Dipl. User mit summa cum laude
Ich glaube, im Moment besteht einfach weniger Beduerfnis nach Community.
Fuer die alten Hasen ist die Community nur eine von vielen Moeglichkeiten in Kontakt zu bleiben, denn mittlerweile haben viele nur noch peripher was mit dem Maker zu tun und haben fuer sich andere Kommunikationskanaele wie Instantmessenger entdeckt.
Andererseits ist seit einiger Zeit kein wirklich aufsehenerregendes Spiel mehr erschienen, auf dass auch Spielezeitschriften aufmerksam werden, was uns eine neue Newbiflut bescheren wuerde. Und Leute, die sich trotzdem hier her neu verirren treffen auf eine zum Teil stark gefestigte Community, in die es ihrem Gedankengang zu folge nicht leicht ist, hineinzukommen. Allerdings war das schon immer so, zu jeder Zeit dieser Community, dass wir unsere Trolle hatten, die Neulinge vergrault haben. Ich denke da z.B. an Kritikerschrecken wie MangaProtektor. Viele halten es halt fuer cool, Neulinge in die Schranken zu weisen. Das sowas von den Neulingen natuerlich als Ablehnung aufgefasst wird, ist natuerlich. Wenn ich daran denke, wie zu Zeiten der VD-, UID- und Screenfunschwemme die Neulinge eingefallen sind und die Stammuser gemosert und geklagt haben, dass die Community verwaessert wuerde, wer die ganzen Neulinge sind und dass sie absolut keinen Plan haetten, ja man ihnen erst das Atmen beibringen muesse, da faellt es einem nicht schwer, abzuschaetzen, wieviele Leute das abgeschreckt hat. Allerdings fiel das nicht so auf, da genug Leute nachgestroemt sind (und nur die ausdauernden blieben) als auch sich das Genoergel der Trolle auf eine groessere Masse erstreckte, wodurch die Abwehrhaltung etwas verduennt wurde. Andererseits habe ich heute nicht wirklich den Eindruck, dass neue User regelrecht vergrault wuerden. Das war frueher schlimmer. Allerdings erweckt das bei den Neuen den Anschein einer semigeschlossenen Gesellschaft. In den Userschwemmezeiten waren auf einmal viele neue da, die sich untereinander anfreunden konnten, da sie sich alle nicht kannten, wodurch zum einen das Bild der geschlossenen Gesellschaft abgemildert und zum anderen der Weggang von Neulingen nicht bemerkt wurde.
Dieses Denken der Neuen zeigt sich auch am Interesse an Communitytreffen. Unsere Community ist eine glueckliche Ausnahme darin, dass es halbjaehrliche Communitytreffen gibt. Allerdings trauen sich viele Neue nicht, dort vorbei zu schauen, wodurch dort zum grossen Teil die selben Leute auftauchen, was das Bild, dass Neue unerwuenscht waeren, bei den Neuen verstaerkt, eine selbsterfuellende Prophezeiiung. Vielleicht ist auch die Regelmaessigkeit dieser Treffen in gewisser Weise von Nachteil, denn viele sagen sich: "Och dieses Mal gehe ich nicht hin, aber bestimmt beim naechsten Treffen, und wenns da nicht klappt, dann vielleicht beim uebernaechsten Mal."
Die heutige Community hat viel mehr Moeglichkeiten, als die frueheren Generationen, sie sind ja praktisch bereits an einen gedeckten Tisch gekommen. Es gibt Resourcen zu hauf, es gibt genug Spiele, es gibt zu allem moeglichen Tutorials, und die meisten Storyansaetze, die noch vor Jahren innovativ klangen (OMG Vampire in einem Rm2k Spiel) werden heute mehr als ausgeleiert dargestellt, sprich, die heutige Community hat es gar nich noetig, kontakte zu knuepfen um an Resourcen ran zu kommen, Meinungen einzuholen, Hilfestellungen zu bekommen oder Communitytreffen zu besuchen. Und wenn jemand doch einen zaghaften versuch in diese Richtung unternimmt, wird er auf die unpersoenliche Suchfunktion hingewiesen. Das, was gerade die Communities der frueheren Generationen ausmacht, naemlich das, was sie geschaffen und geleistet haben, arbeitet heute gegen sie. Zudem kommt dazu, dass dadurch, dass es bereits so vieles "fertig" gibt, und die aelteren Generationen den juengeren vorhalten koennen "seid doch froh, wir hatten es viel schwerer als ihr, X zu erreichen", die Ansprueche der alten gestiegen sind (was nur natuerlich ist), diese Ansprueche aber gleichzeitig an die junge Generation weiter gegeben werden, ob direkt durch Trolle/Kritiker oder indirekt durch die Qualitaet der Spiele, die von den Jungen gespielt weren, sei dahingestellt. Alle Aufgaben, mit weniger Anspruch wurden ja bereits von der aelteren Generation abgearbeitet. Damit steigt natuerlich auch unbewusst der Frustrationsgrad der jungen Generation, da sie immer im Schatten ihrer Vorgaenger stehen, und sich unbewusst an den neuen Aufgaben ueberfordert sehen, waehrend die alten toenen, die neuen waeren viel unfaehiger als ihre Generation, denn ihnen stuende doch alles zur verfuegung, was sie in ihrer Jugend nicht hatten.
Alles in allem ist unserer Community genau das passiert, was allen langlebigen Gesellschaten passiert: Sie leidet an dem, was sie selbst produziert hat und sie ausmacht. Das, was eine Generation produziert, ist die Buerde der naechsten. Wir leiden also einfach unter einem waschechten Generationenkonflikt, genau wie in der realen Welt. Ein zutiefst menschliches Problem.
Geändert von Ineluki (01.11.2008 um 15:28 Uhr)