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Thema: Haben Spiele erzieherischen Wert? [Columbine als Spiel]

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  1. #1
    Zitat Zitat von Das'O' Beitrag anzeigen
    Für Columbine als Spiel würde ich daher sagen, dass sich hier kein erzieherisches Ziel unterbringen läßt. Wie gesagt: Moral- und Wertvorstellungen werden im persönlichen Umfeld gebildet. Wäre es anders, wäre ich längst ein kleines, pillenfressendes, gelbes Etwas, das begleitet von repetetiver Musik durch irgendwelche Labyrinthe tappt und nach Monstern Ausschau hält. Schließlich habe ich auch mal begeistert Pacman gespielt.
    Hier kann ich dir nicht ganz zustimmen. Spiele können durchaus Moral - und Wertevorstellungen wiedergeben. Sieht man sich den Großteil der Rollenspiele an, so ist es in (wirklich gut gemachten mit viel Freiheiten) Spielen einfacher zu "gewinnen", wenn man den friedvolleren Weg geht, bzw. passiert etwas richtig gemeines wenn man es nicht tut (siehe die Baldurs Gate - Reihe; Planescape Tournament).

    Zitat Zitat von Das'O' Beitrag anzeigen
    Anders gesagt: Ich glaube kaum, das jeder RPG-Spieler im wirklichen Leben permanent nach unverschlossenen Türen sucht um das (fremde) Haus im Erfolgsfalle nach Geld, Items und sonstigen Nützlichkeiten zu durchsuchen, während der Besitzer wortlos danebensteht. Warum würden sich wohl die Wenigsten hier sich so verhalten? Wieviele von euch rennen im wirklichen Leben umher und erledigen alles, was sich in den Weg stellt, mit der Waffe?
    Die Realität mit einer RPG - Welt zu mischen ist auch nahe zu unmöglich. In diesen Welten ist einfach alles viel zu idealistisch und fantasievoll, wie der Name Fantasy - Game schon sagt. Andererseits gibt es RPG's wie Fable, die zwar nicht das Gefühl einer realen Welt vermitteln, aber "böse" Handlungen belohnen.

    Zitat Zitat von Das'O' Beitrag anzeigen
    Auch wenn ich selbst eher vom Typ "Lone Ranger" bin, denke ich, es wäre an der Zeit, sich auf den Weg zu machen - zurück von den Ansammlungen von Individuen, hin zu einer funktionsfähigen Gesellschaft, die bei extremen Auswüchsen eine Chance hat, rechzeitig korrigierend einzugreifen und auch gewillt ist, das zu tun.
    In glaube eher, dass sich die Gesellschaft insofern ändern sollte, als das solche "Ausgestoßenen" nicht mehr mit Verachtung gestraft werden und man, als gut - bürgerlicher Mensch aus gutem Haus, nicht mehr auf diese herabsieht. Obwohl man Toleranz heutzutage groß predigt, wird sie sehr oft nicht gezeigt und ich denke nicht, dass man sich deswegen selbst ändern sollte, sondern viel mehr versuchen sollte das System an sich zu ändern.

    Zitat Zitat von Das'O' Beitrag anzeigen
    Von daher sollten Spieleentwickler sich bei der Integration von erzieherischen Inhalten darauf beschränken, Schulwissen zu vermitteln. Mathe, Physik, Chemie, vielleicht auch noch Geschichte, Politik oder was auch immer, aber die Vermittlung von moralischen Vorstellungen, sozialen Werten etc. wird weiterhin nur auf persönlicher Ebene zu vermitteln sein.
    Finde ich nicht, es ist sehr wohl möglich anzudeuten was man tun soll oder nicht. Wenn man in einem Spiel für jüngere Leute (zu denen ich selbst auch zähle) den Helden auf eine bestimmte Weise in Szenen setzt, wenn er gutes tut, ist es doch viel cooler einen strahlenden Helden zu besitzen, als einen hässliche Bösewicht den niemand liebt, oder?

    btw. Netter Text, finde ich immer gut wenn jemand soviel schreibt, auch wenn ich mich dann immer durch Unmengen von Text arbeiten muss.

    mfg luo

  2. #2
    @Swordman: Ich habe mal deine SIZE-Tags entfernt, so ist es für mich einfach besser lesbar.

    Zitat Zitat von swordman Beitrag anzeigen
    Hier kann ich dir nicht ganz zustimmen. Spiele können durchaus Moral - und Wertevorstellungen wiedergeben.
    Richtig, Keyword ist hier allerdings "wiedergeben", nicht "beeinflussen" oder "ändern". Genau die Gruppe(n), bei denen solche Beeinflussungen und Änderungen notwendig wären, würden genau solche Spiele niemals spielen. Genausowenig wie ich als überzeugter Atheist eher nicht auf die Idee kommen würde, ein Spiel zu spielen, in dem die Vermittlung Christlicher oder sonstiger Glaubenslehren einen wichtigen Bestandteil ausmachen würden.

    Fazit: Genau den Leuten, die durch deine schönen erzieherischen Inhalte erreicht werden müssten, geht dein Spiel am Gesäß vorbei.

    Zitat Zitat
    In glaube eher, dass sich die Gesellschaft insofern ändern sollte, als das solche "Ausgestoßenen" nicht mehr mit Verachtung gestraft werden und man [...]nicht mehr auf diese herabsieht. Obwohl man Toleranz heutzutage groß predigt, wird sie sehr oft nicht gezeigt und ich denke nicht, dass man sich deswegen selbst ändern sollte, sondern viel mehr versuchen sollte das System an sich zu ändern.
    Toleranz ist ein schönes Stichwort, wird aber heutzutage nur zu gern mit Ignoranz verwechselt "Was geht mich das an, wenn irgend so'n Typ da die Telefonzelle verwüstet? Soll er doch".

    Ich habe als körperlich Unterlegener in einer solchen Situation auch zuerst so reagiert, allerdings habe ich mir später Zeit genommen, um einen Kontakt zu diesem Typen aufzubauen und so manche Stunde mit ihm geredet.

    Ergebnis: die Telefonzellen blieben heile und er war bereit, seine Nazi-Ideologien wenigstens mal in Frage stellen zu lassen. Leider habe ich ihn inzwischen aus den Augen verloren, aber ich bin mir sicher, dass die paar Gespräche mehr gebracht haben, als ein "erzieherisches Computerspiel" je vermocht hätte.

    Oh, und ich war keine Respektsperson für ihn, den Respekt, den er vor mir hatte, habe ich mir (durch Geduld und Offenheit in den Gesprächen) verdienen müssen. Aber wer nimmt sich heutzutage für sowas noch die Zeit?

    Insofern liegst du also richtig mit deinem Satz:
    "Ich glaube eher, dass sich die Gesellschaft insofern ändern sollte, als das solche "Ausgestoßenen" nicht mehr mit Verachtung gestraft werden und man nicht mehr auf diese herabsieht".

    Diese Verachtung, dieses Ausstoßen festigt und bestätigt die Ausgestoßenen nur in ihrer Rolle. Ich könnte noch mehr Beispiele wie das Obige bringen, aber ich denke, es reicht um zu verdeutlichen, was ich sagen will. Ich denke, es ist immer besser mit <bevorzugte Randgruppe bitte einfügen> zu reden, sie dort abzuholen, wo sie stehen, und sie (zumindest teilweise) zu integrieren. In ruhigen Einzelgesprächen funktioniert das nach meiner Erfahrung deutlich besser, als wenn man versucht, gegen eine ganze Meute zu wettern.

    Allerdings muss man sich hierbei wirklich persönlich mit der einzelnen Person befassen - wenn man so jemandem ein "erzieherisches" Computerspiel vorsetzt, fliegt das als "uncool" in die Tonne und das war's.

    Zitat Zitat
    Finde ich nicht, es ist sehr wohl möglich anzudeuten was man tun soll oder nicht. Wenn man in einem Spiel für jüngere Leute (zu denen ich selbst auch zähle) den Helden auf eine bestimmte Weise in Szenen setzt, wenn er gutes tut, ist es doch viel cooler einen strahlenden Helden zu besitzen, als einen hässliche Bösewicht den niemand liebt, oder?
    . Du magst das so empfinden, weil du entsprechend sozialisiert bist - bei anderen Menschen kann das ganz anders aussehen.

    Ein anderes Beispiel: Als vor 25-30 Jahren die Punk-Bewegung unsere kleine Stadt erfasst hatte, wäre man als "strahlender Held, der nur Gutes tut" nicht besonders erfolgreich gewesen. Die Tatsache, dass Bands wie die "Toten Hosen" später fast zum bevorzugten Schwiegersohnmaterial wurden, ändert nichts an den Ursprüngen der Bewegung. Angefangen hatte (jedenfalls soweit ich weiß, ich selbst war nie Punk) alles mit der totalen Ablehnung der exisiterenden Gesellschaft inclusive aller ihrer (zum Teil ja wirklich unsinnigen) Regeln und Normen. Dass Punks heutzutage (in den meisten Gegenden dieser Welt) relativ unbehelligt ihren bevorzugten Tätigkeiten nachgehen können, ist einer Gesprächsbereitschaft beider Seiten zu verdanken, keinem Computerspiel.
    Die "Erziehungsarbeit" musste von Vetretern beider Seiten persönlich verrichtet werden.

    Zitat Zitat
    btw. Netter Text, finde ich immer gut wenn jemand soviel schreibt, auch wenn ich mich dann immer durch Unmengen von Text arbeiten muss.

    mfg luo
    Schön, das es dir gefällt, da haste noch'n bisschen Lesestoff ;-)

    Greetings, Das'O'

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