Ich habe auch den Nintendo-Gutschein von meiner Schwester gestern aufgebraucht und mir "lost Spear" geholt. Und dass obwohl ich den ersten Teil (Setsuna) nicht gespielt habe und die Demo total uninspiriert fand. Das Problem war bei mir wohl die erneute Verschiebung von Ni Ni Kuni um weitere 10 Wochen. Dieses Spiel hatte ich eigentlich für die kommenden Wochen eingeplant gehabt. Ich habe im Vorfeld ein wenig nach Kritiken gestöbert und nachdem die meisten davon doppelt so gut ausgefallen sind wie bei Setsuna, hab ich mir gedacht - give it a try!
Was soll ich sagen: Ich finde es jetzt nach rund zwei Stunden Spielzeit zu generisch. Ich hatte mich insgeheim gefreut, dass es endlich wieder ein Spiel alter Schule ist - quasi ohne Sidequests und ohne zeitraubende Aufgaben einfach einem roten Faden folgen... So wie früher. Und die Story sah in den Trailern sehr sehr gut und das Spiel atmosphärisch aus. Als ausgemachter Freund von Michael Endes Romane und Erzählungen konnte ich mich mit dem Grundgedanken der Story auch sofort anfreunden.
Die Erwartungen werden bisher jedoch in keinster Weise erfüllt. Das liegt nicht unbedingt am Setting, sondern an der Art wie die Dialoge geschrieben sind. Selbst das in Animeklischees ertränkte Xenoblade 2 hat ein wesentlich besseres Writing. Die Charaktere wirken generisch, die Dialoge oberflächlich und die Handlungen/ Emotionen/ Reaktionen der Figuren sind nicht nachvollziehbar. Auch die Grafik ist nicht wirklich so schön wie sie auf den Screenshots immer gewirkt hat. Dafür ist das Artwork der ersten beiden Städte ausgezeichnet. Für eine dichte Atmosphäre scheint das Spiel (bisher) jedoch zu belanglos zu sein. Auch die Handlung entwickelt sich nicht (wobei das nach zwei Stunden noch sehr schwer ist einzuschätzen, aber wenn man die grandiosen ersten drei Stunden von Xenoblade 2 nimmt oder gar von Final Fantasy IX oder - um den Bogen zum SNES zu spannen - sogar den deutlich generischeren Anfang von Lufia (2), ist dies hier doch sehr enttäuschend). Ich mag auch ruhigere Handlungen sehr gerne - aber Atmosphäre ist leider auch noch keine da. Das liegt auch in erster Linie daran, wie die Dialoge geschrieben sind. Der Hauptheld würde auch als stummer Protagonist durchgehen und dieser quengelige Junge ist so stark überzeichnet, dass es schon weh tut.
Auch das Dungeon-Design wirkt etwas linear - linearer als bei den Spielen, die man hier als Referenz anführt (Chrono Trigger)... Dafür finde ich das Kämpfen bisher recht flott und das Kampfsystem erfrischend angenehm. Und wie schon gesagt, die Städte sehen super schön aus.
Auch wenn man sich hier Anleihen an den alten 2D-Spielen aus der SNES-Ära nimmt - das ganze lässt leider eine Atmosphäre vermissen. Bei der Geschichte hätte man das deutlich besser machen könnte. Alleine durch interessante Dialoge und eventuell den ein oder anderen Plotwechsel () Es erinnert mich eher an Golden Sun, das mich ebenfalls nicht begeistern konnte, da es einfach zu uninspiriert erzählt wurde. Das Spiel wirkt wie ein Spiel aus dem RPG-Baukasten. Man nehme sämtliche Zutaten und schraube sie neu zusammen, was sehr, sehr schade ist. Ich werde wohl aber dennoch mal ab und zu weiterspielen - wie schon gesagt, das sind jetzt die ersten Eindrücke nach... ca. 2-3 Stunden. Hoffnung, dass es viel besser wird, habe ich allerdings nicht.
Im Grunde ist das Spiel ja so weit in Ordnung. Es ist aber so durchschnittlich und unbesonders und wirkt wie aus dem Baukasten, dass ich den dafür doch sehr sehr hohen Preis nicht gerechtfertigt finde. Für Mario Odyssee habe ich weniger bezahlt und das für eine spielerische Offenbarung. Dagegen ist Lost Sphear ein Mauerblümchen. Der halbe Preis wäre zu rechtfertigen gewesen.