Mich regt grade eine Person ganz besonders auf:

Wie ihr ja eventuell wisst, habe ich den geilsten Studentenjob der Welt. Meine Aufgabe ist es, kostenlos Filme zu schauen. Also so grob. Derzeit sind ja in Dresden die Filmnächte am Elbufer, sprich, eine riesige Leinwand direkt an der Elbe, vor der Altstadtkulisse - Filme oder Konzerte am Abend, und ich bin offizielle Mitarbeiterin und darf da kostenlos rein. Awesome! Natürlich werde ich nicht nur fürs Filmeschauen bezahlt, sondern muss/darf ich danach mit Fragebogen, Interviewerschildchen und coolen Meßskalenkärtchen bewaffnet auf Jagd gehen und den Leuten Fragen stellen.

Das "wissenschaftliche Interview" (*prust*) dauert so grob 5 Minuten, meine Brüste freundliche und offene Art sorgt dafür, dass ich nicht zuviele Absagen kassiere, und eigentlich lief bisher alles glatt, ich bin bisher jeden Abend am Ende mit 6 Interviews Führende und Gewinnerin des "goldenen Kugelschreibers" gewesen (Mein Chef hält sich für lustig. Nicht.). Aber heute...ja, heute. Erstmal fing der Film anderthalb Stunden später an, als geplant, was dazu führte, dass ich mir 2 Stunden lang "Kings Speech" anschauen durfte (was ja eigentlich noch ganz okay war). Dann haben alle, wirklich ALLE das Prinzip von Abstufungen zwischen "Ich stimme voll und ganz zu", "Ich stimme zu", "Ich stimme eher nicht zu" und "Ich stimme überhaupt nicht zu" nicht begriffen, weswegen ich die Antworten einfach fröhlich interpretiert habe, und dann...dann kam ER.

ER wurde mir von meinem vorbeihuschenden Chef aufs Auge gedrückt, weil er so schön dastand und alleine war und sich für seine ungeschulten Männersinne offensichtlich toll für ein Interview eignete. 'Nen Scheiß tat er! Als Frau hat man ja Instinkte, was creepige Typen angeht, die alleine an der Bierbar stehen.

Nunja, ich komme hin, mit meinem patentierten Interviewergrinsen und fange an, meinen Text aufzusagen, da unterbricht er mich schon, offensichtlich betrunken und in Plauderlaune. Was nun folgte, war ein innerer Kampf in mir zwischen Fluchtreflex und Pflichtbewusstsein (Haha, weil ich mich so darum sorge, dass die AOK Sachsen endlich weiß, wie ihre Werbung ankommt. Das ist nämlich der eigentlich Sinn unserer Befragung: Rausfinden, wie die Werbung auf dem Elbkino wirkt, und was so wahrgenommen wird, um den ganzen Spaß noch zu optimieren. Mal schauen, worauf sie nächstes Jahr dann noch Werbung pappen, allein auf dem Klo sind 25 verschiedene Formen von Werbung zu finden. Beachtlich. Deswegen dürfen wir auch nicht sagen, dass wir vom Elbkino sind, sondern dass wir von der TU Dresden geschickt werden - wirkt weniger aufdringlich.).
Der nette Mann hat mich dann bei jeder einzelnen Frage unterbrochen, lustige Scherze gemacht (Haha. Nein. Hat er nicht.), unheimlich lustige Antworten gegeben, dass ihm seine Currywurst außerordentlich gut geschmeckt hat (Danke für diese Information.) und bei der Frage, wie er die Freundlichkeit des Personals einschätzt, die Kellnerin neben ihn einmal gemustert, dann mich gemustert und mit einigem Abstand "Sehr gut! Haha *grunz* das Personal ist aber SEEEHR gut." gebrüllt. Jo.

Im Endeffekt stand ich statt 5 Minuten 15 Minuten bei dem Typen, und am Ende hat er sich noch 5 Minuten drüber beschwert, dass der Fragebogen zu lang war und meine Arbeit sinnlos ist, weil er eh nur gelogen hat, bei jeder Antwort, um die Statistik zu fälschen und er das voll lustig findet. Eine Scherzrakete!

TL, DR: Mit besoffenen Typen arbeiten suckt derbe.


Auch ansonsten rege ich mich furchtbar gerne auf, über die Idioten bei Willstequatschen, über Zeitungen für Mädchen im Teenageralter, die wertvolle Aufreißtipps geben, und allgemein über viele Menschen. aber hey, dafür hab ich doch den idealen Studiengang, ich hab noch nie so viele von der Menschheit enttäuschte und verbitterte Menschen gesehen wie auf dem Sommerfest der Soziologie Das scheint so eine Art Auswahlkriterium für die höhreren Semester zu sein, denn ab dem 5. Semester gibt es quasi keine fröhlichen Leute mehr in unserem Institut. Das freut mich sehr.

So, ich bleibe jetzt noch bis um 9 wach und warte darauf, das Gendrek aus Spanien wiederkommt. Yay!