So. Ich arbeite ja immer noch fleissig an meinem Spiel Sanctum (siehe anderer Thread), aber damit ich meine Fähigkeiten beim Geschichten erzählen und meine storytechnische Logik verbessern. Auch wenn Ich diese Story wohl nie in ein Spiel umsetzen werde, so würdet ihr mir mit einer Bewertung und Verbesserungsvorschlägen sehr helfen. Meinetwegen kann irgend ein Makerer, der in Bezug auf Storys einfallslos ist, die Geschichte auch nach Absprache verwenden.
Also: Zur Geschichte:
Versprochen
~ Versprich nichts, was du nicht halten kannst ~
"Schon komisch", dachte Mathew bei sich, als er seine Hand beobachtete. "Ich sitze hier in Lebensgefahr und meine Hand zittert nicht. Viele Leute zittern schon bei dem Gedanken an einen Vortrag oder einer Prüfung, doch meine Hände zittern nie."
Und so war es. 30 Meilen vor Las Vegas saß er jetzt in einer fremden Villa, eine kleine Pistole auf dem Schoß liegend und lauschte, ohne etwas zu hören.
Er sah sich in dem Raum um, in dem er wartete. Eine dieser protzigen amerikanischen Einbauküchen, die man nicht kaufte, um sie zu benutzen, sondern um mit 9 Metern Arbeitsfläche angeben zu können. Überhaupt stank dieses ganze Haus nach Geld. Beim Klettern über den Zaun hatte er sogar den Pool vor dem Haus gesehen und das Fehlen einer Alarmanlage schien die Macht und den Reichtum des Besitzers noch zu unterstreichen. Verträumt schaute er auf die Pistole in seiner Hand. Eine Desert Eagle - sehr treffsicher und tödlich, wie ihm der Verkäufer versicherte. Der Gedanke an den Verkäufer zauberte für kurze Zeit wieder ein Schmunzeln auf sein Gesicht. Er hätte nie gedacht, dass es so leicht wäre, nur mit Geld eine Waffe zu bekommen. Amerika war wirklich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Nachdem Mathews Blick langsam durch seine Umgebung gestreift war, betrachtete er wieder seine Hände, die seelenruhig auf seinem Schoß ruhten. Sie waren der Grund, wieso er hier war. Es waren eigentlich ganz normale Hände. Keine riesigen Pranken, keine Stummel, 4 Finger und ein Daumen an jeder Hand, es waren eigentlich ganz normale Hände. Was sie unterschied von anderen Händen, waren die eintätowierten Symbole auf neun seiner Finger. "Neun Finger, neun Sünden", dachte er bei sich und erinnerte sich.
Es war einer dieser öden Sommer gewesen. Für einen 17jährigen gab es in North Carolina von Hause aus zu wenig Action. Die Tatsache, dass er im Frühling eine Beziehung mit Monique ablehnte, zerstörte seinen Ruf. Monique war mit Abstand das schärfste Mädchen in der 2300 Seelen Stadt, da waren sich die anderen Jungs einig und wenn Mathew nichts von ihr wollte, dann kann er ja nicht normal sein. Und so blieb für Mathew nur sein Training... und Stephen.
Stephen war einer der Jungs, der von den Mädchen angehimmelt wurde, Mädchen selbst aber nur als zickig und langweilig empfand. Und diese Mischung war es, die auch Stephen aus den Jugendcliquen ausschloss, spürte er doch dauerhaft den Neid der anderen Jungs und das Unverständnis der Mädchen.
Und so waren es die beiden Jungs, die wochenlang ihre Zeit verbrachten, egal ob sie trainierten, diskutierten oder einfach nur die Zeit tot schlugen. Die beiden verbrachten mehr Zeit miteinander, als mit ihren Familien und blieben manchmal tagelang fort von zu Hause. Und so änderte sich das Verhältnis zwischen den beiden Jugendlichen. Aus anfänglichen Verständnis und Freundschaft wurde Vertrauen - blindes Vertrauen. Und so kam es, dass die beiden Freunde beschlossen, immer für einander da zu sein. Ein Versprechen zwischen den beiden sollte immer Bestand halten, blindes Vertrauen bis in den Tod.
Zehn Finger, Zehn Sünden bis zum Tod. Im Nachhinein konnte sich Mathew nicht mehr erinnern, wer genau darauf gekommen hatte, doch die Idee brannte sich in das Gedächtnis der Jugendlichen ein. Jedes gebrochene Versprechen eine Sünde, jede Sünde eine Tätowierung auf einem Finger. Das zehnte gebrochene Versprechen sollte das Band zwischen ihnen für immer trennen. Tod durch Selbstmord, Tod durch Untreue.
Mit einem Kopfschütteln erinnerte sich Mathew, wo er eigentlich war. Und er konnte nicht fassen, dass er immer noch nach diesen Jugendregeln lebte. Sie brachten ihn in große Gefahr, breiteten eine ungewisse Zukunft vor ihm aus und doch konnte er nicht loslassen. Würde er sie missachten, würde er seinen Freund verachten und damit sich selbst.
Sein Blick glitt über die einzelnen Finger. Ein Herz, eine gebrochene Rose, ein Pfeil, drei Zeichen für drei seiner Jugendsünden, als die beiden anfingen, sich für Mädchen zu interessieren. Ein zerbrochener Stab, ein Totenkopf, eine Uhr, zwei gekreuzte Schwerter, ein Buch und eine Faust. Neun Zeichen seiner Sünden, neun Versprechen, die er gebrochen hatte. Und damit hatte es eigentlich geendet. Stephens Mutter starb bei einem Autounfall und er zog mit seinem Vater nach Washington, der Kontakt erstarb. Keine weiteren Prüfungen, keine Versprechen mehr.
Und dann, elf Jahre später und genau vor vier Tagen klingelte das Telefon. Überrascht hörte Mathew Stephens Stimme:
"Hol mich hier raus. Versprich es mir."
Vor Überraschungen und Schreck nicht mehr klar denkend, versprach er es Stephen. Kurz darauf erfuhr er, dass dieser in einer Todeszelle auf sein Ende wartete, verurteilt wegen Mord an drei minderjährigen Mädchen.
Doch Stephen beteuerte immer wieder seine Unschuld, als Mathew ihn am nächsten Tag für 60 Minuten sprechen durfte. Man wolle ihn aus dem Weg räumen. Er sprach von Politikern, gegen die er mehrere Artikel geschrieben hatte. Den einen hatte es am Ende den Platz in seiner Partei gekostet.
"Die wollen sich doch nur rächen. Mich kalt machen, damit ich nicht weiter reden kann. Verdammt... ICH WILL NICHT STERBEN... nicht so.", flehte Stephen seinen Freund an. Blindes Vertrauen bis in den Tod - Mathew glaubte ihm.
Das zehnte Versprechen - befreie ihn aus der Todeszelle oder sterbe selbst dabei, fluchte er bei sich. Mit dem hier würde er nicht durchkommen. Er stand kurz davor, einen der einflußreichsten Politiker der USA in seiner eigenen Villa mit einer Pistole zu bedrohen. Wenn er es nicht schaffen würde, Stephen rauszuholen, würde er ihm bald Gesellschaft leisten.
Doch gerade, als sich immer tiefere Zweifel in ihm regten, hörte er ein Auto auf die Einfahrt rollen. Alles zu spät. Jetzt musste er es durchziehen. Mathew zog sich in eine dunkle Küchennische zurück und wartete. Er hörte den Schlüssel im Schloss klappern und entsicherte seine Pistole. Sein Herz raste und mit der linken Hand wischte er sich einen Schweißstopfen von der Stirn. Doch seine rechte Hand mit dem untätowierten Daumen blieb vollkommen ruhig. Er hatte noch drei Tage Zeit, um Stephen zu befreien, die Wahrheit ans Licht zu bringen und sich selbst zu retten.
Er hatte es versprochen...
Das war soweit die Geschichte, wie ich sie ausgearbeitet habe. Über Bewertungen und begründete Kritik/Verbesserungsvorschläge würde ich mich sehr freuen.
MfG Programmierer