~Hauptmann Krey~
04.05.2007, 20:57
Titel: Der Kult
Ein einzelner Regentropfen fiel langsam vom Himmel herab. Er flog an grauen Wolken und an den steilen Wänden riesiger Wolkenkratzern vorbei. Der Tropfen platschte schließlich nach langem Flug auf den nackten Schädel eines Kuttenträgers. Die Kutte war schwarz und wies giftgrüne Symbole und verschnörkelte goldene Ornamente auf. Sechs Kultisten mit solchen Kutten schlichen eine dunkle Nebengasse entlang. Die Anderen fünf waren komplett mit Kapuzen und Handschuhen verhüllt. Einer von Ihnen stieß den Glatzkopf mit dem Ellbogen an.
„Tacar! Was fällt dir ein, dein Gesicht zu enthüllen? Runter mit der Kapuze!“ krächzte er heiser. Tacar, dessen Gesicht gleich den Gewändern mit Ornamenten und Symbolen gekennzeichnet war, zog widerspruchslos die Kapuze über das Gesicht.
Ohne Absprache legten die Kultisten einen Schritt zu und sprinteten durch die lange Gasse. Gemeinsam liefen sie eine Hauswand hoch und sprangen auf das Dach. Dort wurden sie bereits erwartet. Ein Mann saß auf der Kante des Daches. Er war in weiße Tücher gehüllt, die seinen gesamten Körper verdeckten. Nur seine, kalten eisblauen Augen Stach mit ein wenig blasser Haut hervor. Seine Hände waren mit weißen Handschuhen bedeckt und auf seinem Kopf saß eine Art kleiner Turban.
„Macht euch bereit.“, sagte er und fuhr mit der Hand am Himmel entlang.
„Wir bekommen bald Besuch. Sie werden vom Himmel kommen.“
Die Kultisten blickten gen Himmel und zogen Maschinengewehre unter ihrer Kleidung hervor. Sie stellten sich in einen Kreis, Rücken an Rücken. Bloß die weiße Tuchgestalt blieb sitzen.
„Nun ist es wieder mal an der Zeit, dieser selbsternannten Schutzgarde zu zeigen, was Gerechtigkeit ist. Anders gesagt werden wir ihnen die Macht des Kultes demonstrieren. Hahon dürfte auch bald hier auftauchen. Aber so wie ich das sehe, wird er wieder einmal zu spät kommen, dieser unzuverlässige Trottel.“
In einiger Meter Entfernung stiegen Helikopter auf und steuerten direkt auf die Gruppe zu. Die Kämpfer machten sich bereit und gingen in Kampfposition. Sogar der Tuchmann stand auf und betrachtete die Hubschrauber.
„Die Schlacht sei hiermit eröffnet.“, flüsterte er und holte mit dem Arm aus.
„Für den Kult!!“
Der beißende Geruch von frisch aufgesetzten Wetterschutzmitteln strömte durch die Straßen der Großstadt Neu-Oelsa. Die Menschen die sich auf die Straßen trauten, mußte unentwegt husten und schlichen mit Schutzmasken oder mit dem Gesicht hinter dem Kragen ihrer Wege. Das Wetter war schlecht. Der Himmel war tief grau und sah so aus, als könne er jederzeit aufbrechen und Regen ausschütten. Über den Häusern der Stadt aus dem 22. Jahrhundert kreisten Hubschrauberstaffeln. Über einem Viertel der Stadt hing eine Verhängnisvolle schwarze Rauchwolke. Schüsse und Schreie halten von dort über die ganze Stadt. Eine große Eissäule stand in mitten der Wolke. Auf ihr befand sich eine weiße Gestalt die mit einem Maschinengewehr Hubschrauber zerschoß.
Am anderen Ende der Metropole ging mit langsamen Schritten Jeff Gerdes gemächlich pfeifend eine fahle Straße entlang. Trotz der Kälte fror er nicht und der düstere Himmel schien ihn eher zu erfreuen, als zu stören. Neben ihm sausten schwebende Autos laut summend an der Kante seines schwarzen Anzugs, der sehr an die Kleidung eines Anwalts erinnerte, vorbei. Jeff störte es nicht, auch wenn er jederzeit, mit oder ohne Absicht der Fahrer, leicht umgefahren werden konnte. Plötzlich blieb er stehen und blickte verdutzt auf die andere Straßenseite, auf der eine große Gestalt zurück blickte. Sie trug einen langen nachtschwarzen Mantel, der leicht im Wind umherflatterte und einen ebenso vielfarbigen, großen Schlapphut. Seine Augen leuchteten rot und schienen töten zu können.
Während sich die beiden starr und schweigend anstarrten, formte sich Jeffs bisher ausdrucksloses Gesicht zu einem erwartungsvollen Grinsen. Und auch seinem Gegenüber konnte man, obwohl er sein Gesicht in dem Kragen seines Mantels verborgen hielt, ansehen, dass auch er lächelte.
Fast gleichzeitig zogen die beiden eine Granate aus ihren Gewändern und warfen sie mitten zwischen die Autos. Als die beiden Granaten explodierten, wurden die auf der Straße verkehrenden Fahrzeuge hoch in die Luft und weit weg geschleudert. In die Straße wurde ein nicht minder großer Krater gerissen, der allerdings alles andere als schön rund war, da durch die gleichzeitige Detonation von gleich zwei Explosionsstoffen und dazu noch eine Reihe Autotanks der Wirkungsgrad der Explosion etwas unförmig geworden war.
Durch den grauen Rauch, das prasselnde Feuer und die herumfliegenden Trümmer sprangen sich die beiden Widersacher entgegen. Aus einer Hosentasche zog Jeff schnell eine Granate und schmiß sie in Richtung des Anderen. Dieser kickte sie in der Luft einfach weg, als würde er Fußball spielen. Sie flog an eine hohe Außenfassade eines Wolkenkratzers, wo sie geräuschvoll explodierte. Hahons Augen leuchteten beim Anblick der Zerstörung freudig auf. Er liebte das Chaos, er mochte Folter und Schmerz wenn er sie bei Anderen ausführte. Aber vor allem verehrte er die Kämpfe. Er war kein Christ, und erstrecht kein Pazifist. Er war ein reiner Chaos-Kultist der gerne Zerstörung und Krieg brachte und auch dankend annahm.
In der Mitte der Straße stoppten die beiden langen und hohen Sprünge abrupt, denn in der langen Flugphase hatten beide mit geballten Fäusten zum Schlag ausgeholt. Als die beiden Fäuste aufeinander trafen, wurde sämtliche Objekte auf der Straße: Dreck, Trümmer und sogar das Feuer, weggedrückt. Das ganze Material krachte an die Häuserwänden zu beiden Seiten der Straße und zerschellte dort geräuschvoll zusammen mit Fenstern und anderen Hindernissen.
Wie eingefroren standen die Beiden Kämpfer im Krater der Straße. Stehend, den rechten Arm ausgestreckt, Faust an Faust. Beide bluteten stark, wiesen aber keine Wunden auf. Nach ein paar Momenten lösten sich beide aus der bilderbuchhaften Stellung und gingen jeweils vorsichtig ein paar Schritte zurück, ohne sich aus den Augen zu lassen.
Der Fremde zog vor Jeff den großen Hut und verbeugte sich höflich.
„Du hast nichts verlernt, Jeff Gerdes! Oder sollte ich sagen, Hahon?“ sagte er freundlich.
Doch Jeff lachte nur.
„Na Dogma? Du hast auch nichts von deine Höflichkeit verloren. Bist du wiedereinmal auf der Jagd?“ fragte er kichernd.
Dogma setzte seine Kopfbedeckung wieder auf und zog aus den Tiefen seines Mantels ein silbrig glänzendes Schwert. Es war an der Schneide gezackt und war mit allerlei Ornamenten geschmückt.
„Mach dich bereit, Hahon! Ich bin die Faust des Kaisers von Armageddon und der Vorbote des jüngsten Tages! Ich werde dich lächerlichen Kultisten, dich lächerlichen Sklaven des Imperators töten!“
„Langweilig! Wie oft willst du mir das noch erzählen?“ fragte Hahon und amte mit der Hand einen Mundbewegungen nach.
Doch Dogma ließ sich nicht beirren.
„Meine Klinge wird dich und deine blasphemischen Bemerkungen in zwei Teile teilen!“
Mit einem kräftigen Sprung katapultierte er sich gut zehn Meter in die Höhe und flog von dort an Richtung Hahon. Die Spitze seiner Klinge zeigt direkt auf den Kopf des Gegners, exakt zwischen die Augen. Doch dieser konnte dazu nur müde lächeln. Er zog aus seiner Stoffjacke eine lange Peitsche und holte damit aus.
„Komm nur!“ rief er laut gen Himmel und blickte mit infernalischem Blick direkt in Dogmas rote Augen. Sein Herz schlug schneller vor Freude und er presste die Lippen spannungsgebannt zusammen.
Während der Wind ihm vorher in der Rücken geblasen hatte, hörte er plötzlich auf zu wehen und es wurde langsam ruhig in der Straße. Er sah wie Ängstliche Beobachter zaghaft aus den Fenstern oder dem was davon übrig war, blickten dem grausamen Schauspiel dem Schauspiel gebannt zusahen. Die finsteren Wolken zogen langsam vor die strahlende Sonne und es wurde sehr still. Hahon hatte das Gefühl taub zu sein, denn kein Laut drang in diesem Moment an sein Ohr. Er sah Dogma wie in Zeitlupe auf sic herunterstürzen und leckte sich blutlustig die Lippen.
Das Zusammentreffen der beiden Rivalen war kurz und brutal. Während Dogma sein Schwert in ungefähr zwei Metern Entfernung nach Hahon warf, wickelte sich dessen Peitsche um Dogmas Hals. Das Schwert traf genau in die Mitte von Hahons Brust. Dort blieb es stecken und fing an sich wie wild zu drehen. Hahon ließ keuchend seine Peitsche los und zog das Schwert mit aller Kraft aus seinem Körper heraus. Schlapp fiel die Peitsche von Dogmas Hals ab und er beendete seinen großen Sprung indem er röchelnd auf den Boden krachte und den Krater herunterrollte.
Hahon bemühte sich indes krampfhaft das von selbst um sich fuchtelnde Schwert unter Kontrolle zu bekommen. Der Schmerz war Grausam. Die wilde Klinge versuchte, unabhängig von dem Zustand ihres Meisters, Hahons Kehle zu durchtrennen. Das Schwert flog in der Luft herum und fuchtelte wie wild herum. Hahon bekämpfte die Schläge mit einer Pistole, indem der mit dem Pistolenrücken die Schläge abwehrte und das Schwert zurückschoss. Da die Pistole nach der neusten Technologie ihre Munition aus der Luft bezog, konnte dieser Kampf unendlich lange dauern, es sei denn das Schwert würde endlich den Geist aufgeben, doch es hatte eher nicht den Anschein eines schnellen Endes. Dogma mußte einen großen Teil seiner überflüssigen Kraft, der Curias, in das Schwert gegeben haben.
Doch plötzlich flog das Schwert hoch in die Luft und entfernte sich von Hahon Es bewegte sich zum Krater in die Hand seines Meisters. Dieser wischte sich mit dem Ärmel den blutbesudelten Mund ab, und flüsterte leise und zischend: „Tja, mein lieber Hahon. Ich hätte den Kampf gewonnen und dich getötet, aber leider rückt gerade die Schutzgarde an. Bis Bald!“
Mit diesem Worten sprang er hoch in die Luft und verschwand auf einem Hochhaus. Wortlos und mit einem Gefühl der Trauer und der Wut sah Hahon ihm hinterher und blickte dann gen Himmel. Er sah eine riesige Rauchwolke neben einem Eisturm aufsteigen und erschrak. Nun war ihm eingefallen, warum er überhaupt hier draußen war. Schnell verschwand er in den dunklen Gassen der Stadt.
Zwischen dem Hahons Kampfplatz und der Eissäule lag das Hauptquartier der Polizei. Irgendwo in der Mitte des Gebäudes lagen die Büros der Polizeichefs. Die Räume waren klein und sehr stickig. Einem Polizeichef des deutschen Staates standen nicht mehr als ein kleines Fenster und 10 Quadratmeter Räumlichkeit zu.
Es war dunkel und stickig in dem Zimmer. Staublegionen flogen durch die Luft und das Licht der Sonne schien malerisch auf ein braunes Sofa. Polizeichef Jerk Cobalt döste schnarchend auf dem Sofa und träumte von Beförderung und Ruhm. Doch plötzlich wachte er auf und zog mit einem gekonnten Handgriff eine schwarze Pistole unter seinem Rücken hervor. Er richtete sie auf das Fernster und rief: „Hey! Du kannst jetzt rauskommen! Mach dich gefälligst sichtbar!“
Am Fenster materialisierte sich eine Gestalt in der Bekleidung eines Ninjas und rieb sich schämend den Hinterkopf.
„Entweder ich war zu laut oder ihr habt ein sehr feines Gehör. In diesem Fall sollte ein einfacher Ninja wie ich mich schämen. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Belias, ein einfacher Ninja.“
Belias verbeugte sich.
Cobalt schnaubte verächtlich.
„Mich legst du nicht rein. Nicht mit dieser Verkleidung, nicht mit diesem Ausdruck, nicht mit dem Verhalten.“, knurrte er und wies auf einen der zahlreichen Steckbriefe die an der Wand klebten. Auf einem war ein großer Mann in einem feinen Nadelstreifenanzug abgebildet. Unter dem Bild stand: „GESUCHT! TOT ODER LEBENDIG! BELOHNUNG: 500.000 Euro!“
Cobalt blickte dem Ninja, der überrascht schien, scharf in die wichen blauen Augen.
„Na Schatten, Mitglied und Meisterkiller des Kultes! Was will den ein hochrangiger Verbrecher von mir, altem Polizeichef?“
Der Ninjaanzug fing an sich von selbst zu bewegen. Wabbernd formierte sich die schwarze Masse zu einem schwarzen Nadelstreifenanzug.
Lächelnd ging Schatten rückwärts die weiße Wand hoch und blieb in einer Ecke des Zimmers still stehen.
„Tja. Das weist du sicherlich genau so gut wie ich, du Pfeffersack! Du hast zufällig meinen Freund und Kameraden ausgelöscht!“ zischte er unfreundlich.
Ein Licht der Erinnerung flammte in Cobalts Augen auf und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Oha. Olaf `der Dieb`, nicht war?“ fragte er unsicher.
Schatten kniff unwillkürlich die Augen etwas zu.
„Genau den! Ich bin hier und du lebst noch, weil ich etwas nicht verstehe. Olaf hatte eine Curias von 850! Und du nur 500! Ich verstehe nicht wie du ihn mit solch einem kümmerlichen Wert schlagen konntest!“
Cobalt fing an diabolisch zu lachen.
„Hahaha! Du vertraust also immer noch nur auf diesen Wert? Auf die Curias? Hahaha!“ lachte er. Dabei krümmte er sich und Tränen entrannen seinen Augen.
Schattens bisheriges Lächeln verschwand und wurde durch eine wütende Grimasse ersetzt.
„Was gibt es da zu lachen? Die Curias ist doch der Wert des Körperkraftüberschusses, wenn ich nicht irre! Oder?“ rief er von der Decke herab. Man konnte ihm leicht seine starke Nervosität und seine Unsicherheit anmerken. Cobalt, der sich gerade erst von dem ersten Lachanfall erholt hatte, fing erneut an zu kichern.
„Jaja. So ist es. Aber weißt du, es gibt noch einen zweiten Wert. Ich nenne ihn mal der Einfachheit halber `Wert 2`. Es ist ein völlig anderer Wert der unabhängig von der Stärker der Curias existiert. Er hat die gleichen Funktionen wie die Curias und darüber hinaus noch welche. Es ist wirklich ein sehr interessantes Thema.“
Schatten drückte sich in seine Ecke.
„Was für welche?“ fragte er, die Augen weit aufgerissen.
„Sag ich dir nicht!“, brüllte Cobalt plötzlich und sprang mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Schatten zu. Bevor dieser reagieren konnte, wurde er von einem Tritt Cobalts durch die Wand hindurch unsanft nach draußen befördert. Das letzte was er halbohnmächtig im Rückwärtsflug sah, war Cobalt der einen Weißen Strahl aus seiner Handfläche abfeuerte.
Er dachte noch daran, dass das wohl eine Funktion des zweiten Wertes sein müßte. Dann wurde alles weiß und dann schwarz vor seinen Augen.
Cobalt setzte sich ausdruckslos auf das Sofa und blickte das große Loch an, dass der Körper des Kultisten hinterlassen hatte. Cobalts Blick wanderte auf das Mobiltelefon, dass vor ihm auf einem Tisch lag. Er nahm es und drückte die erste Schnelltaste. Am anderen Ende meldete sich eine verzogene Stimme.
„Ja?“
„ich habe den Auftrag erfolgreich ausgeführt, mein Kanzler. Ich habe Schatten mit der kraft des zweiten Wertes besiegt und erwarte weiter Anweisungen.“
„Lebt er noch?
„Keine Ahnung, aber ich denke nicht. Soll ich nachsehen?“
„Bitte tu das.“
Cobalt ging zu der Ecke und sprang die Wand hoch. Es sah hinab auf die Straße und sah die Trümmer des gegenüberliegenden Hauses auf der Straße herum liegen. Schattens Körper schein mitten in das Haus gekracht zu sein. Nach einigen Blicken entdeckte Cobalt den leblosen Körper hinter dem Haus. Neben ihm kniete ein blonder Mann mit Stoppelhaaren und einem Anzug.
„Mein Herr! Der Kultist Hahon sammelt den leblosen Körper Schattens gerade auf! Was soll ich tun?“
„Gar nichts. Hahon dürfte dir noch überlegen sein. Belasse es erst mal so. Niemand kann Tote wieder zum Leben erwecken.“
„Ja, Sir.“
„Aber jetzt zu deinem nächsten Auftrag. Hör genau zu!“
Mit weit aufgerissenen Augen lauschte Cobalt den Worten seines Meisters. Am Ende konnte er ein leichtes zittern nicht vermeide. Noch nie hatte er so, objektiv gesehen, sinnlose und blutige Anweisung empfangen. Doch der Kanzler hatte ihn vor die Wahl gestellt.
„Machen“ oder „Nicht Machen“.
Müde legte sich Cobalt wieder auf das Sofa und starrte die weiße Decke an.
„Machen“ oder „Nicht machen“
Mit dem leblosen Körper Schattens auf den breiten Schultern lief Hahon durch die finsteren Seitengassen der Stadt. Er wich Straßenbanden, Obdachlosen, Schutzgardepolizisten und mutierten Ratten aus. Nach einer längeren Zeit erreichte er ein großes, aber immer noch unscheinbares Hochhaus, welches er durch den Hintereingang betrat. Er wurde sogleich von einem halben Dutzend Wachen empfangen, die Gewehre, Pistolen und sogar einen Flammenwerfer auf ihn richteten.
„Stehen bleiben!“ rief Einer von Ihnen. Er schien der Chef zu sein.
Hahon seufzte gekünstelt auf. Der ganze tag war bereits verdorben und jetzt nervten ihn noch die Untersten Gesellen.
„Immer der selbe Mist mit euch Bälgern...“
Er sprang vor und grub seine Faust tief in den Magen des Anführers. Dieser sank röchelnd in sich zusammen. Am Boden hielt er sich schmerzverzerrt den Bauch, während die Andren von ihm distanzierten. Hahon konnte solche Schwachköpfe nicht ertragen.
„Ich bin Hahon der Sklaventreiber des Kultes! Als Arbeiter von uns müßtet ihr das wissen! Hahon! Merkt euch meinen Namen!“ rief er laut und trat dem am Boden liegenden ins Gesicht.
„Und du, merk dir meine Schläge!“
Und mit diesen Worten trat er die schwere Eisentür auf. Er ging einen lange, schmucklosen Gang entlang, bis er einen Fahrstuhl erreichte. Er drückte mit voller Wucht auf einen Knopf, worauf sic der Fahrstuhl sofort, knarrend öffnete. Jeff steig in den Fahrstuhl und blickte auf das Auswahlmenü eines kleines Bildschirms. Auf ihm waren die Etagen UG 4 bis OG 46 aufgelistet. Eine kratzige Stimme ertönte.
„Wohin möchten sie?“
Hahon verwunderte weder das man zusätzlich zum Auswahlbildschirm noch eine Stimmabfrage bekam, noch, dass die Stimme alles andere als Automatisch klang. Er knurrte nur gereizt und mieslaunig: „47. Obergeschoß!“
Nach einer kurzen Pause in der ein leises Flüstern zu hören war, antwortete die Stimme vorsichtig: „ Es gibt leider kein 47. Obergeschoß...“
Wütend legte Hahon Schatten auf den Boden und zerschlug mit der bloßen Faust den Bildschirm. Es blitzte und knisterte, aber Hahon ließ sich trotz Funkenregens nicht beirren. Er griff durch die Drähte und Kontakte hindurch in eine kleinen Kasten. Daraus zog er einen kleinen Gnom, dessen dünnen Arm er gepackt hielt. Das graue Wesen mit dem großen Kopf und der schrumpligen Haut versuchte sich zu wehren und schlug wild um sich.
„Lassen Sie mich los!“ kreischte er und biß Hahon in den Finger. Dieser machte sich nichts draus und schüttelte den Gnom hin und her.
„WER... BIN... ICH...?!“ fragte er langsam und führte sein Gesicht auf Tuchfühlung an den nach Schweiß und Öl stinkenden Gnom heran. Dieser schloß jedoch die Augen und schüttelte den Kopf.
Hahon schlug ihn mit der blanken faust ins Gesicht. Blut spritzte und der Gnom baumelte Kopflos an Hahons Hand. Hahon warf den Gnom zurück in den Kasten unter dem Bildschirm.
„WER BIN ICH!?“ schrie er hinein.
Aus dem Kasten entwich klägliches Gewimmer.
„Hahon. Unser großer Meister. Hahon der Sklavenmeister.“ krächzten die Gnome im Chor aus dem Kasten heraus.
Hahon nickte zufrieden.
„47. Stockwerk“, wiederholte er freundlicher.
Der Fahrstuhl fing an, sich langsam nach oben zu bewegen, während Hahon Schatten behutsam wieder auf hob und ihn wie einen Sack Kartoffeln schulterte.
Auf dem Boden lag noch der arg zerschundene Kopf des Gnomes. Verächtlich trat er den Kopf gegen die Wand.
„Elendes Sklavenpack...“, murmelte Hahon.
Plötzlich hielt der Fahrstuhl und die Tür ging auf. Hahon blicke auf den Neuankömmling. Es war ein Mann mit weißen Tüchern die fast den ganzen Körper verdeckten. Allerdings waren sie Teils arg angerissen und zerfetzt.
Hahon wurde blaß. Vor ihm stand der von ihm versetzte Stifler.
Zugleich wütend und berauscht von dem Kampf mit der Schutzgarde stand Stifler vor dem Fahrstuhl und wartete. Seine Kleidung war arg mitgenommen und hing schlaff an seine Körper herab. Die Kultisten waren alle tot, hatten ihre Sache aber gut gemacht. Insgesamt 34 Hubschrauber hatten sie vom Himmel geholt. Dazu noch 51 die auf sein Konto gingen. Am Schluß mußte er dann doch fliehen, weil die Elite-Gardisten der Garde anmarschierten. Wäre Hahon da gewesen, wäre er das Risiko eingegangen und hätte sich den Gardisten entgegen gestellt, aber so hatte keine Chance Er war wütend auf Hahon. Wäre er nicht auch ein Günstling des Imperators, des Kultführers, gewesen, hätte er sich geschworen ihn bei der nächsten Gelegenheit zu töten.
Plötzlich vernahm er das Geräusch des nahenden Fahrstuhles und drückte überflüssiger Weise noch mal auf den Knopf. Die Tür öffnete sich und er sah Hahon in die Augen. Dieser schien zu erblassen, als er Stifler sah und klopfte gegen den zerstörten Bildschirm.
„Fahrt weiter!“, rief er hinein.
Bevor Stifler etwas sagen konnte, schloß sich der Fahrstuhl wieder und fuhr weiter. Wütend schlug Stifler die Fahrstuhltür ein und hing sich an den weiter fahrenden Fahrstuhl ran. Er zerschlug den Boden und erwischte Hahons Bein. Er zog sich daran schnell hoch und sprang Hahon rasend an die Gurgel. Stifler sah noch wie Hahon etwas fallen ließ, aber ihn interessierte es kein Stück, was da fiel. Er dachte nur noch daran, wie er Hahon umbringen konnte. Obwohl er eigentlich ein besonnener und erfahrener Killer war, konnte er in diesem Moment nicht anders. Er mußt Hahon töten.
Wenn es Probleme mit der Rechtschreibung/Grammatik, mit der Logik (Oh Gott^^) oder der Formatierung gibt, bitte melden.
Ein einzelner Regentropfen fiel langsam vom Himmel herab. Er flog an grauen Wolken und an den steilen Wänden riesiger Wolkenkratzern vorbei. Der Tropfen platschte schließlich nach langem Flug auf den nackten Schädel eines Kuttenträgers. Die Kutte war schwarz und wies giftgrüne Symbole und verschnörkelte goldene Ornamente auf. Sechs Kultisten mit solchen Kutten schlichen eine dunkle Nebengasse entlang. Die Anderen fünf waren komplett mit Kapuzen und Handschuhen verhüllt. Einer von Ihnen stieß den Glatzkopf mit dem Ellbogen an.
„Tacar! Was fällt dir ein, dein Gesicht zu enthüllen? Runter mit der Kapuze!“ krächzte er heiser. Tacar, dessen Gesicht gleich den Gewändern mit Ornamenten und Symbolen gekennzeichnet war, zog widerspruchslos die Kapuze über das Gesicht.
Ohne Absprache legten die Kultisten einen Schritt zu und sprinteten durch die lange Gasse. Gemeinsam liefen sie eine Hauswand hoch und sprangen auf das Dach. Dort wurden sie bereits erwartet. Ein Mann saß auf der Kante des Daches. Er war in weiße Tücher gehüllt, die seinen gesamten Körper verdeckten. Nur seine, kalten eisblauen Augen Stach mit ein wenig blasser Haut hervor. Seine Hände waren mit weißen Handschuhen bedeckt und auf seinem Kopf saß eine Art kleiner Turban.
„Macht euch bereit.“, sagte er und fuhr mit der Hand am Himmel entlang.
„Wir bekommen bald Besuch. Sie werden vom Himmel kommen.“
Die Kultisten blickten gen Himmel und zogen Maschinengewehre unter ihrer Kleidung hervor. Sie stellten sich in einen Kreis, Rücken an Rücken. Bloß die weiße Tuchgestalt blieb sitzen.
„Nun ist es wieder mal an der Zeit, dieser selbsternannten Schutzgarde zu zeigen, was Gerechtigkeit ist. Anders gesagt werden wir ihnen die Macht des Kultes demonstrieren. Hahon dürfte auch bald hier auftauchen. Aber so wie ich das sehe, wird er wieder einmal zu spät kommen, dieser unzuverlässige Trottel.“
In einiger Meter Entfernung stiegen Helikopter auf und steuerten direkt auf die Gruppe zu. Die Kämpfer machten sich bereit und gingen in Kampfposition. Sogar der Tuchmann stand auf und betrachtete die Hubschrauber.
„Die Schlacht sei hiermit eröffnet.“, flüsterte er und holte mit dem Arm aus.
„Für den Kult!!“
Der beißende Geruch von frisch aufgesetzten Wetterschutzmitteln strömte durch die Straßen der Großstadt Neu-Oelsa. Die Menschen die sich auf die Straßen trauten, mußte unentwegt husten und schlichen mit Schutzmasken oder mit dem Gesicht hinter dem Kragen ihrer Wege. Das Wetter war schlecht. Der Himmel war tief grau und sah so aus, als könne er jederzeit aufbrechen und Regen ausschütten. Über den Häusern der Stadt aus dem 22. Jahrhundert kreisten Hubschrauberstaffeln. Über einem Viertel der Stadt hing eine Verhängnisvolle schwarze Rauchwolke. Schüsse und Schreie halten von dort über die ganze Stadt. Eine große Eissäule stand in mitten der Wolke. Auf ihr befand sich eine weiße Gestalt die mit einem Maschinengewehr Hubschrauber zerschoß.
Am anderen Ende der Metropole ging mit langsamen Schritten Jeff Gerdes gemächlich pfeifend eine fahle Straße entlang. Trotz der Kälte fror er nicht und der düstere Himmel schien ihn eher zu erfreuen, als zu stören. Neben ihm sausten schwebende Autos laut summend an der Kante seines schwarzen Anzugs, der sehr an die Kleidung eines Anwalts erinnerte, vorbei. Jeff störte es nicht, auch wenn er jederzeit, mit oder ohne Absicht der Fahrer, leicht umgefahren werden konnte. Plötzlich blieb er stehen und blickte verdutzt auf die andere Straßenseite, auf der eine große Gestalt zurück blickte. Sie trug einen langen nachtschwarzen Mantel, der leicht im Wind umherflatterte und einen ebenso vielfarbigen, großen Schlapphut. Seine Augen leuchteten rot und schienen töten zu können.
Während sich die beiden starr und schweigend anstarrten, formte sich Jeffs bisher ausdrucksloses Gesicht zu einem erwartungsvollen Grinsen. Und auch seinem Gegenüber konnte man, obwohl er sein Gesicht in dem Kragen seines Mantels verborgen hielt, ansehen, dass auch er lächelte.
Fast gleichzeitig zogen die beiden eine Granate aus ihren Gewändern und warfen sie mitten zwischen die Autos. Als die beiden Granaten explodierten, wurden die auf der Straße verkehrenden Fahrzeuge hoch in die Luft und weit weg geschleudert. In die Straße wurde ein nicht minder großer Krater gerissen, der allerdings alles andere als schön rund war, da durch die gleichzeitige Detonation von gleich zwei Explosionsstoffen und dazu noch eine Reihe Autotanks der Wirkungsgrad der Explosion etwas unförmig geworden war.
Durch den grauen Rauch, das prasselnde Feuer und die herumfliegenden Trümmer sprangen sich die beiden Widersacher entgegen. Aus einer Hosentasche zog Jeff schnell eine Granate und schmiß sie in Richtung des Anderen. Dieser kickte sie in der Luft einfach weg, als würde er Fußball spielen. Sie flog an eine hohe Außenfassade eines Wolkenkratzers, wo sie geräuschvoll explodierte. Hahons Augen leuchteten beim Anblick der Zerstörung freudig auf. Er liebte das Chaos, er mochte Folter und Schmerz wenn er sie bei Anderen ausführte. Aber vor allem verehrte er die Kämpfe. Er war kein Christ, und erstrecht kein Pazifist. Er war ein reiner Chaos-Kultist der gerne Zerstörung und Krieg brachte und auch dankend annahm.
In der Mitte der Straße stoppten die beiden langen und hohen Sprünge abrupt, denn in der langen Flugphase hatten beide mit geballten Fäusten zum Schlag ausgeholt. Als die beiden Fäuste aufeinander trafen, wurde sämtliche Objekte auf der Straße: Dreck, Trümmer und sogar das Feuer, weggedrückt. Das ganze Material krachte an die Häuserwänden zu beiden Seiten der Straße und zerschellte dort geräuschvoll zusammen mit Fenstern und anderen Hindernissen.
Wie eingefroren standen die Beiden Kämpfer im Krater der Straße. Stehend, den rechten Arm ausgestreckt, Faust an Faust. Beide bluteten stark, wiesen aber keine Wunden auf. Nach ein paar Momenten lösten sich beide aus der bilderbuchhaften Stellung und gingen jeweils vorsichtig ein paar Schritte zurück, ohne sich aus den Augen zu lassen.
Der Fremde zog vor Jeff den großen Hut und verbeugte sich höflich.
„Du hast nichts verlernt, Jeff Gerdes! Oder sollte ich sagen, Hahon?“ sagte er freundlich.
Doch Jeff lachte nur.
„Na Dogma? Du hast auch nichts von deine Höflichkeit verloren. Bist du wiedereinmal auf der Jagd?“ fragte er kichernd.
Dogma setzte seine Kopfbedeckung wieder auf und zog aus den Tiefen seines Mantels ein silbrig glänzendes Schwert. Es war an der Schneide gezackt und war mit allerlei Ornamenten geschmückt.
„Mach dich bereit, Hahon! Ich bin die Faust des Kaisers von Armageddon und der Vorbote des jüngsten Tages! Ich werde dich lächerlichen Kultisten, dich lächerlichen Sklaven des Imperators töten!“
„Langweilig! Wie oft willst du mir das noch erzählen?“ fragte Hahon und amte mit der Hand einen Mundbewegungen nach.
Doch Dogma ließ sich nicht beirren.
„Meine Klinge wird dich und deine blasphemischen Bemerkungen in zwei Teile teilen!“
Mit einem kräftigen Sprung katapultierte er sich gut zehn Meter in die Höhe und flog von dort an Richtung Hahon. Die Spitze seiner Klinge zeigt direkt auf den Kopf des Gegners, exakt zwischen die Augen. Doch dieser konnte dazu nur müde lächeln. Er zog aus seiner Stoffjacke eine lange Peitsche und holte damit aus.
„Komm nur!“ rief er laut gen Himmel und blickte mit infernalischem Blick direkt in Dogmas rote Augen. Sein Herz schlug schneller vor Freude und er presste die Lippen spannungsgebannt zusammen.
Während der Wind ihm vorher in der Rücken geblasen hatte, hörte er plötzlich auf zu wehen und es wurde langsam ruhig in der Straße. Er sah wie Ängstliche Beobachter zaghaft aus den Fenstern oder dem was davon übrig war, blickten dem grausamen Schauspiel dem Schauspiel gebannt zusahen. Die finsteren Wolken zogen langsam vor die strahlende Sonne und es wurde sehr still. Hahon hatte das Gefühl taub zu sein, denn kein Laut drang in diesem Moment an sein Ohr. Er sah Dogma wie in Zeitlupe auf sic herunterstürzen und leckte sich blutlustig die Lippen.
Das Zusammentreffen der beiden Rivalen war kurz und brutal. Während Dogma sein Schwert in ungefähr zwei Metern Entfernung nach Hahon warf, wickelte sich dessen Peitsche um Dogmas Hals. Das Schwert traf genau in die Mitte von Hahons Brust. Dort blieb es stecken und fing an sich wie wild zu drehen. Hahon ließ keuchend seine Peitsche los und zog das Schwert mit aller Kraft aus seinem Körper heraus. Schlapp fiel die Peitsche von Dogmas Hals ab und er beendete seinen großen Sprung indem er röchelnd auf den Boden krachte und den Krater herunterrollte.
Hahon bemühte sich indes krampfhaft das von selbst um sich fuchtelnde Schwert unter Kontrolle zu bekommen. Der Schmerz war Grausam. Die wilde Klinge versuchte, unabhängig von dem Zustand ihres Meisters, Hahons Kehle zu durchtrennen. Das Schwert flog in der Luft herum und fuchtelte wie wild herum. Hahon bekämpfte die Schläge mit einer Pistole, indem der mit dem Pistolenrücken die Schläge abwehrte und das Schwert zurückschoss. Da die Pistole nach der neusten Technologie ihre Munition aus der Luft bezog, konnte dieser Kampf unendlich lange dauern, es sei denn das Schwert würde endlich den Geist aufgeben, doch es hatte eher nicht den Anschein eines schnellen Endes. Dogma mußte einen großen Teil seiner überflüssigen Kraft, der Curias, in das Schwert gegeben haben.
Doch plötzlich flog das Schwert hoch in die Luft und entfernte sich von Hahon Es bewegte sich zum Krater in die Hand seines Meisters. Dieser wischte sich mit dem Ärmel den blutbesudelten Mund ab, und flüsterte leise und zischend: „Tja, mein lieber Hahon. Ich hätte den Kampf gewonnen und dich getötet, aber leider rückt gerade die Schutzgarde an. Bis Bald!“
Mit diesem Worten sprang er hoch in die Luft und verschwand auf einem Hochhaus. Wortlos und mit einem Gefühl der Trauer und der Wut sah Hahon ihm hinterher und blickte dann gen Himmel. Er sah eine riesige Rauchwolke neben einem Eisturm aufsteigen und erschrak. Nun war ihm eingefallen, warum er überhaupt hier draußen war. Schnell verschwand er in den dunklen Gassen der Stadt.
Zwischen dem Hahons Kampfplatz und der Eissäule lag das Hauptquartier der Polizei. Irgendwo in der Mitte des Gebäudes lagen die Büros der Polizeichefs. Die Räume waren klein und sehr stickig. Einem Polizeichef des deutschen Staates standen nicht mehr als ein kleines Fenster und 10 Quadratmeter Räumlichkeit zu.
Es war dunkel und stickig in dem Zimmer. Staublegionen flogen durch die Luft und das Licht der Sonne schien malerisch auf ein braunes Sofa. Polizeichef Jerk Cobalt döste schnarchend auf dem Sofa und träumte von Beförderung und Ruhm. Doch plötzlich wachte er auf und zog mit einem gekonnten Handgriff eine schwarze Pistole unter seinem Rücken hervor. Er richtete sie auf das Fernster und rief: „Hey! Du kannst jetzt rauskommen! Mach dich gefälligst sichtbar!“
Am Fenster materialisierte sich eine Gestalt in der Bekleidung eines Ninjas und rieb sich schämend den Hinterkopf.
„Entweder ich war zu laut oder ihr habt ein sehr feines Gehör. In diesem Fall sollte ein einfacher Ninja wie ich mich schämen. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Belias, ein einfacher Ninja.“
Belias verbeugte sich.
Cobalt schnaubte verächtlich.
„Mich legst du nicht rein. Nicht mit dieser Verkleidung, nicht mit diesem Ausdruck, nicht mit dem Verhalten.“, knurrte er und wies auf einen der zahlreichen Steckbriefe die an der Wand klebten. Auf einem war ein großer Mann in einem feinen Nadelstreifenanzug abgebildet. Unter dem Bild stand: „GESUCHT! TOT ODER LEBENDIG! BELOHNUNG: 500.000 Euro!“
Cobalt blickte dem Ninja, der überrascht schien, scharf in die wichen blauen Augen.
„Na Schatten, Mitglied und Meisterkiller des Kultes! Was will den ein hochrangiger Verbrecher von mir, altem Polizeichef?“
Der Ninjaanzug fing an sich von selbst zu bewegen. Wabbernd formierte sich die schwarze Masse zu einem schwarzen Nadelstreifenanzug.
Lächelnd ging Schatten rückwärts die weiße Wand hoch und blieb in einer Ecke des Zimmers still stehen.
„Tja. Das weist du sicherlich genau so gut wie ich, du Pfeffersack! Du hast zufällig meinen Freund und Kameraden ausgelöscht!“ zischte er unfreundlich.
Ein Licht der Erinnerung flammte in Cobalts Augen auf und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Oha. Olaf `der Dieb`, nicht war?“ fragte er unsicher.
Schatten kniff unwillkürlich die Augen etwas zu.
„Genau den! Ich bin hier und du lebst noch, weil ich etwas nicht verstehe. Olaf hatte eine Curias von 850! Und du nur 500! Ich verstehe nicht wie du ihn mit solch einem kümmerlichen Wert schlagen konntest!“
Cobalt fing an diabolisch zu lachen.
„Hahaha! Du vertraust also immer noch nur auf diesen Wert? Auf die Curias? Hahaha!“ lachte er. Dabei krümmte er sich und Tränen entrannen seinen Augen.
Schattens bisheriges Lächeln verschwand und wurde durch eine wütende Grimasse ersetzt.
„Was gibt es da zu lachen? Die Curias ist doch der Wert des Körperkraftüberschusses, wenn ich nicht irre! Oder?“ rief er von der Decke herab. Man konnte ihm leicht seine starke Nervosität und seine Unsicherheit anmerken. Cobalt, der sich gerade erst von dem ersten Lachanfall erholt hatte, fing erneut an zu kichern.
„Jaja. So ist es. Aber weißt du, es gibt noch einen zweiten Wert. Ich nenne ihn mal der Einfachheit halber `Wert 2`. Es ist ein völlig anderer Wert der unabhängig von der Stärker der Curias existiert. Er hat die gleichen Funktionen wie die Curias und darüber hinaus noch welche. Es ist wirklich ein sehr interessantes Thema.“
Schatten drückte sich in seine Ecke.
„Was für welche?“ fragte er, die Augen weit aufgerissen.
„Sag ich dir nicht!“, brüllte Cobalt plötzlich und sprang mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Schatten zu. Bevor dieser reagieren konnte, wurde er von einem Tritt Cobalts durch die Wand hindurch unsanft nach draußen befördert. Das letzte was er halbohnmächtig im Rückwärtsflug sah, war Cobalt der einen Weißen Strahl aus seiner Handfläche abfeuerte.
Er dachte noch daran, dass das wohl eine Funktion des zweiten Wertes sein müßte. Dann wurde alles weiß und dann schwarz vor seinen Augen.
Cobalt setzte sich ausdruckslos auf das Sofa und blickte das große Loch an, dass der Körper des Kultisten hinterlassen hatte. Cobalts Blick wanderte auf das Mobiltelefon, dass vor ihm auf einem Tisch lag. Er nahm es und drückte die erste Schnelltaste. Am anderen Ende meldete sich eine verzogene Stimme.
„Ja?“
„ich habe den Auftrag erfolgreich ausgeführt, mein Kanzler. Ich habe Schatten mit der kraft des zweiten Wertes besiegt und erwarte weiter Anweisungen.“
„Lebt er noch?
„Keine Ahnung, aber ich denke nicht. Soll ich nachsehen?“
„Bitte tu das.“
Cobalt ging zu der Ecke und sprang die Wand hoch. Es sah hinab auf die Straße und sah die Trümmer des gegenüberliegenden Hauses auf der Straße herum liegen. Schattens Körper schein mitten in das Haus gekracht zu sein. Nach einigen Blicken entdeckte Cobalt den leblosen Körper hinter dem Haus. Neben ihm kniete ein blonder Mann mit Stoppelhaaren und einem Anzug.
„Mein Herr! Der Kultist Hahon sammelt den leblosen Körper Schattens gerade auf! Was soll ich tun?“
„Gar nichts. Hahon dürfte dir noch überlegen sein. Belasse es erst mal so. Niemand kann Tote wieder zum Leben erwecken.“
„Ja, Sir.“
„Aber jetzt zu deinem nächsten Auftrag. Hör genau zu!“
Mit weit aufgerissenen Augen lauschte Cobalt den Worten seines Meisters. Am Ende konnte er ein leichtes zittern nicht vermeide. Noch nie hatte er so, objektiv gesehen, sinnlose und blutige Anweisung empfangen. Doch der Kanzler hatte ihn vor die Wahl gestellt.
„Machen“ oder „Nicht Machen“.
Müde legte sich Cobalt wieder auf das Sofa und starrte die weiße Decke an.
„Machen“ oder „Nicht machen“
Mit dem leblosen Körper Schattens auf den breiten Schultern lief Hahon durch die finsteren Seitengassen der Stadt. Er wich Straßenbanden, Obdachlosen, Schutzgardepolizisten und mutierten Ratten aus. Nach einer längeren Zeit erreichte er ein großes, aber immer noch unscheinbares Hochhaus, welches er durch den Hintereingang betrat. Er wurde sogleich von einem halben Dutzend Wachen empfangen, die Gewehre, Pistolen und sogar einen Flammenwerfer auf ihn richteten.
„Stehen bleiben!“ rief Einer von Ihnen. Er schien der Chef zu sein.
Hahon seufzte gekünstelt auf. Der ganze tag war bereits verdorben und jetzt nervten ihn noch die Untersten Gesellen.
„Immer der selbe Mist mit euch Bälgern...“
Er sprang vor und grub seine Faust tief in den Magen des Anführers. Dieser sank röchelnd in sich zusammen. Am Boden hielt er sich schmerzverzerrt den Bauch, während die Andren von ihm distanzierten. Hahon konnte solche Schwachköpfe nicht ertragen.
„Ich bin Hahon der Sklaventreiber des Kultes! Als Arbeiter von uns müßtet ihr das wissen! Hahon! Merkt euch meinen Namen!“ rief er laut und trat dem am Boden liegenden ins Gesicht.
„Und du, merk dir meine Schläge!“
Und mit diesen Worten trat er die schwere Eisentür auf. Er ging einen lange, schmucklosen Gang entlang, bis er einen Fahrstuhl erreichte. Er drückte mit voller Wucht auf einen Knopf, worauf sic der Fahrstuhl sofort, knarrend öffnete. Jeff steig in den Fahrstuhl und blickte auf das Auswahlmenü eines kleines Bildschirms. Auf ihm waren die Etagen UG 4 bis OG 46 aufgelistet. Eine kratzige Stimme ertönte.
„Wohin möchten sie?“
Hahon verwunderte weder das man zusätzlich zum Auswahlbildschirm noch eine Stimmabfrage bekam, noch, dass die Stimme alles andere als Automatisch klang. Er knurrte nur gereizt und mieslaunig: „47. Obergeschoß!“
Nach einer kurzen Pause in der ein leises Flüstern zu hören war, antwortete die Stimme vorsichtig: „ Es gibt leider kein 47. Obergeschoß...“
Wütend legte Hahon Schatten auf den Boden und zerschlug mit der bloßen Faust den Bildschirm. Es blitzte und knisterte, aber Hahon ließ sich trotz Funkenregens nicht beirren. Er griff durch die Drähte und Kontakte hindurch in eine kleinen Kasten. Daraus zog er einen kleinen Gnom, dessen dünnen Arm er gepackt hielt. Das graue Wesen mit dem großen Kopf und der schrumpligen Haut versuchte sich zu wehren und schlug wild um sich.
„Lassen Sie mich los!“ kreischte er und biß Hahon in den Finger. Dieser machte sich nichts draus und schüttelte den Gnom hin und her.
„WER... BIN... ICH...?!“ fragte er langsam und führte sein Gesicht auf Tuchfühlung an den nach Schweiß und Öl stinkenden Gnom heran. Dieser schloß jedoch die Augen und schüttelte den Kopf.
Hahon schlug ihn mit der blanken faust ins Gesicht. Blut spritzte und der Gnom baumelte Kopflos an Hahons Hand. Hahon warf den Gnom zurück in den Kasten unter dem Bildschirm.
„WER BIN ICH!?“ schrie er hinein.
Aus dem Kasten entwich klägliches Gewimmer.
„Hahon. Unser großer Meister. Hahon der Sklavenmeister.“ krächzten die Gnome im Chor aus dem Kasten heraus.
Hahon nickte zufrieden.
„47. Stockwerk“, wiederholte er freundlicher.
Der Fahrstuhl fing an, sich langsam nach oben zu bewegen, während Hahon Schatten behutsam wieder auf hob und ihn wie einen Sack Kartoffeln schulterte.
Auf dem Boden lag noch der arg zerschundene Kopf des Gnomes. Verächtlich trat er den Kopf gegen die Wand.
„Elendes Sklavenpack...“, murmelte Hahon.
Plötzlich hielt der Fahrstuhl und die Tür ging auf. Hahon blicke auf den Neuankömmling. Es war ein Mann mit weißen Tüchern die fast den ganzen Körper verdeckten. Allerdings waren sie Teils arg angerissen und zerfetzt.
Hahon wurde blaß. Vor ihm stand der von ihm versetzte Stifler.
Zugleich wütend und berauscht von dem Kampf mit der Schutzgarde stand Stifler vor dem Fahrstuhl und wartete. Seine Kleidung war arg mitgenommen und hing schlaff an seine Körper herab. Die Kultisten waren alle tot, hatten ihre Sache aber gut gemacht. Insgesamt 34 Hubschrauber hatten sie vom Himmel geholt. Dazu noch 51 die auf sein Konto gingen. Am Schluß mußte er dann doch fliehen, weil die Elite-Gardisten der Garde anmarschierten. Wäre Hahon da gewesen, wäre er das Risiko eingegangen und hätte sich den Gardisten entgegen gestellt, aber so hatte keine Chance Er war wütend auf Hahon. Wäre er nicht auch ein Günstling des Imperators, des Kultführers, gewesen, hätte er sich geschworen ihn bei der nächsten Gelegenheit zu töten.
Plötzlich vernahm er das Geräusch des nahenden Fahrstuhles und drückte überflüssiger Weise noch mal auf den Knopf. Die Tür öffnete sich und er sah Hahon in die Augen. Dieser schien zu erblassen, als er Stifler sah und klopfte gegen den zerstörten Bildschirm.
„Fahrt weiter!“, rief er hinein.
Bevor Stifler etwas sagen konnte, schloß sich der Fahrstuhl wieder und fuhr weiter. Wütend schlug Stifler die Fahrstuhltür ein und hing sich an den weiter fahrenden Fahrstuhl ran. Er zerschlug den Boden und erwischte Hahons Bein. Er zog sich daran schnell hoch und sprang Hahon rasend an die Gurgel. Stifler sah noch wie Hahon etwas fallen ließ, aber ihn interessierte es kein Stück, was da fiel. Er dachte nur noch daran, wie er Hahon umbringen konnte. Obwohl er eigentlich ein besonnener und erfahrener Killer war, konnte er in diesem Moment nicht anders. Er mußt Hahon töten.
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