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The Big Guns
Nachts durch ein verlassenes Dorf wandern war nicht wirklich eine Lieblingsbeschäftigung der Zigeunerin. Aber jeglicher Kontakt mit Menschen war ihr im Moment zuwider. Sie stellte sich vor dem Galgen auf, dessen Schlaufe traurig in der kühlen Brise baumelte. Sie kannte Merete nicht, allerdings wirkte sie von Anfang an alles andere als kaltblütig. Eher dumm und loyal. Wie ein Hund. Ein dummer, lieber Hund, der sich viel zu sehr darum kümmerte, es seinem Herrchen recht zu machen. Und das war alles andere als negativ gemeint, wo Djángo im Prinzip nicht mehr für Lumi war als das, was Merete wohl für's Dorf war - loyal. Einfältig, aber ehrenhaft. Ehrenhafter als Lumi, zumindest.
Sie griff in den Sack mit dem Wunderpulver, schnappte sich eine Handvoll des nach Lavendel und Schwarzpulver riechenden Gemischs und hielt sich die zur Faust geballten und mit Pulver gefüllte Hand vors Gesicht. Lumi schloss die Augen. Und flüsterte ein kleines Stoßgebet zu Ehren der vormalst Loyalsten hier.
"Mere.... Met-Mereteta-Meta-Bassza meg... Diese Frau war ein guter Mensch - glaub ich. Sie war... sie war eine von euch. Eine Frau, die die Natur liebte...und das Jagen. Und als Jägerin hat sie - schätze ich - sämtlichen Wälder von Dusterwald bis Finsterwald erforscht, sogar rauf bis nach die nördliche Grenze... ach, wie hieß dieses verkackte... äh... vergessen, egal. Sie starb... sie starb so wie viel junge Menschen in diese Generation vor ihre Zeit."
Sie merkte, wie sich das auf merkwürdige Art und Weise angenehme Aroma des Wunderpulvers in ihrem Körper breitmachte. Ihr fiel es schwer, noch gerade zu stehen ohne zu schwanken. Und schämte sich ein bisschen als sie merkte, wie ihr Stoßgebet langsam aber sicher vollkommen entgleiste.
"In deine wie auch immer geartete göttliche Weisheit hast du sie zu dich genommen, so wie die anderen jungen Frauen in der Blüte ihres Lebens. Auf Schlachtfeldern rund um diese Land, in Wäldern als sie gegen riesige Bären kämpften, in... weiß nicht, überall halt wo plötzlich Leute sterben können. Diese junge Frauen gaben ihr Leben...so auch du, Mere-Metere-Metere-scheise. ME-RE-TE-TE, die das Jagen liebte. Und jetzt... Mer-Tem-duweißtschondassdugemeintbist... genau so wie es dein letzte Wunsch gewesen ist - jedenfalls vermute ich das - werde ich dafür Sorgen tragen dass dein Seele - das du hoffentlich hattest weil du hattest kein rote Haare wie fast alle hier in diese Kuhkaff - auf sicheren Weg hochgeht in was auch immer deine Himmel ist. Von diesem Dorf aus, welches du immer so geliebt hast. Gute Nacht, süße Krieger-Prinzessin."
In dem Moment, als sie die Hand öffnete und das Pulver in Richtung des Galgens pusten wollte, kam ihr ein starker Gegenwind entgegen, der ihr die ganze Ladung im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren fegte. Es knallte ein paar Male, sie kiekste vor Schrecken und hielt sich die Hände vors Gesicht, plötzlich schien sie für ein paar Momente wie in einem glitzern scheinenden Nebel gefangen, der sich nach ein paar Sekunden wieder verzog. Still hockte sie nun am Boden, breit grinsend.
"Und tschüss, Jägerfrau...", sagte sie, stand langsam wieder auf und antwortete auf Djángos nervöses Gefiepse mit einem lapidaren "Jetzt bin ich wieder gute Laune! Ha-ha!", während sie unbeholfen und nicht mehr ganz Herrin ihrer Sinne zurück zur Taverne wankte.
Geändert von T.U.F.K.A.S. (28.03.2013 um 10:01 Uhr)
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