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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Squall2k's Geschichtenthread



Squall2k
17.06.2006, 00:17
Das soll mein Geschichtenthread werden. Eigentlich habe ich bisher kaum Kurzgeschichten geschrieben, jedenfalls kann ich mich an keine erinnern. Die folgende ist stark von Reinhard Meys gleichnahmigen Lied inspiriert worden.


Liebe ist alles

Glänzend, spiegelte sich das Sonnenlicht auf dem schwarzen Fell des Straßenhundes, während er auf dem Parkplatz lag und vor sich hin döste. Mit zusammengekniffenen Augen, hob er seinen Kopf, als plötzlich ein grünes Cabriolet die Einfahrt zum Motel hinauffuhr und anhielt. Einen Moment lang musterte der Hund, den Besitzer des Autos, der noch eine ganze Weile im Inneren seines Gefährts saß und bedrückt vor sich hin starrte.
Schließlich senkte er wieder seinen Kopf auf seine Pfoten und döste friedlich weiter. Der Fahrer allerdings wischte sich zum dutzendsten Male die Augen mit dem Ärmel. Er war verstört und enttäuscht. Im Radio lief ein Liebeslied. Er schluckte, stellte es schließlich aus und stieg aus seinem Wagen.
Nach dem kurzen Klicken des Schlosses, ging er den schmalen Weg zum Moteleingang und trat durch die offene Tür. Es sah schäbig aus, wie nicht anders zu erwarten, von seinem alten, kleinen Dorf. Er ging zur Rezeption und holte das Portemonnaie heraus.
»Ich hätte gerne ein Zimmer, für eine Nacht. Mein Name ist Ben Therar.«, sagte er mit heiserer, tränenerstickter Stimme. Er konnte nichts dafür, es kam einfach so heraus und sofort wurde er rot vor Scham, seine Stimme nicht kontrollieren zu können.
Der Rezeptionist gab ihm seine Schlüssel und nahm das Geld in Empfang. Mit seinem Rucksack schleppte sich Ben die Wendeltreppe hinauf und ging in sein Zimmer. Es war staubig und das Badezimmer, traute er sich vorerst nicht zu benutzen. Er ließ sich auf sein Bett fallen und erinnerte sich an den Streit, an die Worte seiner Freundin und an ihr Gesicht. Er fühlte sich elend und alleine. Langsam vertreibte ein Staubkorn, dass im Licht vor ihm tanzte diese Gedanken und geleiteten ihn sanft in einen erholsamen Schlaf.
Auch der kleine, schwarze Hund schlief diese Nacht ruhig und als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont brachen, stand er langsam auf und ging zum Wagen. Einen Augenblick saß er davor, die Hinterbeine vom Körper abgespreizt, wie ein Welpe. Im nächsten Moment sprang er mit einem Satz auf die Rückbank des Cabriolets und schlief seelenruhig weiter.
Auch Ben stand früh auf und setzte sich in sein Auto, ohne seinen blinden Passagier zu bemerken. Gedankenverloren, fuhr er aus dem Dorf hinaus auf die Landstraße und immer weiter. Stundenlang war er unterwegs und mit jeder Minute wurde ihm kläglicher zumute. Der Gedanke, dass sein einziger Freund, der einzige Mensch, dem etwas an ihm lag, so weit weg wohnte, machte ihn noch trauriger und depressiver.
Im Radio lief ein Hörspiel. Eine Liebesszene, Ben schaltete sofort weg und verzog das Gesicht. Lange Zeit war er gefahren, als er endlich seine erste Rast einlegte. Er stieg aus und ging auf die Toilette des Rastplatzes. Nur wenige Minuten später, schlurfte er zurück zu seinem Auto und stieg ein. Ein kurzen Augenblick stutzte er und schaute an seinem Sitz vorbei auf die Rückbank und schaute mitten in die, liebevollen, schwarzen Augen des Hundes.
Ben rieb sich die Augen und als auch der Straßenhund leicht blinzelte, entfuhr es Ben: »Was zur Hölle...«, sagte er leise und schaute sich um. Sofort ging er zur Gaststätte und fragte nach dem Besitzer des Hundes, doch natürlich meldete sich niemand. Somit blieb ihm nichts anderes übrig als mit seinem neuen Begleiter seinen Weg weiter zu fahren. Es war schon Abend, als Ben damit begann, sich mit ihm zu unterhalten. Er erzählte ihm von der Sache mit seiner Freundin und bald begann er ihm, seine innersten Gedanken mitzuteilen.
»In der Liebe hab ich einfach kein Glück. Ich kann machen was ich will, aber das Gefühl macht mich immer nur fertig und nie passiert etwas gutes.«, waren nur zwei der Phrasen, die der Hund, kommentarlos und geduldig über sich ergehen ließ.
Die Uhr schlug zehn und Ben parkte sein Auto in einer schmalen Lücke am Straßenrand.
»Ich gehe jetzt einen Freund besuchen. Bleib brav hier. Ich komm in ein paar Stunden wieder.«, sagte er zu seinem braven Zuhörer und ging auf eines der Reihenhäuser zu. Besorgt schaute er auf seine Armbanduhr und zögerte. Schließlich überwand er die Zweifel und drückte auf die Klingel. Es dauerte ein wenig, doch dann ging das Licht am Fenster an und Ben zog kurz die Schultern ein.
Die Tür öffnete sich und das Gesicht seines alten Kameraden schaute zunächst durch einen Türspalt, dann aber durch die weit offene Tür und über seine weit geöffneten Arme auf Ben.
Sie umarmten sich und gingen zusammen ins warme Licht hinter der Tür. Der kleine, schwarze Hund sprang aus dem Auto und lief über den Garten des Hauses zum Fenster und sprang auf den Sims. Innerhalb des behaglichen Scheins im Haus, sah er den Freund seines Begleiters in der Küche stehen und ein Geruch von Frikadellen kitzelte in seiner Nase. Nur kurze Zeit später, öffnete sich die Tür neben ihm und Ben stand vor ihm, eine Frikadelle in der Hand.
»Dann gehen wir erst einmal kurz um die vier Ecken.«, sagte eine fremde Stimme, die Stimme des Freundes und er kam ebenfalls aus dem Haus und schloss die Tür ab. Zu dritt gingen sie etwas weiter als um die vier Ecken und setzten sich im Park auf eine Parkbank.
»Na dann erzähl mal!«, sagte der Kamerad und zündete sich eine Zigarette an. Ben begann ihm diesselbe Geschichte zu erzählen, die er auch seinem neuen, vierbeinigen Freund erzählt hat.
»Liebe bringt mir immer nur Ärger. Das macht mich echt fertig. Wieso passiert mir immer nur so etwas?«, klagte Ben, als er plötzlich stutzte. Er spürte die Hand seines Freundes auf seiner Schulter und besah sich die letzten paar Stunden seines Lebens vor seinem inneren Auge.
Der Hund, der sich seiner annahm und beschloss ihm in seiner Not beizustehen. Der Freund, der ihm zuhörte und zu ihm stand, selbst tief in der Nacht noch eine Schulter für ihn frei hatte. Mit einem Lächeln dachte er an das Staubkorn, dass ihm seine schlechten Gedanken vertrieb und es wurde ihm gewahr.
In diesen winzigen, bedeutsamen, wunderbaren Momenten hat er wohl mehr Liebe erfahren, als jemals zuvor in seinem Leben und es erwartete ihn noch so viel mehr.
Eine kleine Träne kullerte Bens Wange herunter und plötzlich sah er in der Ferne ein Liebespaar durch den Park spazieren. Er lächelte und dachte nicht einmal daran, wegzuschauen.

Drakon
17.06.2006, 01:52
Was soll dieses aufgezwungene und vollkommen unglaubwürdige Happy End? Das ist nen Straßenköter und wenn er es schafft in ein Cabrio bzw. auf einen Fenstersims (wtf btw) zu springen ein ausgewachsener, mit anderen Worten recht bald weg vom Fenster, der tröstet ihn nicht lange, in sexueller Hinsicht hoffentlich schonmal gar nicht. Und sein Kamerad kommt mir eher wie ein Psychopath mit homosexuellen Ambitionen rüber als sein bester und einziger Kumpel, ich meine, wer zur Hölle wohnt alleine in einem Reihenhaus, macht einem bei Liebeskummer Frikadellen und geht dann zusammen bei Nacht in den Park (der Satz "Ich komm in ein paar Stunden wieder" tut sein übriges)? Ernsthaft, wenn jemand nachts im Park neben einem Mann sitzt, der seine Hand auf dessen Schulter hat und mit einer Frikadelle in der Hand einem wildfremden Liebespaar hinterherstarrt wird selbst Reinhard Mey in diesem Moment wohl nicht gerade daran denken wieviel Liebe diese Person in irgendwelchen Momenten erfahren haben könnte.

Ansonsten fehlt einfach die Authenzität, einerseits beschreibst du das typische Drecksloch von Hollywood-Motel, andererseits kommt dann eine typisch Raststätte wie man sie hier vorfindet, das zieht einfach nicht und lenkt den Leser von der Geschichte ab weil er sich erstmal fragt was dieser unpassende Szenenwechsel soll. Dazu diverse Ungereimtheiten, warum hält Ben z.B. am Eingang des Motels wenn es einen Parkplatz gibt, warum muss er selbst nach stundenlangem Fahren nicht tanken, wieso schleppt er einen Rucksack mit sich rum und warum spiegelt sich Sonnenlicht auf schwarzem Fell und stellt damit mein vermeintliches Wissen aus dem Physikunterricht auf den Kopf?

Der Schreibstil war ertragbar, nicht zum Kotzen aber auch nicht zum Jubeln, stellenweise zu gefühlsduselig, man muss dem Leser nicht unbedingt mehrmals hintereinander deutlich machen, dass es dem Kerl gerade schlecht geht.

Ansonsten würd ich davon abraten Textzeilen von (Reinhard Mey)-Songs als Vorlage für jegliche Storys zu nehmen, vor allem nicht so textnahe. Das finden vielleicht Deutschlehrer als ätzende Hausaufgabe toll, künstlerisch wirkt das einfach nur aufgedrängt.

La Cipolla
17.06.2006, 01:55
Also ich find sie einfach schön. ^_^ Ist der Name des Mannes so wichtig? Glaub fast, den hättest du weglassen können. In den ersten Sätzen sind zwei unschöne Kommafehler, die einen richtig zum Stutzen bringen.

Glänzend, spiegelte sich das Sonnenlicht auf dem schwarzen Fell des Straßenhundes, während er auf dem Parkplatz lag und vor sich hin döste. Mit zusammengekniffenen Augen hob er seinen Kopf, als plötzlich ein grünes Cabriolet die Einfahrt zum Motel hinauffuhr und anhielt. Einen Moment lang musterte der Hund den Besitzer des Autos, der noch eine ganze Weile im Inneren seines Gefährts saß und bedrückt vor sich hin starrte.

@Drakon: Als unauthentisch fand ich es jetzt beim Lesen gar nicht, ist wohl Ansichtssache, habe da vor dem Inneren Auge auch nirgendswo ein amerikanisches Drecksloch gesehen. ôo

Und ich glaube, es geht in der Geschichte weniger um Sexualität, sondern mehr um Liebe. ;) Und jetzt bitte keine psychologischen Ursachenforschungen. xD Wobei der Freund, da geb ich dir Recht, ein wenig an den Haaren herbei gezogen rüberkommt. Gefühlsduseliger Schreibstil ja, ist aber nichts schelchtes in dem Zusammenhang. Manche Sachen, wie das glänzende Fell kommen einem nur unnötig vor, vielleicht das nächste Mal einfach beim Schreiben überlegen, was man weglassen kann und was nicht.

Den Song kenn ich leider nicht, hab aber sowohl an "Liebeslied" von den toten Hosen, an "Das Parfüm" von Süßkind als auch an noch irgendwas anderes gedacht, das mir grad nicht einfällt. o.o''

Squall2k
17.06.2006, 08:01
Ansonsten fehlt einfach die Authenzität [...]

hmmm...um ehrlich zu sein, kann ich dir, wenn ich die Geschichte nochmal durchlese nur zustimmen. Die Logikfehler sind teils ganz schön heftig. Naja, den Text hab ich letzte Nacht runtergeschrieben, während ich das Lied gehört hab^^ Das nächste Mal schlaf ich ne Runde und schau mir das Geschriebene nochmal an, bevor ich es hier poste xD


Ansonsten würd ich davon abraten Textzeilen von (Reinhard Mey)-Songs als Vorlage für jegliche Storys zu nehmen, vor allem nicht so textnahe.

Stimmt, nennen wirs nen einmaligen, kleinen, misslungenen Tribute^^



Also ich find sie einfach schön. ^_^

Hehe, freut mich dass es doch einem gefallen hat. Kann es sein, dass es unter anderem dadurch kommt, dass du das Lied noch nicht kennst?! Ein paar der Liedzeilen sind nämlich wirklich fast wortwörtlich übernommen, was eventuell ebenfalls dazu führen könnte, dass man die Geschichte als unglaubwürdig empfindet. (neben den von Drakon angesprochenen Fehlern^^ natürlich.)

Squall2k
09.07.2006, 10:41
So, hoffentlich ist der zweite Versuch etwas weniger peinlich^^

"Vergeudete Zeit"

»Ich liebe sie!«,sagte Katharina leise zu sich und drückte das dünne Büchlein fest an ihren Körper. Der Schein ihrer Bettlampe, liess die hervorgehobenen, glänzenden Buchstaben des Frontcovers leicht glitzern.
Es geschah nicht selten, dass sie sich in eine Geschichte verliebte. Sie las fast jeden Abend, vor dem Schlafen gehen und fühlte sich nach dem Abschluss jeder Geschichte wehmütig und froh zugleich. Sie hielt das Buch noch einmal vor sich und las den Klappentext. Leicht nickte sie und lächelte, als sie die verborgenen Hinweise auf den wahren Character der Geschichte in den scheinbar nichtssagenden Worten erkannte.
Sorgsam legte sie das Buch auf ihr Bett und stellte ihren Wecker. Normalerweise überkamen sie nun die Sorgen und die Verzweiflung der Unfreiheit, wenn sie jetzt daran dachte, morgen ein weiteres Mal aufzustehen und zur Schule gehen zu müssen. Aber heute nicht, denn heute hatte sie eine Geschichte beendet und hatte somit über wichtigere, schönere Dinge zu sinieren.
Den Wecker stellte sie auf sechs Uhr und saß anschließend noch ein paar Minuten im Schneidersitz auf ihrer Matratze und schaute zum Fenster hinaus. Durch die Schlieren hindurch, schienen stets die beiden Straßenlaternen vor ihrem Haus und ließen immer ein wenig Licht in ihr Zimmer. Katharina nahm ihr Buch und steckte es unter ihr Kopfkissen. Es war ein Ritual, dass sie mit jedem abgeschlossenen Buch tat. Es war der Grund, weshalb sie mit dem Lesen angefangen hat. Vor drei Jahren überkam sie der Wunsch, ihr Leben und ihre Lieben mit jedem Menschen der Welt tauschen zu wollen oder, so hoffte sie insgeheim, mit einem Character aus einer wirklich, wirklich schönen Geschichte.
Wenn sie das Buch unter ihr Kopfkissen legte, glaubte sie in ihrem Traum dorthin reisen zu können und eventuell etwas davon in die Wirklichkeit mit hin nehmen zu können. Selbst nach drei Jahren Misserfolgen, tat sie es weiterhin, denn ihre Wirklichkeit war ihr unerträglich.
Sie schlief erst spät ein, denn ihre Gedanken brauchten einen wachen Geist. Sie wollte schlicht und ergreifend noch nicht einschlafen, auch wenn sie wusste, dass sie dadurch am nächsten Morgen wohl nicht ausgeschlafen seien würde.
Doch lange nach Mitternacht fielen hier schlussendlich doch die Augen zu und sie schlief ein.
Wie sie es befürchtet hatte, beantwortete sie das Klingeln des Wecker mit einem Schlag auf den 'Aus'knopf und schlief ruhig weiter.
»Katharina....KATHARINA, JETZT WACH ENDLICH AUF!«, sagte eine energische, ein wenig nuschelnde Stimme und jemand rüttelte sie wach.
Katharina öffnete die Augen und sah in das Gesicht ihrer Mutter. Tiefe Augenringe und ein Atem nach Wein kamen ihr entgegen. Sie hatte sich nach jenen drei Jahren schon fast daran gewöhnt. »Beeil dich, verdammt! Du kommst noch zu spät.«
Katharina grummelte und zog sich in Blitzeseile an, putzte sich die Zähne, während sie auf der Toilette saß und zog sich anschließend noch die Schuhe an. Als sie in ihr Zimmer kam, wunderte sie sich zunächst, wo all ihre Möbel abgeblieben waren. Lediglich das Bett und die kleine Nachtti•••••••• daneben standen dort.
Da fiel es ihr plötzlich wieder ein. Sie mussten aussziehen, in eine billigere Wohnung, in eine andere Stadt. Katharina kratzte sich den Kopf und verließ das Haus.
Auf dem Schulweg dachte sie darüber nach, wie es seien kann, dass sie so etwas wichtiges vergessen hatte. Es hat sie doch so lange traurig gemacht. Es gab viel Streit und Stress und sie konnte sich einfach nicht von ihren Freunden verabschieden. Es sind viele Tränen geflossen. Da dachte sie an das Buch. Es war alles nur ein Selbstbetrug! Sie konnte nicht von der Wirklichkeit fliehen und wenn sie es tat, war das Aufwachen um so schlimmer.
Sie kam natürlich zu spät zur Schule und, wie sollte es anders ein, hatte in der ersten Stunde Erdkunde bei Herrn Sanddau.
»Fräulein Katharina, wissen sie, wann der Unterricht beginnt?«, es war sein absolut typischer Satz und seine nervende, passiv-aggressive Art, die Katharina die Zähne zusammen beißen liess.
»Um Viertel vor Acht!«, sagte sie leise und ging, ohne sich zu entschuldigen auf ihre Platz. Der Rest des Tages verlief nicht viel besser. Sie wollte mit niemandem reden. Sie dachte an ihr Buch und sah, wenn sie jetzt so tat, als könnten sie und ihre Freunde weiterhin so glücklich zusammen sein, wäre das Aufwachen heute Nachmittag nur noch bedrückender.
Aus diesem Grund, ging sie an diesem Tag, alleine nach Hause. Ein paar Kinder aus ihrer Nachbarschaft kamen hinter ihr her und lachten. Ein Junge lief dicht neben Katharina und schaute sie von der Seite an, er grinste leicht verlegen. Ein etwas kleinerer Junge hinte ihm, gab ihm einen Stoß.
»HEY«, rief er mit einer frechen Stimme, »Säuft deine Mutter immer noch wie ein Loch?!«.
Hinter ihm brachen die anderen Kinder in lautes Gelächter aus. Zuerst wollte Katharina einfach weitergehen und sie ignorieren. Doch plötzlich kniete sie sich und hielt den Jungen fest. Sie schaute ihn durchdringend an und sagte langsam und deutlich:
»Ich liebe sie!«

Im nächsten Moment saß Katharina im Umzugswagen. Sie erinnerte sich, wie sie den Rest des Weges, dieses wohlige Gefühl in ihrem Bauch getragen hat. Und nun sah sie ihr ehemaliges Zuhause sich immer weiter von ihr entfernen.
Sie fühlte sich wohl mit ihrer Mutter an ihrer Seite und sie hatte Hoffnung, dass es bald wieder Berg auf gehen wird. Hoffnung, Hoffnung auf ein schönes Leben, auf Erfolg, auf sich erfüllende Träume und auf Träume, die auf ewig, Träume bleiben werden, die sie behüten kann, wie Geschichte unter ihrem Kopfkissen.

»Katharina! Katharina, wach auf! Du kommst zu spät zur Schule!«, sagte die angenehme, zarte Stimme ihrer Mutter. Katharina war einen Moment lang verwirrt. Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Ihre Schränke, ihr Schreibttisch mit ihrem alten Computer darauf und ihre bunte Kiste mit ihren Kindersachen darin. Und draußen standen die beiden Straßenlaternen, die ihr stets Licht ins Dunkel gebracht hatten.
Katharina fühlte unter ihr Kopfkissen und fand das Buch, dass sie gestern noch gelesen hatte. Sie erinnerte sich an ihre Ehrlichkeit, den Kindern in ihrem Traum gegenüber, lächelte und sagte es auch ihrer Mutter.

La Cipolla
09.07.2006, 22:03
Schööön. ^_^
Squall entwickelt sich zum Profi für kitschig schöne Geschichten. :rolleyes: Die Idee gefällt mir.

Inhaltlich auf jeden Fall weniger zweifelhaft als die erste, ich würde dir aber raten, noch mal drüber zu schauen, es sind noch einige Komma- und Zeitform-Fehler drin, die man eigentlich merkt, wenn man darüber liest.

Squall2k
15.07.2006, 01:20
Danke^^ Ich hoffe trotzdem, dass die nächste Geschichte etwas weniger kitschig ist.


Der Schmetterlingseffekt

»Nein, ich kann nicht.«, hallte ihre Stimme durch den Flur der Wohnung. Die Tochter an die Wand gelähnt, schaute nervös auf den Hörer in der Hand ihrer Mutter. Leise rauschte die Stimme ihrer Großmutter durch den Apparat. Rea wollte ans Telefon. Sie musste ihn anrufen. Es wäre kein Problem, wenn sie schon richtig zusammen wären, aber so...
»Du nimmst ganz einfach den Bus bis zur Fiessen-Strasse und gehst dann die Straße hoch und dann ist es bereits nur wenige Meter auf der rechten Seite.«, erklärte die Mutter. Rea spürte die Unsicherheit und die Gewissensbisse in der Stimme in ihrer Mutter, aber sie hatte keinen Nerv, darüber nachzudenken, sie wollte jetzt ans Telefon.
»Ich habe keine Zeit, dich hinzubringen, ich muss arbeiten. Du bist den Weg schon dutzende Male gegangen, du brauchst mich dazu gar nicht, einen Moment...«, Rea schaute immer noch wie gebannt auf den Hörer, als ihre Mutter schließlich aufschaute und sie ansah:
»Bitte geh ins Bett, Rea, es ist schon spät!«
»Aber ich muss noch mit wem telefonieren...«, antwortete Rea, als in dem Moment ein lautes Geräusch aus dem Hörer drang.
»Hallo?! Mama?! Verdammt, Bruno!«, rief Reas Mutter, als der Bruder seinen Kopf aus seinem Zimmer streckte.
»Sorry, ich wollte ins Internet und da hat das Modem rumgesponnen.«, erklärte er, »ich habe ein wenig am Telefonkabel rumgezogen und jetzt...«
Mit schuldsamer Miene, hob er das kaputte Kabel vor sich. Seine Mutter seufzte leicht. »Da kann man nichts machen. Oma wird den Weg schon finden und du kannst ja morgen telefonieren. Ich geh morgen früh ein neues Kabel kaufen.«, sagte sie zu Rea, die bedrückt in ihr Zimmer ging. Es stimmte, sie konnte auch morgen anrufen...er würde sich nicht beirren lassen...

Ein tiefer Atemzug und der staubige Geruch des Pflasterweges füllte sich um ihn, als er die Bushaltestelle erreichte. Ein paar Gedanken schossen ihm, in diesen Sekunden durch den Kopf. Zum Beispiel, dass er nur wegen eines dummen Mädchens, jetzt den Bus verpasste und nicht stundenlang wie ein Trottel, auf einen Anruf hätte warten dürfen. Er war wirklich ein Idiot. Der Bus wollte gerade wegfahren, als er aufgeregt gegen die Scheibe trommelte.

Eine alte Frau schaute ihn mitleidig an, schien kurz den Mund zu öffnen um etwas zu sagen, tat es aber schließlich nicht. Sie war verwirrt. Alles schien ihr so schnell zu gehen. Sie wünschte etwas gesagt zu haben, sie saß schließlich fast neben dem Busfahrer, doch es ging einfach zu schnell. Sie warf einen traurigen Blick zurück auf die Bushaltestelle, doch diese war längst nicht mehr zu sehen. Mit nervösen Gesten und einem, scheinbar in Gedanken versunkenen Blick, fuhr sie weiter, vorbei an der Fiessen Straße.

Rea stand mit ihren Freundinnen vor ihrer Klasse. Während die anderen auf den Lehrer warteten, suchte sie die beiden Eingänge zum Stockwerk stets nach ihn ab. Sie machte sich langsam Sorgen. Auch wenn sie fest daran glaubte, dass es sich bald aufklären wird, bekam sie langsam Angst nicht die Chance dafür zu bekommen. Die große Glastür öffnete sich und die klackernden Schritte der Schuhe des Lehrers begleiteten das Klirren seiner Schlüssel. Der Unterricht begann.

Erschrocken, fuhr sie zusammen. Die Straße kannte sie, aber es war viel weiter, als sie eigentlich fahren wollte. Mit einem unwohlen, warmen Gefühl in der Magengegend und einem kleinen Schweißanfall, stand sie auf und stieg aus dem Bus aus, als er an der nächsten Haltestelle hielt. Sie musste die Straße hochlaufen, soviel wusste sie. Beklommen und unsicher, ob dieses Missgeschicks ging sie langsam die Straße entlang, von der Haltestelle weg. Kaum war sie ein paar Minuten gegangen, als sich ihr schnelle Schritte näherten. Sie schaute kurz auf und blickte in das Gesicht jenes Jungen, den sie an der Haltestelle gesehen hat. Ein kurzer Stich durchfuhr sie, als sie sah, wie er sich abhetzte. Langsam ging sie weiter, den Blick stets auf ihn gerichtet. Schließlich war er vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Sie versank ein weiteres Mal in Gedanken und bemerkte nicht wie sie auf eine Seitenstraße schritt, in der ein Auto soeben...

Vorbei an der nächsten Haltestelle, an der Kindertagesstätte mit den bunte Schaukeln auf dem Hof und an der kleinen Geschäftekette neben der Hauptstraße. Er rannte weiter und seine Gedanken kreisten immer wieder um die gleichen Fragen, nach den Gründen. Er redete sich ein, nicht zu wissen, warum er so gehandelt hatte und stellte Gedankengebilde auf, um seinen Selbsthass und seine Scham unter Kontrolle zu bringen. Am Allerliebsten würde er es einfach vergessen, doch dazu musste er erst einmal rechtzeitig in seiner Schule ankommen und die einsetzende Schwere in seinen Beinen vergessen. Er rannte weiter. Wenn er sich anstrengt, würde er es eventuell noch gerade bis zur Zweiten Stunde schaffen

Es klopfte an die Klassentür. Sofort wurde es still im Raum. Eine unbekannte Frau trat in die Tür. »Kann Rea kurz aus dem Unterricht kommen. Hier ist jemand am Telefon für sie.«, sagte sie und die Lehrerin nickte Rea zu, die daraufhin mit einem fragenden Gesichtsausdruck aufstand und zur Tür ging. Jene unbekannte Frau führte sie die Treppen herunter zum Sekretariat und gab Rea den Hörer in die Hand....es war Reas Mutter. Ihre Stimme klang verstört und von Tränen erstickt.

Endlich erreichte er das Schulgebäude. Keuchend, verlangsamte er seinen Schritt. Er spürte sein Herz pochen und seine Lunge, die fast schon weh tat. Ein müdes Schwanken in den Beinen, begleitete seine Schritte zum Haupteingang der Schule. Überrascht sah er Rea durchs Glas. Für einen Moment glaubte er sich glücklich, doch kaum war er stehen geblieben, war Rea bereits an ihm vorbei. Ihr starrer Blick war nicht misszuverstehen, er fragte sich in jenem Moment nur, was er ihr denn getan hat.