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Schwertmeister
Es gab mal eine Zeit, da war der deutsche Film in einer verdammt guten Verfassung. Das war beispielsweise in den 20er Jahren so, als Fritz Lang seine legendären Meisterwerke abgeliefert hat (Metropolis, M - Eine Stadt sucht einen Mörder oder Die Nibelungen), die es mit so ziemlich jeder damaligen Hollywood Produktion aufnehmen konnten (auch der französische Film übrigens, insbesondere durch Abél Gance und seine Verfilmung des Lebens von Napoleon; eine genauso bessessener Regisseur wie Fritz Lang ^^). Dann waren da noch andere, richtungsweisende Produktionen wie "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" von Murnau oder "Das Cabinet des Dr. Caligari" von Robert Wiene.
Die goldenen 20er Jahre waren für Deutschland somit auch im Bereich des Films zutreffend, doch mit dem NS Regime änderte sich das leider...na ja, die Filme von Leni Riefenstahl waren zumindest in technischer Hinsicht sensationell, ohne tiefer auf die elendige Diskussion "Regisseur des Führers oder naive Künstlerin?" einzugehen.
Das zweite goldene Zeitalter kam dann natürlich mit der neuen deutschen Welle unter Herzog, Schlöndorff, Wenders und Fassbinder (eventuell kann man noch Wolfgang Petersen dazuzählen, der mit Das Boot und Die Unendliche Geschichte ebenfalls 2 anerkannte Werke abliefern konnte), deren Werke auch im Ausland (unter anderem von Roger Ebert) hochgelobt wurden.
Insbesondere die Filme von Werner Herzog in Zusammenarbeit mit Klaus Kinski gehören, wie ich finde, mit zum besten, was die Filmgeschichte zu bieten hat, ob nun Aguirre - Der Zorn Gottes, Nosferatu, Woyzeck, Fitzcarraldo oder Cobra Verde. Besonders Aguirre ist allein schon durch seine Entstehungsgeschichte und seine sensationellen Bilder legendär, aber was wäre dieser und die anderen Filme ohne Klaus Kinski?
Dieser Mann ist mit weitem Abstand der beste deutsche Schauspieler, den wir je hatten. An diese fast schon beunruhigende Intensität, die von ihm in jeder Szene ausgeht und seine Identifikation mit seinen Rollen kommt wirklich niemand ran - ein Til Schweiger und wie sie alle heißen sehen da wie billige, schlechte Amateure aus. Ganz unabhängig davon, ob man Kinski für einen Egomanen oder schlicht ein "Arschloch" hält ob seiner Wutausbrüche (wobei ich ihm manchmal schon recht geben muss - es wäre zu schön, wenn er der heutigen, widerlichen Medienlandschaft mal so richtig die Leviten lesen würde), an seiner Genialität als Schauspieler ändert das nichts, und ich verehre diesen Mann für die unvergesslichen Kinomomente, die er abgeliefert hat.
Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass mit dem Tod von Kinski auch die Qualität deutscher Filme nachließ - denn irgendwie kam nach 1991 kaum ein Film aus Deutschland, der wirklich an die Highlights der 20er, 70er und 80er rankam. Na ja, bestenfalls historische Werke wie "Der Untergang", "Das Leben der Anderen", "Sophie Scholl", "Sonnenallee" oder "Good Bye Lenin", aber von diesen abgesehen?
Und das mir jetzt keiner mit Bully Filmen kommt. Sorry, aber der humor in seinen beiden Filmen ist, verglichen mit Monty Python beispielsweise, eher peinlich denn amüsant. Noch schlimmer allerdings, dass ein Vollversager wie Oliver Pocher die Kinoleinwand mit Mist wie Vollidiot verpestet...
Und die ganzen Eigenproduktionen der TV Sender sind wirklich alle, ohne Ausnahme, der hinterletzte Schrott, ganz besonders die Funny Movie Reihe auf Pro 7...so peinlich schlecht, dass man heulen könnte, dagegen sind sogar Müll Filme aus den USA wie Epic Movie oder Meet the Spartans besser...
Spontan fällt mir auch ein DDR Film ein, der durchaus mehr Beachtung verdient hätte: "Der Untertan", eine Verfilmung des Romans von Heinrich Mann. Den Roman habe ich als treffende Persiflage geliebt, und der Film hält sich in großen Teil an das Original, auch wenn einige Szenen logischerweise entfallen mussten. Handwerklich ist der Film über jeden Zweifel erhaben, was ihn aber so sehenswert macht ist Werner Peters in seiner Rolle als Diederich Hessling - besser könnte man die leicht überspitzte, aber allzu realistische Personifikation des Untertanengeistes des Kaiserreiches nicht darstellen. Schade, dass man den Film so lange in der BRD so lange als pro-kommunistisch gebrandmarkt und geächtet hat...
Na ja, hier mal eine Liste der deutschen Filme, die durchaus mit ihrer internationalen Konkurrenz mithalten können:
Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)
Nosferatu, eine Symphonie des Grauens (1922)
Dr. Mabuse, der Spieler - ein Bild der Zeit (1922)
Die Nibelungen: Siegfried (1924)
Die Nibelungen: Kriemhilds Rache (1924)
Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926; erster Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge)
Metropolis (1927)
M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)
Das Testament des Dr. Mabuse (1933)
Olympia 1. Teil: Fest der Völker (1938)
Olympia 2. Teil: Fest der Schönheit (1938)
Der Untertan (1951)
Es geschah am hellichten Tag (1958)
Das Indische Grabmal (1959)
Der Tiger von Eschnapur (1959)
Aguirre, der Zorn Gottes (1972)
Angst essen Seele auf (1974)
Fontane: Effi Briest oder: (...) (1974)
Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975)
Nosferatu: Phantom der Nacht (1979)
Woyzeck (1979)
Die Blechtrommel (1979)
Die Ehe der Maria Braun (1979)
Theo gegen den Rest der Welt (1980)
Berlin Alexanderplatz (1980)
Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo (1981)
Das Boot (1981)
Fitzcarraldo (1982)
Die Sehnsucht der Veronika Voss (1982)
Die Unendliche Geschichte (1984)
Cobra Verde (1987)
Der Himmel über Berlin (1987)
Sonnenallee (1999)
Mein liebster Feind - Klaus Kinski (1999)
Good Bye Lenin! (2003)
Der Untergang (2004)
Sophie Scholl - Die letzten Tage (2005)
Das Leben der Anderen (2006)
Kann sein, dass ich vielleicht ein wichtiges Werk vergessen habe. Einige der oben genannten Filme muss ich selbst übrigens noch nachholen...Asche über mein Haupt. ^^
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