Dan Simmons - Hyperion
Ich habe den Autor gehasst, während ich das Buch gelesen habe. Ich fand den Schreibstil eklig, die Themen pseudo-intellektuell, die Figuren blass und klischeehaft... ging irgendwie gar nicht. Ich hab's gelesen, weil es der Lieblings-Sci-Fi-Roman von einem Freund ist, sonst hätte ich abgebrochen.
Trotzdem ist die Handlung nicht schlecht. Die Idee ist, dass die Menschheit eine Art galaktisches Imperium gegründet hat, und dabei auch auf den Planeten Hyperion stieß, auf dem seltsamer Scheiß passiert - es gibt Orte, die rückwärts in der Zeit gehen, und es gibt ein komisches Stachelwesen (das Shrike), das die Zeit beherrscht, ziemlich wahllos und grausam Leute umbringt und naja, von einem Kult als "Herr der Schmerzen" angebetet wird. Die 7 Hauptcharaktere befinden sich auf einer Pilgerfahrt zu diesem Shrike, wobei es wahrscheinlich ist, dass maximal einer überlebt. Warum machen sie das? Weil es irgendwie wichtig ist für das Imperium. Und weil sie persönlichen Bezug zu Hyperion und dem Shrike haben. Das Buch besteht dann zu 90% daraus, dass man die Geschichten der Pilgerer liest und dabei gleichzeitig etwas über die Welt erfährt, in der sie leben.
Ich mag das als Grundidee. Ich würde gerne eine Miniserie darüber sehen. Aber Gott dieser Schreibstil. Auf der ersten Seite ist jedes Substantiv und jedes Adjektiv erstmal etwas, das einem nichts sagt. "Die Fatline-Tachyonenumwandler rauschten, während der Hawkingantrieb des Baumschiffs surrte. Aber hier in der Gegend gab es nicht einmal ein M-Netz, geschweige denn eine Verbindung zum TechnoCore." Ja fick dich auch, Dan Simmons! Wer seinen Roman so (ungefähr) beginnt, kann mir eigentlich den Buckel runterrutschen. (Das ist natürlich gewollt. Das ganze Buch ist so geschrieben, so beiläufig als wären die Dinge, von denen da gesprochen wird, total alltäglich. Irgendwann später kapiert man natürlich was das alles ist, aber bis dahin war ich schon ziemlich genervt.)
Und dann später auch so Dinge wie die Struktur... es gibt eben die Rahmenhandlung der Pilgerreise, und die einzelnen Geschichten der Pilgerer. Schlimmer als hier kann man so etwas eigentlich nicht machen. Die sieben Leute treffen sich, haben dann irgendwie ein Gespräch "Joah puh, Pilgerreise huh? Warum wohl gerade wir ausgesucht wurden? Vielleicht sollten wir uns unsere Geschichten erzählen damit wir wissen was los ist, und vielleicht bessere Überlebenschancen haben."
Dann losen sie die Reihenfolge aus, in der sie sich ihre Geschichten erzählen. Dann passieren ein paar Dinge, dann gibt's irgendwie eine lange Wartezeit und sie meinen "joah dann soll nun mal der erste erzählen".
Und der erzählt dann. [Hier folgt meistens eine spannende, persönliche, berührende Geschichte.]
Dann ist er total fertig mit den Nerven. Die anderen schweigen und "denken über das Gehörte" nach, weil scheiße, Dan Simmons hat schon all seine literarischen Fähigkeiten für die Geschichte des Pilgerers aufgebraucht, Dialoge sind jetzt nicht mehr drin.
So geht das dann immer weiter. Wirklich jedes Mal. Die Pilger kommen irgendwo an, müssen lange warten aus irgendeinem Grund, einer erzählt was, wenn die Person fertig ist wird geschwiegen und nicht diskutiert. (Die Geschichten werden auch nicht unterbrochen oder so, es ist einfach total affektiert und seltsam, wie das gemacht wurde.)
Außerdem ist Dan Simmons wohl verknallt in John Keats, hat aber keinen guten Weg gefunden wie er seine Liebe zu diesem Dichter in sein Werk einbauen kann, also hat er alle schlechten genommen. Jeder zweite Charakter ist ein Dichter, alle finden Keats total toll, eine Stadt heißt Keats... Keats wird ein paar mal zitiert und/oder rezitiert.
Oh, und das Buch hört nach der letzten Geschichte mehr oder weniger einfach auf, ohne dass die Pilgerer beim Shrike ankommen - das geschieht dann im zweiten Teil, das heißt ich muss irgendwann noch "Der Sturz von Hyperion" lesen. >_<
EDIT:
Warum dieser wirre Rant? Weil ich viele Ideen in dem Roman eben doch gut fand und mich die Umsetzung deswegen umso mehr enttäuscht hat. Ich hätte gerne das Buch gelesen, das Simmons im Kopf hatte. Oder das Buch, das dieses geworden wäre, wenn ein Zelazny oder ein Asimov da nochmal drübergeschaut hätte.
Apropos Asimov, jetzt lese ich die Foundation-Reihe von Isaac Asimov und bisher liebe ich es. <3