Das Spiel ist eine sichtbare Fleißarbeit. Du fährst viel Material auf, hast etliche Szenen gestaltet, greifst immer wieder andere Schauplätze auf und scheinst offensichtlich eine prallgefüllte Schublade mit vielen Charakteren und mächtigen Wesenheiten zu haben, aus der Du Dich emsig bedienst. Kurzum: Du setzt eine Reihe an sich erfolgversprechender Mittel ein, um für Abwechslung zu sorgen.
Leider springt bei mir der Funke nicht über. Warum ich nicht lange gespielt habe, kannst Du bei Interesse hier lesen:
Intro
Der erste Eindruck ist ein prägender. Gerade deshalb hat sich Dein Intro ausgesprochen unglücklich auf mich ausgewirkt. Es geht vom Präsidentenbüro über eine Planetenzerstörung hin zu einer neuen Welt. Das könnte man mit Dramatik und ein wenig Effektfeuerwerk inszenieren. Teilweise machst Du das auch und der Raumschiffstart ist ganz gut in Szene gesetzt. Aber größtenteils hatte ich den Eindruck, Du bist Deiner eigenen Geschichte immer wieder überdrüssig geworden. Erst klicke ich mich durch ein paar etwas langwierige Dialoge um dann Minuten später per hingeworfener Textfenster zu erfahren, dass diese Leute inzwischen tot sind. Falls Du Dein Intro im groben so lassen willst, solltest Du dennoch großzügig von der Schere Gebrauch machen und alles das wegschneiden, was Dir selbst beim Erstellen auch nicht so viel Spaß gemacht hat. Auf mich wirkt das wie ein Pflichtübung, die Du recht unwillig übernommen hast, um per Zeitraffer die Vorgeschichte irgendwie hinzuwürgen.
Alternative: Lass es weg.
Handlung
Der rote Faden fehlt, ich weiß nicht, was das Spiel von mir inhaltlich will. Wahrscheinlich hast Du versucht, die Spielwelt im Intro grob zu erklären. Aber aus genannten Gründen habe ich das Intro dann durch schnelles Enterhämmern hinter mich gebracht. Aus dem, was mir bislang zustieß, kann ich auch auf kein Handlungsziel schließen. Auf mich wirkt das wie Flickwerk, das nicht recht zusammenpasst. Dass immer wieder Szenen dazwischenschießen, die von großer Zerstörung und mächtigen Mächten künden, macht es auch nicht besser.
Alles, was Du an Abwechslungen aufbietest, machst Du für meinen Geschmack mit zu vielen Wiederholungen wieder zunichte. Verwende nicht so häufig das Wort Schicksal. Du scheinst es zu mögen, aber sein bedeutungsschwangerer Gehalt nutzt sich schnell ab, wenn es jeder ständig im Mund führt. Alternativen: Bestimmung, Lebensweg, Vorhersehung, Daseinspflicht, ... Noch besser wäre es, Du würdest Deine Dialogen insgesamt herunterschrauben. Das andauernde Balancieren am existentiellen Abgrund verliert schnell an Wirkung und kippt sogar ins Lächerliche. Außerdem kommen mir zu viele Kapuzenmänner mit leuchtenden Glühaugen oder andere Schattenexistenzen vor und die großen Schicksalsmächte, die über Raum und Zeit gebieten, geben sich bei Dir auch die Klinke in die Hand. Weniger ist hier mehr. Ansonsten wird das Außergewöhnliche zum Alltag; es verpufft und langweilt bei einem ungeschickten Einsatz von Dramaturgie.
Dazu treten Logikfehler. Ein Beispiel: Der Alp sagt, jeder könne sein Schicksal ändern. Wenn man kurz danach versucht, genau das zu tun, stirbt man aber unweigerlich.
Spielzuschnitt
Du lässt die benutzbaren Dinge leuchten und ersparst so langes Suchen. Das ist gut. (Ja, es gibt natürlich auch etwas zu loben.)
Für meinen Geschmack bietest Du zu wenige Speichermöglichkeiten. Denk einfach daran, dass vielleicht nicht jeder die Zeit und Geduld hat, längere Zeit am Stück an Deinem Projekt zu sitzen.
Dafür, dass Du mit recht großen Maps arbeitest, kann man in ihnen nur sehr wenig tun. Kaum ein Schrank in einem Haus enthält etwas. Dann musst Du auch keine großen Häuser mit vielen Schränken verwenden. Deine Außenbereiche bieten auch kaum spielbare Abwechslungen. Man geht lange Zeit, bis man am nächsten Handlungspunkt angelangt ist. Weniger wäre hier mehr. So wie Du es aufziehst, streckst Du mit langen Laufwegen einfach nur die Spielzeit. Bau mehr Gegenstände ein, die man einsammeln kann oder verkleinere Deine Areale.
Übrigens lässt sich das Menü manchmal nicht öffnen.
(Spoiler Ende)
Wenn ich alles nur schlecht fände, hätte ich mir gar nicht die Mühe gemacht, einen längeren Text zu schreiben, sondern das Spiel einfach ignoriert. Aber ich finde, es hat viel Potential, das Du besser – deutlich besser – ausschöpfen könntest, wenn Du nur auf die zahlreichen Wiederholungen verzichtetest (insbesondere den ständigen Auftritt von Schicksalsangelegenheiten), bei Deiner Erzählweise mehr zu Potte kämst und die Nettospielzeit (Alles abzüglich Dialogpassagen und reiner Laufwege) stärker aufbohrtest.
Falls die VV anders wird, gucke ich gerne wieder vorbei.