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Byder
Ich hab auch nie anderes behauptet und mich nie versucht, anders darzustellen. Trotzdem bezweilfe ich aber, dass irgendjemand von euch die Erfahrung machen musste, dass sich 90 % der Gespräche zuhause um die Online-Spiele seiner eigenen Mutter drehten. Ein großes Problem, was ich seit paar Jahren habe. Denn wie soll ich einen Menschen ernst nehmen, der mehr virtuell als real ist? Und dann noch als Mutter?
Und du meinst, andere Leute hätten dieses Problem nicht? Bei denen geht es dann vielleicht nicht um Online-Spiele, aber ne Obsession kann man zu vielem entwickeln, man kann auf vielen Wegen aus seiner Realität flüchten. Und bei all dem Selbstmitleid müsstest du eigentlich in der Lage sein, dir zu sagen, dass andere Leute schon weitaus Schlimmeres überlebt haben.
Natürlich hat hier keiner exakt das Gleiche erlebt wie das, was du hier durch machst, wenn du das erwartet hast, ist das ein bisschen deine Schuld. Du wirst aber vielleich einsehen, dass die Leute deine Situation auf Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen so oder so nachvollziehen. Und es kann dir nur gut tun, dich auch mal auf eine Außenperspektive einzulassen, weil im Moment siehst du hier nur die auswegslose Problemsituation, vor die dich deine eigene Innenansicht stellt, die aber weißgott nicht unbedingt der Wahrheit entspricht.
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Zumal die Lösungsvorschläge von euch, sich weniger auf mein wirkliches Problem beziehen, sondern nur auf andere Sachen. Ich hab geschrieben, dass mein Problem sei, dass ich eine Abneigung gegen meinen Bruder und meine Mutter entwickle und es wohl darauf hinauslaufen wird, dass ich später nichts mit ihnen zu tun haben will, weil ich durch meinen Lebensweg gesehen habe, dass ich dann doch eher die Gesellschaft von anderen Menschen bevorziehe.
Du, als ich in deinem Alter war, habe ich mir geschworen, ab dem und dem Zeitpunkt nie wieder was mit meiner Familie zu tun haben zu wollen. Als ich ausgezogen bin, war ich der festen Überzeugung, dass mein Leben von nun an vollkommen unabhängig von meinen Eltern laufen würde, weil es das vorher bereits angefangen hatte zu tun. Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass, sobald man erstmal Luft zum Denken und Alleinsein, vor allem zum allein Entscheiden hat, man die Dinge plötzlich weniger verbissen sieht. Heute ist die Beziehung zu meiner Familie nahezu blendend, wenn man das mit der Situation zuvor vergleicht; es hat sich keiner von uns verändert, Stärken und Schwächen sind immer noch die selben und sie sind immer noch allgegenwärtig. Aber man lebt unabhängiger voneinander und das erlöst wirklich jeden von einer großen Last.
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Warum kann ich nicht in eine andere Stadt ziehen? Ganz einfach:
Weil ich hier eine Ausbildung mache. Und in einem Jahr bin ich fertig. Ich soll also meine Ausbildung abbrechen, nur, damit ich Ruhe vor meiner Familie habe?
Du könntest dieses Jahr auch einfach überstehen und dann den Wohnort wechseln, bis hierhin hast du's ja auch überlegt. Nur sonne Idee. ;)
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Warum spreche ich nicht mit meiner Familie rede? Ganz einfach:
Ich laufe Gefahr, dass sie sich über mich lustig machen und alles nach hinten losgeht oder dass man am Ende ein 2 vs 1 Gespräch gegen mich führt, was dazu führt, dass wir ne Zeit lang nicht mehr miteinander reden.
Aber mal ganz ehrlich, wärst du mein Sohn oder mein kleiner Bruder... nein, das wird falsch. Wäre ich deine Mutter oder dein Bruder, ich würde mich auch ein bisschen über dich lustig machen und ich auflaufen lassen.
Lassen wir das Problem mal kurz anklingen: Du hast keinerlei Lust, dich mit deiner Mum oder deinem Bruder zu beschäftigen, du wertest sie ab und gibst ihnen die Schuld für die vermasselten Aspekte in deinem Leben, siehe Freundschaften. Das ist okay, das machen viele, ich war mal Meister darin.
Was ich bei dir nicht verstehe, ist dass du deine Opferrolle so klar definiert siehst. Deine Probleme sind nicht wirklich was, worüber man große Familiensitzungen abhalten sollte.
DU musst dich ebenso an den Rest der Familie anpassen, wie sie das zu einem gewissen Part auch tun.
DU kannst dich darauf einstellen, dass deine Mum zu der oder der Zeit nochmal bei dir reinschaut und ein Gespräch anleiert - übrigens ein Tipp: Es ist einfacher für dem Schlafen nahe gehalten zu werden, wenn man das ankündigt und durchzieht. Sagt deiner Mum einfach mal um die oder die Uhrzeit Gute Nacht im Sinne von "Mama, ich geh jetzt schlafen." oder bestimmter "Mama, ich geh jetzt schlafen. Seid ihr bitte so lieb, und versucht leise zu machen? War heut anstrengend." (oder sagt ihr in Berlin auch eher "Mutti"? Ah, DDR-Berlin, also ersetz Mama durch Mutti - und ja, die kindliche Form ist frappanter), vielleicht wirkt das schon wunder.
DU kannst aufhören vertrauliche Sachen auf Zettel zu schreiben und deinen Freunden sagen, sie sollen Briefumschläge benutzen oder dir nichts vertrauliches mit der Post schicken. Das ist keine große Einschränkung, ich vermute mal, deine Leuts müssen auf dem kleinen Postkartenfeld nich über was anderes als das Wetter und ihre Erlebnisse philosophieren. Und so viel Vertrauen kannst du deiner Mutter schon schenken, dass sie solche Informationen nicht gegen dich verwendet. ;)
DU kannst mal aufhören deinem Bruder Vorwürfe dafür zu machen, wie er mit dir umgeht, solche Leute wirst du noch öfter treffen, sogar noch 100mal schlimmere, also gewöhne dich lieber jetzt an den Gedanken, du hättest es schlechter treffen können.
DU kannst mal aufhören dich über DEINE finanzielle Situation zu beschweren, unabhängig davon, ob du einen Job hast oder nicht. Ich habe bis ich 18 1/2 war nich mehr als 10 Euro Taschengeld bekommen, danach wurde mir jegliche Geldzufuhr komplett gestrichen, weil ich ab da mein eigenes Geld zu machen hatte. Und das war gut und richtig, weil auch meine Eltern nicht gerade in Scheinen schwimmen, genauso wenig wie das deine Mutter tut, DU musst also auch Abstriche machen, genauso - ich wiederhole mich - wie deine Mutter und dein Bruder das tun.
Es ist verständlich, dass du mehr willst, es ist auch gut und richtig, dass du mehr willst, aber wenn ich mich an einen älteren Thread von dir entsinne, hättest du nicht mal Spaß daran, deiner Mum was abzuzweigen, wenn du Einkünfte hast. Sollte dir das so anerzogen worden sein, kannst dich glücklich schätzen, dass du überhaupt was bekommst.
Das DU in Majuskeln wirst du vielleicht noch einmal beantworten mit
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Und woher nimmst du den, komplett an den Haaren herbeigezogenen Scheiß?
Warum bin ich das Problem, dass mein Bruder und meine Mutter mich schon als Kind dazu genutzt haben, um ihr eigenes Ego zu pushen? Ich bin immer an allem Schuld gewesen und hatte nie recht. Nicht, weil es so war, sondern aus Prinzip. Und weil sich das aber in der Richtung nicht entspannt hat und das heute teils immernoch so ist, komm ich darauf nicht klar. Alle Welt akzeptiert mich, alle können mit mir normal reden und ich werde respektiert. Nur zuhause weniger.
Denkst du ernsthaft, dass das irgendeinem Menschen anders geht? Es muss ja nicht zu Hause sein, aber dort das am häufigsten der Fall. Im Übrigen hast du das Denken und Handeln deines Umfeldes perfekt adaptiert: Die anderen sind schuld, die anderen ins im Unrecht, schon aus Prinzip, weil du ja der Leidtragende schlechtin bist. Deine Mutter versteht dich nicht, setzt sich nur oberflächlich mit dir auseinander - das dankst du ihr, indem du dich ihr verschließt, dich ihr Alltag und ihre Sorgen nen Dreck kümmern und du anfängst, überall Böswilligkeit zu riechen. Jetzt tu mal für einen Moment so, als wärst du deine Mutter, ganz abgesehen davon, was sie ändern könnte und was sie dir alles Schlimmes antut: Wär das fair dir gegenüber?
Ähnlich ist das mit deinem Bruder: Er ist einfach. Er ist nicht böse, er ist nicht böswillig, er ist nicht fies oder ungerecht. Er ist einfach, wie er ist. Und du machst ihm daraus einen Vorwurf. Da kann ich verstehen, dass du ihm das nicht erzählen willst, würd ich auch nich.
Und wie dem auch sei, ich glaube dir sehr gern, dass du dich auch kümmerst und versuchst und machst und entgegenkommend bist: Aber solange du über deine Familie so denkst, wie du das tust, ist es klar, dass du keinen grünen Ast findest.
Wie in so vielen Fällen hilft bei dir nur absolut eins, und das ist Abwarten. Du kannst alle Lösungsvorschläge und jeden Ausweg in den Wind schlagen, wenn du Warten kannst. Am besten wartest du, bis du nicht mehr an deinen Wohnort gebunden bist, sprich bis deine Ausbildung abgeschlossen ist. Danach hast du alle Freiheit zu gehen und zu schalten und zu walten wie du willst, ich kann dir versprechen, dass sobald du diese Freiheit wahrnimmst, sich das Verhältnis zu deiner Familie dramatisch ändern wird, sogar ohne dein Zutun.
Mach einfach das Beste aus der derzeitigen Situation, ausheulen kannst dich gern immer wieder, das baut Druck ab. Aber viel ändern wirst jetzt in den kommenden paar Monaten auch nich mehr, also Parkuhr und gut.
Vier Tipps aus Erfahrung übrigens noch: 1. Man kann Regeln brechen. Deine Mum wird dich schlecht bestialisch bestrafen können und wenn sie es doch macht: Deine Entscheidung, ob es dir das wert ist.
2. Man kann auch wenig Zeit mit Freunden sehr gut nutzen. Und echte Freunde verstehen das auch.
3. Wenn du meinst, es wäre abhängig von den sowieso schon hinderlichen Umständen eine gute Idee, bei dir daheim Sex zu haben, kann ich dir auch nicht helfen. Ich fände schon allein die Vorstellung, dass noch andere Leute in der gleichen Wohnung sind wie ich hinderlich. Ich habe aber auch manchmal die Sexualität einer Frau, vielleicht liegt es daran. Bei deiner etwaigen Freundin daheim klappt es aber vielleicht auch besser, oder ihr geht zelten oder so, das hat sowieso mehr Reiz. Mir ist klar, dass Sexualität in deinem Alter den Charakter eines must happen hat, lass dir bitte sagen, dass es dafür einen Zeitpunkt und einen Ort gibt, und solange sich diese Konstanten nicht finden, es auch ganz gut ist, dass nichts passiert.
4. Wer kein Geld zum Reisen hat, sollte nicht reisen. Ich kenn das sehr gut, wenn die einzig guten Freunde irgendwo über's Land verstreut sind und man nur unter Aufwendung von Geld und Zeit zu ihnen findet, aber solange es die eigene Situation nicht anders zulässt, gibt es genug andere Wege in Kontakt zu bleiben, ohne die Beziehung zu real existierenden Personen zu vernachlässigen. Und wo du sagst, jeder akzeptiert dich und kann mit dir reden: Du hast ja offensichtlich genug Leute in deinem Umfeld, mit denen du was unternehmen kannst und so weiter und so fort. Nutz das aus, erfreu dich dran, und gut ist's. Manchmal sind das die besten Freundschaften, die durch alltägliche Verfügbarkeit zusammengehalten werden.