen zu dürfen. Als Spieler ist mir die Sichtweise aus dem Bastelkeller egal. Entweder die Umsetzung stimmt oder der Spielspaß leidet; irgendwelche Litaneien über systemgebundene Einschränkungen sind mir dann herzlich egal. Beide Sichtweisen sind also punktuell gegenpolig und man müsste sich schon als Mann von entlarvendem kritischen Einblick auffassen, um für sich die Möglichkeit eines jederzeit ein- und abschaltbaren Perspektivenwechsels annehmen zu können. Ich hege da lieber eine gesunde Portion Skepsis mir selbst gegenüber und räume mir hier eine Blindstelle ein. Als Antwort kann ich Dir also eigentlich nur ein wortreiches Etwas bieten, das sich ebenso gut mit einem schlichten Fragezeichen zusammenfassen ließe.
@ DarkNanaki
Den Spaß, den ich an meiner Freizeitbastelei hatte, werde ich auch jederzeit mit einer glatten 1 bewerten; meine Freude über das sehr positive Echo übrigens auch. Das eigentliche Ergebnis hingegen, eben das Projekt als Spiel, ist für mich alles andere als eindeutig (s. o.).
@ Spark Amandil
Nicht so sehr Bescheidenheit, als vielmehr ein Widerwille gegen allzu aufdringliches Werbegebahren. Mein Spiel ist das tollste, ich habe den Längsten, spiele unbedingt mein Projekt, wenn Du etwas wirklich Gutes suchst, ich wähle gerne auch mein eigenes Projekt in Popularitätsabstimmungen und ähnliche Geltungssehnsüchte überlasse ich lieber fahrenden Händlern und Spielshowmoderatoren. Ich finde mich selbst zwar auch toll, aber deshalb muss ich nicht gleich aus jeder Pore Konfetti auf die Umgebung abschießen.
Und danke für Dein Detailreichtumslob. Einige Aufgaben sind tatsächlich in gewisser Hinsicht an die Art und Weise gebunden, in der der Spieler vorgeht. Gelegentlich führen zwei Wege zum Ziel und je nachdem, welche Schlüsselereignisse man aktivierte, verblasst die Alternative und versinkt ins Unauffindbare. Das Meiste ist aber direkt konzipiert. Es reicht, ein Männchen anzuklicken und dann nimmt das Folgegeschehen seinen geradlinigen Lauf. Da aber einiges anklickbereit herumsteht, kann es gut sein, dass man immer einmal wieder etwas übersieht.