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.matze
Nun, mir war langweilig, das ist dabei rausgekommen.
So liest es sich um ehrlich zu sein auch. Erste Regel: Alles mindestens einen Tag liegen lassen, vorallem spontan Entstandenes, um es mit Abstand nochmal selbst zu lesen. Du wärst sicher zumindest auf die gröbsten Fehler aufmerksam geworden.
Ich fang mal mit dem grammatischen Aufbau an - im Grunde ist das tatsächlich deine Aufgabe als Autor, ich weiß auch, dass die deutsche Sprache ihre Tücken hat, aber gerade bei dem Zeitformen-Mischmasch fallen einem echt die Augen raus ;) - und setze gleich die stilistischen Stolperer mit ein:
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Die Türen schlossen sich mit einem lauten Knall und die U-Bahn fuhr rumpelnd an.
War es wirklich "Knall", das du schreiben wolltest, oder nur ein "lautes Geräusch", ein "Rumsen"? Überleg mal, was dir das Wort "Knall" so ohne Weiteres vermittelt: Hast du nicht auch ein kurz abgehacktes, fast bedrohlich lautes Geräusch in den Ohren? So einen Laut bekommt keine U-Bahn-Tür hin.
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Ich hatte keine Lust auf die Fahrt, ich wollte nur noch nach Hause, ein Buch lesen, Musik hören, entspannen, nur nicht mit der U-Bahn fahren, das ist immer so deprimierend. Die Tatsache, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht, macht das Ganze nur noch schlimmer.
Der erste Zeitformwechsel ist durchaus möglich (wenn auch etwas fragwürdig, aber okay), weil du eine allgemeine Situation schilderst - aber warum geht es denn dann im Präsens weiter? Entscheide dich für eine Erzählzeit.
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Die Bahn begann stark zu rumpeln und mein Gegenüber wachte auf, nun, inzwischen war er wieder eingeschlafen, man könnte ihn glatt beneiden, wüsste man nicht, dass sich die anderen im Abteil über sein Schnarchen lustig machen.
Erster beginnt die Bahn gleich zweimal zu rumpeln, einmal beim Losfahren und hier schon das zweite Mal - warum? Wenn du den Gedanken noch einmal aufgreifst, dann sag das deinem Leser auch: "Durch das starke Rumpeln ..."
Und wieder hast du deinen Satz im Präteritum angefangen und springst dann irgendwann zwischen den Teilsätzen auf einmal wieder ins Präsens. Ich glaub, hier bricht dir der Konjunktiv die Beine: "hätte beneiden können"/"hätte beneiden gekonnt", "hätte man nicht gewusst" ... "lustig machten". Du schreibst ja auch "war er wieder eingeschlafen", weil dir 'inzwischen' in dem Kontext intuitiv die Vorvergangenheit gebietet. Beim Konjunktiv musst du dir einfach merken: Beide Formen haben ihr Präsens und ihr Perfekt. Das ist aufgrund der Bildung zugegebenermaßen verwirrend, aber dann lass doch ganz die Finger davon - es ist heutzutage keine stilistische Flaute mehr, wenn man einfach den Indikativ verwendet.
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Mir fiel erst jetzt auf, dass die Fahrt seit der letzten Station schon ziemlich lange dauert, als plötzlich eine Durchsage ertönte, nicht schon wieder eine Verzögerung.
Die Anreihung des Gedankens ist fatal verwirrend - warum bekommt der keinen eigenen Satz?
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"Liebe Fahrgäste, ich bitte um Aufmerksamkeit für diese kurze Durchsage. Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass jeder der Fahrgäste in dieser U-Bahn sterben wird. Zumindest jeder, der auf der Fahrt lachen wird. Ich bitte um Ihr Verständnis.", die Lautsprecherdurchsage wurde mit einem Lachen beendet, welches man wohl als teuflisch bezeichnen kann. "Achja, ich bin davon selbstverständlich nicht betroffen.", fügte die Stimme hinzu, wieder mit diesem Gelächter.
Ein Lachen als teuflisch zu bezeichnen ist mir persönlich zu platitüd und auch zu vorbelastet. Du musst zwischen der Idiomatik eines "teuflischen Gelächters" und der eigentlichen Aktion des Lachens unterscheiden. "Teuflisch" zum Adverb zu machen, schaut wie folgt aus:
Wie lachte er? - Teuflisch.
Wie lacht man teuflisch? - ...
Die drei Punkte zu ersetzen sei deine Aufgabe als Autor. Ich weiß nicht, ob das jetzt so verständlich rüberkommt, wie ich das gern hätte, aber dadurch, dass das "teuflisch" eindeutig metaphorisch gebraucht wird, kann es schwer eine Art und Weise des Lachens sein, denn dafür fehlt ihm die Konnotation.
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Nun, keiner im Abteil nahm diese Durchsage _ ernst, für selbstverständlich.
Diese "nun"s und "ja"s machen aus deinen Sätzen auch wieder Platitüden - lass sowas weg, das ist literarisch einer der schlimmsten Fehler, die du machen kannst. Du verbanalisierst deine Geschichte damit, anstatt sie zu ernüchtern, wie du das eigentlich vorhast.
Und wieder hast du ein bisschen Probleme mit der Idiomatik: "etw. ernst nehmen", aber "etw. für voll/für selbstverständlich/für gegeben nehmen".
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Einer fand sie sogar zum Lachen, woraufhin sie wiederum jeder ernst nahm.
Interrogativpronomen: "Worauf warten wir noch?"
Kausaladverb: "Woraufhin sie jeder ernst nahm."
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Nach dem Zwischenfall mit dem jungen Mann, der die Durchsage als Scherz aufgenommen hatte, schwang die Stimmung schnell von müde und gelangweilt in aufgeregt und verängstigt um. Ich war mir nicht sicher, was mir besser gefiel.
Schon bald verging die erste Aufregung nach dem Tod des jungen Mannes und alle schauten sich nur noch verängstigt an, sogar mein Gegenüber konnte jetzt nicht mehr schlafen.
"Umschwingen" ist nicht gleich "schwanken", auch, wenn die Stimmung beides durchaus kann ;).
Dass sich die Passagiere verängstigt anschauen, während sie verängstigt sind, erzeugt den Eindruck, dass du es mit der Situation nicht ernst meinst. Untermal die Stimmung doch mit passenden Worten, anstatt sie nur zu schildern - im Übrigen hat Word sowohl einen Thesaurus, als auch eine automatische Rechtschreibkontrolle ;).
"Nach dem Zwischenfall" sagt übrigens, dass sich der Vorfall in der Vergangenheit ereignet hat. Da du hier im Präteritum schreibst, heißt das für dich: Plusquamperfekt.
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Vielleicht flüsterte irgendein Dämon ihnen Witze ins Ohr, oder aber es war ihnen vielleicht auch nur zu peinlich, dass sie von jedem angestarrt wurden, nunja, und manche sahen auch echt lustig aus wenn sie verängstigt waren.
Verängstigt sind sie also immernoch, na gut zu wissen ;).
Die Vermutung mit dem Dämon find ich persönlich doof - das hat was sehr Unreifes und passt auch nich wirklich rein. Mit "nunja" hast du dir schon wieder einen platitüden Satz eingeheimst.
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Da wäre zum einen der Mann, dessen Ohren rot anliefen, aber dessen Gesicht blass blieb, was durch seine Segelohren nur noch lustiger aussah, oder die etwas dickere Frau, die in Wirklichkeit richtig fett war, nunja, die sah wohl immer lustig aus.
Durch den Konjunktiv (der hier wirklich unnötig ist und das ganze nur wieder verbanalisiert) rückst du wieder ins Präsens.
Die Schilderungen hier klingen sehr unreif und reden auch am eigentlich gestellten Problem vorbei.
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Nun sind mittlerweile schon vier weitere Personen im Abteil gestorben. Ich konnte es echt kaum fassen, jeden Tag das gleiche Bild, alle sitzen in der Bahn, ohne ein Wort zu sagen, geschweige denn zu lachen und heute, heute wo sie einmal aufgefordert werden so zu sein wie immer, schaffen sie es nicht.
Das ist schon lustig, oder?
Entscheide dich für eine Erzählzeit.
Der vorletzte Satz ist einfach mit Kommata zusammengewürfelt - warum? Setz doch nen Punkt, wenn du einen neuen Gedanken anfängst.
Dein Szenario ist durchaus nicht uninteressant, allerdings sehr fragwürdig präsentiert. In dem Zug sterben Menschen und die Panik ist so mäßig geschildert, dass man meinen könnte, es geht um Reiskörner, die an der Wand kleben und eins an dem anderen herunterfallen. Man findet sich auch nicht wirklich hinein, weil du alles so oberflächlich beschreibst, man wundert sich fast über die Reaktion der Menschen, denn laut deinem Erzähler ist doch alles in Ordnung. Vorallem hast du mit der U-Bahn einen sehr interessanten Melting-Pot, nutzt ihn aber nicht, weil du schnell zum Ende kommen willst...
Was ist die Intention der Geschichte? Denn die kommt sehr schwammig rüber. Geht es dir um die Absurdität des Lachens in so einer Situation? Willst du zeigen, wie fad der U-Bahn-Alltag doch eigentlich ist? Oder versuchst du zu zeigen, wie pathetisch ein Menschenleben doch eigentlich ist?
Warum beschreibst du alles so banal und unnachgiebig emotionslos? Einerseits willst du ernüchtern, andererseits versuchst du ein recht dramatisches Szenario zu schaffen - mit der Kürze des Textes verbaust du dir jede Chance auf Glaubwürdigkeit damit.
Das Ende verstört - was bitte ist daran lustig?