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Moderator
"Tradition" halte ich für ein fragwürdiges Argument gegen Vereine wie Hoffenheim. Wenn es danach ginge, dürfte sich ja nie irgendetwas ändern, weil die Vereine aus der Anfangszeit des Fußballs (oder von mir aus der Bundesliga) immer in der 1. oder 2. Liga spielen müssten und andere Vereine kein Recht hätten, auch mal aufzusteigen und in den oberen Spielklassen zu spielen. Tradition bildet sich einfach mit der Zeit heraus, und man muss Vereinen eine Chance geben, Tradition zu entwickeln. Ich nehme als Beispiel mal Leverkusen - für mich, der Zeit seines Lebens Bayer immer in der 1. Liga gesehen hat und der die vielen Titel-Duelle gegen Bayern München miterlebt hat, ist Leverkusen ein Traditionsverein. Immerhin spielen sie auch schon über 30 Jahre lang in der Bundesliga.
Ein weiteres Argument, mit dem oft hantiert wird, ist das Fanpotenzial. Auch hier muss man erstens jüngeren Vereinen die Zeit einräumen, mehr und mehr Fans zu gewinnen. Zweitens können kleinere Städte nun mal niemals so viele Fans generieren wie Großstädte. Das heißt aber doch nicht, dass Klubs wie Unterhaching oder jetzt Sandhausen in der 2. Liga keine Bereicherung für eine Liga darstellen und anderen, schlechter geführten Vereinen den Platz wegnehmen. Relevant ist hier auch, ob es bereits einen "großen" Verein in der Region gibt. So hat es das "Dörfchen" Kaiserslautern natürlich viel einfacher, viele Fans anzulocken als etwa besagtes Leverkusen oder zum Beispiel der FSV Frankfurt, weil Kaiserslautern keinerlei Konkurrenz in der Region hat. Aber Plätze in der 1. oder 2. Liga sollten nun wirklich nicht nach demographischen Aspekten verteilt werden.
Natürlich bin ich auch kein großer Fan von Vereinen, die mittels Geld, das sie nicht selbst generiert haben, groß auf Einkaufstour gehen. Da gibt es aber in Europa doch deutlich schlimmere Sünder als Hoffenheim, die eigentlich erst in den letzten ein, zwei Jahren etwas zu sehr auf den Faktor Geld gesetzt haben. Dass ein Millionär oder Milliardär, der aus einer bestimmten Region kommt, dort (s)einem kleinen Verein ein wenig auf die Sprünge hilft, in dem er in die Infrastruktur investiert, ist auf jeden Fall eine gute Sache, und die meisten Leute würden es, wenn sie nicht zu geizig sind, wohl ähnlich machen.
Für Hoffenheim im Speziellen wäre es sicherlich besser gewesen, seinerzeit noch ein paar Jahre in der 2. Liga zu verweilen, um erst mal in den Köpfen (und ggf. auch den Herzen) der deutschen Fußball-Fans richtig anzukommen. So ging das (leider) alles ein bisschen zu schnell; andererseits: da damals sonst niemand aufsteigen wollte, haben die Hoffenheimer halt einfach die Chancen ergriffen. Es ist nicht so, dass sie damals eine Mannschaft gehabt hätten, die klar auf die 1. Liga ausgerichtet gewesen wäre. Sie hatten viele bei anderen Vereinen ausgemusterte Spieler und einige Talente im Kader (die zum Teil sicherlich etwas Geld kosteten), mehr nicht. Der Aufstieg kam ja dementsprechend auch relativ überraschend.
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