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Also erst mal @e.hoff: Die Zeit war deswegen mehr von Gewalt geprägt weil es noch keinen "Leviathan" also eine übergeordnete Macht (zB Staat) gab. Und wenn man der Bibel als historischer Quelle Glauben schenken mag... aber das wollen wir jetzt mal nicht
Der Leviathan als Ergebnis eines Gesellschaftsvertrages existierte noch nicht, aber der Leviathan als Werkzeug wurde durch den Legalismus und durch die absoluten Herrscher Ägyptens und Mesopotamiens vorweggenommen. Sonst hätte man Babylonien und Ägypten nicht bewässern, die Pyramiden nicht errichten und die Kanäle und Riesenheere in China nicht aufstellen können. Das Bürgertum ist nicht der einzige Weg zum Leviathan.
Zitat:
Die Frage hierbei ist doch, was das mit der Ausübung von Gewalt zu tun hat? Weil es noch kein autoritäres Staatssystem gab, ist ziemlicher Unsinn.
Schon damals gab es Völker mit Königen und Nomadenstämme, die ihren "Anführer" hatten. Solche Stämme waren meist Famililen mit ihrem Gefolge, also Mägde, Knechte sowie die Tierherden usw. .
Er meint damit, dass es vor dem Leviathan verrückt gewesen wäre, Gewalt als Mittel zur Durchsetzung des eigenen Rechtsanspruches nicht zu bemühen. Die Herrschaft der Könige und Kaiser war nämlich überhaupt nicht umfassend und Rechte an eine höhere Autorität abzutreten kam oft einer Freiheitsbeschneidung ohne Gewinn gleich.
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Allain-Flagg
Da möchte ich gerne wiedersprechen. Erstens geht es nicht um Kritik; bei Fantasy sollte es nie um Kritik gehen. In Herr der Ringe Kritik an der Industrialisierung zu finden fand ich auch immer weit hergeholt. Mal abgesehen davon denke ich nicht dass sich die Kritik am Faschismus totgelaufen hat. Es wurde nur vergessen aufzuzeigen wohin sich der Faschismus verschoben hat.
Edit: Kritik, oder zumindest Bezug auf irgend etwas ist immer vorhanden, wenn man etwas schreibt. Wenn man keine kritische Position gegenüber dem eigenen Material einnimmt, landet man auf dem Niveau von Pulp, IMO. Kritik am Faschismus an sich ist durchaus nicht überflüssig, aber sie ist in Deutschland reichlich missbraucht worden um unterschiedslos alle Popkultur aus Amerika zu diskreditieren die nicht weit genug links zu stehen schien.
Hier im Forum fällt mir immer wieder auf, wie der Faschismus als einzige Ausdrucksform des Politischen in der Popkultur benutzt wird, als wollte man in dieser Tragödie die Handlung zum Chor der Kritiker geben.
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In diesem Absatz zeigst du meiner Meinung nach deutlich die Schnittmenge von Religion und Faschismus auf:
1. Das Dogma findet man auch im Faschismus. Das sieht man schon daran, dass es keine "gemilderten" Nazis gibt. Entweder man hasst alle Juden oder man ist eben kein Nazi. Damit sind faschisten näher am Dogma als zum Beispiel die evangelische Kirche.
2. Die Kirche versucht seit jeher wissenschaftliche Fakten zu nutzen. Indirekt sieht man das in der Art und Weise wie die Kirche (als Organ) immer neue Stellen in der Bibel als "nicht wörtlich zu nemen" deklariert um die Bibel an die Wissenschaft anzugleichen. Direkt sieht man es wenn mal wieder die Diskussion entsteht ob Jesus jemals gelebt hat.
"Es kann gar nicht genug hervorgehoben werden, daß das Christentum eine historische Religion ist, so eng an die Geschichte gebunden, daß sie, wenn die historische Glaubwürdigkeit ihrer Quellen erschüttert würde, augenblicklich auch das Recht verlöre, Glauben von uns zu fordern." Charles C. Anderson
Ich muss Widersprechen. Der Judenhass ist nicht der Kern des Faschismus, sondern die Mischung aus Nationalismus und die Idee einer historischen Mission eines Volkes im Sinne von Hegels Weltgeschichte. Der Jude wurde nur in Deutschland zum Antipod des deutschen Volkes hochstilisiert, in Russland und Japan waren die Juden vergleichsweise nebensächlich. Und selbst innerhalb der deutschen Faschisten gab es unterschiedliche Positionen. Die Innerdeutschen Faktionen vertraten z.B. eine dem Sozialismus näherstehende Philosophie, habe ich gelesen, bevor Hitler sie auslöschte.
Für die Kirche hingegen ist das Dogma alles. Die Dreifaltigkeit ist nicht zu bezweifeln und Katholizismus ist ohne sie nicht möglich und ein Christentum ohne die Erlösung durch den Tod Jesus gibt es nicht. In gleicher Weise kann man nicht Buddhist sein und an den vier edlen Wahrheiten zweifeln. Ich kann allerdings Buddhist sein und alle möglichen anderen Thesen vertreten, wie z.B. den buddhistischen Faschismus des Zen, der die Strukturen des japanischen Faschismus sehr weit bestimmte.
Der aktuelle Trend zur Rückkehr zu mehr Dogmatismus unter Ratzinger widerspricht deiner These. Die Radikalisierung des Islam brachte auch einigen Erfolg gegen den zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch üblichen Sozialismus/Nationalen Sozialismus des Nahen Ostens. Weiters war die Kirche, oder zumindest ihre Vertreter gegenüber dem Volk, der aktuellsten Wissenschaft als Werkzeug nie abgeneigt. Die Prediger argumentierten gegenüber ihren Schäfchen immer im Geiste der aktuellsten Theorien und verbreiteten konkretes Wissen sofern es mit dem Dogma in Einklang stand. Es gibt überliefterte mittelalterliche predigten, in denen ein Priester unter anderem erwähnt, dass die Erde rund sei und die damals aktuelle Theorie der Astronomie einfließen lässt und Predigten des 15. Jahrhunderts sind durchsetzt mit galenischen Argumentationen.
Die Notwendigkeit der historischen Beweisbarkeit ist übrigens der christlichen Religion wiederum nicht inhär, sondern unter Infusion von mtteleuropäischer Rechtskultur entstanden. Jesus in Israel konnte sich auf die Thora berufen, aber in Mitteleuropa war das "alte Recht", die mündliche Überlieferung der Maßstab der Rechtsgültigkeit und die Historizität des Christentumes, die dieser Herr Anderson postuliert, ist erst im Austausch mit dieser Tradition entstanden. Es gab in Mitteleuropa plötzlich eine Notwendigkeit, den Ursprung christlichen Rechtes durch Rückgriff auf älteres Recht zu beweisen.
Zitat:
Ah jetzt muss ich doch etwas von dem weitern Handlungsverlauf offenbaren -.- Aber ich denke eh nicht dass sich hier noch einer durchkämpft :D
Du musst nicht. Ich klopfe hier nur zu meiner Unterhaltung die Konzepte und Macher ab. Die Leute sollten einfach lernen, ihre Konzepte vernünftig zu formulieren und zu vertreten.