Zitat von
Daen vom Clan
Ich bin ja kein Rassist, aber man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass ich ein wenig sauer wegen der Flüchtlinge bin!
Oder besser, wegen der Art, wie hier manchmal darüber gedacht wird. ^^
Was geschehen ist?
Kaia, Metalevel, Shinshrii und ich hatten schon mal überlegt, dass wir eigentlich irgendwas für die Flüchtlinge hier in der Umgebung tun müssten.
Deswegen sind wir gestern zum Informationsabend über Flüchtlinge hier in unserer Gemeinde gegangen um zu schauen, wo wir helfen können und was wir anpacken müssen.
Neben den beiden speziellen Aufregern zweier erboster Bürger, von denen einer forderte: "Wenn die hier schon leben, dann will ich auch meine drei kleinen Wunschasylanten zu Frondiensten heranziehen dürfen" und der andere plump in den Raum warf: "Wann wird eigentlich mal wieder Wohnraum für unsere blonden deutschen Kinder gebaut?", habe ich mich am allermeisten über eine Frau aufgeregt, deren Aufgabe eigentlich das Helfen sein sollte.
Wir haben hier in der Firma immer wieder (nicht wenig) Geld für caritative Zwecke gespendet und ich befinde mich im Moment in Verhandlungen mit meiner Chefin darüber, einen größeren Batzen Geld sinnvoll für die Flüchtlinge hier im Ort einzusetzen.
Beim gestrigen Infoabend kam von den Leuten, die viel mit den Flüchtlingen zu tun haben, immer wieder der Hinweis, wie wichtig es den Flüchtlingen ist, zum Einen Kontakt mit der Heimat zu halten und natürlich wie langweilig grade den Kindern und Jugendlichen immer wieder ist. Also bin ich als Zocker und Netzwerkadmin vom Fach sofort auf die Idee gekommen, dass ich mit dem Spendengeld unserer Firma Konsolen und kindertaugliche Mehrspielerspiele kaufe und die ausgemusterten Laptops der Firma komplett auf Vordermann bringe, so dass Internet und Skype perfekt darauf laufen und dort (im größten Notlager, einer Turnhalle) auf Firmenkosten einen Internetanschluss aufbaue.
Angedacht und von der sehr coolen, jedoch auch schon älteren Bürgermeisterin war, dass am Ende der Veranstaltung die Leute, die helfen wollen, zu ihrer Kollegin gehen. Nennen wir sie einfach mal "Frau Methusalem."
Ich marschiere also frohgemut nach der Veranstaltung los und sehe schon einen blendendweißen Haarkranz Omafrisur träge hin und her schwingen und alte traurige Augen, die mich mit der Müdigkeit eines Hans Maulwurf mustern.
Fröhlich stelle ich mich vor und verweise auf die circa 30% Flüchtlinge beider Geschlechter, die im Alter von 6 bis 30 Jahren bei uns untergebracht sind und stelle ihr meine Idee vor, den gelangweilten Flüchtlingen unseres Alters mit Konsolen ein wenig die Langeweile zu vertreiben. Kaum hebe ich an zu sprechen, zischt und faucht die alte Nosferatur, zieht eine Grimasse wie ein Vampir bei Tageslicht und duckt sich in ihren alten, dunklen, staubigen Mantel.
"Computerspiele?!?!" schreit ihr angeekelter Ausruck förmlich heraus!
"Computerspiele?! Dieses neumodische Zeug, dass sich niemals durchsetzen wird?" schreien ihre Augen!
"Computerspiele?! Welcher junge Mann und welche junge Frau interessiert sich denn für Computerspiele?!?!" formt ihr Mund lautlos.
"Zu meiner Zeit gab es nur Bauklötze aus den Knochen toter Wehrmachtsoldaten!", wirft da ihr Gedächtnis ein und ihr fällt auf, dass ich noch immer selig und debil grinsend neben ihr stehe und auf eine Antwort warte.
Diese besteht darin, weiterhin angeekelt die Augenbraue hochzuziehen und ich führe weiterhin aus von den Kosten, die wir alleine tragen, von den familienfreundlichen Spielen, den Multiplayerspielen und dass bald Winter sein wird und man dann wahrscheinlich auch drinnen spielen sollte.
Sie stiert mich unbarmherzig nieder und ringt sich dann mit schnarrender Stimme durch zu sagen: "Computerspiele? Ich weiß ja nicht."
Ich denke mir - helfen ist leichtgemacht!
Also wechsel ich meine Strategie und betone noch einmal, wie ihr Kollege von der Wichtigkeit und Verzweiflung gesprochen hat, dass die Flüchtlinge ihre Zurückgelassenen und Nachbarn und Liebsten im Heimatland weiterhin kontaktieren wollen und dass sie es im Moment wohl mit horrenden Kosten über ihre Handys mit deutschen SIMkarten machen. Ich erzähle ihr also von den Laptops, die wir im Keller haben, nicht mehr benötigen und die ich so mit Internetanschluss herrichten könnte, dass sie via Skype (dass in Syrien sehr verbreitet ist) oder Internet sehr viel effizienter Kontakt halten könnten.
Wieder dieser angeekelte Blick, deren Gedanken sich förmlich lesen lassen:
"Computer?! Diese kalten Maschinen, die nur von wenigen ausgesuchten Nerds und dicken kleinen Männern..." "Hey, ich kann ihre Gedanken lesen!" werfe ich beleidigt telepathisch ein.... "...benutzt werden und die keinerlei Nutzen als Pornographie haben?", fährt sie ungerührt fort und wieder blickt sie mich mit diesem Blick aus Abscheu an, als hätte ich gerade vorgeschlagen, die Flüchtlinge an ihren unterm Kopfkissen versteckten Sparstrumpf zu lassen.
Ich blinzle ein wenig und merke, wie sie sich hilfesuchend umschaut und die Bringer der anderen Vorschläge ins Auge fasst, beispielsweise das einmalige Fussballturnier, das man irgendwann im Sommer nächsten Jahres organisieren könnte oder eine alte Dame, die bekräftigend nickt, als wollte sie sagen, dass "Bauklötze", ein "Einleiner-Drache und das "Reifenspiel" mit Sicherheit genau das sind, was sich ein 16jähriger Flüchtling in der Pubertät am allersehnlichsten wünscht, um wieder Normalität und Ruhe in sein Leben einkehren zu lassen.
Wir blicken uns an. Die alte Dame und der Bayer.
Ich lächle unverbindlich und meine: "Wissen sie was? Ich schreibe Ihnen eine Mail und erkläre nochmal alles."
Sie blickt mich entgeistert an, ihr Blick schreit: "MAIL? Dieses Teufelszeug, von dem..."
Dann wende ich mich ab und denke mir, dass ich das nächste Mal einfach mit Jemand spreche, der alle Bedürfnisse eines Flüchtlings im Blick hat...
Long Story short:
Es war sehr faszinierend und interessant, wie bei diesem Infoabend die Gruppen der pro- und contra-Flüchtlinge verteilt waren und welche guten und erhebenden Fragen dort gestellt wurden, auch wenn gerade die älteren Semester ein wenig für Zähneknirschen sorgten, grade mit Fragen wie: "Wenn die schon bei uns leben, kann ich sie nicht auf meinen Feldern zum Nulltarif einsetzen. Quasi als Wiedergutmachung." (So wurde nicht wortwörtlich, aber sinnbildlich gefragt. Ich hatte Angst, denn Kaia und Metalevel ballten die Fäuste bei der Frage... sowas brennt sich ein.
Wirklich enttäuscht war ich von der Dame, die eben die Ideen und Spenden und Vorschläge hätte annehmen sollen.
Natürlich ist Essen wichtiger als Zocken.
Natürlich sind Schuhe wichtiger als Handys.
Natürlich sind Geschirr wertvoller als Spiele.
Aber durch die massive Spendenbereitschaft unserer Gemeinde, ist dafür tatsächlich gesorgt. Es macht stolz, wenn man hört, dass ein kleiner Aufruf für Geschirr und für Schuhe zwei ganze Büros in kürzester Zeit füllen konnte.
Jedoch hat man deutlich rausgehört, dass die Flüchtlinge im Moment das Problem haben, Kontakt mit ihren Angehörigen zu halten und sich natürlich in ihrer Freizeit auch massiv langweilen.
Da wollte ich als "Mann vom Fach" ansetzen.
Wäre ich Pfarrer oder Iman, hätte ich Seelsorge angeboten.
Wäre ich Koch, dann hätte ich ein Grillfest organisiert.
Wäre ich Elektriker, hätte ich mich dort um ausreichend Licht für den Winter gekümmert.
Aber ich bin nun mal Netzwerkadmin und Zocker und wollte in der Richtung aushelfen. Es frustriert irgendwie, wenn man anstelle eines höflichen "Neins" tatsächlich die volle Bandbreite der Ablehnung erfährt. ;)
Ich werde die Idee nun noch einmal an zwei anderen Stellen vorschlagen und habe mich auch schon als ehrenamtlicher Helfer für alle Zwecke eintragen lassen.
Vielleicht kann man ja so helfen... :)