Geh mir fort mit Morgenstund!
Wer kennt das nicht...
Es ist 4:30 Uhr in der Nacht, und das Gewissen drückt einem aufs Gemüt, dass man am nächsten "Morgen" aufwachen, und einen halben Tag lang wachbleiben muss.
Nur eineinhalb Stunden Schlaf, das würde doch reichen... ok, vielleicht eine Stunde. Na gut, eine Halbe, aber die dann auch richtig intensiv,... letzten Endes kann man dann gar nicht schlafen, und macht einfach durch. So im Halbschlaf kann man sich ja vielleicht noch durch den Morgen retten.
Und sowie man den Wecker beobachtet, in der Erwartung dass er jeden Moment loskracht, und den Finger schon über die Taste legt, verliert man wie vom Vorschlaghammer getroffen jeden Rest an Motivation und Lebensfreude, denn in dem Moment, in dem man erst die eigene Müdigkeit in all ihrer Brutalität zu spüren bekommt, in dem man sich ohne Widerstand dem Schlummer hingeben will, muss man voll aufdrehen und alle Kräfte mobilisieren.
Das an sich ist schon schlimm genug, doch richtig hässlich wird es erst, wenn es sich dabei auch noch um einen Tag handelt, den man erst gar nicht erleben möchte.
Die Augen wollen kein Licht ertragen, alles, was außerhalb der Bettdecke liegt, kommt einem wie ein Gefierfach vor, und vor der Haustür prasselt es in Strömen runter. Was wäre da schöner, als den Tag zur Nacht zu verlängern...
Und dann kommt dieses Biest, das sich Gewissen nennt, wieder aus seinem Loch gekrochen, und foltert einen mit dem Pflichtbewusstsein, der Verantwortung und dem ganzen Mist, der zum Alltag gehört.
Und wer masochistisch genug ist, der schaltet dann das Radio oder den Fernseher ein, und hört sich die dämlichen Dauergrinsemoderatorenwitzchen an, die gute Laune am guten Morgen predigen, und einen immer wieder daran erinnern, dass Morgenstund Gold im Mund hätte, und das irgendwelche frühen Vögel besser spachteln können.
In genau dieser Sekunde fragt man sich: Was soll das? Und wieso sich diesen Qualen unablässig hingeben, anstatt dem eigenen Bedürfnis nachzugeben?
Mit genau diesen Fragen entlasse ich euch, alle verehrten Leserinnen und Leser in den Morgen, der sich euch nur so gut darbieten soll, wie ihr selbst es wünscht.
Denn wer meine vergangenen drei Stunden nur ansatzweise nachempfinden kann, der will sicher nichts von einem guten Morgen hören.
Dieser Thread entstand im Auftrag der GIA, der Gesellschaft zur Integration von Alternativexistenzen.