Ich glaube, das Problem der meisten Leute ist nicht etwa die Professionalisierung des Makerns ist, sondern die absolute Fixierung auf eine Community, die den Ersteller weder ernährt, noch auf die richtige Weise honoriert.
Was meine ich damit? Es ist simpel: Die RPG Maker Szene hatte immer einige Stars und Sternchen - gute Spiele, die innerhalb der Community zum absoluten Maßstab wurden. Das fing damals mit Fear of Hokkaido und Aurora's Tear an, ging nahtlos in Vampires Dawn und Unterwegs in Düsterburg über - und wurde von da an nur noch extremer. Ein solch gutes Spiel zu kreieren bedeutete nicht nur, ein für sich selbst abgeschlossenes, individuelles Eigenwerk zu produzieren, nein. Es wurde mit Tatsache gelockt, dass man in den Olymp der Community gehievt werden könnte. Die Ersteller dieser Blockbuster sind in der Szene allseits respektiert, fast idolisiert. Mit dem Namen Marlex wird der Name 'Vampires Dawn' verbunden - und steht somit für Qualität und Leistung. Da kann passieren, was will.
Das Ganze wird noch dadurch unterstützt, dass wir einige Personen gehabt haben, deren RPG Maker Spiele das Sprungbrett in eine reale Videospielkarriere wurden. Eben jener angesprochene Marlex zum Beispiel. Dieses Franchise hat sich jetzt auch in der Handyspieleszene etabliert und räumt dort Preise noch und nöcher ab. Aus dem Hobbyprojekt wurde eine kommerzielle Einnahmequelle, Vampires Dawn hat den Sprung geschafft. Viele wollen dem nacheifern und sehen nicht nur die Chance in einer Community Akzeptanz zu finden, sondern daraus einen Lebensinhalt zu machen. Nur bilden Leute wie Marlex leider die absolute Ausnahme.
Davon abgesehen hat die Community kaum etwas zu bieten. Ohne jetzt irgendwem zu nahe treten zu wollen, für die Ehre und den Ruhm in einer Online-Community steht der Arbeitsaufwand, der hinter einem solchen Projekt steht, in keinem Verhältnis zum eigentlichen Nutzen. Zwar gibt es ein paar brilliante Spiele, die sich auch durch die Printmedien (Screenfun, etc.) an anderes Publikum verbreiteten, jedoch bleibt die Reichweite solcher Spiele immernoch gering. Es gibt einfach keinen Markt, keine richtige Szene für solche Spiele, die international kohärent und einig ist.
Nehmen wir mal Newgrounds. Im Jahre 1996 (oder wars 1995?) gestartet, wurde aus diesem Projekt die größte Flash-Community der Welt, nicht nur eine kommerzielle Maschinerie mit eigenem Büro und angestellten Mitarbeitern, sondern eine international anerkannte Community aus Flashfilm- und Flashspieleerstellern. Die Werke, die sich hier auszeichnen, werden weit über die Grenzen der Community hinausgetragen. Die Seite ist einfach die Anlaufstelle, sei es, dass man selbst Flashartist ist, oder einfach Spaß an guter Unterhaltung hat.
Hier im RPG Maker Bereich gibt es tausende Splittercommunities, alle mit unterschiedlichen Sprachen, Regeln und Spezialgebieten. Die selben Sets findet man auf dreiundsiebzig verschiedenen Seiten, jeder Spieleauthor, der etwas auf sich hält, stellt sein Spiel in verschiedenen großen Communities vor.
Was mir auffällt, ist, dass 99 % aller Leute, die in dieser Community auftreten, selbst aktiv an einem Spiel arbeiten. Es gibt einfach keine Resonanz von außen, keine 'Gamers Community'. Wird sind eine Riege von Spieleerstellern, die zwar die anderen Projekte honorieren, aber immer in einer Art Konkurrenzgefühl zu ihnen auftreten.
So lässt sich auch der Qualitätsanspruch der Spiele erklären. Es genügt nicht einfach nur, ein gutes Spiel mit fesselnder Story zu machen. Es werden Kampfsysteme eingebaut und programmiert, deren technischer Anspruch den eines kommerziellen SNES-RPGs aushebelt. Die Grafik wird selbst gerippt oder gar von Hand gepixelt, um die absolute Individualität der Optik zu erreichen. Eigene Soundtracks müssen her (die ich dann schreiben darf xO) - und die sollen wenn möglich der Qualität kommerzieller Spiele entsprechen. Es gibt voll animierte Zwischensequenzen, es gibt eigene Inventarmenüs und es gibt Möbelrücksysteme. Und dies alles, um in einer Community zu glänzen, wo man oft nichts weiter als ein Name und ein Spiel ist?
Wer weiß denn von Grandy, wie er heißt, was er macht, wo er wohnt? Man denkt nur: Aha! Grandy! Unterwegs in Düsterburg! Das neue London-Spiel! Nach der eigentlichen Person hinter dem Spiel wird nicht gefragt. Und ich glaube auch nicht, dass Ingmar viel im realen Leben auf sein Spiel angesprochen wird. In der Community hingegen ist er einer jener Halbgötter im Boardolymp.
Aus eben jenem Grund habe ich das Makern vor langer Zeit aufgegeben. Es geht mir hier nicht um persönlichen Ruhm oder Geld, das ist falsch. Sondern einfach um die Tatsache, dass ein Spiel, welches man mit dem RPG Maker zeitaufwendig erstellte, immer leider nur als ein RPG Maker Spiel betrachtet wird - und selten als Spiel als solches. Man wird im Kontext einer Community sehen - die zahllosen Tage, Wochen, Monate - ja, sogar Jahre - die man in die Entwicklung eines solchen Projektes steckt, werden höchstens mit einem Goldstern und regelmäßigen Downloads - möglicherweise vielleicht mit dem Pressen auf eine Heft-CD - honoriert. Den oft erhofften Start in die bunte Welt des Videospiel-Business werden allerdings nur die Allerwenigsten schaffen, die zu hoch geschraubten Erwartungen werden irgendwann abgekühlt, als man sieht, dass das Spiel zwar von außerordentlicher Qualität - allerdings nichts anderes als eines unter Vielen erstellt von einer Person unter Vielen ist.