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Eynes'Prayer
Das ist wohl wahr. Obwohl ich hier vielleicht den Unterschied zwischen gut und schlecht treumütig stehen lassen würde und noch eine Grenze zwischen Film und Schriftgut und zwischen Pronographie und Erotik ziehen würde^^".
Und sosehr ich dir hier im Grunde rechtgebe, ich finde es eigentlich entgegen meinen Vorurteilen gegenüber gesellschaftlichen Zwängen und Triebunterdrückung eher schade, dass man sich in einer Kunstform auf instinktartiges Verhalten stützen muss, was sozial gesehen nunmal nicht wirklich klasse ist.
Es geht mir nicht um gut oder schlecht, sondern darum, ob ein Produkt die Erwartungen erfüllen kann. Es kümmert mich nicht, ob ich mit einem kaputten Mercedes oder mit einem zerdepperten Landwind irgendwo hin sollte. Wenn die Autos nicht fahren, sind sie wertloser Schrott.
Porno, egal in welcher Form oder in welchem Medium, arbeitet immer gleich: Zeigt so viel wie möglich sofort. Möglichst in Großaufnahme. Persönlicher Geschmack zeigt sich dann blos noch darin, wie viel Offensichtlichkeit und Geradelinigkeit man in seiner Phantasie ertragen kann. Manche schätzen den Umweg, das Vorspiel und die langsame Annäherung vor dem Fick, aber Männer sind unter ihnen offensichtlich in der Minderheit.
Verabschiede dich von Elias' Theorien. Er hat allen eiskalt in den Sack gelogen und sich niemandem gestellt, der seine Thesen in Frage stellen hätte können. Es gab keine "Triebunterdrückung mit zunehmender Zivilisierung" wie er sie beobachtet haben will, nur verschiedene Formen und Methoden der Triebkontrolle.
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Heutzutage geht es meiner Meinung nach mehr um Emotionen, was auch die abertausenden Genres zu erklären versucht. Frühere Literatur hat versucht vieles an Werten zu vermitteln, auch unter dem Schleier der Unterhaltung versteckt Kritik zu äußern.
Beginnen wir mal damit, dass die Genreexplosion von den Verkäufern ausging und nicht von den Schreibern. Der Ganze Unsinn mit "Social Scifi", "New Wave Scifi" und "Cyberpunk" z.B. dient nur zwei Dingen: Erstens, damit der Leser mehr Bücher kauft, da er sich von allen in einer Kategorie liegenden etwas vergleichbares erwarten kann und zweitens damit sich die Autoren von den Alten Räubergeschichten der Anfangszeit der Scifi abgrenzen können.
Die Sache mit der "Innerlichkeit" oder der einzelnen Person war bis zur Aufklärung kein Thema, da der Mensch zuvor in der Theorie nie als einzelnes Subjekt unabhängig von allem konstruiert worden war. Es gibt sogar eine Theorie, welche den frühen Perioden der Menschheitsgeschichten eine Abwesenheit der "Innerlichkeit" attestiert.
"Früher" ist übrigens keine Periode, die man auf Satire in ihrer Literatur untersuchen könnte. Wenn ich an Brants Narrenschiff denke, war die versteckte Kritik darin ziemlich derb. Und wenn ich noch weiter zurück gehen, fehlt der Kritik die Charakterisierung. Man zog einfach alte Stereotyp hoch und führte sie vor. Irgendwo habe ich auch gelesen, wie sich Heinrich Heine rühmte, einen seiner literarischen Konkurrenten in einem Werk eine "nach scheiße stinkende ••••••••••" genannt zu haben.
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Wo hingegen die Literatur noch Wertevermittlung mitträgt, aber auch da denke ich ziemlich eingebüßt hat (denn wofür gibt es auch die Informationsmedien?!), hat sich das Kunsthandwerk und der Anspruch an selbiges doch verbessert. Ich denke hier vorallem an Kriminalromane à la Elizabeth George, allgemein die gute Belletristik, darunter auch so Thrillersachen wie die Sparte, die durch Dan Brown erstmal wieder richtig ans Tageslicht kam (oder mir ist da was entgangen, jedenfalls kenn ich die spezifische Bezeichnung nich ;_;"), etc. Vorallem im Punkto Charakterausarbeitung ist soweit mir bekannt viel an Mühe hinzugekommen um ein Maximum an Nachvollziehbarkeit zu erreichen.
Dan Brown ist keine gute Literatur, das sollte man dir bewusst machen. Er fällt maximal in dieselbe Klasse wie Hohlbein. Ich glaube, dass ich schon irgendwo hier im Forum mal auf "Nachvolllziehbarkeit" eingegangen bin. Sie ist kein Qualitätsmerkmal. Man erinnert sich vielleicht daran, dass Stereotypen am leichtesten Nachvollziehbar sind, und Brown schöpft mit vollen Händen aus dem vorhandenen Vorrat. Wenn ich Nachvollziehbarkeit als Qualitätsmerkmal eines Charakteres haben will, lese ich Schnitzlers Frauenromane.
Ähnlich verhält es sich mit dem Krimi: Seit wann sind Krimis keine Unterhaltungsliteratur mehr? Seit Softporno kein Porno mehr ist?
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Zweiter verlangt mein verblendetes Bild von einem Leser immer ein wenig Ästhetik, und vielleicht ist meine Vorstellung von der Breite der Definition von Pornographie einfach zu eng bemessen, aber an dem, was ich bisher kennengelernt hab ist wenig Ästhetisches.
Könntest du diesen Absatz so weit ausbauen, dass ich auf ihn antworten kann? Ich verstehe nicht ganz, wieso Porno in geschriebener Form ästhetisch sein muss, wo doch 99% in Filmform grausamer Dreck ist und trotzdem klaglos konsumiert wird.
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Ne, die ist viel zu dogmatisch. =3 Bei solchen Geschmacksfragen ist es immer etwas heikel von einem absoluten gut oder schlecht zu sprechen, da man damit die Meinung anderer implizit abwertet. Mag sein, dass der eine subtile sexuelle Inhalte besser findet als ein bloßes Herumgeficke, aber das muss nicht der Maßstab für den anderen sein. Vielleicht hab ich das aber auch nur mißverstanden, weil ich auf diese Thematik (seine eigene Meinung als Fakt hinstellen) besonders allergisch reagiere.
Dies hier ist eine Diskussion. Es ist nicht die Funktion einer Diskussion, eine Wahrheit zu finden, sondern zu einer Übereinkunft zu kommen, die so lange hält, bis jemand mit einer besseren Meinung daher kommt.