Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [ZOOOOOmmxBIES! Staffel 2] Tag 0 - Rollenspielintro
Daen vom Clan
05.08.2013, 12:12
CGF & Friends präsentieren:
http://i.imgur.com/Ntq01.png
Spielleitung: Daen
Grafische Unterstützung: Tako und Shinshrii
Regelwerk:
Jeder Spieler spielt einen überlebenden Zivilisten, (Wissenschaftler oder Soldaten nur nach Absprache und selten!), der sich zum Zeitpunkt des Spielbeginns in der zur Festung umgebauten Marine-Basis Asoa in der südpazifischen Inselkette Wallis et Futuna befindet. Die Gründe dort zu sein sind ebenso frei wählbar wie das Herkunftsland – euch allen gemein ist aber, dass ihr Flüchtlinge seid und hier Unterschlupf gefunden habt.
Ziel des Spiels wird es sein, die gestellten Aufgaben (Stationen genannt) während einer langen Reise zu überleben, um die Geschichte für das Finale in Staffel 3 vorzubereiten. Im Spiel werden dabei 8 unterschiedliche Stationen vorkommen.
Jede Station stellt dabei eine Situation, ein Szenario oder ein Gebiet dar(beispielsweise: eine alte Schule, eine verlassene Insel, ein Wald, die Kanalisation, das Dach eines Hochhauses, ein Freizeitpark), in dem sich die Helden herumtreiben und RP machen können. Jede Station ist für sich während des Spieltages sicher, die Zombiegefahr wird nur beim Wechseln zur nächsten Station durch Lösen der Stationsaufgabe gefährlich.
Am Ende jeden Tages ziehen die Spieler weiter und müssen dafür eine bestimmte Aufgabe lösen: So muss beispielsweise beim Verlassen der Schule ein Angriff der Zombies abgewehrt werden, bei dem 2 Spieler zurückbleiben müssen um die Flucht gelingen zu machen. Die 2 betreffenden Spieler können sich freiwillig melden oder es wird abgestimmt wer die Aufgabe übernehmen wird, weil man bei diesen Aufgaben auch sterben kann und somit aus dem Spiel ausscheidet.
Es wird Szenarien geben, die unterschiedliche Anzahlen von Spielern erfordern, üblich werden 2-3 sein, ebenso kann und wird es passieren, dass diese 2-3 Personen zwei unterschiedliche Szenarien zu lösen haben, sprich, der Wert der ausgesandten Spieler auf Kampf und Intelligenz könnte geprüft werden.
Sind die jeweils notwendigen Spieler bestimmt, gilt der Tag als geschafft und die restliche Gruppe rückt sofort in die nächste Station vor, es beginnt also eine neue Station.
Für die beiden, die die Flucht gesichert haben, wird es spannend. In obigen Beispiel handelt es sich um ein Kampf- und ein Intelligenz-Szenario, also zählt also zuerst der Kampfwert, dann der Intelligenzwert.
Hat ein Spielerchar 7 Punkte in Kampf, hat er eine 70%ige Chance die Aufgabe zu überleben und er stößt normal am nächsten Tag zur Gruppe. (Hier würde der Spielleiter "würfeln" und die Spieler per PN informieren).
Wurde schlecht gewürfelt - also eine 8-10 erwürfelt, stirbt der Char und die SL informieren den Spieler ebenfalls, so dass dieser einen schönen Abgang schreiben kann.
Ist die 8. Station erreicht und überstanden, haben die überlebenden Spieler gewonnen!
Charakterwerte
Es gibt insgesamt fünf relevante Charakterwerte:
Es gibt insgesamt fünf relevante Charakterwerte die bei den Stationsaufgaben geprüft werden:
Kampf: Für Stationen mit dem Szenario: Kampf (mögliche Einsatzgebiete am Ende einer Station: Zombies beseitigen, einen Ort verteidigen)
Intelligenz: Für Stationen mit dem Szenario: Intelligenz (mögliche Einsatzgebiete am Ende einer Station: einen Computer hacken, einen Weg finden)
Agilität: Für Stationen mit dem Szenario: Gewandtheit (mögliche Einsatzgebiete am Ende einer Station: einen Parcour zur Ablenkung laufen)
Geschick: Für Stationen mit dem Szenario: Geschick (mögliche Einsatzgebiete am Ende einer Station: Handwerk, einen alten Laster als Fluchtmöglichkeit wieder betriebsfähig machen)
Charisma: Für Stationen mit dem Szenario: Charisma (mögliche Einsatzgebiete am Ende einer Station: Andere Überlebende um Hilfe bitten, einen Militärschlag gegen euren Unterschlupf verhindern)
Der sechste Wert im Spiel ist "Nahrung". Fällt der Wert unter die Anzahl der Spieler, dann erleiden diese einen Mali von 1 auf ihr Würfelergebnis, d.h. Aufgaben scheitern eher.
Nahrung spielt erst ab Tag 1 eine Rolle, nicht im Intro.
Ein Beispiel:
Jeder Stationstext beginnt mit einer kleinen Szenariobeschreibung:
Am dritten Tage gelangen die Spieler in die malerisch gelegene Lagune der Marinebasis. Dort finden sie eine gruselige Meereshöhle vor, die sich nicht nur perfekt verteidigen lässt, sondern auch Spuren ehemaliger Bewohner aufweist. Um nun zu Station 4 zu gelangen – einem Flugfeld mit einer zur Flucht tauglichen Cessna - wissen die Spieler, dass sie nach der Ruhepause und dem Kraftschöpfen (also am Ende des Rollenspieltages) einen Weg finden müssen, eine unstabil aussehende Hängebrücke am hinteren Ende der Höhle zu überwinden. Die Spieler sehen sofort, dass sie sich dazu aus der Deckung der Höhle begeben müssen und sicherlich von einigen herumstreunenden Zombies gesehen werden, die sofort Witterung aufnehmen und die Spieler bei der Flucht jagen werden.
Die Spieler erfahren, dass mindestens 2 Spieler notwendig sind, um die Seile der Brücke fest zu halten, so dass die Brücke stabil genug ist, um dem Rest der Gruppe die Flucht zu ermöglichen.
Im Laufe des Tages müssen die Überlebenden zwei Spieler bestimmen, die sich der Stationsaufgabe annehmen. Einer meldet sich dabei freiwillig, ein weiterer wird per Abstimmung bestimmt und muss teilnehmen. (Weigerungen sind nach der Abstimmung nicht möglich)
Da zwei Spieler die Aufgabe übernehmen, endet der Rollenspieltag und die Gruppe rückt auf Station 4 vor.
Die Spielleiter kümmern sich nun um die beiden ausgesandten Spieler, welche die Stationsaufgabe übernommen haben. Das Gegenstemmen der Seile erfordert Kraft, die anschließende Flucht Agilität. Kraft wird in diesem Fall über Kampfwert simuliert,
Spieler 1 hat: Kampf 8 und Agilität 6
Spieler 2 hat: Kampf 6 und Agilität 3
Jeder Punkt steht dabei für 10% Gelingen, bedeutet, für Spieler 1 gelingt die Kampfprobe zu 80% und die Agilitätsprobe zu 60%.
Die Spielleiter würfeln nun verdeckt und die Proben für beide Spieler und teilen ihnen per PN das Ergebnis mit.
Die SL würfeln:
Für Spieler 1 für Kampf eine 4 und für Agilität eine 5. Beide Werte sind UNTER dem Charakterwert, Spieler 1 überlebt also und stößt zur Gruppe.
Für Spieler 2 für Kampf eine 1, jedoch für Agilität eine 9. Obschon die Kampfprobe gut gelingt, versagt der Spieler 2 bei der Agilität und wird dieses Szenario nicht überleben.
Die SL gibt beiden Spielern nun Bescheid - auch das jeweilige Ergebnis des anderen -, damit beide entweder getrennt oder zusammen das Ergebnis im Rollenspiel schildern können.
Als Beispiel könnte ein erschöpfter und verschwitzter Spieler 1 im RP berichten, wie Spieler 2 es nicht überlebt hat und wie froh er ist, selbst überlebt zu haben.
Station drei gilt als abgeschlossen, der Tag 4 beginnt mit Station 4 - einem verwüsteten Airfield in dem torkelnde Zombies in der Nähe von scharfen Tretminen herumschlurfen.
Weitere Charaktermerkmale:
Um die Sache spannend zu machen, gibt es weitere einmalige Fähigkeiten, die in den Szenarien benutzt werden können. Dies kann öffentlich oder heimlich per PN an die Spielleiter geschehen. Jede Fähigkeit kann dabei nur einmal während des gesamten Rollenspiels eingesetzt werden.
Ab einer gewissen Anzahl an Spielern kann es auch sein, dass bestimmte Rollen zweimal zugewürfelt werden.
Die Namen der Fähigkeiten müssen keinen Einfluss auf das Rollenspiel haben, es sind nur Bezeichnungen.
Jede Fähigkeit wird einmalig nur unter den Spielern verlost, nicht jeder Spieler wird eine bekommen, die Fähigkeiten können im Rollenspiel auch geheim gehalten werden:
"Der Anführer" = Sollte die Gruppe sich entschließen, einen Anführer zu wählen, so hat dieser die Sonderfertigkeit, Charaktere bestimmen zu können, die an einer Stationsaufgabe teilnehmen müssen. Bei einem Grundcharisma (also ohne Items und Buffs) von 1-3 kann er diese Sonderfertigkeit einmal im Spiel einsetzen, bei einem Wert von 4-6 zweimal. Im Gegensatz zu Staffel 1 wird der Anführer OOC auch von mir als „Schiedsrichter“ und Ansprechpartner eingesetzt, d.h. wenn Entscheidungen der Gruppe auch mich nicht eindeutig wirken, werde ich mich an den Anführer per PN wenden und er gibt letzten Endes den Ausschlag. Wählt euren Anführer also weise. ^^
"Der Supporter" = Ein anderer, einzelner, ausgeschickter Spieler überlebt in jedem Fall. Beim Tageswechsel schreibt der Supporter die SL an und benennt den Begünstigten, den er einmalig bei seiner Aufgabe beschützen wird. Es ist nicht erforderlich, dass der Supporter mit ausgesandt wird, er kann auch beim Rest der Gruppe bleiben und diese Fähigkeit ausspielen. Diese Fähigkeit kann nicht auf sich selbst angewandt werden.
"Der Charismat" = Kann einmal fest einen einzelnen oder alle notwendigen Spieler für eine Aufgabe bestimmen. Dies macht er öffentlich mit einem markanten Befehl oder einer heldenhaften Rede und dem OOC-Hinweis(!) dass er die Fähigkeit grade ausspielt. Die benannten Spieler haben entsprechend zu reagieren. Wenn der Charismat seine Fähigkeit ausspielt, überstimmt er damit die Fähigkeit des Anführers.
"Der Star" = Wenn der Spieler auserwählt wurde, kann er einen weiteren Spieler bestimmen, der ihn auf jeden Fall begleiten muss. Dadurch kann die Anzahl der Spieler für die Aufgabe auch überschritten werden.
"Das Improvisationstalent" = Wenn der Spieler eine Aufgabe übernimmt, kann er den Szenariofokus verändern, aus einer "Stationsaufgabe Angriff" beispielsweise eine "Stationsaufgabe Handwerk" machen. Dies gilt dann für alle an der Aufgabe teilnehmenden Spieler, er kann dies vorher ankündigen.
Sind zwei verschiedene Stationsaufgaben erforderlich, kann er nach Wunsch auch beide umändern, es müssen jedoch zwei verschiedene sein.
"Der Kleptomane" = Ein Spieler kann einem anderen Spieler versteckt 3 Punkte einer Fähigkeit klauen. Diese werden dem Kleptomanen verdeckt von der SL angerechnet, die Änderungen sind permanent, die gestohlenen Punkte können das Limit von maximal 9 Punkten einer Fertigkeit nicht überschreiten und das Minimum von einem Punkt nicht unterschreiten.
"Der Schnüffler" = Kann am Stationsübergang einen Spieler beschatten und sein geheimes Charaktermerkmal, sowie dessen Werte, erfahren. Sollte die Sonderfertigkeit bereits ausgespielt worden sein, dann erfährt der Schnüffler alle Details, sollte sie noch nicht benutzt worden sein, wird die Sonderfertigkeit „gestohlen“, d.h. der Schnüffler als Fertigkeit wird durch die gestohlene Fertigkeit ersetzt.
"Der Held" = Kann sich selbst freiwillig für eine Aufgabe melden, diese gilt dann auf jeden Fall als gelöst, der Char stirbt jedoch ebenso unrettbar. (Die Sonderfertigkeit Supporter bleibt wirkungslos, er ist schließlich ein Held!) Wenn der Held eine Aufgabe für sich erwählt, kann, darf und muss ihm kein anderer Spieler zu Hilfe eilen, selbst Szenarion für mehrere Spieler werden einsam gestemmt. So ein Held ist das!
"Der Schurke" = Wenn dieser Spieler mit anderen Spielern eine Stationsaufgabe bespielt, kann er einen der ausgesandten Spieler opfern, um sein Überleben zu garantieren. Der Spieler seiner Wahl stirbt dabei garantiert, der Schurke überlebt dabei sicher. Wenn der Spieler mit dem Merkmal Schurke sterben würde, wird er vorab per PN darüber informiert und kann sich entscheiden, diese Fähigkeit einzusetzen. In diesem Fall bekommt der zum Sterben verurteilte Spieler die Ergebnismeldung, dass er wegen eines wirklich dummen Zufalls gestorben ist. Sollten weitere Spieler an der Stationsaufgabe teilnehmen, entscheidet ein Würfelwurf mit 25% darüber, ob diese Spieler etwas vom Vorgehen des Schurken mitbekommen haben.
Spielplan:
Geplant ist, dass jeder Tag, wie bei den Werwölfen, 2-3 Real-Tage geht.
Disclaimer: Es ist ein Rollenspiel mit Regelwerk. Natürlich wäre es manchmal logischer, wenn anstatt 3 Spielern 5 gehen würden oder wenn man - anstatt auf Station X vorzurücken - sich in Station Y verschanzen würde und wir ein Herr-der-Fliegen-RP starten würden. Ich wäre auch in Schach bedeutend stärker, wenn ich mit allen Figuren gleichzeitig ziehen dürfte, deswegen: Es ist wie bei den Werwölfen: Ein Brettspiel mit Rollenspielinhalten, nicht umgekehrt.
Erfreuen wir uns also an dem ungewöhnlichen Szenario, dem Versuch einer fortlaufenden Handlung und haben einfach Spaß an einem kooperativen Spiel.
Trotzdem noch einmal eine ganz wichtige Sache: Nehmt das Spiel nicht so ernst. Mitfiebern und Leidenschaft sind gerne gesehen, aber übertreibt es nicht.
Bedenkt auch bitte, ob diese Art Rollenspiel bei dem der Charakter auch den Tod erleiden kann etwas für euch ist und seid euch darüber im Klaren, dass der Rollenspielanteil bisher bei Staffel 1 sehr sehr groß war. Es ist zu befürchten, dass viel geschrieben wird!
Ebenfalls wichtig: Das Rollenspiel war und ist als Dreiteiler geplant! Ihr befindet euch nun in Staffel 2, d.h. Ereignisse aus Staffel 1 werden weitergeführt und die Bühne für Staffel 3 wird vorbereitet. Es besteht absolut die Gefahr, dass die Staffel nicht mit einem klassischen Happy End endet. Wenn ihr mit dieser Art zu spielen Probleme habt, überlegt euch bitte die Teilnahme.
In diesem Sinne: Habt Spaß!
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UserCharakterAlterBerufNationalität
Lynx – Dolores Thomas, geb. Williams – 44 – Lebensgefährtin – http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/australia.gif
Ligiiihh – Niki – 16 – Kellner/Testperson - http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/vietnam.gif
Streicher – Abraham O'Mally – 26 – Zirkusartist/Messerwerfer – http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/irland.gif
BlackRose - Prudence "Granny" McAldrin - 72 - Geschichtenerzählerin - http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/australia.gif
Indy – Suparman – 27– Kanalreiniger– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/australia.gif
Zitroneneis – Celina Blair – 21– Studentin– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/england.gif
MetaLevel – Shelley Weinberg – 24– Ersatzkrankenschwester – http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/usa_29x18.png
Gendrek – Gabriel Chevalier – 24– Arbeitslos– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/france.gif
steel – Alexandra "Gun Smith Lexi" Miller – 29– Polizistin– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/usa_29x18.png
Nonsense – Alice Guerlaine – 21– Jura-Studentin– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/france.gif
Ty Ni – Aileen McKennitt – 26– Kellnerin/Tänzerin/Schmugglerin– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/irland.gif
R.F. – Richard Matthew Fireburg – 19– Dieb– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/england.gif
Mephista – Leocadia Arellano-Felix – 8– Tochter– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/australia.gif
Jerome Denis Andre – Fritz Jefimow – 25– Chemiestudent– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/germany.gif
Grufty – Emily Taylor – 22– "Rebellin"– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/australia.gif
Mivey – Nathan Archer – 42– Finanzmanager– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/usa_29x18.png
Tako – Gunther Ocean – 31– Sysadmin– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/usa_29x18.png
Scav – David Stevens – 29– Kameratechniker– http://www.onlinefussballmanager.de/bilder/fahnen3d_nationen/usa_29x18.png
Station 0 - Marinebasis Asoa auf Wallis et Futuna
Startzeit der Station im Spiel: 02. August 2013, Nachmittag, 13:01 - 05. August, Abend, 19:35
Dauer des Tages in realer Zeit: 05.08. - 13.08. 23:59
Einleitung:
Was bisher geschah:
Vor einem Jahr brach die Apokalypse über die Welt in Form von untoten, menschenfressenden Monstern herein. Augenzeugenberichte der wenigen Überlebenden lassen keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um klassische Zombies handelt.
Inmitten des allgemeinen Chaos‘ in dem die gesamte Welt versank, schlossen sich gut 30 Überlebende im Flughafen zu Sydney zu einer schlagkräftigen Gruppe zusammen. Sie überlebten nicht nur den Terror, den diese Apokalypse mit sich brachte, sondern erspähten auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen. Durch ihre heldenhafte Güte und ihre zahlreichen erbrachten Opfer konnte ein kleiner Teil von ihnen überleben und von einem Schiff aus Sydney, in Richtung der Inselkette Wallis et Fortuna im Südpazifik gerettet werden. Dort leben sie nun seit gut 12 Monaten auf der Militärbasis Asoa – einem gut befestigtem Camp der australischen Defense Force und dem amerikanischen Militär. Der Alltag ist streng geregelt und die Verhältnisse gleichen einer Militärdiktatur. Ob die Zustände nun zu verteufeln sind oder nicht – Fakt ist, dass seit einem Jahr kein Bewohner der Base mehr an einen Zombie verloren wurde…
Die Insel selbst ist ein tropisches Paradies, überschattet von einer harten Führung unter einem als unnahbar geltenden Mann namens General Vantowers. Dieser lebt zurückgezogen in seinem Kommandoposten und führt die Geschicke der Insel von dort. Einzig seine Vorliebe für meterhohe Stahlwände und minutiös geplante Tagesabläufe sind Zeichen seiner Existenz und am höchsten sind die Mauern in den Bereichen, in denen sich die Wissenschafter und Flüchtlinge befinden.
Nur den Soldaten ist es gestattet, sich schwer bewaffnet von der Basis zu entfernen um beispielsweise an den ausgedehnten, weißen Sandstränden, den Vulkanfelsen oder im dichten Dschungel Patrouille zu laufen.
Grob gesprochen ist die Insel in sechs Bereiche unterteilt. Fünf Teile davon machen gut 10% der Insel aus und werden in ihrer Gesamtheit „Camp Hope“ genannt – die Bastion der Überlebenden auf der Insel. Die einzelnen Bereiche sind unterteilt in:
„Sector Alpha“: Der Basisabschnitt im Norden, in dem die Soldaten wohnen und arbeiten ,sofern sie sich nicht auf Patrouille befinden. Hier findet sich die Waffenkammer und das Kommandozentrum, aber auch das Gerichtsgebäube und das selten leerstehende Gefängnis. Die Baracken der Soldaten sind teilweise auf Stelzen in das Meer erbaut worden, der Bereich zeichnet sich dadurch aus, dass alle Zugänge zu den verschiedenen Gebäuden durch Behelfsbrücken verbunden sind, die sich im Verteidigungsfall schnell lösen oder hochziehen lassen um Menschen oder Zombies einen Angriff extrem zu erschweren. Es ist für die zivilen Flüchtlinge und für die Wissenschaftler untersagt, das Gelände von „Sector Alpha“ zu betreten. Gerüchteweise gibt es jedoch doch einige Schurken oder Dienstleister, die sich aufgrund der Aussicht auf gutes Essen oder lebenswichtige Waffen davon nicht abschrecken lassen.
„Sector Beta“: Vom Militär benannt, von den Wissenschaftlern aber liebevoll „New-WHO“ (ausgesprochen wie ein einglisches NuHO) genannt, handelt es sich um einen ummauerten und gerodetem Bereich. Da die Wissenschaftler von General Vantowers als höchstes Gut der Basis angesehen werden, ist sowohl die Bewachung als auch der Schutz der gelehrten Frauen und Männer extrem. Die ehemaligen Flugzeughangare wurden zu Forschungszentren und Wohnungen umgebaut, die zur besseren Kühlung und Überwachung mit vielen Fenstern versehen wurden. Hier arbeiten die Wissenschaftler verzweifelt an Methoden, dem Zombiewahnsinn Einhalt zu gebieten, in dem sie an den letzten Blutproben experimentieren und gerüchteweise für ein „lebendiges“ Zombie-Exemplar töten würden, da die Forschungsergebnisse bisher allesamt niederschmetternd waren. Zusammen mit dem Gefühl ständiger Beobachtung durch Wachen auf den Mauern und den Niederlagen der letzten Zeit, ist die Stimmung dort sehr angespannt.
„The Village“: Der größte Bereich des Camps mit der niedrigsten Personendichte. Im „Village“ leben und „arbeiten“ die Familien der hochgestellten Militärs oder einiger ausgewählter, prominenter Flüchtlinge. Der Niedrigsicherheitsbereich erstreckt sich einen ganzen Sandstrand entlang und über saftige Wiesen in einem Halbbogen um das Gemeinschaftszentrum. Größtenteils eigenorganisiert leben die Bewohner auf Stelzenhäusern und widmen sich entspannten Arbeiten wie das Sichern und Sichten der wenigen geretteten Kulturgütern, sowie entspannenden Tätigkeiten wie Fischfang.
„The Hole“: Im sprichwörtlichen Loch landen alle Personen und Flüchtlinge, die über keinen Kriegswert verfügen, die aber aus „humanitären Gründen“ trotzdem nicht von der Insel verwiesen werden können. Von der Basisleitung nur mit dem Nötigsten an Wellblech, Holz und Plane ausgestattet, hausen hier gut viertausend Menschen auf engstem Raum mit katastrophalen hygienischen Bedingungen. Eingepfercht von einer Mauer leben sie im Staub und ihrem eigenen Dreck und Müll in ärmlichen Hütten oder in einer der zahlreichen Höhlen des Vulkanberges der sich im Westen des „Hole“ befindet. Ein Großteil der täglichen Streitereien und Probleme regeln die abgehärteten Bewohner des Bereichs untereinander. Durch die erschreckende Militärpräsenz ist es bisher nicht zu Aufständen gekommen, jedoch brodelt es in der Volksseele der Bewohner des Lochs und der Handel mit improvisierten und gestohlenen Waffen blüht…
„Das Gemeinschaftszentrum“: In der Mitte der Basis – zur Ostseite hin am Meer gelegen – steht ein imposantes Bauwerk, das ehemalige Besucherzentrum für Touristik. Der malerische Glaspalast ist neutraler Boden und das Gemeinschaftszentrum. Hier treffen sich die Menschen aus allen Basisteilen um unter strenger Aufsicht Handel zu treiben oder zu essen. Hier wird an Tag 1 das Spiel beginnen, durch Umbauarbeiten gibt es im vierten Stock des Glasgebäudes einen großen Gemeinschaftsraum, in dem durch Zufall alle Teilnehmer des Spiels landen werden.
90% der Insel sind felsiges Vulkangestein, dichte Dschungel und feinweiße tropische Sandstrände. Und der immensen Gefahr, Opfer eines herumstreunenden Zombies zu werden. Offiziell hat der General verkünden lassen dass die Insel zombiefrei wäre, doch Gerüchte über seltsame nächtliche Geräusche hinter den Mauern und schlurfende Schatten im Unterholz des Dschungels, wollen einfach nicht verstummen.
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Was geschah vor Tag 0 . . . ?
Scherben, Gedanken und Ausschnitte aus dem Leben unserer Protagonisten:
30. Juli 2013, 23:05
Waffenkammer im Sektor Alpha
Private Sheng wartete ab, bis diese Vogelscheuche von Waffenexpertin endlich die Waffenkammer verließ und stahl sich dann mit seinem Zweitschlüssel zur Tür.
Die letzten beiden Male war es noch gut gegangen, sein dritter "Einbruch", der nichts Anderes als ein Verrat an seinen Kameraden war, sollte der bis dato größte werden.
Das Herz klopfte dem jungen Burschen bis zum Hals und alle Sinne in ihm schrien ihn an und rieten ihn, auf dem Absatz kehrt zu machen, doch er wollte die Munition klauen. Nein, er musste sie einfach klauen. Immerhin hatte er bisher schon recht hoch gepokert, um sich der hübschen Irin aus dem "Hole" anzubiedern und ein Versprechen war immerhin ein Versprechen. Außerdem wagte er kaum zu atmen bei dem Gedanken, auf welche Art und Weise sie sich vielleicht erkenntlich zeigen würde...?
Endlich hatte er die Tür offen und wahllos griff er in die Kisten mit Munition, stopfte in seine Taschen was er kriegen konnte und jagte dann wie von der Tarantel gestochen und dem Herzanfall nahe aus der Waffenkammer.
Dass er dabei seinen Zweitschlüssel vergaß, kam ihm den ganzen Abend nicht mehr in den Sinn, so sehr freute er sich darauf, "seine" Irin aus dem Hole wiederzusehen.
31. Juli 2013, 09:54
Waffenkammer im Sektor Alpha
Dreckig grinsend legte Staff-Sargeant Leeds seine vollkommen verdreckte und mit Flugrost bedeckte Pistole auf den Tisch von Lexi und sah sie mit seinem berühmten "Sag was Dummes und ich melde dich" - Blick an. Doch Lexi, ihres Zeichens, der gute Engel der Waffenkammer, schwieg und maß die Waffe mit fachkundigem Blick. Sie war im Grunde nur nass, verdreckt und schlecht gepflegt - ein Spiegelbild des Staff-Sargeants also. Und wahrscheinlich hatte er seine Waffe wieder mit zum Baden mitgenommen, da er es augenscheinlich liebte, im abgesicherten Bade-Bereich des 'Village' in voller Uniform zu schwimmen und anzugeben.
Nach langen Sekunden angespannter Stille zuckte Leeds schließlich mit den Schultern und bellte ein: "Bis heute Abend fertig geputzt und zu meinem Bungalow geliefert, Miller. Sonst sind SIE geliefert." Er grinste kurz ob seines Wortspieles und machte Anstalten aus der Waffenkammer zu treten. Im Türrahmen jedoch hielt er noch einmal inne und raunte: "Und denken Sie dran, Miller, Sie haben die Tage noch Ihren 'Show&Tell' offen. Der General legt Wert auf diese Veranstaltung. Verbocken Sie's nicht."
Und Lexi seufzte innerlich - den Termin hätte sie fast verschwitzt. General Vantowers legte großen Wert darauf, dass einmal in der Woche ein beliebiger Soldat beliebigen Ranges mi Village einen Vortrag hielt. Die Themen waren immer gleich: Überlebenstaktiken, Survival-Strategien und Tipps zum erledigen des gemeinsamen untoten Feindes.
Sie würde sich schnell ein Thema ausdenken müssen. Und dann würde sie sich wieder der anderen Sache widmen... Jemand war schon zweimal in ihr Allerheiligstes eingedrungen und hatte Munition entwendet. Nicht viel, doch wahllos und augenscheinlich wild durcheinander.
31. Juli 2013, 11:10
Village
Kichernd schlenderten die Mädchen in den selbstgemachten – doch recht schicken – Pfadfinderuniformen durch das Village. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte herunter, doch die zahlreichen Palmen spendeten angenehm Schatten und die freundlichen Einwohner des Villages, die gerade Rasen mähten oder die Hecken schnitten, grüßten die Mädels wohlwollend. Es schien, als wären sich die Leute im edlen Village alle einig, dass eine kekseverkaufende Pfadfindergruppe eine großartige Idee wären, die Normalität wieder sichtbar herzustellen. Und auch die Kekse konnten sich durchaus sehen lassen. Gebacken aus vielen guten Zutaten waren sie eine Zurschaustellung der Lebensverhältnisse in diesem Sektor. Sich gegenseitig „Gruselgeschichten“ über die Vandalen des Lochs erzählend, klingelten sie 5 Mädchen alsbald schon am Hause McAldrin…
31. Juli 2013, 13:21
Mitten im Hole
Die Tür zu Shelley Weinbergs „Haus“ flog krachend auf, als drei schmutzstarrende Philippinos hineinströmten und mit schneller, hektischer Stimme auf sie einredeten. Zwei von ihnen gestikulierten wild und der Dritte hielt in den Armen eine kleine Gestalt, die sich bei näherer Untersuchung als ein japanisch aussehender Mann in einem Arztkittel herausstellte. Er hatte eine hässliche Wunde am Hinterkopf und es sah aus, als hätte er entweder Selbstmord begangen oder wäre hingerichtet worden. Trotzdem: Leichen waren im Hole keine Seltenheit, aber dies war nun schon die dritte Leiche in einem Arztkittel in den letzten beiden Tagen, die die Gang bei ihr ablieferte. Es schien wahrscheinlich eine Art Aberglaube zu sein, der sie dazu brachte, eine Leiche hier abzuliefern, kam sie doch der Vorstellung einer Krankenschwester am Nächsten. Doch eigentlich wusste sie ganz genau, dass sie die Leiche vorher mit Sicherheit geplündert hatten und nur einer größeren Strafe entgehen wollten, indem sie den Leichnam zumindest bargen. Seufzend wandte sich Shelley ab, doch tief in ihrem Inneren regte sich Besorgnis. Drei Ärzte oder Wissenschaftler in nur zwei Tagen… Welches Wissen, welche Information oder welche Person trieb sie in den Selbstmord?
31. Juli 2013, 12:12
Auf Patrouille in Sektor 7B
Mit zum Bersten gespannten Sinnen schob der junge Soldat das Farnblatt zur Seite und spähte hinunter in das dschungelüberwucherte Tal.
Schweiß lief ihm über die Stirn und brannte in den Augen, doch er spürte, dass er noch nie so nah daran war, den 'Geist von Tal 7B' zu fangen.
Begonnen hatte es als Geistergeschichte über einen verwilderten Mann, der im Dschungel im Sektor 7B fern des Camps lebte, doch schnell machten Gerüchte die Runde, wahlweise über einen Kannibalen, einen Wilden oder klugen Zombies. Und General Vantowers wollte mit dieser Gruselgeschichte aufräumen, deswegen wurden immer wieder Patrouillen in das Tal entsandt. Doch bisher war keine Spur dieses Ammenmärchens auszumachen...
31.Juli 2013 18:21
Sektor Beta
Sirrend und - man konnte es nicht anders nennen - fast gurgelnd, sprang der Computer wieder an und begeisterter Beifall brandete von den umstehenden Wissenschaftlern auf, als Gunther Oceans schließlich beherzt den Powerknopf des eben fertiggestellten Rechners drückte.
Der Monochrome-Monitor zeigte wieder ein Bild und der Sysadmin konnte kurz die Anzeige der Daten studieren, welche die Wissenschaftler wohl seit Monaten gesammelt hatten.
Wie es aussah, sammelten sie Daten direkt vom Sektor Alpha und übersetzten Diese. Der Großteil schien chinesisch oder eher japanisch zu sein. Und es war die Rede von einer finalen Lösung...
Doch dann wurde er auch schon von einem der vielen Soldatenwächter des Sektors Beta weggeschoben und nach einem freundlichen, letzten Händedrück stand er wieder schutzlos draußen, in der Sonne des Pazifiks.
31.Juli .2013 23:01
Im Hole
David Stevens grinste stolz und wischte sich den Ruß von den Fingern.
Er war bei der "Puffmutter" des einzigen - und sehr liederlichen - Bordells im Hole schon mit gemischten Gefühlen erschienen, immerhin wusste er, dass in diesem Teil des widerlich heißen Wellblechkomplexes namens "Heaven" ein Großteil der krummen Geschäfte des Holes liefen und man eine Einladung der seltsam attraktiven "Shoana" nicht ausschlug. Die Bordellbesitzerin mit dem hawaiianisch anmutenden Namen war eine stolze Erscheinung mit tiefschwarzer Haut und geflochtenen Zöpfen bis weit über den Rücken hinab. Und man sagte ihr nach, dass sie vollen Glaubens Voodoo praktizierte. Und dann hatte sie David gebeten, ein altes Funkgerät zu reparieren, was ihm dankbarerweise auch gelang, während er in dem brutkastenwarmen Wellblechkomplex des "Sin Heavens" saß und seine Arbeit mit einem abgefangenen Funkspruch aus dem Sektor Alpha krönte - einer Meldung über einen herannahenden Tsunami. Er hatte nur mit halbem Ohr hingehört, denn nun musste er die Entscheidung treffen, ob er als Lohn eines der Zimmer mit Mädchen nehmen, sich einmal richtig den Bauch vollschlagen, oder schlagartig die Flucht aus dem heruntergekommenen Etablissement antreten sollte...
http://i.imgur.com/ZG9Uf.png
Lagebericht:
Die Dinge nehmen ihren Lauf.
Denn das ist es, was die Zeit tut. Sie heilt Wunden und sorgt dafür, dass neue Wunden entstehen.
Es ist ein fast ein Jahr her, seit die Welt von Untoten heimgesucht und überrannt wurde. Die großen Städte aller Kulturen und Zivilisationen wurden ausgelöscht, der verzweifelte Versuch des Aufrechterhaltens der menschlichen Gepflogenheiten sind größtenteils zum Scheitern verdammt.
Waren es in den ersten Monaten der Katastrophe noch tausende von Funksprüchen, die verzweifelt über verschiedenen Kanäle und Frequenzen gesendet wurden, so ist es heute Glück, wenn ein einzelner, stammelnd hervorgebrachter, Hilferuf das Camp Hope erreicht.
Abgeriegelt von den Ereignissen der Welt scheint es, als wären die Überlebenden auf der Basis Asoa die letzten lebenden Menschen dieses Planeten, auch wenn narrenvolle Hoffnung den Wenigen immer wieder etwas Anderes glauben machen will.
Menschen jedoch sind anpassungsfähig und seit der Ankunft auf der Basis als Flüchtlinge oder militärisches Personal greifen die Rädchen ineinander und man scheint sich mit der Situation abgefunden zu haben. Ob im Luxus schwelgend im Village oder verrottend im Hole, zumindest ist man am Leben... und man versucht sich zu arrangieren.
Der Pazifik zeigt sich schon seit Tagen von seiner unangenehmen Seite. Die Hitze ist drückend und schwül und kein Lüftchen regt sich, ebenso sind keine Wolken zu sehen.
Die Nahrung wird erst ab Tag 1 eine Rolle spielen, die Anführerwahl ebenfalls erst mit Tag 1
Spielt einfach in Tag 0 und habt Spaß.
Ihr könnt NSCs erfinden und die Vorgaben der Insel ein wenig mit eigenem Leben und Ideen füllen. Eine grobe Beschreibung der Zustände eurer Sektoren habt ihr ja, ihr könnt nach Ermessen jeden NPC anspielen und rein bringen den ihr wollt, solange ihr keinen Putsch verursacht oder die Insel sprengt.
Freilaufende Zombies gibt es nicht auf der Insel, also haltet den Ball bitte flach. ;)
Wichtig ist nur eine Sache - seid am Ende von Tag 0 im Gemeinschaftszentrum auf Ebene 4!
Bereits zum dritten Mal hatte Shelley nun versucht, die aufgeregt japsenden Philippinos zu beruhigen, wusste sie doch spätestens jetzt, was sie wollten. Der Gedanke an die relative Leichtigkeit, mit der sie die Toten inzwischen besah, sorgte für ein schuldbewusstes Stechen in ihrer Brust. Der Gestank von Verwesung und Dreck belastete sie zusätzlich, genauso wie die Unmengen an Staub, die sie jeden Tag inhalierte und die jeden Atemzug zu einer Anstrengung werden ließen.
Sie hatte sich in gespielter Höflichkeit bei den zweifelhaften Helfern bedankt und sie gebeten, den Körper des Toten schnellstmöglich aus ihrer Unterkunft zu entfernen. Es war ihr ein Anliegen gewesen, den Kittel des Mannes zu untersuchen, vielleicht einen Hinweis zu finden, der Teile eines größeren Bildes offenbaren würde. Doch hätte ihr das womöglich den Unmut der Drei eingebracht. Hätten sie die Leiche wirklich geplündert - wovon sie inzwischen fest ausging - könnten sie es falsch verstehen, sich beobachtet und verdächtigt fühlen. Und außerdem; wer war sie schon, die Zusammenhänge erkennen zu wollen? Eines der kleinsten Räder in der Maschinerie namens "Camp Hope".
Vielleicht tat es ihr gut, nicht mehr zu wissen als andere. Vielleicht haben die drei Männer in Kittel mehr gewusst als andere.
"Verdammt, passen sie doch auf!", ein wütendes Brüllen war auf dem gesamten Hafen des Gemeinschaftszentrums zu hören. "Entschuldigung, mein Herr!" kam die Antwort als eher leises Flüstern. "Verschwinde in dein scheiß Loch, elendiges Gesindel" doch die vermummte Gstalt war bereits wieder in die Schatten verschwunden.
Es war nichts neues, dass sich Leute aus The Hole hier her verirrten, besonders, wenn gerade ein Schiff angelegt hatte, vor allem, wenn es Nahrungsmittel beförderte. Allerdings war die Bewachung stets ausreichend, um keine allzu großen Verluste zu erleiden. Zwar gab das Militär einen Teil an Nahrungsmitteln an die Armen Leute ab, allerdings war es bei weitem nicht genug, um sie auch zu sättigen. Hehler waren aus diesem Grunde im Hole gerne gesehen.
Im Schatten des Gemeinschaftszentrum, an der Grenze zum Hole stand die Gestalt, die zuvor noch im Hafen einen wohlhabenden Mann angerempelt hatte. In der Hand hielt der junge Mann eine Brieftasche. Mit seiner anderen Hand griff er nach seinem Kopftuch, was sich als langer, dicker und abgenutzter Schal herausstellte, und schob es vom Kopf. Das Gesicht war schweißbedeckt, aufgrund der andauernden Hitze, aber in seinem Gesicht konnte man ein Lächeln erkennen, aufgrund seines zuvor erfolgreichen Raubzugs. Mit langsamen Schritten begab sich Matt nun in Richtung The Hole, während der die Goldmünzen, die sich in der Geldbörse befanden in die Hand nahm und auf dem Weg an die Kinder verteilte, die ihn anscheinend erwartet hatten.
Matt war nicht an Geld interessiert, er brauchte es nicht, konnte er doch alles, was er brauchte auch auf anderen Wege bekommen. Die Kinder jedoch schienen ihn als eine Art modernen Robin Hood zu sehen, weil er von den Reichen stielt und es den Armen gibt. Für Matt allerdings zählte nur eines: sein Ruf und damit war nicht gemeint, dass er überall berühmt, oder berüchtig wäre, sondern dass man ihn nur in gewissen Kreisen überhaupt kannte, denn das letzte, was er brauchte, wäre das Militär in seinem Rücken, vor allem bei dem, was er alles schon beschafft hatte.
In der Geldbörse befand sich neben dem Geld aber noch einiges anderes, unter anderem auch eine Karte. Auf ihr sollten, so wie Matt es mitbekommen hatte, einige interessante Informationen zu finden sein. So wenig Sinn es ihm auch machte, wenn sich eine Karte solcher Wichtigkeit in aller Öffentlichkeit so leicht klauen ließe, so egal war es ihm. Matt legte die Geldbörse samt Inhalt unter einen Stein, der Ort, den sein Arbeitgeber ausgemacht hatte. Seine Arbeit war getan.
Genau richtig, um es genau zu sagen, denn Matt, in all seiner Geschäftigkeit, hatte vergessen, sich etwas Essen zu besorgen. Anscheinend war es wohl mal wieder Zeit, The Village einen Besuch abzustatten.
Dolores Thomas hatte sich angewöhnt, ihrem Lebensgefährten auf das winzigste Zweigchen genau anzusagen, wo er denn die Hecken zu schneiden hatte. Für sie hatte sich eine Art Hobby daraus entwickelt, da sich inzwischen nur noch wenige Gelegenheiten für sie ergaben, irgendwo den Ton anzugeben. Die Mädchen in den Pfadfinderuniformen, die ausgelassen an ihnen vorbeigingen, hätte sie gar nicht bemerkt, wenn Ethan ihnen nicht freudig zugewunken hätte. "Ist das nicht wunderbar?", gab er zufrieden von sich und blickte den Mädchen etwas verträumt hinterher. "Ja... ganz entzückend.", antwortete Dolores und richtete ihren Blick wieder auf die Hecke. Ethan seufzte hörbar und machte sich wieder an die Arbeit. Dolores kannte ihn inzwischen gut genug, um seinen seeligen Blick von vorhin richtig zu deuten, aber genauso kannte er sie inzwischen gut genug um zu wissen, dass sie nie etwas "entzückend" fand. Dieses Wort benutzte sie nur, um ein Gespräch im Keim zu ersticken.
Trotzdem wollte der Commander das Thema diesmal wohl nicht fallen lassen. "Es ist doch schön, wenn eine gewisse Normalität in den Alltag zurückkehrt. Und gerade Kinder sind noch so unbedarft, da weiß man, dass es ehrlich gemeint ist und-"
"Bitte, Ethan. Nichts hier im Village ist ehrlich."
Sie ließ ihren Lebensgefährten nun doch alleine mit den Hecken und überlegte, ein wenig spazieren zu gehen. Eigentlich fühlte sie sich im Village so wohl, wie es nur ging und war dankbar, dass sich die Ereignisse so gefügt hatten. Nicht auszudenken was die Leute im Hole gerade erleben mussten und sie selbst hätte dort nicht einen Tag lang durchgehalten. Trotzdem erstaunte es sie immer wieder, was für eine Sorglosigkeit gerade Ethan an den Tag legte. Es gab Tage, an denen sie diese Sorglosigkeit gerne teilte, aber viel zu oft tat sie nur so, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Und gerade heute konnte sie nicht umhin, diese Mädchen mit verstecktem Missfallen anzusehen. Weil gerade die "unbedarften" Kinder in dieser Welt keine Zukunft hatten.
So schlenderte Dolores den Pfadfinderinnen ein wenig hinterher, bis diese an Granny McAldrins Tür klingelten.
Was für ein herrlicher Tag. Die Vöglein zwitscherten fast so schön wie auf dem Landsitz der McAldrins in Horsham, Victoria. Zumindest bildete sich Prudence das ein. Die Vögel waren vielleicht anders, aber das Zwitschern war herrlich. In der Küche, die zentral zwischen den vier Häusern der alten Damen lag, und die sich die Frauen teilten, wischte sie mit Bedacht die Spüle mit einem feuchten Lappen aus. Heather Vantowers war so eine liederliche Frau! Unfassbar, wie ein Mann von der Stattlichkeit und mit der Durchsetzungskraft wie General Vantowers es so weit bringen konnte, wenn zuhause eine Frau wartete, die nicht einmal Ordnung in der Spüle halten konnte! Und ihr Shortbread war auch...naja. Nachdem Prudence ihr Werk vollendet hatte, gönnte sie sich einen Blick aus dem Fenster.
Schön war es hier, im Village. Die Wege und Häuser waren gepflegt, man konnte das Rauschen der Wellen hören und ein Gruppe kichernder Mädchen drehte seine Runden in den niedlichen Pfadfinderuniformen, welche die Grannys aus alten Stoffresten genäht hatten. Natürlich waren nicht alle Uniformen gleich gut, aber was sollte man auch von Frauen erwarten, die ihr Leben als Ehefrau von nichtssagenden Waschlappen von Offizieren vergeudet hatten. Prudence dagegen hatte ihren Hausstand mit fester Hand und viel Einsatz geführt, genäht, gebacken, gekocht und die Kinder erzogen. Das Sinnbild von Fleiß und Anstand eben.
Jetzt bogen die Mädchen in ihre Auffahrt ein. Es schellte an der Tür, die sich zur Gemeinschaftsküche von Heather Vantowers, Prudence McAldrin, Agnes Marlin und Ruth Haystacks hin öffenete. Die Mädchen strahlten ihre Lieblingsgranny an, die ihnen mit mütterlicher Wärme ein paar Kekse zusteckte - vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass die Mädchen selbst Kekse zu verkaufen hatten. Aber es würde der alten Dame nie einfallen, so kleine Kinder mit Geld hantieren zu lassen! "Granny, wir wollten dich ganz herzlich zu unserem Konzert im Gemeinschaftszentrum am 5. August einladen! Vielleicht magst du auch eine Geschichte vorlesen?" fragte das anscheinend älteste Mädchen mit einem schüchternen Lächeln. Es passte Prudence zwar gar nicht, geduzt zu werden, aber sie schluckte ihre Wut herunter. Heather Vantowers war soeben aus ihrer Wohnung getreten, und man sollte in Gegenwart der Ach-so-kinderlieben Ehefrau des Lagerleiters keine Kinder maßregeln. Um einem Gespräch mit ihr zu entgehen, trat sie schnell vor die Tür. "Ich komme gerne zu eurem Konzert, meine Lieben." Sie schloss die Tür. "Aber die besonderen Umstände erlauben nicht das Vergessen von Anstandsregeln.". Sie blickte dem kleinen Mädchen in die Augen. "Verstanden?!". "J...Ja...Mrs. General...Wird nicht wieder vorkommen, Mrs. General...". "Sehr gut.".
Aus den Augenwinkeln sah Prudence die Frau dieses Emporkömmlings ein paar Häuser weiter. Ganz klar, eine Erbschleicherin und zu nichts nutze. Nichtmal eigene Kinder hatte sie. was für ein trauriges Leben! Schlich hier durch die Nachbarschaft...Die hat wohl sonst nichts zu tun?! Unbegreiflich, sowas liederliches. Wer weiß, was die wohl noch am Laufen hat...Und sowas wohnt hier im Village...."Hallo, liebe Dolores, ist das nicht ein HERRLICHER Tag?" rief sie, sobald Dolores in Hörweite war.
Zitroneneis
05.08.2013, 14:48
Kühles Meerwasser umspielte ihre Füße und bot eine willkommene Abwechslung zu der drückenden Hitze.
Auf einem Holzsteg sitzend, den Rock bis zu den Knien hochgezogen und mit ins Wasser baumelnden Beinen genoss Celina den Anblick von blauem Himmel und Meer. Wobei sie sich träge fragte, wann wohl endlich wieder ein einzelnes Wölkchen oder eine leichte Brise aufkommen würde.
Die schwüle Luft erschwerte Atmen, Sprechen und Denken. Letzteres war wohl auch der Grund, warum Will ausnahmsweise still war. Nun, vielleicht war sie ihn auch endlich los. Genüsslich biss Celina bei diesem Gedanken in ein Stück Melone.
Ugh, müssen wir immer dieses widerliche Zeug essen!?
Wäre ja auch zu schön gewesen. Celina stieß einen Seufzer aus.
Das sagst du doch bei jedem Obst. Wenn es nach dir ginge, würde ich mich ausschließlich von Schokolade ernähren...
Jaja, die wir nicht haben, weil eine gewisse Prinzessin die wenigen übriggebliebenen Riegel unbedingt direkt nach ihrer Ankunft gegen eine Flasche Deo eintauschen musste. Und die Bonbons gegen eine Bürste.
Was hätte ich tun sollen? So mitgenommen, dreckig und stinkend wie ich war, hätten die mich doch nie auf meinem Ausweisbild erkannt - und dann wären wir immer noch in diesem... diesem Loch! Außerdem ist das Obst frisch und gesund.
Wie schön, dass Daddy gute Beziehungen nach Südostasien pflegte. Nicht auszudenken, was seine kleine Prinzessin sonst durchgemacht hätte - ihre Figur wäre ruiniert gewesen.
Celina seufzte. Diskussionen mit Will führten nirgendwo hin. Und wenn er einmal streitlustig war - also fast immer - ließ er sich selten ruhig stimmen.
Schweigend biss sie in die Melone.
Ignorierst du mich jetzt, Prinzessin?
Saft lief auf ihr Kinn und sie machte eine Handbewegung, um ihn wegzuwischen.
Hey, ich weiß, dass du mich hörst. Ich bin in deinem Kooopf...
Das Lachen einiger vorbeilaufender Mädchen war zu hören.
Euer Hoheit...
Entnerft rief Celina: "Was willst du!?"
Und zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass sie es laut gerufen hatte. Peinlich berührt drehte sie sich zu den Mädchen um, welche neugierig in ihre Richtung schauten.
Hey, Prinzessin!, erklang eine aufgeregte Stimme in ihrem Kopf. Das sind doch diese zuckersüßen, keksverkaufenden Pfadfindermädchen.
Celina gab auf. Also gut. Aber nur, wenn du danach Ruhe gibst.
Langsam und mit einem, den Ärger überspielenden Lächeln ging Celina auf die Mädchen zu.
"Entschuldigt bitte, ich war ein wenig in Gedanken und habe mich erschrocken, als ich Stimmen hinter mir hörte.
Aber diese Kekse sehen in der Tat gut aus."
Bei der Hitze war ihr nach allem außer Keksen zu Mute. Aber es war wohl besser, als sich von Will wahnsinnig machen zu lassen.
Wahnsinniger als man schon war.
Nachdem sie ein paar Kekse gekauft hatte, beobachtete Celina, wie die Mädchen vor der Tür der alten McAldrin stehen blieben.
Willst du mich ewig warten lassen, Prinzessin!?
Seufzend biss Celina in einen Keks.
Ligiiihh
05.08.2013, 17:23
"Spürst du vielleicht ein kleines Kribbeln, T-01?"
Niki schüttelte den Kopf. Eine Nadel durchstach seine obere Handfläche, seltsame Liquide schlichen sich Tropfen für Tropfen in seinen Körper. Das wie vielte Mal schon, seitdem er aufgewacht ist? Keine Ahnung, oft genug, um zu sagen "unzählig" oder "als würde man versuchen, das Atmen mitzuzählen". Er saß nur mit einem schmerzvollen Blick da und dachte an nichts. An nichts, außer dem Piepsen der zahlreichen Bediengeräten um ihn herum. Er achtete auf dem Rhythmus. Alle zwei Sekunden würde ein neuer Ton folgen. Er wollte am liebsten mit den Füßen stampfen, mit den Händen klatschen, schnipsen oder nur mit dem Mund die Töne imitieren. Ihm war bewusst, dass dies nicht möglich war, also ersetzte er all dies durch einfaches Mitdenken.
*piep* / (Jetzt.)
[zwei Sekunden]
*piep* / (Jetzt.)
[zwei Sekunden]
*piep* / (Jetzt.)
[zwei Sekunden]
[...]
"So, T-01, wir sind dann fertig. Halt still, sonst tust du dir weh."
"I-ich mache das lieber selbst...", stotterte er und zog mit einer Bewegung die Nadel heraus.
"Uh... ich weiß nicht, ob das jetzt in Ordnung war...", überlegte der junge Mann im weißen Kittel, "ach, weißt du was? Erzähl einfach niemanden was davon."
Der Mann begleitete Niki zu seinem Schlafzimmer, ein kleines, sauberes Eck mit einem weißem Bett, einem weißen Vorhang, weißem Tisch, weißem Stuhl, alles weiß. Sehr viel Fantasie benötigte es nicht, sich vorzustellen, wie er in Sector Beta lebte. Er setzte sich auf seine hauchdünne Decke. So dünn, dass er jede einzelne Daune spürte, mit welchen sie gefüllt war. Purer Luxus, so dämlich es klingt. Immerhin musste Niki den lieben langen Tag nicht viel machen, außer anwesend sein.
Was nicht heißt, dass er das wertschätzen würde. Langeweile überkam ihm, und er blickte aus dem Fenster. Die Weiten des Holes überwältigten seinen Körper. Wie würde es sich anfühlen, mit seinen kleinen 1,60m dort überhaupt zu stehen? Die Furcht davor faszinierte ihn auf eine merkwürdige Weise, er wollte es sich noch näher anschauen.
(Aufstehen, Fenster öffnen, rausspringen...)
Das war das erste, was ihm dazu einfiel. Natürlich merkte er gleich, was für ein Schwachsinn das gewesen wäre. Wenn das Leben doch bloß so einfach wäre. Aber was hatte er andererseits großartig zu verlieren? Nun gut, darüber wollte er sich erstmal keine Gedanken machen. Vor ihm standen sein Betreuer, der wieder mal ausgewechselt wurde, sowie irgendeine wichtigere Person als er. Niki wusste von nix, weder wo er sich genau befand, noch was die ganzen Leute eigentlich mit ihm anstellen. Für ihn stand nur fest: Er musste hier unbedingt mal eine Weile weg.
[...]
Die andere Person ging weg. Und sein momentaner Betreuer schien nicht wirklich sehr vertraut mit den Regeln/Gesetzen hier zu sein. Eine ideale Gelegenheit, eine Gelegenheit überhaupt mal zu ergreifen. Niki zog an den Kittel von dem jungen Mann. Der drehte sich zu ihm und sah einen Finger zum Fenster deutend.
"Was ist denn dort?"
"K-kann ich mal d-dort hin?", fragte er mit einem hörbar unsicherem Ton.
"Spinnst du? Im Hole gibt's nur Ärger und Chaos in einem zusammen! Da gibt es nix für dich."
"Aber m-mir ist so langweilig... i-ich meine, ich k-kann so nicht weitermachen..."
Der Mann fasste sich an die Stirn und kratzte sich dort ein wenig. Er dachte ein wenig nach. Konnten sie es sich leisten, eventuell eine Testperson zu verlieren? Nun gut, eigentlich hatte er Nikis Aussage nur überinterpretiert, aber das musste er ja nicht wissen. Jedenfalls blickte er seine Unterlagen durch und wandte sich dann an Niki.
"Okay. Pass auf", lenkte er Nikis Erwartungen in eine positive Richtung, "ich bringe dich zum Gemeinschaftszentrum. Da kannst du dir kurz alles anschauen, aber wir bleiben da nicht lange, ist das klar?"
Niki nickte begeistert: "J-ja, n-natürlich! B-bitte!"
"Gut. Zieh deine komische Jacke an. Und verhalte dich gefälligst unauffällig, sonst kehren wir sofort heim, verstanden?"
Er zog blitzschnell seine Patienten-Schürze aus und schlüpfte von einer Sekunde zur nächsen in seine anschmiegsame Jacke. Er zitterte am ganzen Körper, das erste Mal würde er diesen Abschnitt der Insel endlich verlassen. Gespannt wartete er auf die Welt draußen, zählte jeden Schritt, mit dem sich er von seinem Schlafzimmer fortbewegte. Die Glastüren öffneten sich mit einer gemächlichen Geschwindigkeit. Niki schluckte kurz, dann setzte er erstmals einen Fuß auf den dreckigen Boden der Außenwelt, wo ihn die heiße, schwüle Luft auf seinem Gesicht begrüßte, während er sich von dem wohlwollenden, kühlfrischen Mantel verabschieden musste, den ihm die dort befindlichen Klimaanlagen gaben.
Wie sich die Welt wohl für ihn verändert hat?
T.U.F.K.A.S.
05.08.2013, 18:17
"Was denkt er verdammt nochmal wo wir hier sind, in der Grundschule?"
Show 'n' Tell war einer der Hauptgründe, warum Lexi diese Insel satt hatte. Satter noch als die schwülwarmen Temperaturen, satter als die teilweise strunzdummen asozialen Vollhonks die sich selbst "Soldaten" nannten und teilweise halbvergammeltes Material einreichten zur Reinigung und Instandsetzung, satter noch als alle Jubeljahre zum Partroulliendienst abgestellt zu werden und direkt hautnah das Elend zu sehen, was sich "Hole" nannte. Dabei war das größte (Arsch-)Loch der Typ, der nach jedem erdenklichen noch so kleinen Strohhalm klammerte, um Ideen zu klauen und sie als eigene hinzustellen, egal ob...
"Weißt du was, Lexi? Du viel zu verspannt, viel zu - weißt schon - gestresst.", sagte Private Ajax, der einzige Typ, der sich mehr oder weniger freiwillig gemeldet hatte, um ihr zu helfen. Gerade mal 18 Jahre alt, fast schon ein Jüngling im Gegensatz zur mittlerweile fast 30-jährigen, hatte er eigentlich keine großartige Aufgabe außer zu putzen wie ein Motherfucker. Doch das hielt ihn nicht davon ab, ein breites Grinsen aufzusetzen und frisch zur Tat zu schreiten, wenn Lexi auch teilweise selbst eingreifen musste weil er Stahlwolle als Allheilmittel gegen jede Art von Schmutz ansah. Aber gut, er war gerade seit zwei Tagen hier, seitdem schon wieder Munition geklaut worden war - entweder als Back-up oder asl Ersatz in spe. Lexi war noch nciht ganz sicher, was sie von dem Rotschopf mit dem 3mm-Schnitt und den Sommersprossen halten sollte - aber sie war für jede Hilfe dankbar.
"Shit, ich bin direkt zurück in der High School...", murmelte die Blondine, fuhr sich durch die struppigen Haare und verzweifelte vor ihrem Skizzenblock, in welchem sie die Lösung zu suchen schien zwischen all den Schlagwörtern, die sie auf den vor ihr liegenden aufgeschlagenen zwei Seiten gesammelt hatte: Zombies -> Heranziehen als Zielscheiben -> Werbevideo drehen, um die Bürger der Insel zu informieren --> in Zusammenarbeit mit Forschungsteam war bis jetzt die beste Assoziationskette, aber sie konnte Leeds' linkes Ei darauf verwetten dass bereits jemand anderes die Idee gehabt hatte. Mindestens fünfmal dürfte "Öhm, Sir, wir sollten Zombies erschießen um zu lernen wie man, öhm, ich weiß nicht - ach ja Zombies erschießt!" vorgetragen worden sein.
"Wie wär's mit "Bikinis als Kampfanzüge"? DAs wäre endlich mal...", warf Ajax mit einem süffisanten Grinsen ein.
"Nein.", unterbrach sie ihn mit scharfem Tonfall, bevor sie mit einer lässigen Handbewegung beide Seiten aus dem Skizzenblock zerrte, sie zerknüllte und in den Papiereimer neben ihr warf, bevor sie ihre Ellenbogen auf dem Tresen abstützte und das Gesicht in den Händen vergrub. Ein genervtes Seufzen später klappte sie den Block zu, verstaute ihn im Hosenbund unter ihrem provisorischen Poncho und schaute Ajax gestresst an. "Ich bin urlaubsreif.", sprach's und wandte sich zwei zerlegten Sturmgewehren zu, die fein säuberlich vor ihr auf dem Tresen ausgebreitet waren. Seitdem der Arsch der hier gerne einmal klaute wohl gestolpert war und dabei den guten Tapeziertisch zerlegt hatte, der bis vor kurzem als "Zerlegstation" ausgeholfen hatte, musste halt der Tresen herhalten, was nicht nur ein immenses Sicherheitsrisiko war (bei all den verrückten Gestalten, die unterwegs waren und Cowboy spielten) sondern auch irgendwie blöd aussah. Gerade einmal einen guten halben Meter breit, hatte man nicht besonders viel Platz um circa zwei Dutzend Einzelteile ordentlich sortiert anzuordnen. Die Regale hinter ihr waren fast schon kurz vorm zerbersten mit ollen Waffen verschidenster Fabrikate - und Ordnung zu halten fiel schwer wenn ständig irgendwer in die Waffenkammer einbrach und alles durcheinander brachte.
Nachdem sie zwei der dreizehn Teile einer ausgemsuterten AK-47 gereinigt und halbwegs instand gebracht hatte, erwischte es sie eiskalt: Schmachter. Vom feinsten. Jetzt eine Zigarette würde nicht alles Probleme aus der Welt schaffen und bestimmt würde nicht Seargant Leeds beim scheißen vom Blitz getroffen werden - aber es wäre eine nette Abwechslung zwischen dem Verzweifeln wegen eines gottverdammten Schulprojekts, dem Ärger mit kleptomanisch veranlagten Vollidioten und den immer wiederkehrenden Gedanken an Axel.
"Ich bring' ihn zurück, Mum."
Sie wusste immer noch nicht, ob sie ihn jemals finden würde - aber eines war gewiss: Aufgeben würde sie nicht. Sie war nicht auf die andere Seite des Erdballs gereist, um auf einer blöden Insel zu vergammeln. Eines Tages würde sie hier wegkommen und endlich wirklich anfangen mit der Suche.
"Ich bin mal kurz draußen, Ajax. Übernimmst du solange die Stellung?", fragte sie. Er bejahte, in halblaut ausgesprochenen Gedanken daran versunken, wo die CZ-75 hinkommen würde, während sie sie die Tür öffnete, das Barret aufsetzte und sich an den Rand der Hängebrücke begab, die die Waffenkammer vom Rest der Militärbasis trennte. Sie zupfte etwas Tabak und ein Pape aus der leichten Ausrüstungstasche, die rechts auf Tailienhöhe baumelte, drehte sich fix eine Zigarette, schnappte sich die Streichholzpackung und zündete den Glimmstengel an, derweil alles andere in ihrer Tasche verschwinden lassend.
"Ich komme nie von dieser gottverdammten Insel runter, oder?", seufzte sie und zog an der Zigarette. Später würde sie ins Village gehen müssen, um bei dem verrückten Franzosen neuen Tabak zu besorgen.
Es war ein hitziger und schwüler Tag, als Suparman, mit beiden Händen voll Geäst, durch das dichte Gestrüpp des Dschungels auf seine kleine Behausung zuschritt. Ein paar aneinandergereihte Äste, zusammengebunden mit einigen Schlingpflanzen, die auf einer Seite an einen größeren Felsen angebracht wurden, sowie eine alte Matratze und ein Autoreifen im Inneren. Es war ein armseliger Anblick einer Unterkunft, die er da hatte, aber sie erfüllte schon seit langer Zeit ihren Zweck und für den Bau von komplexeren Strukturen war er einfach zu ungeschickt. 2 linke Hände.
Lange muss es schon her sein, dass er mit einer Gruppe Überlebender auf einem Schiff zum ersten mal diese Insel betrat, zumindest fühlten sich diese Ereignisse für ihn wie etwas an, das schon Ewigkeiten zurückliegt, schon fast wie ein halb vergessener Traum.
Aber gut, er konnte mit sich selbst eigentlich zufrieden sein. Hier in den weiten Wäldern dieser Insel, Wallis et Futuna hatte man sie während der Überfahrt genannt, hatte er sich ganz gut eingelebt und er kam auch ganz gut alleine mit dem Überleben zurecht. Besser sogar noch, als zu diesem Ausbruch der Zombiekrankheit, als er noch in Gruppen mit diesen anderen Menschen ums Überleben kämpfte.
Und was hat es ihm gebracht? Er sah, wie unzählige Menschen neben ihm starben, zurückgelassen wurden, sich vor seinen Augen langsam in Zombies verwandelten. Diese Krankheit breitete sich nur unter Menschen aus und Menschen sind in solch extremen Situationen einfach unberechenbar und gefährlich. Wer konnte ihm versichern, dass der Kerl neben ihm nicht längst gebissen wurde, seine Verletzungen vor den Anderen versteckt, um sich verzweifelt an die letzten Minuten seines Lebens zu klammern und nur darauf wartet, im richtigen Moment seine Zähne in seine Schulter zu graben? Solange er sich mit anderen Menschen zusammenraufte, würden sich solche einfach zwangsläufig ergeben und früher oder später wird es auch die Leute in dieser verdammten Marinebasis erwischen.
Aber ihn sicher nicht, nein. Lieber hier draußen auf sich alleine gestellt sein, als zum Zombie zu mutieren.
"Verpíss disch, du Schwanzlutschér!"
In einer der weitaus ungemütlicheren Ecken des Villages, welche in ihrer Struktur unangenehm an das Hole erinnerte, standen einige Pfadfindermädchen verängstigt hinter einer offensichtlich mehr als aufgebrachten, jungen Frau, welche durch ihre blaugefärbten Haare und ihre anarchistische Kleidung auffiel. Ihr gegenüber stand ein Mann mittleren Alters, welcher ob seines verwahrlosten Aufzuges und seines unrasierten Gesichtes offensichtlich dem Hole entsprang. In seiner Hand glänzte ein Messer, und doch zeigte seine Miene eine unruhige Mischung aus Wut und Angst.
Alice hatten ihre beiden Schlagringe herausgeholt und hielt sie dem Streuner entgegen, unversteckte Gereiztheit bestimmte ihre Erscheinung.
"Ein paar kleinén Mädschen das dursch Keksé verdiente Géld abne'men wollen, geht es eigentlisch noch armseligér?!"
Das blauhaarige Mädchen spuckte vor dem fremden Kerl auf den Boden, um seiner Wut noch einmal ausdruck zu verleihen, bevor dieser konterte.
"Du bist genau die Richtige, um süße Pfadfinder zu verteidigen, Göre! Kleine, anarchistische Punkerin, keine Bildung, keinen Anstand, bist wahrscheinlich nur hergekommen, indem du jemandem die Fresse eingeschlagen hast! Du hast keinen Blassen, welche Zustände im Hole herrschen, also mach mir hier nicht die Mutter Theresa!"
Alice entgegnete nichts, und so herrschte einige Sekunden lang Stille zwischen den beiden, während denen nur das schwere Atmen des Diebes zu hören war. Dann schließlich sprach sie erneut, diesmal mit ruhiger Stimme, man konnte nicht sagen, ob ihr Blick Verachtung oder Mitleid in sich trug.
"Es gibt IMMÉR einen anderén Weg... als diesé Scheißé!"
"Khh!"
Der Dieb gab einen abwertenden Laut von sich, doch verharrte er in seiner Position. Obgleich er von seinem Standpunkt überzeugt und nach wie vor mit einem Messer bewaffnet war, hatte das Mädchen die eindeutig besseren Waffen, vorallem, da sie auf ihn den Eindruck machte, viel Übung darin zu haben, sie einzusetzen. Er selbst hingegen war nur ein Gelegenheits-Dieb. Für heute gab er auf. Die Gören hätten eh nicht viel dabei gehabt.
"Fein, du Miststück... ich haue ab. Für heute. Aber das bereust du noch. Mir pisst keine Frau ans Bein!"
Der schwarzhaarige Mann sah zu, dass er in die Gassen des Villages eintauchte und war schnell aus Alice' Blickfeld verschwunden. Lässig steckte sie ihre Schlagringe weg und lächelte die Mädchen beruhigend an.
"So, das 'ätten wir geklärt, nischt?"
Die insgesamt vier Pfadfinderinnen, die so niedlich waren, dass Alice sich allein bei ihrem Anblick beherrschen musste, sie nicht sofort zu drücken, sprangen klatschend und lachend um sie herum.
"Waaahnsinn, dem hast du es aber ordentlich gezeigt!"
"Kannst du mir beibringen, wie das geht?"
Alice streckte ihre mit einem silbernen Kreuz gepiercte Zunge heraus um in einem schelmischen Grinsen nachzudenken.
"Hmm... isch glaubé, das lernt ihr von ganz allein. Ist nischt viel dabei."
"Wooooooooow!"
Die vier Mädchen tauschten beeindruckte Blicke ob der Erwartung, dass sie sowas auch bald könnten.
Eine von ihnen holte eingige Kekse heraus und bot sie Alice an.
"Hier, nimm ein paar, als Dankeschön, sogar ganz umsonst!"
Einen Augenblick lang zuckten Alice' Lippen beinahe unmerklich und ihr Lächeln drohte, in sich zusammenzufallen, bevor sie sich rechtzeitig wieder gefasst hatte und schnell abwinkte.
"Danke, isch... essé nischts Süßés..."
"Ohhh, wirklich?!"
Enttäuscht steckte die Kleine die Kekse zurück in ihre Tasche, bevor ihre Augen Alice' rechte Hand kreuzten.
"Sag mal, du... warum zittert deine Hand so?"
Das tat sie in der Tat. Und als die vier das wilde Mädchen genauer betrachteten, bemerkten sie, dass es am ganzen Körper zitterte. In der Hektik war das untergegangen, doch jetzt fiel es umso stärker auf.
"Oh! Nun... das íst die Aufregung! Es macht einen 'eidenspaß, solschen Idioden in den Derché zu tretén!"
Die Mädchen schienen davon noch weniger überzeugt als Alice selbst, deren bebender Tonfall einem Geständnis gleichkam.
"Ist alles okay mit dir? Sollen wir jemanden-"
"Nein nein", Alice fuchtelte nervös mit den Händen vor der Brust herum, "Íst schon gud, mir geht es besténs, also dann, passt auf eusch auf, ja?"
Blitzschnell machte der blauhaarige Wildfang auf dem Absatz kehrt und verließ den engen Weg, steuerte auf die naturbelassenen Bereiche des Villages zu, ließ die Pfadfinderinnen mit verdutzen Mienen zurück.
Sie hatten recht. Alice zitterte am ganzen Körper, weil sie Angst hatte.
Als ob sie diese Schlagringe jemals hätte einsetzen können. Sie hatte es bisher nicht getan und es würde wohl auch nie dazu kommen. Wenn dieser Kerl gewollt hätte, hätte er sie einfach umpusten können.
Im Bluffen war sie gut, aber Alice' Herz pochte noch immer, als würde es gleich aus der Verankerung springen und ihre Brust durchstoßen. Sie kannte die Zustände im Hole nur zu gut. In Wahrheit konnte sie den Mann nicht dafür verurteilen, was oder besser gesagt warum er es getan hatte. Sie hasste die Regierung dieser Insel, sie war selbstherrlich, tyrannisch und verstieß ganz nebenbei gegen so gut wie jedes geltende Gesetz der zivilisierten Welt, doch das hatte hier ja offenbar keinen Wert mehr.
Angespannt ließ sich Alice auf einer Wiese nahe zur Grenze des Gemeinschaftszentrums nieder, von der man einen wundervollen Panorama-Blick auf das Village hatte. Sie brauchte jetzt etwas zur Beruhigung, also kramte sie widerwillig eine Schachtel Zigaretten der Marke Gitanes aus der Tasche ihrer zerfetzten Jeansweste. Sie rauchte nur diese Marke.
Mit leidigem Gesichtsausdruck zündete das Mädchen den Glimmstengel an und steckte ihn sich in den Mund.
Keine zwei Züge dauerte es, bis sie in ihrer Schneidersitz-Position anfing, quälend zu husten und zu ächzen, Tränen quollen aus ihren Augen und ihre Lungen fühlten sich an, als wären sie mit Zement gefüllt. Erste Umstehende begannen schon, ihr verwunderte Blicke zuzuwerfen, also umklammerte Alice die Spieluhr in ihrer Hosentasche mit der Faust und unterdrückte weiteres Husten, bevor sie den nächsten Zug nahm.
Nach gefühlten und tatsächlichen Ewigkeiten hatte sie die Zigarette fertiggeraucht und zerdrückte den Stummel auf der Wiese neben ihr. Begleitet von einem tiefen Seufzer wanderte ihr Blick zu dem idyllischen Sommerhimmel, der dem chaotischen, wahnsinnigen Geschehen unter ihm in keinster Weise Rechnung trug. Warmer Sommerwind wehte durch Alice' lange, gefärbte Haare und mit ihren von zahlreichen Ringen bedeckten Fingern massierte sie sich die Stirn.
Nach einigen Atemzügen des Verweilens holte sie schließlich einen Zeichenblock und einige Bleistifte aus dem Rucksack, den sie dabeihatte und wartete auf eine spontane Inspiration, während sie ihren Gedankenfluss leise vor sich hinplätschern ließ...
"...Merdé Zombies... Merdé Zombies... Merdé Zombies... "
Gabriel saß stillschweigend an seinem Arbeitsplatz, umgeben von meterhohen Stapeln die sich beim genauen hinsehen als riesige, braune, teils noch gelbliche Blätter entpuppten.
Seine Finger rollten den braunen Stängel, an welchem er arbeitete, zu ihm hin. Fast schon mechanisch griff er nach rechts, zog ein weiteres braunes Blatt auf seinen Arbeitstisch ehe er es abtastete.
„Mhh... ich sagte ihm doch, dass wir schon vor einer Woche hätten anfangen sollen.“
Gabriel ließ die fast fertige Zigarre liegen, griff unter den Tisch und zog eine kleine Sprühflasche hervor. „Wenn die anderen davon erfahren, hauen die uns die Köpfe ab...“
Ein grober Pumpstoß füllte die Luft mit zerstäubten Wassertropfen und benetzte das viel zu trockene Tabakblatt.
Der große, gerollte Klumpen Tabak fiel auf das angefeuchtete Blatt und wurde mit einem schnellen, geübten Handgriff eingerollt und letztlich sachgemäß verklebt.
Der junge Franzose schnappte sich das herumliegende Wiegemesser und schnitt hervorstehende Blattspitzen ab, ehe die fertige Zigarre in die Pressform wanderte.
Gabriel schob langsam die Türe auf, welche nach draußen führte und wurde sogleich von den grellen Strahlen, der heiß glühenden Sonne geblendet.
„Merde...“ Er hatte wenig Lust mit einem Rucksack voller Zigarren und zerkleinertem Tabak ins Hole zu wandern, wenn die Sonne so auf ihn hinab brannte und die gesamte Luft so schwül war, dass jeder Atemzug und jeder Schritt schwer fiel.
Viel lieber hätte er sich ins Meer geworfen und wäre geschwommen bis die Sonne unterging. Doch was er früher nicht hatte, gab es nun im Überfluss... Arbeit.
„Hey Kleiner... wieder unterwegs um den Leuten Freude zu bereiten?“
Gabriel ging ein paar Schritte weiter und drehte sich um. Hugh saß auf der zweiten Ebene der Stelzenhütte und ließ sich die Sonne auf die haarige Brust scheinen.
„Oui, très bien“ Hugh tippte sich breit grinsend an seinen Strohhut „Dann pass auf dich auf Kleiner, lass dir nix klauen und vergiss nicht...“ „Unseren besonderen Freunden immer etwas aufheben.“ „Sehr schön Kleiner.“
Lächelnd winkte Hugh dem jungen Franzosen zu, bevor er sich den Hut ins Gesicht zog und wieder anfing zu dösen.
Es dauert nicht wirklich lange bis Gabriel im Hole ankam, aber die Hitze machte den Weg fast unerträglich. Aber er wusste genau, dass die Luft im Hole selbst noch schlimmer werden würde.
Die vielen Menschen, all die Wellblechhütten, die enge Bauweise... die Luft stand an diesem Ort.
Der kleine Platz an dem Gabriel sich alle paar Wochen aufhielt war mittlerweile bei einigen Leuten bekannt, egal ob die armen Einwohner des Holes die ihre alten Laster aufrecht erhalten wollten oder irgendwelche Militärs die mit ihren normalen Rationen nicht zurecht kamen.
Der Franzose hatte sich gerade an eine Wellblechhütte gelehnt, den Rucksack neben sich abgestellt, als er beobachtete, wie ein paar Einwohner einen Kerl im Kittel in eine Hütte trugen... eigentlich ist es nichts neues. Hier im Hole wurden täglich Leute zusammengeschlagen, ausgenommen und irgendwo in eine Gasse geworfen. Aber noch nie hatte er gesehen, dass einer dieser armen Säue einen Kittel trug.
Die Bewohner schienen weiter zu gehen als früher und das machte ihm Angst. Zwar hatte er sich mehr oder weniger den Schutz durch Leute wie Lexi und andere Militärs erkauft, die sich bei ihm Tabak holten... aber gerade jetzt wusste er nicht mehr, wie viel dieser Schutz bringen würde.
Dolores zuckte leicht zusammen, als sie ihren Namen hörte. Verdammt, sie hätte den Mädchen nicht so weit folgen sollen, gerade jetzt hatte sie gar keine Lust auf den üblichen Smalltalk, der im Village vorherrschte. "Oh, hallo Prudence." Sie hob ihre Hand zu einem leichten Winken. "Ja, es ist in der Tat ein wundervoller Tag. Und die Uniformen der Mädchen sind wirklich ganz reizend, damit macht ihr dem ganzen Village eine riesige Freude." Sie zupfte am Kragen eines der Mädchen herum, das nicht so recht wusste, wie es darauf reagieren sollte. "Entzückend."
"Wenn ihr noch ein paar Kekse verkaufen wollt, solltet ihr in jedem Fall noch bei Mister Thomas vorbeischauen. Er ist da oben und schneidet die Hecke, aber er freut sich bestimmt sehr über einen Besuch von euch." Sie zwinkerte den Mädchen freundlich zu. Ethan würde bestimmt nicht nur so viele Kekse wie möglich kaufen, er würde sich auch sehr schnell überzeugen lassen, zu diesem unnötigen Konzert zu gehen. Aber das war eine Unannehmlichkeit, um die sich Dolores erst später kümmern musste - jetzt war die Priorität, nicht länger mit der alten McAldrin plaudern zu müssen.
Gerade wollte Dolores gemeinsam mit den Pfadfinderinnen zum Haus zurücklaufen, als ihr eine weitere Person im näheren Umkreis auffiel. Es war dieses Mädchen... wie hieß sie noch? Celina? Eigentlich eine recht freundliche Person, aber ab und an etwas merkwürdig. Gerade jetzt stand sie da wie angewurzelt, starrte in ihre Richtung und knabberte an einem Keks. Wollte sie etwas Bestimmtes oder belauschte sie unhöflicherweise nur anderer Leute Gespräche? "Guten Tag?", sprach Dolores sie mit hochgezogenen Brauen an und auch Granny McAldrin heftete ihren Blick fragend auf das Mädchen.
Das Village lag ein wenig abgelegen vom Hole. In erster Linie sollte das wohl den Weg dorthin erschweren und vor allem den Bewohnern ersparen, sich das Leid ansehen zu müssen. Man sagt sogar, dass es Leute gab, die nichteinmal wussten, dass es eine Art Slum auf der Insel gab. Umso erstaunter waren diese dann, wenn sich sojemand mal in ihre Gegend verirrte. Es patrouillierten zwar regelmäßig Soldaten durch das Dorf, allerdings kam es ab und an vor, dass doch ein Hole-Bewohner dorthin kam und oftmals endete damit, dass es Ärger gab.
Matt kannte einige der abgelegenen Orte, von denen aus man an den Wachen vorbei kam. So kam es, dass er durchs Village lief, auf den Weg zu einer im wohlbekannten Bar, der einzige Ort, an dem die meisten der Bewohner vorbeigingen, weil sie ihm einen schlechten Ruf nachsagten. Nunja, so ganz unrecht hatten sie nicht, auch wenn keiner von ihnen wusste, was für Gestalten sich dort trafen, ganz zu schweigen, dass es eine ganze Gruppe von Leuten gab, die eindeutig nicht zum Village gehörten, aber trotzdem tagein und tagaus dort ein und aus gingen. Die Bar war es auch, wo Matt die meisten seiner Aufträge erhielt. Allerdings nicht mehr heute. Mehr als einen Auftrag brauchte er nicht.
Auf dem Weg zur Bar begegnete Matt einer Gruppe Pfadfinderinnen, die Kekse verkauften und ihn scheinbar nichtmal bemerkt hatten. Das war, bis sie mit ihm zusammenstießen, woraufhin einige Kartons mit Keksen herunterfielen. Sich entschuldigend hebten sie die Kartons wieder auf, während Matt seiner Wege ging, aber nicht ohne sich einen Karton ergaunert zu haben; natürlich hatte er ihnen heimlich ein paar Münzen zugesteckt, die sogar mehr wert waren, als der Karton samt Inhalt. Kinder beklauen gehörte nicht zu Matts Kodex.
Bald schon war er an der Bar angekommen; er betrat den Schankraum, in dem ihm gleich dicke stickige Luft entgegen kam. Matt setzte sich auf einen Barhocker und wurde gleich vom Barkeeper begrüßt. "Mit den Klamotten im Village herumzulaufen ist sehr mutig. Wenn du irgendwas bestellen willst, hoffe ich für dich, dass du Geld dabei hast. Die Bar bezahlt sich nicht von allein und dass ihr Typen hier im Village herumlauft und hier ein und ausgeht, ist auch nicht gerade ein sicheres Geschäft." "Ich hab Kekse."
Währenddessen schienen nebenan ein paar andere Gestalten über etwas zu reden. "Dann ist es sicher, dass der General soweit gehen will?" "Ja, wenn meine Informationen korrekt sind, will er sich ihnen endlich entledigen. Es scheint, als gäbe es irgendwo in der Unterwelt eine Ratte, die geplaudert hatte und nun will der General mit einem gezielten Streich die Anführer der Unterwelt auslöschen."
Zitroneneis
06.08.2013, 10:35
Gerade hatte man sich darauf gefreut, dass eine innere Stimme Ruhe gab, da wurde man auch schon von außen angesprochen.
Celina hob den Kopf und schaute der etwas skeptisch dreinblickenden Mrs Thomas und Granny McAldrin ins Gesicht. Peinlich berührt bemerkte sie, dass sie die ganze Zeit gedankenverloren in deren Richtung geschaut hatte.
Verlegen nahm sie den Keks vom Mund, schritt mit einem freundlichen Lächeln auf die beiden Frauen zu und ignorierte Wills aufgebrachte Reaktion.
Höflich nickte Celina den Damen zu. "Guten Tag, Mrs Thomas, Mrs General." Ein wenig nervös überlegte sie, was sie jetzt sagen sollte. Das letzte was sie wollte war, dass man sie für eine Verrückte hielt.
Als ob das ein so falscher Gedanke wäre...
Celina merkte, dass ihr Lächeln gefror. Bevor die Situation also noch peinlicher wurde, sprach sie über das erstbeste Thema, das ihr einfiel: "Das Wetter ist herrlich heute, nicht wahr?"
Was für eine kreative Konversation.
Celina ließ sich nicht beirren und sprach etwas an, worüber sie die Pfadfindermädchen im Vorbeigehen hatte reden hören. "Wie ich hörte, soll es im Gemeinschaftszentrum ein Konzert geben. Ich finde es ja wunderbar, wie viel Mühe sich die Mädchen geben." Mit einem wohlwollenden Lächeln nickte sie in Richtung der Pfadfinderinnen, welche nun anscheinend Mr Thomas ihre Kekse andrehen wollten. "Jedenfalls kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob Sie wohl auch dort sein werden?"
Oh ja, das wird sicher ein herrliches Treffen, mit unserer schönen Bilderbuchgemeinschaft...
Ligiiihh
06.08.2013, 11:25
Niki und sein Betreuer mussten noch eine ganze Weile am Hochsicherheitszaun entlang laufen, welcher New-WHO vom Hole trennte. Keine Chance, dort rüberzuklettern. Überall standen Soldaten in erhöhter Position und machten das, was Soldaten so machen. Sich solange langweilen, bis irgendwas passiert und sie "Peng, peng!" machen durften. Der Schatten des Zauns bedeckte Niki von oben bis unten. Würde sein Betreuer ihn nicht bei der Hand führen, würde er wohl orientierungslos im Dunkeln herumtappen... und irgendwann anfangen zu weinen wie ein kleines Mädchen. Die Atmosphäre war schon ziemlich bedrückend, Kinder waren hier definitiv fehl am Platz.
Am liebsten wäre Niki jetzt zurückgegangen, irgendwie war es hier schon etwas... unheimlich? Doch die Hand, die sein Betreuer festhielt, der Lärm, der aus der anderen Seite des Zaunes kam, diese Faszination... nein, nur der größte Feigling der Welt würde überhaupt gerade mal daran DENKEN, zurückzukehren. Okay, vielleicht war Niki dann der größte Feigling der Welt, so, wie seine Gedanken pausenlos in seinem Kopf herumschwirrten. Aber gut, so verging die Zeit wie im Flug. Ehe er es sich versah, stand er nämlich schon vor dem Übergangsgebäude zum Gemeinschaftszentrum.
Die nächste halbe Stunde war für Niki recht ereignislos. Er saß erstmal nur auf einem Sofa in einer Ecke, während sein Betreuer augenscheinlich irgendein Burökratiekram erledigte. Also Gespräche führen und ganz viel Papierkram machen. Er überlegte schon, sich solange hinzulegen, als sein Betreuer wiederkam und zu einem Tunnel führte. Er war nicht sehr lang, aber es wirkte doch so, als würde man beim Überqueren dieses Durchgangs das andere Ende der Welt erreichen. Plötzlich fühlte sich die Luft anders an, der Lärm, bestehend aus Plärren, Klirren und Schreien, veränderte sich zu einer friedlichen Gesprächsmasse. Sie erreichten dann erneut ein anderes Gebäude, wo der Betreuer noch fünf Minuten lang mit dem Empfang redete und ein paar Unterlagen vorlegte.
Endlich verließen sie das Gebäude. Schon wieder eine Glastür. Und dieses Mal... war es aber ein weitläufiges Pflaster, mit einem modern aussehenden Gebäude in der Mitte. Überall liefen Menschen herum, Leute seinesgleichen, die friedlich miteinander Gespräche führten und handelten. Ab und zu gab es vielleicht kleine Konflikte, die sich aber auf einfache 5-Sekunden-Aufreger beschränkten. Bemerkenswert war, wie unterschiedlich die Leute aussahen. Die fein gekleideten Männer im Anzug, die urlaubsreifen Hawaiihemden-Träger, Pfadfindermädchen, die verdreckten und rauchenden Mantelbesitzer, kleine Kinder mit zerzausten Haaren, die nur mit einer Hose rumliefen und um Geld bettelten... hier stießen die verschiedenen Kulturen wohl zusammen, auf eine heftige Art und Weise.
"Ü-Überwältigend..."
Nachdem die Gang den leblosen Kittelträger aus ihrer Wellblechhütte getragen hatte, wagte auch Shelley sich heraus, um sich von ihren eigenen Gedanken fern zu halten und um dem Gemeinschaftszentrum einen Besuch abzustatten. Ihre Stofftaschen hielt sie dabei fest in der Hand. Würde sie die Schmutzwäsche aus dem einen oder das medizinische Notwerkzeug aus dem anderen Beutel unbeaufsichtigt in ihrer Unterkunft liegen lassen, bräuchten Räuber und Plünderer keine fünf Minuten, um sie dieser Sachen zu entledigen. Bei ihr waren ihre letzten Wertsachen gut aufgehoben. Nicht, weil sie besonders wehrhaft war, sondern vielmehr, weil ihr glücklicherweise der Krankenschwester-Ruf vorauseilte, der dafür sorgte, dass niemand aus dem Hole es sich mit ihr verscherzen wollte. Nicht zuletzt war genau das der wenig altruistische Grund dafür, dass sie sich stets um andere kümmerte. Ihr Nutzen für die Masse in diesem gesellschaftlichen Moloch musste bestehen bleiben, damit ihre eigene Sicherheit gewährleistet war.
Draußen blickte Shelley sich um. Die Augen brannten beim Umherschauen durch den dichten Staub in der Luft, der von den unbarmherzig heißen Sonnenstrahlen in ein skurriles - auf eine bizarre Art und Weise fast schönes - Licht getaucht wurde. Sie konnte nicht behaupten, sich an den Gestank gewöhnt zu haben, doch Schmutz, Urin und sämtliche weitere, in ihrer Zusammensetzung fast undefinierbare Gerüche bildeten noch immer eine relativ angenehme Alternative zum Leichengeruch, der in ihrer Hütte herrschte.
Einige Leute liefen in ihren dreckigen Lumpen umher, manche ziellos, andere offenbar mit einer etwas klareren Destination vor Augen, sofern die Luft sie nicht bereits ihrer kompletten Sinne beraubt hatte. Shelley selbst fühlte sich oft nicht weit davon entfernt, in der Hitze einzugehen und vollständig den Verstand zu verlieren. Ein weiterer Grund, das Gemeinschaftszentrum aufzusuchen, um wenigstens für kurze Zeit der Unerträglichkeit des Holes zu entfliehen. Ihr Plan war wie so oft, für medizinische Versorgung oder einfache Hausarbeiten Nahrung zu bekommen. Hin und wieder hatte sie das Glück, besonders wohlwollenden und gut aufgelegten Villagern zu begegnen, die ihre schmutzige Kleidung wuschen oder ihr sogar ein warmes Bad gestatteten.
Der Gedanke an frische, duftende Wäsche und warmes Wasser auf ihrer Haut begleitete sie auf ihrem Weg zum Gemeinschaftszentrum und ließ sie für einen kurzen Moment zufrieden werden. Den gepflegten Mann in ungefähr ihrem Alter, der an einer der Wellblechhütten lehnte, lächelte sie in ihrem sporadischen Glück sogar an, bevor sie ihren Blick wieder in Richtung der Mitte von "Camp Hope" richtete.
Gabriel beobachtete die Hütte in welche der vermeintliche Wissenschaftler geschleppt wurde weiter. Was auch immer da vor sich ging, irgendwas sagte ihm, dass er seine Finger möglichst aus der Sache raushalten sollte. Das letzte was er brauchen konnte, war es damit in Zusammenhang gebracht zu werden.
Er griff gerade an seinen Rucksack als er erneut die drei Männer sah, wieder mit dem schlaffen Körper in ihren Händen. Er hörte das aufgeregte Gebrabbel der drei Männer, konnte sich jedoch keinen Reim daraus machen, was da vor sich ging. Die alltägliche Unsicherheit des Holes war ihm fremd geworden. Früher empfand er das als normal, heute jedoch...
Das Lächeln der jungen Frau die ebenfalls aus der Hütte kam, hätte er fast nicht bemerkt so sehr war er in Gedanken. Doch irgendwie schien er sein Klischee als liebäugelnder Franzose ganz unbewusst zu erfüllen und nickte der Dame zu.
Er festigte seinen Griff und hob seinen Rucksack an, warf ihn schnell über eine Schulter und machte ein paar hurtige Schritte.
„Comment allez-vous?“ In seiner ruhigen Stimme lag einer besorgter Unterton. Einerseits wusste er nicht, was es mit der Frau auf sich hatte und warum man ihr einen vermutlich toten Mann vor die Füße werfen wollte, aber andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass sie irgendwelchen Dreck am stecken hatte.
„Une cadav... ähh...“ Gabriel räusperte sich kurz und sprach mit leichtem Akzent weiter „Alles okay bei ihnen?“
30. Juli 2013, 23:55
The Village, Grenzgebiet zu Sektor Alpha
Die Kühle der Nacht genießend stand Aileen am vereinbarten Treffpunkt am Strand und zupfte ihren Ausschnitt zurecht. Es war ein wirliklich netter Ausschnitt, der tiefste, den sie hatte, an einem wirklich netten Kleid, dem man es fast nicht ansah, dass die junge Frau ihre Tage im Hole verbrachte. Sie hatte eine volle Woche gebraucht, Abe von der Wichtigkeit dieses Kleiderkaufes zu überzeugen und inzwischen hatte es seinen enormen Preis mehr als wieder eingetragen. Zudem war es eine Eintrittskarte bis an den Rand von Sektor Alpha, denn wenn man flink war und den Kontakt mit den Einsässigen vermeidete, konnte man in angemessener Kleidung schadlos das Village durchqueren. Die kleineren Abwetzungen fielen im Halbdunkel der Nachtbeleuchtung nicht weiter auf. Aileen zog es ohnehin vor, in der Nacht zu arbeiten. Die Hitze der letzten Tage hatte ihr zunehmend auf den Kreislauf geschlagen und ihr Schwindel und Übelkeit verursacht. Alleine der Gedanke an die aufgeheizte kleine Wellblechhütte, die sie sich mit Abe teilte, trieb sie geradezu aus dem Hole heraus. Was sie jedoch ebenfalls lockte, war der Profit. Mit etwas Glück würde sich heute die Investion der letzten Nächte lohnen.
Schon schälte sich die breitschultrige Gestalt aus dem Dunkeln, die sie erwartet hatte. "Wie schön, dich zu sehen. Noch dazu so pünklich dazu. Du weißt ja gar nicht, wie viele Männer eine Frau warten lassen. " Begrüßte Aileen ihre Verabredung lächelnd.
Private Sheng grinste verlegen. Es war nicht zu übersehen, wie aufgeregt er war. Er war offenbar noch am überlegen, wie viel Körperkontakt er in seine Begrüßung mit einbringen durfte, als Aileen ihm die Entscheidung abnahm, indem sie in einer vorsichtigen Umarmung ihre Wange an seine legte.
"Wollen wir etwas am Strand spazieren gehen?", bot sie an.
Mit einem zustimmenden Geräusch folgte der Private ihr über den weißen Sand und legte nach kurzem Zögern einen Arm um ihre Tallie. Es schien ihm die Sprache verschlagen zu haben. Aileen duldete seine Berührung, wenn auch nur auf Grund des verräterischen Geräusches klimpernden Metalls in seinen Taschen.
"Diese Nacht ist wunderschön!", sagte sie und lachte vergnügt, "Lass uns an einen Ort gehen, der geschützter und einsamer ist, was meinst du?"
***
31.Juli 2013, 03:10
The Hole
Abe hob den Kopf, als er eine ihm vertraute Stimme vernahm. Sie gehörte Aileen, die sich mit tiefem Ausschnitt und honigsüßem Lächeln ihren Weg zu der kleinen Hütte bahnte, die wenigen Nachbarn, welche sich zu dieser Uhrzeit noch herumtrieben, freundlich grüßend, als befände sie sich in einer Straße voller gepflegter Vorgärten und schnuckeliger Einfamilienhäuser, nicht im Vorort der Hölle. War das ein Wasserkanister, den sie da verhüllt an ihrer rechten Seite mit sich schleppte? Abe betrachtete zuerst ihr aufreizendes Kleid, dann den selbstgefälligen Zug in ihrem Lächeln. Sie hatte Ware. Mehr als Wasser. Ohne Umschweife stand er auf und zog sich die kleine Wellblechhütte zurück.
Aileen folgte ihm, stellte den Kanister neben sich und verschloss den Eingang
"Was hast du dabei?", fragte Abe. Nicht, 'Woher hast du es', oder 'Wie hast du es beschafft.' Er wollte wirklich nichts weniger wissen, als das. Ihr Ausschnitt sprach Bände.
Statt einer Antwort nahm Aileen ihr Hüfttuch ab, wickelte es aus und ließ eine ansehnliche Menge Munition auf das Lager fallen. Richtige Munition, Militärqualität, nicht das improviserte Zeug. Abe verzog das Gesicht. "Das ist viel zuviel, Ai."
"Im Gegenteil, mein Lieber. Es ist nie genug. Du kennst ja die Preise."
"Ich meine es ernst, dein Kontakt wird unvorsichtig. Triff dich nicht wieder mit ihm, die Sache wird mir zu gefährlich."
Aileen seufzte. "Okay, sieh halt zu, dass du das Zeug schnellst möglich verschacherst."
Es war eine goldene Regel der beiden, dass die eigene Hütte stehts clean blieb. Tatsächlich besaßen weder Aileen noch Abe irgendwelche Waffen. Selbst Abes Wurfmesser waren ihm gleich bei ihrem "Einzug" ins Hole abgenommen worden, seinen Beteuerungen, er benutze diese nur für Vorführungen, zum Trotz. Er trauerte ihnen noch heute hinterher - sie waren Familienerbstücke gewesen und bis dato nie für etwas anderes als die Unterhaltung anderer benutzt worden. Inzwischen hatte sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Kampf entweiht und zerkratzt.
"Brauchst du was bestimmtes?", fragte Abe.
Aileen schritt nachdenklich den kleinen Raum ab, den sie sich mit Abe teilte. Er umfasste nicht viel mehr als zwei Matratzen, eine Kochstelle, einen kleinen Tisch, drei zu Sitzen umfunktionierten Baumstämmen, sowie einer Menge Regalbretter. Alleine die Matratzen waren im Hole ein Vermögen wert, genau so wie das Kleid, das Aileen am Leib trug. Die Irin zögerte, bevor sie ihrem Gefährten antwortete. "Nähzeug, wenn du es bekommst. Wenn möglich sogar Stoff - Irgend welche alten Sachen, die man noch vernähen kann."
Abe hob eine Augenbraue. Das war ungewöhnlich. Aber notierte es sich im Geiste zu den anderen Sachen, die sie dringend benötigten und ging nicht näher darauf ein.
Aileen zog eine abgewetzte Jeans und ein graues unscheinbares Top aus einem Kleiderstapel .
"Lass uns an die Arbeit gehen."
Ein paar Stunden später, als sich die beiden die Erde vom Leib gewaschen hatten und erschöpft auf ihre Lager sanken, war sämtliche Munition verkauft oder in den üblichen Verstecken vergraben.
***
31.Juli 2013, 05:45
The Hole, in Aileens und Abrahams Hütte
In der Dunkelheit der Hütte spürte Abe, wie Aileen zu ihm unter die Decke kroch und sich an ihn schmiegte. Ihre Hand schob sich unter seinen Hosenbund und im Nacken spürte er den Druck ihrer Zähne. Für gewöhnlich nahm sie sich ohne große Umschweife das, was sie gerade wollte. Abe und Sex stellten in diesem Zusammenhang keine Ausnahme dar. Nicht, dass Abe groß etwas dagegen gehabt hätte. Auch, wenn die kleinen Zusammentreffen zwischen den beiden ihre langjährige Verbindung in gleichem Maße verkomplizierten, wie sie sie vertieften, fand er sie alles andere als unangenehm und die Hitze in der kleinen Wellblechhütte machte das Einschlafen ohnehin schwer. Er genoss die Heftigkeit ihres Atems und die Weichheit ihrer Haut, als er nach Aileen griff und sie mit seinem Gewicht tief in das Lager drückte.
Als die beiden voneinander abließen, fand keinerlei weitere Liebkosung statt. Sie drehten sich - wie gewohnt - mit den Rücken zueinander, um zu schlafen. So, als wäre nie etwas zwischen ihnen passiert. Während Aileen bereits nach wenigen Sekunden in einen erschöpften Schlaf fiel, lag Abe noch etwas wach, lauschte den ersten Geräuschen des Morgens und dachte an Irland. Ob Alistair und die anderen noch am Leben waren? Schon seit über einem Jahr waren Aileen und er von ihrer Wahlfamilie getrennt. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Ihm kam in den Sinn, dass es ein reines Wunder war, dass Irenbande nie etwas über die kleinen nächtlichen Treffen zwischen ihm und seiner Sandkastenfreundin erfahren hatte. Die beiden hatten es stets geheim gehalten. Aileens Beweggründe hierfür kannte er nicht. Seine eigenen waren recht simpel: Er wollte nicht fälschlicherweise für ihren Lebensgefährten gehalten werden. In Aileens Leben gab es keinen Mann. Entweder das, oder sehr viele - je nachdem, wie man es auslegen wollte. Abe hatte sich nie sonderlich dafür interessiert, was sie diesbezüglich trieb, solange die junge Frau wohlbehalten wieder nach Hause kam. Er folgte in dieser Hinsicht seiner eigenen Regel, die er auch jedem anderen Mann nahelegen würde:
Er vermied es nach Möglichkeit, sein Herz an Aileen zu verschenken, denn er bezweifelte, dass er dafür irgendeine Form der Gegenleistung zu erwarten hatte.
Shelley brauchte eine Weile, um sich der Tatsache bewusst zu werden, dass der - offensichtlich aus Frankreich stammende - Mann zu ihr sprach, wurde durch seine Frage aber nicht mal wirklich aus ihren Gedanken gerissen. Vermutlich lag dies an seiner Erscheinung; gepflegt, nicht uncharmant, ein Villager eben. Doch das jemand aus besseren Kreisen sich an sie wendet und dabei sogar ehrlich besorgt klingt, war ihr neu. Für gewöhnlich erschlossen sich doch sehr schnell egoistische und zwielichtige Muster im Verhalten der Menschen hier.
"O-Okay? Ja, alles okay. Warum... fragen Sie?"
"Ich habe gesehen, wie eine kleine Gruppe von Leuten einen Mann in Ihr Zelt trugen... einen Mann im Kittel!", erklärte der Franzose ihr. Sein leichter Akzent fiel auf, doch er war in keinster Weise störend.
"Ach...soo." Unter den vielen Gedanken, die sie sich bezüglich der dritten Kittelleiche innerhalb von zwei Tagen gemacht hatte, war nicht einmal der gewesen, welche Außenwirkung es haben könnte, dass ihre Hütte offenbar als Zwischenlager für tote Ärzte oder Wissenschaftler galt. "Die selbe... Gruppe hat seit gestern schon zwei weitere solche Leichen zu mir gebracht. Ich bin noch nicht lange hier, aber in den zwei Monaten bin ich wohl zu so einer Art... Ersatzkrankenschwester geworden. Wirkliche ärztliche Versorgung gibt es hier ja nicht und ich dachte, sowas könnte..." - Shelley stoppte für einen Moment. Schon eine gefühlte Ewigkeit hatte sie kein normales Gespräch mehr geführt, das nicht darauf abzielte, in irgendeiner Form Handel zu betreiben. Und jetzt war sie drauf und dran, ihren ersten Gesprächspartner seit eben dieser Ewigkeit müde zu quatschen.
"Jedenfalls wird das wohl der Grund sein, warum die Leichen zu mir gebracht werden!" Der Mann wirkte vertrauenswürdig auf sie, doch ihm jede Einzelheit ihrer zahlreichen Gedanken und Theorien zu offenbaren, warum die Gang nun wirklich die Leichen zu ihr - oder irgendwem - brachten, erschien ihr doch reichlich überflüssig.
Der Franzose nickte und warf einen längeren, doch unaufdringlichen Blick auf ihre Stofftaschen, von denen eine enorm ausgebeult war, während die andere kaum etwas in sich trug. Shelley folgte seinem Blick und klärte ihn sofort über den Inhalt auf, indem sie die Griffbänder der Äußeren, Schmaleren bei Seite zog. "Zeug zum Verarzten. Medizinisches Garn, Wundverbände und so. In der anderen Tasche ist nur schmutzige Wäsche. Ich hoffe, im Gemeinschaftszentrum jemanden zu finden, der verletzt ist und medizinische Versorgung braucht und mich im Gegenzug vielleicht die Kleidung waschen lässt und... etwas zu Essen hat."
Wieder ließ sie eine kleine Pause folgen, während der sie etwas schuldbewusst zu Boden sah. ""Ich hoffe natürlich nicht, dass jemand ernsthaft verletzt ist. Aber wenn..." - "Schon klar!", beruhigte der charmante Franzose sie zusammen mit einem verstehenden Nicken. Sie lächelte etwas verschmitzt. "Ich denke, wir sind ungefähr im selben Alter, also... ich bin Shelley!" "Gabriel! Es freut mich, Shelley!" Er reichte ihr die Hand zu einem sanften Händedruck, den sie dankend erwiderte. Und die Art, wie er ihren Namen betonte, war mindestens ein weiteres Lächeln wert.
Gehört dieses Mädchen überhaupt hierher? Prudence konnte sich zumindest nicht erinnern, sie hier je gesehen zu haben. War etwa schon wieder einer dieser dreckigen Bewohner des Holes durch die Wachen geschlüpft?! Da musste sie wohl mal ein kräftiges Wort mit Sebastien wechseln, der als Wachdienstleiter in diesem Rattenloch versuchte, in die großen, stattlichen Fußstapfen seines Vaters und Großvaters zu treten. Nunja, der Versuch war zwar von vornherein zum Scheitern verurteilt, besaß er schließlich nicht die stattliche Leibesfülle und das imposante Auftreten von General McAldrin. Aber es gab dringendere Probleme als die verschwendete Manneskraft von Prudence' Sohn an diese dahergelaufene Frau und die gänzlich unstattlichen und liederlichen Enkel. Diese Ratte hier im Village war sicher viel interessanter.
Prudence warf einen vielsagenden und achtungsheischenden Blick zu Dolores Thomas, räusperte sich kurz und sprach an das Mädchen, welches immer noch dastand wie vom Donner gerührt: "Wer möchte das wissen? Ich werde einer wildfremden...Dame...sicherlich nicht erzählen, wann mein Haus leer steht! Dieses Gesindel wird aber auch immer unverschämter, meinst du nicht auch, Dolores?"
Sie blickte sich um. Waren hier Männer? Eine Wache? Jemand, der mit diesem unverschämten Eindringling kurzen Prozess machen konnte? Prudence war EMPÖRT.
Zitroneneis
06.08.2013, 23:29
Toll gelaufen. Da könnte man in Ruhe Kekse essen und sich die Füße im Meerwasser kühlen - aber warum sollte man, wenn man sich auch von Militär-Omas aus dem Village werfen lassen kann.
Halt doch bitte einmal den Mund, Will!
Celina war gerade erst bewusst geworden, dass sie mit der alten McAldrin noch nie persönlich gesprochen hatte.
Trotzdem: Sie einfach mit den im Hole ansässigen Dieben und Bettlern gleichzusetzen - sie, die Tochter einer anständigen und angesehenen Familie - das ging zu weit! Was bildete sich diese... "Militär-Oma" eigentlich ein, so etwas grundlos zu unterstellen!?
Aber der alten Dame gegenüber unhöflich zu werden, würde auch nichts helfen. Jetzt galt es erst einmal, den eigenen Ruf zu retten, ohne dabei in Schwierigkeiten zu geraten. Man wollte schließlich im Village bleiben.
Ihre Wut zügelnd, aber mit deutlich weniger warmen Lächeln, antwortete Celina: "Nun, ich kann Ihnen beruhigt versichern, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Es tut mir aufrichtig Leid, einen derart falschen Eindruck gemacht zu haben, geehrte Mrs McAldrin. Ebenso bitte ich um Entschuldigung, mich bislang nicht persönlich bei Ihnen vorgestellt zu haben."
Pass auf, dass du nicht ausrutschst, Prinzessin...
"Mein Name ist Celina Blair. Mein Vater, Aaron Blair, ist ein britischer Diplomat, welcher seit Jahren beiden Seiten zum Vorteil gereichende Beziehungen zur australischen Regierung pflegte und dessen Name auch im hiesigen Militär kein unbekannter ist. Aus diesem Grunde wurde mir ein Platz hier im Village zuteil und ich habe bereits mehrere Monate hier verbracht."
Beeindruckend, was man so an großen Reden über Daddys Taten halten kann, um sich selbst aus der Scheiße zu ziehen.
Will, du sollst nicht so viel fluchen!
Jaja, ich lasse ja schon davon ab, die zarten Ohren Ihrer Hoheit zu belästigen.
Darum bemüht, sich nichts von ihren inneren Dialogen (oder Monologen???) anmerken zu lassen, warf Celina Mrs Thomas einen hilfesuchenden Blick zu. Mit dieser hatte sie schon das ein oder andere Mal gesprochen und sie stets für eine vernünftige Frau gehalten. Vielleicht würde sie die Situation mit entschärfen und McAldrin beruhigen und von Celinas Aufrichtigkeit überzeugen können?
Gerade als die beiden Männer zu Ende geredet hatten, öffnete sich die Tür der Bar und zwei Soldaten traten ein. Sie blickten in den staubigen Raum und erblickten den Barmann, der hinter dem Tresen stand. Ihr Blick wanderte über den Tresen bishin zu den beiden Herren. Dann traten sie ein und postierten sich direkt vor dem Barmann. "Was kann ich für sie tun, meine Herren?", fragte dieser, während er argwönisch seine linke Augenbraue hebte "Ich dachte, ihr Soldaten müsst euren Dienst bis in die späten Abendstunden verrichten." "Ruhe, Barmann, der General hat befohlen, dass wir hier aufräumen und das Gesindel rausschmeißen. Das hat hier im Village nichts zu suchen und wir haben erfahren, dass vor allem in diesem Drecksloch immer wieder derartiges Pack anzutreffen ist."
Kaum hatten sie geendet, hoben sie bereits ihre Waffen und richteten sie auf die beiden Herren, die sich gerade aus dem Staub machen wollten. "Stehengeblieben! Niemand verlässt den Raum, bevor wir nicht seine Identität sichergestellt haben." Als ob die Worte nicht genug gewesen wären, machten die Soldaten ihre Waffen mit einem lauten klicken scharf; falls jemand irgendeine Bewegung machen sollte, wären sie wohl bereit, zu schießen. "Meine Herren, wir sind hier nicht im Hole. Waffennutzung hier im Village würde nur für Aufsehen sorgen und ich glaube nicht, dass der General soetwas begrüßen würde." "Genau, ganz genau." die beiden verdächtigen Personen schienen aus ihrer Angststarre aufgetaut zu sein. "Ihr wollt hier doch keinen Ärger machen." "Schnauze, elendes Gesindel! Nur noch eine einzige Bewegung!"
Einer der beiden Soldaten wandte sich ab und begann die Bar nach weiteren Personen abzusuchen. "Hier ist niemand mehr. Lass uns die beiden hier abführen, die sehen schon so aus, als wären sie aus diesem Loch gekrabbelt. Papiere haben sie sicher auch keine, die sind mit Sicherheit aus dem Hole." "Heda, mitkommen!" sagte der zweite Soldaten zu den beiden Männern "Aber wir..." "MITKOMMEN!" die Waffe wieder im Anschlag verließen die Soldaten zusammen mit den beiden Männern im Schlepptau die Bar, die jetzt praktisch leer war.
"Anscheinend geht denen die Hitze reichlich aufs Gemüht. Es dauert nicht mehr lange, bis die irgendwas richtig dummes anstellen, also das Militär." "Das scheint der Fall zu sein." Matt schälte sich aus der Dunkelheit, die sich in einer der Ecken breitgemacht hatte. "Es scheint, ich sollte Village und Hole für eine Weile meiden, zumindest, bis sich alles wieder ein wenig beruhigt hat." "Es gibt da diesen Raum im Gemeinschaftszentrum. Der wurde erst kürzlich renoviert und ist vor allem gut besucht. Eine Person mehr, oder weniger erregt da sicher kein Aufsehen." "Das werd ich mir auf jeden Fall ansehen." mit den Worten machte Matt Anstalten, die Bar zu verlassen.
"Was ist mit der Bezahlung? Vergiss nicht, dass du mir noch was schuldig..." *kling* Der Barmann konnte seinen Satz nichtmal beenden, als ein kleines Säckchen mit Münzen auf seinem Tresen landete. "Stimmt so!" mit diesen Worten öffnete Matt die Tür und verließ die Bar. "Verrückter Junge! Der könnte wohl bei seiner eigenen Hinrichtung dem Henker das Beil unter den Augen wegklauen." lachte der Barmann.
Matt machte sich auf den Weg zum Gemeinschaftszentrum.
Ligiiihh
07.08.2013, 00:12
"Das hier ist das Gemeinschaftszentrum", fing Nikis Betreuer an zu erklären, "hier treffen sich verschiedene Leute aus allen Bereichen von Camp Hope."
"C-Camp Hope? Bereiche? Äh... wie läuft das alles hier eigentlich?", fragte er, seine Überforderung mit Kopfkratzen signalisierend.
"Weißt du echt gar nichts? Was haben die vorherigen Betreuer in den sechs Wochen mit dir gemacht?"
"Äh... a-also ich habe die meiste Zeit mich nur untersuchen lassen, glaube ich. Ab und zu w-wurde mir was zum Lesen gebracht, aber d-das war nicht so spannend..."
"Oh je... na ja. Ich erklär es dir grob. Wir befinden uns hier auf einem geschlossenen Bereich, der uns vor der Außenwelt schützt. Allgemein bekannt auf Camp Hope."
"U-und die Bereiche?"
"Es gibt fünf Bereiche. Sector Alpha, unsere Militärbasis; Sector Beta, wo du herkommst; The Village, wo die ganzen Bonzen sich tagein tagaus vollaufen lassen; The Hole, wo der ganze Rest hinkommt... und zu guter Letzt hier, das Gemeinschaftszentrum."
"I-Ist dieses Hole der Ort, den man v-von meinem Fenster aus sieht...?", fragte Niki, als ob er es nicht schon wüsste.
"Ja. Aber ich hab' dir gesagt, halt dich von dort fern", gab sein Betreuer einen warnenden Ton, "da ist nichts, was für dich geeignet wäre."
"G-Gut, i-ich will da eh nicht hin..."
Was natürlich gelogen war. Nicht, dass er voll scharf drauf war, mal so richtig im nächsten Loch die Sau rauszulassen, aber seine Neugier weckte den innersten Forschergeist in ihm. Irgedwie zog es ihn dorthin, obwohl er wusste, dass es für ihn dort zu gefährlich gewesen wäre. Möglicherweise identifizierte er sich mit den Leuten dort, oder es war irgendwas Magisches. Auf jeden Fall kam er sich selber komisch mit seinem Interesse zu diesem Ort vor.
"Also, hast du genug gesehen?", unterbrach sein Betreuer ihn in seinem Gedankengang.
"W-Was? N-Nein, natürlich nicht!!", antworte Niki ohne groß nachzudenken, "Ich will hier noch a-auf jeden Fall bleiben!"
"Wirklich? Aber hier gibt es doch nichts Spannendes...", murmelte der Betreuer vor sich hin, "...nur irgendwelche versifften Penner oder überhebliche Snobs."
"K-Können wir uns nicht z-zumindest noch dort umschauen? I-In diesem Gebäude da..." Niki zeigte auf das große Gebäude in der Mitte.
"Das Gemeinschaftszentrum selbst? Na ja...", dachte er nach, "...schön. Aber ich werde mit dir sicher nicht überall hingehen."
Sie machten sich auf zum Gebäude, dieses Mal mit getrennten Händen. Niki lief ein bisschen abseits, um sich ein paar andere Dinge aus nächster Nähe anschauen zu können. Er achtete dabei immer auf eine ideale Entfernung zu seinem Betreuer, um nicht für irgendwas gescholten zu werden. Nach kurzer Zeit standen sie auch schon im Inneren. Das Erdgeschoss bot viele Sitzgelegenheiten, sowie ein klitzekleines Café, welches unscheinbar in einer Ecke herumweilte und nicht gut besucht war. Für gewöhnlich verbrachte man hier auch nicht viel Zeit, als dass man sich hier zu Wasser und Brot hinsetzen wurde, aber es gab ja immer irgendwelche Leute.
"Ich sitze hier und gönn' mir meine Lektüre. Gehe nicht zu weit weg, klar? Wir haben dir einen Transmitter angebracht und wissen daher natürlich immer, wo du dich aufhältst. Spätestens in zwei Stunden bist du hier und wir kehren zurück. Hast du das soweit verstanden?"
"J-ja, denke schon. Zwei Stunden...", nuschelte er und kramte Rileys Taschenuhr hervor, "...okay, dann weiß ich Bescheid."
"Gut. Wenn du zu spät kommst, streiche ich dein Abendessen, damit du's weißt. Und nun hau schon ab, bevor ich's mir anders überlege."
Niki ließ sich das nicht zweimal sagen. Er flüchtete aus der Sichtweite seines Betreuers. Das erste, wohin er ging, war natürlich wieder nach draußen. Nur dort würde er seine unbefriedigte Neugierde stillen können. Ihm war unbehagen bei dem Gedanken, sich zwanghaft in solch gefährliches Gebiet zu begeben, aber was hatte er denn schon Besseres zu tun? Sich suspekte Chemikalien in die Adern pumpen lassen? Sicher nicht. Dann doch lieber in einem verkommenden, anarchischen Loch die Hucke vollkriegen. So einfach ist das Leben.
Dolores konnte sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. Die Alte wurde langsam auch schon senil. Selbst wenn sie Celina - was an sich schon relativ unwahrscheinlich war - im Village noch nie gesehen hatte, sah diese nun wirklich nicht aus, wie man sich einen Bewohner des Holes vorstellen würde. Aber mit Granny McAldrin wollte man es sich in der Öffentlichkeit auf keinen Fall verscherzen, weshalb sie sich erst einmal zurückhielt, bis die Blicke von beiden Frauen plötzlich auf sie geheftet waren. Einer leicht verzweifelt, der andere empört nach Antworten suchend.
"Ich kann zumindest bestätigen, dass diese junge Dame schon seit einiger Zeit hier im Village wohnt.", meinte Dolores besänftigend, setzte nach einem hörbaren Schnauben von Granny aber einen strengen Blick an Celina gewandt auf. "Man kann allerdings nie vorsichtig genug sein und gerade Mrs.McAldrin weiß mit all ihrer Lebenserfahrung am besten, wie misstrauisch man heutzutage sein muss." Was sogar der Wahrheit entsprach wenn man außer Acht ließ, dass sie vielleicht langsam Alzheimer bekam.
Dolores bemerkte, dass die alte McAldrin immer noch ein wenig verstimmt ihre Lippen kräuselte und das Mädchen nicht aus den Augen ließ. "Ich weiß, das Gesprächsthema war keine geschickte Wahl.", sagte sie also beschwichtigend. "Aber ich bin sicher die Kleine wollte nur endlich einmal mit dir ins Gespräch kommen, Prudence. Jeder hier weiß schließlich, wie wichtig du für das Village bist. Man kann es ihr doch nicht verübeln, dass du ein Vorbild für die Damenschaft hier bist."
Dolores lächelte Celina aufmunternd zu und hoffte inständig, die würde nicht allzu ernst nehmen, was sie gerade von sich gegeben hatte. Es missfiel ihr, so unfassbar zu übertreiben, aber aus irgendeinem Grund wollte sie es dem Mädchen wirklich ersparen, die alte McAldrin gegen sich zu haben.
Zitroneneis
07.08.2013, 10:31
Celina warf Mrs Thomas einen dankbaren Blick zu, bevor sie sich wieder Mrs McAldrin zuwandte.
"Das ist in der Tat wahr. Es ist allseits bekannt, wie sehr Sie sich im Village engagieren und dass Ihnen am Herzen liegt, die Ordnung hier aufrecht zu erhalten und der hier ansässigen Jugend die richtigen Werte zu vermitteln.
Dass Sie einer Ihnen Unbekannten nicht blind vertrauen ist äußerst vorbildlich und bestätigt, dass Ihr guter Ruf nur allzu berechtigt ist."
Höre ich da etwa eine kleine Spitze, Prinzessin.
Das bildest du dir nur ein, Will.
Versöhnlich lächelnd fuhr Celina fort: "Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mrs McAldrin. Ich hoffe inständig, dass sie mir mein plumpes Auftreten von vorhin vergeben können, denn es liegt keinesfalls in meiner Absicht, Ihnen zu nahe zu treten."
Aah, dieses Dauergrinsen macht mich wahnsinnig, Prinzessin! Wenn du weiter in jeder Situation wie ein Honigkuchenpferd grinst, versuchen die Leute irgendwann dich aufzuessen.
Nicht jeder ist so zuckerabhängig, wie du.
Gut für süße Prinzessinnen wie dich. Obwohl... vielleicht solltest du hoffen, dass die Militär-Oma Honigkuchenpferde mag.
Jul saß vor ihrer Wellblechhütte welche sich am südlichen Ende des "The Hole" genannten Bereiches der Insel befand und kaute auf einigen Beeren herum. Sie war es satt. Nicht nur die Beeren. Auch ihr Dasein auf dieser Insel, dem angeblichen "Camp Hope". Zu Anfang noch fand sie diesen Namen passend. Eine kleine Gruppe Überlebender richtete sich hier ein Lager ein, man hatte noch Hoffnung auf ein neues Leben, einen Wiederaufbau der Welt. Doch mittlerweile war es bereits etliche Monate her und das Leben hatte sich stark verändert. Das Militär herrschte mit einem strengen Regime über die Insel – war sie nicht damals aus Deutschland weg gegangen um eben jenem strengen Regime zu entkommen? –, die Insel war in Bezirke aufgeteilt worden und da Jul weder zum Militär gehörte noch wissenschaftliche Erfolge vorzuweisen hatte, wurde sie zusammen mit den meisten anderen in das sogenannte Hole – Das Loch – gesteckt worden. Die Hoffnung in diese Insel hatte sie schon seit langem verloren. Das einzige, was sie davon abhielt ihren Lebenswillen auch noch zu verlieren, war der feste Glaube daran, dass sie es irgendwann alleine schaffen würde von hier weg zu kommen, eines Tages würde sie einfach weg sein. Doch bis es so weit war, war Jul darauf bedacht sich stets im Hintergrund zu halten. "Nur keine Aufmerksamkeit errregen!" war eines ihrer höchsten Gebote. Aus diesem Grunde war sie auch sehr froh darüber, dass ihre Hütte etwas abseits war, geschützt vor zu vielen neugierigen Blicken und dennoch ein perfekter Ausgangspunkt um das Treiben der übrigen Inselbewohner zu beobachten.
An diesem Nachmittag fiel ihr Blick auf Shelley, aus deren Hütte kurz zuvor eine Leiche getragen wurde. Bereits die dritte in dieser Woche. Jul schnaubte verächtlich. 'Diese Shelley… bildet sich ein allen und jedem helfen zu müssen. Ich versteh' sie nicht.' Während sie einen Schluck aus ihrem Kaffeebecher nahm (um genau zu sein war es kein Kaffee, aber immerhin etwas was diesem recht ähnlich kam und genügte um Juls Laster zu befriedigen), sah sie, wie der junge Franzose sich zu ihr gesellte und Shelley ihm ein Lächeln zukommen ließ. 'Der ist wohl alles recht um aus diesem Loch raus zu kommen, was?' Jul konnte das nicht weiter mit ansehen. Sie legte den Becher in ihre Hütte, zog sich ihre Turnschuhe an und begann eine Runde über die Insel zu laufen, zumindest so weit, wie sie kam. Als sie an Shelley und Gabriel vorbei kam, grunzte sie ihnen mürrisch zu.
Mh. Wer sich im Village versteckt, der muss eben mit den Folgen leben. Immer noch nicht vollständig überzeugt, beschloss Prudence, die junge Frau trotzdem im Augenwinkel zu behalten. Schließlich kannte sie inzwischen so gut wie jede Person im Village - wer sich noch nicht bei ihr vorgestellt hatte, kann so gute Manieren auch nicht haben. Als Antwort grummelte sie vor sich hin und wandte sich an Dolores. "Ich hoffe doch sie und ihren...Mann bei dem Konzert der lieben Mädchen anzutreffen" fragte sie mit spitzer Stimme. Schließlich hatte sich dieses ungleiche Paar schon öfter nicht auf den gesellschaftlichen Events des Villages blicken lassen. Sträflich von einer Frau, ihren Mann so gesellschaftlich zu blamieren. "Es wäre schließlich ganz ENTZÜCKEND, sie dort in der Menge zu sehen. Für die Mädchen natürlich, die sich freuen, ihren Familien eine Freude zu bereiten. Aber das können sie ja LEIDER nicht nachvollziehen." Mit einem Blick auf Dolores Unterleib seufzte sie laut auf. "Achja, ich würde ja auch gerne wieder im Kreis meiner LIEBEN Familie sein, aber das ist ja LEIDER nicht möglich.". Dolores lächelte Prudence an. "Oh ja, ich habe von ihrer Enkelin gehört. Sehr traurig." An Celina gewandt ergänzte sie: "Ihre Enkelin starb, als sie ganz alleine sieben Flüchtlinge geschmug..." "RUHE! Ich sprach davon, dass meine Familie die Sicherheit des Camps garantiert!" zischte Granny sie an. "Ich wünsche ihnen einen schönen Tag, Miss Blair, Miss Thomas" Sie wandte sich um und trippelte davon, in Richtung des Gemeinschaftszentrums. Ein Spaziergang würde ihr gut tun.
Streicher
07.08.2013, 17:11
Abraham erwachte davon, dass Aileen würgend über einem Eimer hing. Er schälte sich aus den dünnen Decken und kniete sich neben sie, um ihr die Haare aus dem Gesicht zu halten.
Dem Sonnenstand nach zu urteilen war es in etwa Mittag oder früher Nachmittag. "Verdammte Hitze... die macht mich völlig fertig.", Keuchte Aileen zwischen zwei Würgreizen.
"Ich denke eher, du bist krank. Für den Rest der Munition könnte ich Medizin bekommen. Oder Desinfektionsmittel und dafür einen Arzt oder ähnliches ..."
"NEIN, nein ich bin nicht krank!", rief sie im gleichen Tonfall, in dem sie als Kind Spinat verweigert hatte und warf Abe unter schweißnassen Harsträhnen einen agressiven Blick zu. Kurz darauf wurde ihr Blick glasig und sie senkte ihr Haupt erneut über den Eimer um hingabevoll ihren Mageninhalt darin zu entleeren. Passenderweise spukte sie inzwischen nur noch Galle.
"Sei vernünftig. Das geht jetzt schon seit Tagen so", seufzte Abe. er griff nach einem Lederband und band seiner Freundin die Haare zu einem Knoten, da ihm so langsam der Arm einschlief.
Aileen schüttelte stur den Kopf. "Auf gar keinen Fall."
"Wie du willst." er zog sich ein nach Hole-Maßstäben frisches Shirt über, wusch sich Gesicht und Hände über der Wasserschüssel und machte sich dann zum Pinkel auf den Weg nach draußen.
"Abe!"
"Hm?"
"Trotzdem danke."
"Hm." In ein paar Tagen würde sie ohnehin auf das Angebot zurückkommen.
Abraham schritt nach draußen in die brennende Sonne und hielt ihr die Hand entgegen, um sein Gesicht vor dem gleißenden Licht zu schützen.
"Gott ist das heiß", fluchte er und setzte sich dann auf den staubigen Boden neben eine flache Badewanne voll mit schmutzigem Wasser. Wobei der Schutz hier hauptsächlich aus Erde, Pflanzenresten und allgemein Dreck bestand, nichts giftiges, aber trinken würde das wohl niemand. Deswegen klatschte Abraham sich auch nur eine Hand voll davon ins Gesicht. Das Nass selbst war zwar pisswarm, aber der leichte Wind sorgte dafür, dass sein Gesicht etwas abkühlte.
Mit einem kurzen Seitenblick schaute er zur Hütte hinüber. Sorgen machte er sich zwar, aber er kannte auch Aileens Dickkopf. Was soll man da machen? Spätestens, wenn es schlimmer werden würde, würde sie zum Arzt gehen, seine einzige Möglichkeit war, ihr irgendwie so zu helfen, bis sie sich dahingehend alleine in Bewegung setzte.
Ohne groß darüber nachzudenken stürzte er seinen Kopf in die Wasserwanne, schüttelte ihn unter Wasser und schoss dann wieder nach oben. Er hatte jetzt erstmal eine andere Aufgabe, und zwar, die Munition an den Mann zu bringen.
Je weiter sich Gabriel und Shelley in Richtung Glaspalast begaben, desto schwächer wurden die unangenehmen Gerüche um sie herum, desto klarer die Luft. Die Hitze war nach wie vor erdrückend, doch man hatte sich daran - wie an so Vieles - inzwischen einfach gewöhnt.
"Bist du schon lange hier?", wollte der Villager wissen und Shelley schüttelte den Kopf. "Naja - je nachdem, wie du lange definierst. Etwa zwei Monate, wenn mich mein Zeitgefühl nicht täuscht. Und du? Du kommst aus dem Village, oder?" Sie bekam ein leicht verspätetes Nicken als Antwort, nachdem der Franzose zuvor noch in seinen Taschen gewühlt hatte und ihr nun eine zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmte Zigarette präsentierte. "Nein, ich rauche nicht. Danke!" Bei der täglichen Verpestung, der sie ausgesetzt war, hätten Nikotin und Co. ihren Zustand wohl auch nicht mehr wesentlich verschlechtert, doch spürte sie schlicht und einfach nicht das Bedürfnis, zu rauchen.
"Oui!", hörte sie den Franzosen sagen und damit ihre Frage wieder aufgreifen. "Village. Ein Jahr Hole, dann Village." "Oh - erst Hole, dann Village? Wie hast du den Sprung geschafft? Hast du Tipps für mich?" Sie grinste Gabriel leicht an, der scheinbar gerade antworten wollte, als eine sportliche Frau an ihnen vorbei joggte und Shelley sich sicher war, dass ihr mürrisches Grunzen ihnen galt, wenngleich sie sich auch nicht erklären konnte, warum. Da ihr Begleiter ebenso verwundert schien, sparte sie sich die Frage, ob er die Frau kennen würde.
"Ich saß im Hole fest, wie du. Aber dann lernte ich einen Geschäftsmann kennen, Hugh Jackman. Heute lebe ich b..." - "Sorry, H-Hugh J-ackman? DER Hugh Jackman?" Die Lippen des Franzosen formten sich zu einem charmanten Grinsen, als er nickte. Und sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass er die Wahrheit erzählte. Gabriel war nicht der Erste, der behauptete, den Schauspieler nach Einbruch der Apokalypse getroffen zu haben. Auch Ian... Ian. Shelley hatte sich selbst versprochen, sich die wiederkehrenden Gedanken an Ian zu verbieten. Bislang gelang ihr das gut - und das hier sollte keine Ausnahme werden.
"Tut mir Leid, ich hab dich unterbrochen. Was war mit Hu... Mr. Jackman?" Das Grinsen auf Gabriels Gesicht blieb standhaft. Offenbar amüsierte ihn ihre Verwirrtheit, die Tatsache, dass es ihr nach langer, gesprächsfreier Zeit kaum möglich war, Gedanken von Unterhaltungen zu trennen. "Ich lebe jetzt bei ihm. Und arbeite für ihn. Fischen, Tabak anbauen und... verkaufen!" Er hob erklärend den Rucksack an. "Ich verstehe. Vielleicht passiert mir sowas ja auch mal." Sie lachte kurz etwas. "Ich hoffe dann auf Justin Long, oder... Scott Mechlowicz oder so." Es beeindruckte sie, welch befreiende Wirkung dieses Gespräch auf ihren Gemütszustand hatte.
Der Glaspalast erhob sich schließlich fast direkt vor den zwei Gestalten, ließ sie beinahe vergessen, woher sie kamen. Allein der Anblick war es wert, jeden Tag vorbeizuschauen. Doch mit etwas Pech würde Shelley Niemanden finden, der ihre Hilfe benötigte und schon wäre die aufgebesserte Laune dahin. Doch sich jetzt bereits mit derartigen Gedanken zu belasten, war überflüssig. Die erste Hürde würde es sein, durch die Menschenmassen zu kommen, die vom Hole ins Zentrum und vom Zentrum ins Hole strömten, ohne sich dabei beklauen zu lassen. Dies waren die seltenen Situationen, in der die Ersatzkrankenschwester froh war, dass es Wachen gab.
Sich die Stofftaschen eng an den Körper haltend, schob sie sich vor und sah dabei regelmäßig nach hinten, um Gabriel nicht aus den Augen zu verlieren. Knapp neben einer größeren, sich angeregt unterhaltenden Menschentraube, offenbar bestehend aus Personen unterschiedlicher Herkunft und Unterbringung, konnte sie eine schmale Gestalt in einer langen, fast etwas zu groß wirkenden Jacke ausmachen, die Gefahr lief, von vorbeieilenden, wesentlich schwerfälligeren Leuten bei Seite gestoßen und anschließend totgetrampelt zu werden. Doch die Gestalt, die sich bei genauerem Hinsehen als ein kleiner, asiatischer Junge entpuppte, stand ganz unbesorgt da und blickte eher neugierig in Richtung des Übels, dem Shelley und ihre Begleitung gerade entflohen. Etwas besorgt näherte sie sich, warf dabei einen weiteren Blick nach hinten und sah, dass Gabriel ihr nach wie vor folgte, griff den Jungen dann vorsichtig am Saum seiner Jacke und sprach laut, um die Massen zu übertönen.
"Spinnst du? Was machst du hier? Wenn du einfach in der Gegend rumstehst, wirst du noch überrannt!"
Mit einem überaus freundlichem Lächeln auf den Lippen wartete Dolores geduldig, bis Prudence McAldrin weit genug entfernt war. Über die Alte konnte man denken was man wollte, aber sie hatte Ohren wie ein Luchs.
"Du musst dir über Mrs. General keine Gedanken machen.", meinte sie schließlich an Celina gewandt. "Sie vergisst zwar kein negatives Detail - und davon findet sie immer eine Menge - aber sie bemüht sich trotzdem sehr, ihr Gesicht zu wahren. Es braucht schon einiges, um es sich komplett mit ihr zu verscherzen, und die beste Methode dafür ist in jedem Fall nicht zu viel Zeit mit ihr aufzuwenden. Irgendetwas findet sie immer, das ihr nicht gefällt, eher früher als später." Aber glücklicherweise wusste Dolores, wie man ein Gespräch mit Prudence schnell beenden konnte, auch wenn es natürlich nicht die feine Art und auch nicht immer zu empfehlen war. Umgekehrt kannte die Alte schließlich auch einen von Dolores' wunden Punkten, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was in Wahrheit dahinter steckte.
Niemand im Village wusste, dass Mrs. Thomas eigentlich gar nicht Mrs. Thomas war, aber natürlich gab es Gerede. Und wenn die alte Schachtel nicht bald aufhörte ganz absichtlich von ihrer perfekten Familie (bis auf die Enkelin natürlich) zu sprechen, würde Dolores irgendwann der Kragen platzen. Es war wichtig, Mrs. Thomas zu sein und Mrs. Thomas zu bleiben. Sie hatte keinen Mann, der sich wie ein Waschlappen von der ersten Kreatur anfallen hatte lassen, die sich an seine Fersen geheftet hatte. Und sie hatte keine Tochter, die vollkommen verrückt gespielt hatte und wahrscheinlich schon vor der Katastrophe irgendwo ausgerutscht war und sich das Genick gebrochen hatte. Oh wie leicht es doch war ihnen einfach die Schuld an allem zu geben, statt sich irgendeinem Verlustgefühl hinzugeben.
Dolores atmete tief durch. Ja, jetzt war ihr wieder etwas wohler. Sie räusperte sich kurz, da sie Celina für kurze Zeit vollkommen vergessen hatte und sagte: "Nun, wie auch immer, wir sollten jedenfalls nicht mehr hier herumstehen bevor Mrs. McAldrin zurückkommt, sonst beschuldigt sie uns noch ernsthaft, wir hätten sie in der Zwischenzeit bestohlen."
Zitroneneis
07.08.2013, 21:59
Ein wenig angespannt blickte Celina der alten Mrs McAldrin nach.
Jetzt, nachdem sie einige Worte mit ihr gewechselt hatte, war die junge Frau im Nachhinein froh, die... "Militär-Oma"... nicht schon früher kennengelernt zu haben.
So arrogant zu werden, bloß weil alle männlichen Verwandten hochrangige Soldaten waren...
So ganz anders, als eine kleine Prinzessin, die ins Village gekommen ist, weil Daddy Kontakte hatte.
Ich beleidige zumindest keine Leute, bloß weil ich sie nicht kenne. Und hier im Village gibt es Kekse, also ziehst du auch deine Vorteile aus der Situation.
Jaaa - nur dass du deine Zeit anstatt Spaß zu haben und Kekse zu essen, lieber mit den Versuchen verbringst, alte Weiber zu befreunden. Und dabei kläglich scheiterst.
Warum beschwerst du dich? Die Situation ist doch gut ausgegangen und immerhin werden ich nicht mehr wie eine Verrückte angestarrt.
Was auch immer. Ich bin trotzdem hungrig - und du auch.
Tatsächlich merkte Celina, wie in diesem Moment ihr Magen knurrte. Aber hatte sie tatsächlich Hunger? Oder war das nur eine weitere Einbildung, hervorgerufen durch ihren imaginären Freund.
Hätte sie damals, vor einem Jahr sofort ihr Psychologie-Studium begonnen, könnte sie diese Frage beantworten.
Wäre sie damals in England geblieben, wüsste sie wohl, was mit ihrer Familie geschehen wäre.
Falls du überlebt hättest.
Ja, und Will wäre vermutlich auch nicht bei ihr.
Aber darüber sollte sie sich jetzt besser keine Gedanken machen. Mrs Thomas schlug gerade vor, den Standpunkt zu wechseln, um in keine weiteren Unannehmlichkeiten mit der Alten zu geraten.
Süß lächelnd erwiderte Celina: "Nun, im Alter werden viele Menschen... besonders äh... besonders."
Besonders übel?
"Ich stimme Ihnen vollkommen zu, dass wir vielleicht einen anderen Ort aufsuchen sollten, um keinen weiteren... Trubel... zu verursachen.", fuhr sie fort. Dann wandelte sich ihr Lächeln in ein offenes, freundliches. "Wie ich hörte, gibt es im Gemeinschaftszentrum ein kleines Café, das ich leider bisher noch nicht besucht habe. Vielleicht sind Sie daran interessiert, sich auf einen Tee einladen zu lassen? Als kleines Dankeschön für Ihre Unterstützung vorhin?"
Da kann man nur hoffen, dass all deine Freundschafsschließungsversuche so erfolgreich verlaufen, wie vorhin mit Mrs Militär-Oma.
Würdest du einmal damit aufhören, meine Sätze zu kommentieren?
Hmm. Vielleicht. Aber nur, wenn wir uns endlich an diese Kekse ranmachen.
Also gut. Ein Keks, wenn wir im Gemeinschaftszentrum sind. Und nur, wenn du dich zusammennimmst.
Ja, Mama...
Ligiiihh
08.08.2013, 01:59
Niki spürte ein sanftes, aber dennoch bemerkbares Ziehen an dem Rand seines Schulterbereiches. Er drehte sich zu der verantwortlichen Person um und erblickte eine braunhaarige Frau, deren ernstes Gesicht voll und ganz anzusehen war.
"Spinnst du? Was machst du hier? Wenn du einfach in der Gegend rumstehst, wirst du noch überrannt!"
Ihre Stimme drang wie ein perfekter Pfeil durch ihn durch. Zuerst wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er machte einen kurzen Schritt nach vorne, um unbemerkt von ihr loszukommen, dann blickte er ziellos durch die Gegend, bis seine Augen wieder ihr Gesicht trafen und ein Wegdrehen nicht mehr möglich war.
"I-Ist schon gut, i-ich will h-hier eigentlich nur g-gucken u-und-"
"Bitte?", unterbrach sie ihn mit einem Wort, "Das kann doch nicht dein Ernst sein! Hier gibt es nichts zu gucken!"
Niki dachte nicht darüber nach, was er antworten sollte, ihm blieb auch keine Zeit: "I-Ich wollte mir nur diesen Bereich da a-anschauen..."
"Diesen Bereich anschauen?", und sie kombinierte dann in Sekundenschnelle, "Warte, du gehörst hier definitiv nicht hin. Komm sofort mit mir mit!"
Und als sie ihn an der Hand packte, gab es kein Zurück mehr. Mühevoll richtete er sein Gesicht zurück zum Eingang des Holes, eine Rush Hour mit zahlreichen Personen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Und es fühlte sich nicht richtig an, jetzt einfach wegzugehen, obwohl er sich durchaus bewusst war, wie recht die braunhaarige Frau mit ihrer Aussage hatte. Er gehörte dort nun wirklich nicht hin. Oder doch? Er hatte einfach keine Zeit, über alles mehr als einmal nachzudenken.
"So", setzte sie an zu reden, als sie dann aus ihrer Sicht weit weg genug von dem Menschenauflauf waren, "woher kommst du eigentlich? The Village? So siehst du eigentlich gar nicht aus... aber aus The Hole stammst du sicher nicht!"
"Ich äh... ich... ähm... komme, glaube ich, von dort...", überlegte er und zeigte in Richtung eines Überganggebäudes.
"Aus New-WHO?", wunderte sie sich, "Was macht ein Kind in New-WHO?"
"Äh... nun... ich war dort auf Intensiv, glaube ich...", vermutete er, selbst darüber im Unklaren, weshalb er dort lebte, "...und die wollen mich aber noch dort behalten, um sicher zu gehen, d-dass es mir gut geht... denke ich... v-vielleicht...?"
Die Blicke der Frau schauten in alle Richtungen, die zu einem verwirrten Gesichtsausdruck führten. Sie sagte erst mal nichts, dachte mehr oder weniger laut, was Niki nicht zur Kenntnis nahm, und versuchte, sich aus seinen Aussagen etwas zusammen zu reimen.
"Warte, du wirst in Sector Beta gerade behandelt...? Wer sind denn deine Eltern oder Angehörigen...?"
"I-Ich habe gerade nur einen neuen Betreuer zugeteilt bekommen, d-der hat mich hierher gebracht, aber sonst..."
"Du kennst hier absolut niemanden und trotzdem wirst du dort gepflegt? Seit wann nehmen sie in diesem Loch hier Patienten auf?"
"K-Keine Ahnung", sagte Niki. Und nicht, weil er keine Antwort wusste, sondern allgemein nicht verstand, worauf sie sich genau bezog.
Sie bemusterte ihn ein wenig. Ihr stachen augenscheinlich seine seltsamen Haar- und Augenfarben auf. Und seine Haut war ungewöhnlich kreidebleich bei diesem Wetter. Die braunhaarige Frau überlegte dann noch kurz, was sie sagen wollte und setzte das Gespräch dann fort.
"Okay, wie auch immer", sie sah ihre Begleitung, einem Franzosen, von Weitem zuwinken "Du kommst, denke ich, alleine zurecht?"
Und gerade, als sie sich gerade gaaaanz gemächlich von ihm abwenden wollte, antwortete er: "N-N-Nein, g-ganz und gar nicht...!"
"Uh... okay?", füllte sie den Überraschungsmoment mit Worten. "Was ist das für ein Junge?", fragte sie sich kleinlaut denkend.
Niki überlegte kurz, was er sagen sollte. Er zögerte zunächst, dann machte er seinen Mund auf: "K-Kannst du mich etwas herumführen...? I-Ich möchte nur wissen, w-wie die Welt hier um mich herum funktioniert."
Mit einem seltsamen Blick von der Seite schaute sie ihn an. Niki kam sich selbst ja schon ein bisschen merkwürdig vor, aber was mussten wohl andere Leute davon halten, auf einen bleichen, grauhaarigen Jungen mit asiatischen Gesichtszügen in abgetragener Kleidung zu treffen, der in Sector Beta lebt, ohne irgendjemanden auf der Insel zu kennen und auch offenbar sonst nichts von Camp Hope wusste?
Was ist heute bloß los? Erst die dritte Kittelleiche, dann Gabriel und jetzt dieser seltsame Junge.
"Wie heißt du überhaupt?" "Du k-kannst mich... Niki nennen..." - "Okay, Niki! Ich bin Shelley. Also... gleich zu Anfang: In meine Unterkunft wurden alleine gestern und heute drei Leichen von Ärzten oder Wissenschaftlern getragen. Wenn du aus Sektor Beta kommst, hast du hier also noch weniger zu suchen als jeder andere."
Shelley wandte sich um und sah zu Gabriel, winkte ihn heran. Sie begann, ihr gesamtes Wissen von Wallis et Futuna mit Niki zu teilen, während ihre Begleitung dazu stieß. "Es gibt das Gemeinschaftszentrum, da kommst du gerade her. Da treffen sich alle, um zu handeln.. und so. Da hinten..." - sie deutete mit den Fingern in eine ungefähre Himmelsrichtung - "...ist das Village. Da wohnen die Reichen mit guten Familien oder Angehörigen, die Soldaten sind. Dann gibt es noch Sektor Alpha und Beta. I-oh... Gabriel, das ist Niki."
Der Franzose beugte sich zum kleinen Vietnamesen herunter und begrüßte ihn mit einem Handschütteln. Fast etwas ungeduldig wartete Shelley ab, bevor sie schließlich weiter sprach. "In Alpha wohnen die Soldaten und - naja... Beta kennst du wohl besser als wir." "U-und w-was ist jetzt.... das hier?" Sie sah Niki eindringlich an. "Das Hole. Hier kommt der ganze Rest hin. Der... "Abschaum", quasi. Gewalt, Morde, zwielichtige Geschäfte sind hier ganz normal... und die Soldaten..." - sie senkte die Lautstärke ihrer Stimme enorm - "..., die eigentlich für Ordnung sorgen sollten, machen es eigentlich nur schlimmer. Du hast keine Chance im Hole, wenn die Leute nicht wissen, wer du bist."
Shelley war in Gedanken. Er wusste scheinbar nichts über die Insel, so interessiert sog er die Informationen auf. Zumindest bestätigte das seine Geschichte. "Ich werd' dich nicht rumführen. Ins Hole lass' ich dich nicht gehen, ins Village gehe ich nur in Begleitung eines Villagers und... Alpha und Beta habe ich selbst noch nie gesehen. Aber wir wollten gerade ins Gemeinschaftszentrum... Gabriel und ich. Also, wenn du mitkommen willst... da ist es sowieso viel interessanter. Im Gegensatz zum Hole gibt es da mehr als Sch - m - mehr Schönes." Ihr war durchaus bewusst, dass Gabriel der Villager war, der Niki und ihr einen Ausflug ins Village hätte spendieren können. Doch seine neu gewonnene Bekanntschaft bereits jetzt auszunutzen, kam ihr - selbst mit, durch das Leben im Hole, täglich sinkenden Maßstäben - einfach zu dreist vor.
Gabriel stand leicht irritiert vor dem kleinen Jungen, er sah so unbeholfen und verloren aus. Er gehörte nicht an diesen Ort, zu viele Menschen, zu unübersichtlich. Wenn man bedachte, dass er so klein war... Shelley hatte Recht, der kleine Niki sollte nicht ins Hole, Sektor Alpha war Sperrzone und in Beta hatten zumindest die beiden Erwachsenen keinen Zutritt.
„Wenn der Platz hier bereits so voll ist, dann wird das Gemeinschaftszentrum überlaufen... wir könnten direkt ins Village gehen. Der kleine Niki würde bestimmt gerne einen Strand sehen, oder?“
Gabriel beugte sich während des letzten Satzes zu Niki hinab und lächelte ihn offenherzig an.
„J-ja... gerne“
„Bevor du wieder zurück musst solltest du auch etwas von den Insel sehen können.“
Shelley schaute mit einem Stirnrunzeln zu Gabriel
„Aber...“ sie klopfte auf ihre Stofftasche und hätte vermutlich noch weiter ausgeholt wenn Gabriel nicht seine Hand gehoben und sie unterbrochen hätte
„Ach... darum kannst du dich auch bestimmt im Village kümmern.“
Gabriel hielt Niki seine Hand hin welche der kleine Asiate sofort umschloss und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ging der junge Franzose voran.
Der breite Sandstrand war bereits aus der Entfernung zu sehen, das Meer welches immer wieder den Sand benetzte spiegelte und brach das Licht der Sonne. An der Klang der Wellen hatte sich Gabriel bereits seit längerem gewöhnt, er liebte es geradezu dem Meer zuzuhören und es zu spüren wenn er sich in das kühle Nass begab.
„Wow... hier wirkt es ja richtig friedlich und angenehm.“
„Oui, im Vergleich zum Hole ist es fast schon leer und einsam hier.“
„H-h-hier wohnst... du?“
Gabriel lächelte Niki an, ihm überkam fast schon eine Art schlechtes Gewissen das Glück zu haben sich hier aufhalten zu dürfen.
„Um genau zu sein...“ der Franzose deutete auf ein Stelzenhaus, welches nicht weit entfernt war. „...dort hinten.“
Während Gabriel mit seinem Zeigefinger auf eine der Stelzenhäuser deutete, sah er aus dem Augenwinkel etwas, was ihn immer sehr beunruhigte.
Er war schon mehrmals mit der alten Frau die sich näherte aneinandergeraten und wollte es unter allen Umständen vermeiden mehr Kontakt mit ihr zu haben, als es notwendig war.
„Merde... schaut ihr nicht in die Augen! Nicht in die Augen schauen!“
Die tappenden Schritte des Großmütterchens McAldrin wurden lauter und kamen näher. Für Gabriel war sie so etwas wie der Teufel, der sich in das Kostüm einer alten Frau gezwängt hat.
Wortlos wollte er, zusammen mit seinen Begleitern, an Granny McAldrin vorbei, doch etwas musste er sagen, sonst hieße es drei Tage später wieder, dass Hugh Jackman asoziale Arbeiter ins Village holte.
„Guten Tag Miss McAldrin“
Das was Gabriel eigentlich wollte, zog die alte Hexe gnadenlos durch. Keines Blickes und keines Wortes billigend setzte sie stur ihren Weg fort. Aber die Drei konnten ganz genau die stechenden Blicke von Prudence in ihren Nacken spüren. Er sah es bereits auf sich zukommen, in spätestens zwei Tagen würde es neue Gerüchte geben.
Es dauerte nur wenige Minuten um zu der Hütte zu kommen und wie sich Gabriel es bereits denken konnte... Hugh saß immer noch Dachterrasse und ließ sich die Sonne auf den nackten Oberkörper scheinen.
„Oh mein Gott, das ist Hugh Jackman! Hugh. Jackman!“
Von der Terrasse erklang ein lautes Grunzen „Huh... huh... wer ruft mich?“ der ehemalige Schauspieler zog sich den Strohhut vom Kopf und schaute sich um, brauchte ein, zwei Sekunden bis der die kleine Gruppe entdeckte.
„Je suis de retour“
„Jaja, wie auch immer Kleiner, sag mir mal lieber wen du da mitgebracht hast.“
Hugh stand gemächlich auf und drückte sich die Hände in Hüfte, wartete geduldig auf eine Antwort.
„Die junge Frau hier heißt Shelley und war gerade auf dem Weg ins Gemeinschaftszentrum. Dann haben wir den Kleinen hier getroffen, Niki, er sagte, dass er die Insel sehen wollte...“
„Und da hast du dir gedacht, wo ist es schöner als Zuhaus?“ Hugh schien zuerst wenig angetan, doch als er anfing ins heiteres Lachen auszubrechen fiel die Anspannung der Situation schnell ab.
„Worauf wartet ihr drei denn dann noch? Führ unsere Gäste herum Gabriel!“
Die Züge des jungen Franzosen hoben sich sichtlich an als er Niki und Shelley herumführte, ihnen die Räumlichkeiten des Hauses zeigte, vom Arbeitsraum, über die Schlafzimmer bis hin zum Bad, bei dessen Anblick Shelley große Augen bekam.
„Man... was ich dafür geben würde ein richtiges Bad nehmen zu können...“
„Wenn du magst... ich weiss wie es im Hole ist. Die meisten würden dafür jemanden umbr...“
Gabriel schaute nach hinten, sah den kleinen Niki der sich im Haus immer noch umsah“
„...Die meisten würden jemanden dafür... verschwinden lassen.“
Die kleine Führung dauerte nicht lange, nur wenige Minuten verbrachten sie innerhalb des Hauses ehe sie an den Strand gingen, sich dem kleinen Grillplatz näherten den Hugh bereits am vorbereiten war.
„Brauchen wir noch irgendwas Hugh?“
„Sofern wir uns nicht von Dosenfutter ernähren wollen... ja. Wenn du willst kannst du ja dein Glück versuchen.“ Hugh deutete auf das Meer, welches sich nur wenige Meter weit weg von der Hütte befand.
„Gut gut... ihr beiden... wenn irgendwas ist, keine Angst...“ er senkte etwas die Stimme „...auch wenn er aussieht wie ein gegrillter Eremit, Hugh ist ganz lieb und beißt nicht. Wenn ihr etwas braucht oder wollt, fragt ihn einfach.“
Shelley und Niki nickten fast zeitgleich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und damit verschwand Gabriel auch wieder in der Stelzenhütte.
Dolores zögerte einen kleinen Augenblick lang. Das Gemeinschaftszentrum war prinzipiell offen für alle und ein Besuch dort verwirrte sie immer in höchstem Maße. Einerseits konnte sie schon so etwas wie Mitleid für die Leute im Hole verspüren, die sich dort auch meist in größeren Zahlen aufhielten und oft nicht viel zu lachen hatten. Andererseits hielt sie sie doch alle für Gesindel - und zweifellos waren auch die meisten von ihnen Gauner, egal ob freiwillig oder nicht - dem man in jedem Fall am besten aus dem Weg ging.
Eigentlich hatte sie aber nichts Besseres zu tun und Celina schien nach guter Gesellschaft zumute zu sein. Und sie sollte verdammt sein, wenn sie gerade so etwas ausschlagen würde - Dolores Thomas, die ihren aktuellen Lebensstil nur damit finanziert hatte, eine gute Gesellschaft zu sein!
"Ich trinke gerne einen Tee mit dir, allerdings bin ich nicht sicher, ob ich die Einladung nicht ausschlagen muss und selbst bezahle. Immerhin hast du vorhin im Gegensatz zu mir anscheinend schon Geld für viel zu teure Kekse ausgegeben." Sie zwinkerte Celina zu und sah sich noch einmal kurz zu ihren Hecken um. Ethan schien die Arbeit beendet zu haben und ins Haus gegangen zu sein, in jedem Fall erwartete er aber offenbar keine schnelle Rückkehr seiner Lebensgefährtin. Also machten sich die beiden Damen auf den Weg ins Gemeinschaftszentrum.
Dolores stellte etwas überrascht fest, dass Celina ebenfalls eine angenehme Gesellschaft war - sie konnte sich gewählt ausdrücken, war überaus höflich und hatte mehr zu erzählen als nur Klatsch und Tratsch über die Bewohner des Villages. Nicht, dass Dolores etwas gegen Klatsch und Tratsch hatte - sie wusste gerne über alles Bescheid - aber ohne solche Themen fühlte sich die ganze Konversation irgendwie.. ehrlicher an. Nicht so falsch wie alles andere, was man sonst so im Village erlebte.
Schon von weitem konnte man erkennen, dass sich im Gemeinschaftszentrum ungefähr doppelt so viele Leute tummelten, wie das Village Einwohner hatte. Dies war nicht weiter ungewöhnlich, aber irgendwie schien das Treiben an diesem Tag hektischer und unkontrollierter zu sein als sonst. Dolores presste ihre Lippen aufeinander. War es wirklich so eine gute Idee, hier nun in Ruhe einen Tee trinken zu wollen? War es überhaupt möglich durch diese ganzen fremden Menschen zu laufen - Aufsicht hin oder her - ohne am Ende bis auf die Knochen ausgeraubt und nach Gosse müffelnd herauszukommen?
Celina blieb auch untentschlossen stehen, sagte aber erst einmal eine ganze Weile nichts und sah aus als wäre sie in tiefe Gedanken versunken. Dolores hüstelte einmal laut und das Mädchen sah sie an, als hätte sie eben erst gemerkt, dass sie auch noch da war. "Oh, ähm. Ja, das sieht ja ziemlich überfüllt aus.", meinte Celina etwas verlegen. Dolores nahm einfach an, es wäre ihr peinlich sie nun umsonst hierher geführt zu haben, also zuckte sie mit den Schultern und sagte mit einer energischen Kopfbewegung: "Nun, jetzt sind wir schon hier, jetzt sehen wir auch was die uns zu bieten haben." Sie war selbst nicht besonders überzeugt, aber sie wollte dem Kind die Verlegenheit ersparen.
Als die beiden näher herantraten, bemühte Dolores sich, mit möglichst erhobenem Haupt voranzuschreiten und gleichzeitig jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Dabei fiel ihr in der Entfernung das blaue Leuchten eines Haarschopfes auf. Offenbar eine Dame mit sehr eigenem Modegeschmack. Wo bekam man heutzutage überhaupt so eine Farbe her? Bestimmt nur geklaut oder aus irgendeinem Giftzeug gemischt. Plötzlich schien die Frau ihren Blick zu bemerken und Dolores drehte sich schnell wieder weg. Kein Blickkontakt verdammt.
Wie lange war es jetzt bereits her, dass Shelley das letzte Mal vor Zufriedenheit kaum mit dem Grinsen aufhören konnte? Eine Ewigkeit. Doch jetzt war es mal wieder soweit. Ein wunderschöner Strand, eine schick eingerichtete Hütte, Hugh Jackman und die Aussicht auf ein heißes Bad. Wenn sie nicht mal das strahlen lassen würde, könnte sie sich auch gleich den nächsten Dieben im Hole ins Messer werfen.
So sehr sie auch versuchte, an etwas anderes zu denken, so wenig bekam sie die Vorfreude auf warmes Wasser aus dem Kopf. Na los, jetzt frag ihn endlich!, wies sie sich in Gedanken selbst an und starrte immer noch leicht fassungslos auf den Ex-Schauspieler, der ihren Blick nur kurz darauf erwiderte. "Kann ich dir helfen, Shelley?"
Schon skurril. Die Tatsache, dass er mit ihr sprach, schockierte sie mehr als das plötzliche Auftauchen der Zombies sie damals schockiert hatte. Jedenfalls fühlte sich das jetzt so an. "Mister..." - "Hugh!" - "Mister... ne, nur Hugh... ich will nicht a-aufdringlich sein... oder klingen, aber... ich meine, Sie se-duuu siehst ja wie ich aussehe und... drinnen gibt es eine Badewanne und ich wollte nur wissen, ob es möglich wäre, dass ich unter Umständen Ih-deine... also, die Badewanne benutze?!" Bereits zu Beginn ihrer Ausführungen hatte Hugh wohl ziemlich sicher geahnt, worauf sie hinauswollte und spätestens ab der Hälfte begann er, zu grinsen, ließ sich aber nicht die Freude nehmen, ihr elendig verhaspelndes Auftreten bis zum Ende zu begutachten. "Fühl' dich heute Abend wie zu Hause!" Etwas Sicherheit kehrte zurück, genauso wie ihr Strahlen. "Danke,.... Hugh!"
Shelley drehte sich um und war drauf und dran, in die Hütte zu gehen, als ihr die dicke Stofftasche an der Seite auffiel. Schmutzwäsche. Vielleicht könnte sie die ja noch waschen? Ob Hugh eine Waschmaschine hatte? Einige Villager hatten eine, aber die Strandhütte sah nicht so aus. Sollte sie ihn einfach fragen? Das wäre ja noch dreister. Sie war ohnehin schon unverschämt genug gewesen, ihn nach der Badewanne zu fragen, ohne dabei ihre Hilfe bezüglich des Essens anzubieten. Erst mal baden.
Sie trat nun doch in die Hütte, lief lächelnd an Gabriel vorbei, welcher wohl gerade die Fischer-Utensilien zusammensuchte, und begab sich dann ins Bad, schloss die Tür. Zur Wanne eilend und am Hahn drehend, stellte sie fest, dass das Wasser tatsächlich warm zu sein schien. Perfekt. Der beste Tag aller Zeiten.
Shelley kramte die letzten sauberen Kleidungsstücke aus dem Beutel, ließ das Wasser ein und hing eben jene frische Kleidung sauber auf den Rand des Waschbeckens. Sie entkleidete sich und blickte in den großen Spiegel auf der gegenüberliegenden Seite des Badezimmers, musterte sich. Erstaunlich, wie ihr es ihrem Körper gelang, nicht erschreckend abgemagert auszusehen. Ein weiteres kleines Trostpflaster für ihr - noch heute morgen - sorgenvolles Gemüt. Abgesehen von ein paar winzigen, blauen Flecken an den Oberschenkeln und Dreck im Gesicht und an den Händen, war sie zufrieden. So zufrieden, wie sie eben mit sich sein konnte.
Sie stieg in die - sich langsam füllende - Wanne, seufzte entspannt auf und versprach sich selbst, nach dem Bad etwas weniger egoistisch zu sein. Schließlich waren Gabriel und Hugh die ersten Menschen hier, die nett zu ihr waren, ohne eine Gegenleistung zu verlangen.
Zitroneneis
08.08.2013, 19:32
Etwas unsicher war Celina schon, als sie das überfüllte Gemeinschaftszentrum sah. Bunt gemischt liefen hier Bewohner aller Sektoren in emsigem Treiben durcheinander.
Angst, Prinzessin?
Nicht wirklich.
So ganz behagte ihr der Gedanke trotzdem nicht, hier den Nachmittag zu verbringen.
Sicher, nicht alle Bewohner des Alpha-Sektors war Holes waren streitlustige Soldaten.
Nicht alle Bewohner des New-WHOs waren Wissenschaftler, die unschuldige Passanten entführen und an ihnen experimentieren wollten.
Und nicht alle Bewohner des Holes waren leprakranke Kriminelle, die versuchen würden, sie auszurauben und weiß Gott was noch mit ihr anzustellen.
Aber Celina war überzeugt, dass jeweils ein Exemplar von jeder Sorte mehr war, als sie jemals auch nur von Weitem erspähen wollte.
Die junge Frau wurde durch Mrs Thomas’ Hüsteln aus ihren Gedanken gerissen und stammelte verlegen einen ziemlich offensichtlichen Kommentar bezüglich der Menschenmasse.
Dieses gedankliche Abdriften musste wirklich aufhören!
Und dabei habe ich gar nichts gesagt.
Ja, Will. Und wenn das so bleibt, gibt es gleich Kekse.
Immerhin schien sich Mrs Thomas nicht allzu sehr an der Menschenmenge zu stören, also entspannte Celina sich etwas.
"Vielleicht gibt es hier auch ein weniger überfülltes Plätzchen", meinte sie hoffnungsvoll.
Während die beiden Frauen näher traten, fiel Celina eine blauhaarige Frau auf, welches sich mit Zeichenblock und Bleistift auf die Wiese gesetzt hatte. Ganz sicher war sie sich nicht, aber Celina glaubte, schon einmal irgendwo gesehen zu haben.
Bist du schon so senil, wie die Militär-Oma? Das Mädel hängt doch auch im Village rum.
Jetzt, wo du es sagst... ich habe sie dort wohl schon herumlungern sehen. Aber wie kommt so jemand an einen Platz im Village?
Du bist doch auch reingekommen.
Meine Güte! Selbst du musst zugeben, dass sie dort hervorsticht. Diese Haarfarbe... und die Stechereien erst...
Weiß nicht. So auffällig kann sie wohl nicht sein. Du vergisst sie ja anscheinend schon, wenn du dich umdrehst. Vielleicht ist sie ja eine wandelnde Amnesie-Wolke? Oder du wirst doch einfach alt.
Celina tat so, als hätte sie den letzten Satz nicht gehört und setzte ihren Gang zum Gemeinschaftszentrum fort. Als sie relativ nah an der jungen Frau vorbeischritt, glaubte sie ein leises Fluchen zu hören - auf Französisch.
Warum gab es im Village so viele Franzosen? War der Kerl, der bei Mr Jackman lebte nicht auch Franzose? Vielleicht gehörten sie ja zusammen?
Wobei auch das Fragen aufwarf.
Fragen, die Celina nicht weiter verfolgen wollte. Im Grunde konnte es ihr auch egal sein. Die Haarfarbe war seltsam aber keine allzu große Beleidigung für’s Auge und die junge Frau schien nicht besonders interessiert an Gesellschaft.
Zudem bemerkte Celina Mrs Thomas’ skeptischen Gesichtsausdruck. Schnelles Weitergehen war wohl angesagt.
Im Gegensatz zum restlichen Gemeinschaftszentrum war das kleine Café überraschend leer. An den wenigen Tischen hatte bis auf einen Mann im Kittel, der ein Buch las und zwischendurch an einer Tasse nippte, niemand Platz genommen.
Celina war unschlüssig, ob das in dieser Situation gut oder schlecht war, allerdings sprachen die sauberen Tische und das gepflegte Äußere der Kellnerin dafür, dass man hier wohl immerhin etwas trinken konnte, ihne sich Herpes einzufangen.
"Nun, das sieht doch wie ein halbwegs ordentlicher Ort aus", bemerkte Celina erleichtert. "Ich werde mich sicher nicht beschweren, ein wenig abseits vom Trubel zu sitzen. Und Wert auf Ordnung scheint man hier auch zu legen."
Die Karte war natürlich bei Weitem nicht so umfangreich wie sie hätte sein können, aber einige Teesorten waren doch vertreten.
Und anscheinend akzeptierte man hier, wenn Gäste mitgebrachte Speisen verzehrten.
"Mrs Thomas", begann Celina, nachdem sie sich eine Tasse Earl Grey mit Milch bestellt hatte. "Kann ich Ihnen, wenn es kein Tee sein soll, denn wenigstens einen Keks anbieten? Ich habe so viele, dass ich sie schwerlich alleine verzehren kann."
Hey, was soll das denn!? Besorgt um deine Figur, Prinzessin?
Ganz ruhig, Will. Du bekommst deinen Anteil auch noch.
Celina stellte die Keksschachtel in die Mitte des Tischs und nahm sich selbst einen. Sie schmeckten in der Tat nicht übel, sobald man sie nicht mehr in der prallen Sonne aß. Obwohl ihr etwas Melone dennoch lieber gewesen wäre.
Als jedoch eine dampfende Tasse vor ihr abgestellt wurde, war aller Unmut verflogen.
Langsam hob Celina die Tasse an die Lippen und seufzte zufrieden.
"Fast wie zu Hause..."
Ligiiihh
08.08.2013, 19:43
Niki war hin und weg. Die Schönheit des Strandes schmeichelte seinen Wangen, die plötzlich ganz rot wurden. Er fühlte sich ein wenig falsch und war jeder Sekunde dankbar, in der er dies hier genießen konnte. Er schaute in jede mögliche Richtung, beobachtete, wie Shelley etwas zierlich wirkend sich mit Mister Jackman unterhielt und anschließend von dannen zog. Dann setzte er sich hin, seine Knie umschließend, und starrte in die Weiten des Ozeans, bis hin zum unendlich lang wirkenden Horizont.
"Alexis...", sprach er leise in das Rauschen der Meereswellen, nichts erwartend.
Ein starker Schulterschlag war zu spüren, als Hugh die Ruhe Nikis unterbrach: "Kleiner! Gibt's da was umsonst?"
"Uh... uhm... i-ich war so lange nicht mehr draußen... d-da will ich eigentlich nur alles mal anschauen..."
"Verstehe! Und...", setzte er zu fragen an, "...mal 'ne komische Frage. Du kennst mich nicht, oder?"
"Nun äh... ich...", faselte Niki, von der Frage etwas verwirrt, "...S-Sie heißen Hugh Jackman und s-sind ein Freund v-von Herrn Gabriel...?"
Hugh lachte selbstironisch: "Ha ha, schon gut, Kleiner! Du schaust wohl nicht so viele Filme?"
"Meine Eltern haben mir früher nie erlaubt, ins Kino zu gehen... manchmal durfte ich fernsehen..."
"Oh, so sieht's aus... Kleiner, ich unterhalte mich gerne, aber ich glaube, ich mache uns erstmal ein kleines Strandlagerfeuer! Kommst du mit?"
Als ob "Nein" jetzt wirklich eine Antwortmöglichkeit gewesen wäre. Niki nickte mit dem Grinsen eines kleinen, verspielten Kindes und folgte Hugh ein paar Meter weiter zu einem Steinkreis. Dort kramte Hugh einen Zündstab aus dem dortigen Fundus heraus, den er Niki von allen Seiten präsentierte.
"Dieses Baby hier ist super praktisch. Du glaubst gar nicht, wie viel mich das gekostet hat. So ist die Welt verkommen..."
"S-Sollten wir dann nicht lieber sparsam damit umgehen...?", fragte er, bevor Hugh noch irgendwas anstellen konnte.
"Hm? Na ja, aber was sein muss, muss sein, Kleiner. Wenn du nicht zufällig Sushi rollen kannst, würde ich schon gerne meinen Fisch gegrillt haben."
"W-Warten Sie! I-Ich habe da etwas...!", hielt er Hugh davon ab, den Zündstab einzusetzen. Er legte mehrere Stöcke zusammen und nahm sich selektiv zwei Steine aus der Umgebung in die Hände. Er stieß sie mehrmals gegeneinander, wie man es aus Filmen kannte.
"Kleiner, sowas funktioniert doch nur in Filmen", meinte Hugh ungläubig, "ich meine, ich muss es wissen. Ich war ja mal-"
Und PING! Mehrere Funken sammelten sich in dem Holzhaufen, den Niki vorher ausgelegt hatte. Er hielt seine Hände verdeckt drüber, pustete mehrmals, versuchte es kurz wieder mit den Steinen und pustete weiter. Dann war ein lautes Flackergeräusch zu hören. Niki zog verschreckt die Hände zur Seite, wedelte sie ein bisschen in der Luft und bemusterte dann sein Ergebnis.
"Ehehe... i-ich denke, das geht...? I-Ich meine, es ist nicht so groß geworden, wie erhofft, a-aber..."
"Kleiner!", unterbrach Hugh ihn in seiner Selbstkritik, "Das ist ja Wahnsinn! Unglaublich...! Du hast was drauf, Junge!"
Verlegen legte Niki seine rechte Hand hinter seinen Kopf: "D-Da habe ich nur Wissen a-aus meiner Bildung angewendet, w-weiter nicht..."
Hugh pfeifte kurz, nach Gabriel Ausschau haltend: "Ey, Kumpel! Bist du hier? Schau mal, was der Junge kann! Der hat aus dem Nichts Feuer gezaubert! Starke Sache, was?"
Die Vöglein zwitscherten weiter ihre Lieder, und Prudence genoss die Natur. Herrlich. Fast wie zu Hause. Genüsslich schlenderte sie über einen verschlungenen Pfad in Richtung des Gemeinschaftszentrums. Schon von weitem konnte sie diesen..diesen...Kriminellen Ausländer sehen. Der, der sich bei dem berühmten Filmschauspieler eingenistet hatte und auf seine Kosten lebte. Ja dieser Schauspieler, der nun verschiedene Kräuter anbaute und Fische fing und sich allgemein ganz vorzüglich in der Gemeinschaft engagierte. Und ausgerechnet dieser stattliche Mann hatte sich...so einen arbeitsscheuen Afrikaner in sein Haus geholt. Das KONNTE Prudence nicht gut heißen! Und wie er schon da lief! Mit einer schmutzigen Freundin anscheinend auch noch...und war das da ein Kind? Prudence konnte das Gesicht des kleinen Jungen nicht sehen, aber er war ganz sicher das Produkt aus einer Liebesnacht in jungen Jahren. Wie alt mochte dieser Iraker bei der Zeugung wohl gewesen sein?! Nunja. Gute Sitten sind eben nicht in allen Ländern zuhause. Auf das gemurmelte „Guten Tag Miss McAldrin“ ging sie gar nicht ein und stolzierte erhobenen Hauptes weiter ihren Weg. Nicht einmal die einfachsten Regeln der Kommunikation beherrschte dieser langhaarige Marokkaner!! Unfassbar! "Miss"?! Sah sie etwa aus wie eine alte, verbitterte Jungfer! Sie war Mrs. General McAldrin, eine stolze australische Frau!
Am Gemeinschaftszentrum angekommen gönnte sich die alte Dame eine Pause auf einer der Bänke nahe einer großen Wiese. Sie schloss gerade die Augen, als sie die Worte "Merde! Merde Zombies!" hinter sich hören konnte. Vorgetragen in einem Tonfall, der doch sehr eindeutig klang. Als ihre bösen Blicke nichts halfen, stand sie auf und näherte sich der Quelle dieser Schimpftirade, einer jungen Frau mit blau gefärbten Haaren und zerrissener Kleidung. Überall um sie herum lagen Zigarettenstummel, zerknülltes Papier und sonstiger Müll. Was für eine Schande! "JUNGE DAME!" polterte Prudence los. "Was soll das denn?! Räume sofort deinen Müll hier weg! Und wie siehst du eigentlich aus?. Sie war schließlich nicht umsonst Ehefrau eines Generals.
Alice hatte sich vor gut einer halben Stunde im zeichnen eines kleinen, grauhaarigen Jungen verloren, den sie zuvor nahe des Gemeinschaftszentrums gesehen hatte. Wenn sie auch sonst keine Antriebe und Motivationen mehr besaß, wenn der Zeichnergeist sie packte, war sie wie eine Besessene. Sie war gerade dabei, letzte Details ihres Werkes mit dem Bleistift einzuarbeiten, als eine unsanfte Stimme sie in noch unsanfterem Ton aus der Ekstase riss.
"JUNGE DAME! Was soll das denn?! Räume sofort deinen Müll hier weg! Und wie siehst du eigentlich aus?
Einige Atemzüge lang starrte Alice der spießig gekleideten Leiche entgegen, die sie soeben angebrüllt hatte, nicht sicher, wie sie reagieren sollte, während sie im Mund noch einen Bleistift klemmen hatte.
"...Äh... meinen Sie misch?"
Keine Sekunde später wurde ihr klar, dass das eine sinnlose Frage war. Die Oma, so senil sie vielleicht auch war, hatte sicher nicht mit den Grashalmen hinter ihr gesprochen. Der empörte Blick Selbiger bestätigte ihren Gedankengang.
Alice zog es vor, zuvorderst nachzudenken, um wen es sich bei ihrem Gegenüber handelte. Ihre Synapsen arbeiteten, denn sie hatte das Gefühl, diese Frau, wenn man sie noch so nennen konnte, von irgendwoher zu kennen. Etwa eine halbe Minute dauerte es, bis es in ihrem blauhaarigen Köpfchen knallte.
Ah, das ist die alte Heuschrecke, die im Village immer mit kleinen Kindern rumhängt und gute Miene macht, obwohl sie jedem x-beliebigen, armen Schwein ein Eisenrohr in den Arsch rammen würde, wenn es nur ihren Zielen dient. Dafür braucht es nicht viel Menschenkenntnis. Was will die von mir?
Alice hatte nicht die geringste Lust, die Sache totzuschweigen, also legte sie, ohne großartig ihre Worte abzuwägen, los.
"Gans ruig, Jo'anna Booysón, isch räum das schon aúf, wenn isch ier fertíg bin! Kúnst ist nunmal ein Durscheinandér, aber davon verschte'en Sie wohl níx! Und main Ausse'en hat Sie überaupt níscht zu ínteressieren! Isch glaubé, so wie Sie ausse'en, wären Sie sogar für blaue Haaré dankbar!"
Dem letzten Satz ließ Alice die vordere Hälfte ihrer Zunge folgen, wohlbedacht, dass die Granny auch schön das Piercing sehen konnte.
Die Reaktion war angenehm und doch nicht; Das Biest tobte und zeterte unverständlichen Kram in einer anderen Sprache als Englisch, so dass sie es, dem Herrn sei dank, nicht verstehen konnte. Dennoch dünkte es Alice, dass es das gewesen war mit ihrem friedlichen Nachmittag auf einer friedlichen Wiese.
Angefressen packte sie zuerst den Müll, dann ihr Zeichenset und schließlich das fast fertige Bild des Jungen in ihren kleinen Rucksack, ließ es sich aber nicht nehmen, einer spontan Eingebung folgend beim Aufstehen von der Wiese eine Zigarette anzuzünden, kräftig daran zu ziehen und - bevor diese reagieren konnte - mit voller Seele den Rauch in das vor Falten überlaufende Gesicht des Störenfriedes zu blasen.
"Tu peux toujours te gratter!"
Mit diesem gefluchten Satz sauste der blauhaarige Wildfang Richtung Gemeinschaftszentrum davon, hoffend, dort einen neuen Platz zum Zeichnen für den restlichen Tag zu finden.
T.U.F.K.A.S.
08.08.2013, 21:15
"Sheit.", sagte Lexi und schnippte die Zigarette weg. Der letzte Krümel Tabak war aufgebraucht. Naja, eigentlich war noch etwas übrig, aber mehr als nötig konnte bekanntlich nciht schaden. Heute würde wohl niemand reinschneien um groß Arbeit zu machen. Entsprechend stiefelte sie zurück in die Waffenkammer, die Tür offen haltend.
"Ajax, ich bin mal kurz unterwegs Richtung Village - halt' hier mal eben die Stellung."
Krachend fiel die metallene Tür hinter ihr zu, als sie sich auf den Weg machte. Die schwülwarme Tropenluft schien so dick dass man sie mit einem Messer entzwei schneiden konnte, Moskitos so groß wie Buicks schwirrten wie zu dieser Jahreszeit üblich herum, hinterließen hier und da Mückenstiche so groß wie der Mount Everest auf ihren Opfern. Die Opfer waren meistens die Soldaten unter Vantowers' Führung, die ständig ihre halbverrosteten Scheißknarren vorbeibrachten. Während sie darüber philosophierte und mit wackeligen Schritten über die Brücke ging, kramte sie aus ihrer Tasche die Kopfhörer samt Walkman im lila-gelben Streifenmuster, welcher ihrem Bruder gehörte, setzte den Walkman auf und drückte Play (http://youtu.be/FYH8DsU2WCk?t=1m17s). Hoffentlich würden die Batterien noch reichen bis zu Gabriels Hütte. Das Barret verdeckte zumindest den Tragebügel der Kopfhörer. Ein bisschen. Aber es war wohl trotzdem offensichtlich, dass sie rein akustisch nichts von ihrer Umwelt mitbekam.
Sich gleichzeitig an dem über die Brücke partroullierenden Kerl vorbeizuquetschen und zu salutieren war bis jetzt die körperlich anstrengendste Aufgabe des Tages. Es würde hoffentlich nicht schlimmer werden. Das Letzte, worauf sie heute Bock hatte war großartige sportliche Aktivitäten. Einer der heißesten Tage des Jahres, da schwitzte sie bereits so schon heftig. Leise hechelnd kam sie zur Grenze zwischen Sektor Alpha und dem Village, salutierte kurz und trat ein in das, was zur Zeit der Apokalypse quasi das Äquivalent war zu gutbürgerlichen Reihenhaussiedlungen. Das war wohl der Grund warum einige Leute diesen Bereich auch die "Burbs" bzw. "Suburbs" nannten - vor allem mit all den bewaffneten Sicherheitskräften war es wie das perfekte Paradies für überprivilegierte Weiße. Anders als die Hintergassen der Bronx, in denen sie aufgewachsen war.
"Scheiße, Lex, mach' einfach die verdammte Tür auf, ja? Die sind mir auf den verkackten Versen, verdammte Sch-FUCK MACH' DIE TÜR AUF! ÖFF-NE-DIE-VER-FICK-TE-TÜR!"
Jede Silbe der letzten Worte gefolgt von einem Bollern gegen die Wohnungstür.
"Lexi! Mach' die Tür auf und lass' uns zivilisiert darüber reden, du ••••••••!"
Hätte sie ihn damals einfach reingelassen, wäre es nie so weit gekommen. Sie wäre nicht hier. Sie wäre drüben bei ihren Eltern. Wäre nicht komplett auf sich alleine gestellt mit einer aufgabe, die einfach nicht erfüllbar war. Einer Aufgabe, die sie einfach nicht verdrä-"Ah, shit, Show'n'Tell, da war ja was.", unterbrach sie ihren Gedankengang. Es war merkwürdig, in letzter Zeit kroch es immer wieder in ihre Gedankenwelt, diese Erinnerungen an alte Zeiten. An alte, alte Zeiten, die sie eigentlich längst hinter sich hätte lassen sollen, mit dem Weltuntergang und all dem SCheiß. Doch gleichzeitig war es vielleicht auch gut, ein anderes Ziel zu haben, als bloß auf dieser Insel alt zu werden und zu überleben.
Gott, sie musste von dieser Insel runter. Lagerkoller oder sowas. Bestimmt.
Als sie an den improvisierten, aber dennoch den Umständen entsprechend halbwegs nett hergerichteten Behausungen vorbeischlenderte, die Bewohner beobachtete bei ihrem Tagewerk (sei es nun faul in der Sonne zu liegen oder ebenso improvisierte, teilweise extrem kleine Felder zu bestellen) und sich weiterhin von der Insel wegzubeamen wünschte, erreichte der Duft von getrockneten Tabakblättern ihre Nase. Der Anflug eines Grinsens kam über ihr Gesicht. Sie war nahe dran.
Hier war es, ihre Nase enttäuschte sie was das anging nie. Sie kam alle paar Wochen spontan vorbei, meistens genau dann wenn Gabe mal nicht am Platz war. Wenn dem so war, schien es ihr beinahe als wäre er einer der wirklich wenigen halbwegs normalen Leute auf dieser gottverlassenen Mistinsel. Lexi nahm die Kopfhörer ab, schaltete den Walkman aus und verstaute beides in der Tasche, bevor sie an der Tür zur Mini-Plantage klopfte.
"Yo, irgendwer da?"
Keine Antwort. Vor der Tür war eine kleine Papiertüte drapiert worden, auf der ihr Name geschrieben stand. Bei genauerer Betrachtung...
"Oh ja, sehr gut.", entfuhr es ihr, als sie mit geschlossenen Augen an der geöffneten Tüte schnüffelte und breit zu grinsen begann. "Trés manifique...", murmelte sie und machte sich auf den Rückweg, zuvor das Tütchen in der Tasche verstauend. Ihre Finger streiften den Notizblock, der ebenfalls hier verstaut war und welchen sie herauszog, noch einmal studierend was zum Geier sie geschrieben hatte.
"Instruktionsvideos wie man am besten wohin schießt, um die Viecher kampfunfähig zu machen. Es wäre wie diese Instruktionsvideos auf VHS - ich erinnere mich noch an das eine, wo sie über Feuersicherheit gerappt haben und so. Sowas in der Art, vielleicht genau auf die Zielgruppe ausgerichtet wie auch das Feuersicherheitsvideo. Aber um Gottes Willen, ich werd' ganz bestimmt nicht dastehen und rappen - so sehr zum Arsch machen muss ich mich dann auch nun wieder nicht. Da kann ich ja gleich Ajax vor die Kamera zerren, und der würde das wahrscheinlich tausendmal besser hinkriegen als ich." Sie unterbrach ihren eigenen Gedankengang, der Bleistift zauberte dennoch Schlagworte wie "Instruktionsvideo" und "Kamera" auf die aufgeschlagene Blockseite - wobei sie nicht bemerkte, dass sie mitten im Weg stand. "Sheit, moment, aber rappende Soldaten will niemand hören - ich muss das Image dieser Penner nicht noch mehr durch den Dreck ziehen als sie es bereits von selbst tun. Oh Gott, ich gehöre auch dazu, oder? Sheeeeeiiiiit, als hätte ich Ahnung wie man die blöde Zombieapokalypse aufhält, was 'ne Scheiße..."
"Hey, Blondie, macht es dir was aus ein paar Meter zur Seite zu gehen?"
"Soll sich der Typ doch selbst drum kümmern in seinem Rapunzelturm..."
"Hey, ich rede mit dir! Würde es dir...?"
Sie drehte sich um, ein fast schon grimassenartiges Lächeln auf dem Gesicht. Vor ihr stand ein gutbürgerlich gekleideter junger Mann im halbzerrissenen Anzug, dessen verschwitzte, frisch rasierte Glatze die Sonnenstrahlen zu reflektieren schien. Er schien nun deutlich eingeschüchtert, obwohl Lexi der Meinung war, dass sie an und für sich ein freundliches Gesicht aufgesetzt hatte. "Ich... ich muss nur vorbei.", sagte er verwirrt, schob sie sachte zur Seite und ging seiner Wege, nach und nach mehr Tempo aufnehmend bis er aussah, als ob er den Guiness-Rekord im Walking brechen wollen würde. Falls diese noch Rekorde dokumentierten, natürlich.
"Huh, nun das war merkwürdig...", murmelte sie und studierte abermals den Block. All diese Schlagworte waren gut genug um zumindest ein halbwegs ausgewachsenes Konzept auszuarbeiten. Sie ging schnellen Schrittes erst zurück zur Waffenkammer, checkte die Lage und begab sich mit zwei frisch aufgemöbelten Schusswaffen (eine abgesägte Schrotflinte Typ Browning und eine Pistole P7) direkt danach in Richtung des Gemeindezentrums - vielleicht würde sie nach ihrem Botengang dort ein wenig verbleiben, um zumindest was Halbgares zu zaubern, Den Rest würde sie improvisieren. So wie damals in der High School.
Gabriel wühlte sich gerade durch einen Wandschrank, verschob hier und da ein Teil Gerümpel nach dem anderen. Eigentlich wollte er doch nur das verfluchte Fischernetz haben...
Er hörte wie sich die Türe öffnete und sanfte Schritte im Flur erklangen, ein kurzer Blick über seine Schulter und er konnte Shelley sehen, welche ihn anlächelte und sogleich im Bad verschwand.
Gabriel kramte flink weiter und nach einer halben Minute des ziellosen Suchens fand er endlich das große Fischernetz welches er sich über die Schulter warf.
Das Rauschen des Wassers ließ Gabriel wissen, was Shelley tat „Ah, mon Dieu hoffentlich kann sie das genießen und sich entspannen.“
Der junge Franzose schloss den Schrank wieder und machte sich langsam auf den Weg nach draußen als er bereits die Stimme von Hugh hörte.
"Ey, Kumpel! Bist du hier? Schau mal, was der Junge kann! Der hat aus dem Nichts Feuer gezaubert! Starke Sache, was?"
Gabriel steckte schnell den Kopf aus der Türe und sah hinab zum Grillplatz. Dort knieten Niki und Hugh vor einem kleinen, knisternden Feuer. An und für sich wäre das nichts so besonderes wenn er nicht auch sehen könnte, das Hugh mit einem nicht angezündeten Zündstab und Niki mit zwei Steinen in den Händen vor dem Feuer sitzen würde.
„Hat der Kleine...?“
„Worauf du wetten kannst!“
Mit einem immer noch währenden Grinsen zog sich Gabriel sein T-Shirt aus, ebenso wie seine Sandalen. Einzig seine Hose behielt er an während er langsam auf das Meer zuging, sich währenddessen das Fischernetz um den Oberkörper zurrte und fühlen konnte, wie sich das angenehm warme Wasser über seine Fußrücken ergoss.
Er drehte sich kurz um und winkte Hugh zu, ehe er weiter ins Meer ging und sich irgendwann in die Fluten stürzte. Hugh vertraute ihm mittlerweile, immerhin ging Gabriel seit einiger Zeit fast jeden Tag raus ins Meer und kam ab und an auch mit einem dicken Fang zurück.
Ausserdem war es ein schöner Ausgleich zu früher. Paris war ein genialer Ort gewesen um Sport zu machen, zu laufen, zu klettern und sich dabei ab und an fast das Genick zu brechen. Aber auf Wallis et Futuna? Die Wachen würden ihn vermutlich in eine Zelle stecken und die Dächer der Hütten im Hole unter ihm zusammenbrechen.
Im Meer schwimmen war dann doch verlockender, in vielerlei Hinsicht. Sich selbst zu stählen und fit zu halten war in Welt von heute ziemlich wichtig.
„Ce soir, il est délicieux poisson“
Gabriel war vielleicht eine dreiviertel Stunde weg, der Grillplatz war mittlerweile komplett vorbereitet. Campingstühle für jeden, ein heißes Feuer über dem ein benutztes Grillrost hing zierten den kleinen Platz vor Hughs Stelzenhaus.
All das konnte der junge Franzose mittlerweile wieder sehen. Langsam, an seiner Hüfte drei dicke Fische im Netz eingewickelt, stapfte er wieder an Land.
Sein Körper glänzte vor lauter Nässe, die schwarzen Haare hingen feucht in seinem Gesicht.
Er hob seinen Arm und winkte ausschweifend so lange, bis ihn Hugh wieder sah, der freudig zurückwinkte.
Es dauerte nicht wirklich lang bis er an dem kleinen Grillplatz angekommen war. Gerade in diesem Moment kam auch Shelley auf die Dachterasse gestapft, eines der großen, an die Leute im Village ausgeteilten, Badehandtücher war um sie geschlungen.
„Madame, das Essen ist da.“
Shelley stand - ihren Körper unter dem großen Badehandtuch verbergend - auf der Dachterrasse und ließ sich den Meereswind durch die feuchten Haare wehen. "Ich komme, Gabriel!", rief sie dem Franzosen strahlend entgegen, der gerade erst aus dem Meer kam und offenbar erfolgreich gewesen war. Sie genoss den Moment, schloss für eine Weile die Augen. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal Zeit unter solch luxuriösen Umständen verbringen durfte, mit so großzügigen und freundlichen Personen.
Es war alles wie früher, bloß hatte sie die Schönheit dieser Momente - der täglichen, kleinen Glücksmomente - natürlich nie so wertschätzen können, wie jetzt. Momente, die einen am Leben hielten, dafür sorgten, dass man nach tage- und wochenlangem Zweifeln doch wieder einen Sinn darin sah, weiterzukämpfen.
Ihre Ansprüche waren wohl nur bedingt gesunken. Natürlich wusste sie, dass es nicht jeden Tag etwas Gutes zu Essen und ein heißes Bad geben konnte. Nicht jeden Tag hatte sie die Gelegenheit, mit netten Menschen an einem Strandfeuer zu sitzen, zweifellos. Doch in den Träumen war immer noch alles wie früher. Ihr Unterbewusstsein wollte sich nicht damit abfinden, dass dies die Welt war, wie sie für immer und ewig bleiben sollte. Und so hoffte dieser winzig kleine - und doch so bestimmende - Teil in ihr, dass die Welt so werden würde, wie sie war, dass Kinder wieder in heilen Verhältnissen aufwuchsen konnten, dass irgendwer in ihr das Feuer entfachte, welches Ian auf einen Schlag hat verpuffen lassen und dass sie wieder die werden konnte, die sie selbst immer mehr vermisste. Das einfache, aber glückliche Mädchen mit Wünschen und Träumen, das nicht bei allem was es tat daran denken musste, was für sie herausspringen könnte.
Shelley verließ die Terrasse, um zu Niki, Hugh und Gabriel stoßen zu können. Alles, was sie jetzt wollte, waren ein gutes Essen und ehrliche Gespräche.
Dr. Alzheim
11.08.2013, 12:51
Und wieder stand er da, auf einem der oberen Stockwerke - wohl das vierte, wenn er die Auszeichnungen richtig betrachtet hatte - des so genannten Gemeinschaftszentrums und blickte auf die See im Osten. In Mantel und Fellmütze, auch wenn es nicht der Temperature wegen war, stand er da, die Hände hinter dem Rücken ineinander liegend und auf die See blickend. Irgendwo dort draußen lag die Welt, die er bereist hatte. Als Offizier der roten Armee, dann nach dem Zusammenbruch seiner Heimat als Söldner einer Organisation, bis schließlich Gesundheit und Alter seine Laufbahn beendet hatten und ihn zu einem alten Mann im Ruhestand machten. In solchen Momenten musste er lächeln. Nicht, weil es ein für ihn lustiger Gedankengang war, sondern weil er sich nur all zu gerne dem Vodka hingeben würde, aber hier in dieser Anlage an keinen kam. Gesundheitlich sicher von Vorteil wie auch von psychischer Seite her, wo ihm das doch ein Lächeln entlockte. Auch hatte man ihm bislang nicht wirklich etwas ähnliches wie Aufmerksamkeit gewidmet, war er doch ein eher älterer Mann, der für sich blieb.
"Радостно я повернул бы время назад" (Gerne würde ich die Zeit zurück drehen) murmelte Ivan, den Blick weiter auf die See gerichtet. Zum Beispiel der eine Einsatz in Afghanistan, bei dem sein Neffe Igor Dolvich im Kugelhagel ums Leben kam, was schon... Jahre... zurück lag. Dann die Alkoholsucht, der er nur dank seines guten Freundes Helmut Grunter die Stirn bieten konnte, doch selbst er lebte nicht mehr. Auch die Kontakte zu anderen aus der Söldnerorganisation war abgebrochen, seit Ivan im Ruhestand war. Ob sie überhaupt noch am Leben waren oder wie diese wandelnden Kreaturen, die allgemeinhin als Zombies bezeichnet wurden, durch die Gegend schlurften, das wusste er nicht. Und wollte er es überhaupt wissen? Und was brächte es ihm? Er war eigentlich recht froh, dass niemand ihm wirkliche Beachtung schenkte. Ein alter Russe, der für sich blieb und nur auf die See blickte erregte wohl nicht genügend Interesse, um sich mit ihm auseinander zu setzen. Er würde der Dinge warten, die da kommen, so wie zu seiner Zeit als aktiver Söldner auch.
Um die Militärs machte er sich keine all zu großen Gedanken. Militärs hatten vor dem Vorfall schon immer nach der Macht gegriffen und entgegen der Vernunft Entschiedungen getroffen. Wer nützlich war und kooperierte, konnte ein nahezu sorgenfreies Leben haben, wenn er sich nur dem Willen des Militärs unterwarf. Wer sich nicht mit den Militärs arrangieren wollte, dem blühte machtiger Ärger. In seiner Heimat Russland wurde das recht häufig mit Regimekritikern zelebriert, die urplötzlich in Gefängnissen und Straflagern verschwanden. Da hatte es Ivan doch etwas leichter. Er alt alter Mann von knappen sechzig Jahren, der nur einige Brocken deutscher und englischer Sprache sprechen konnte, wurde nicht sonderlich beachtet. Auch war es bei den vielen Menschen nicht gerade einfach, neue Kontakte zu knüpfen, waren sie doch alle irgendwie damit beschäftigt, das Beste aus der Situation zu machen. So hatte es für ihn zumindest den Eindruck. Und wie in jedem Land gab es auch hier Menschen, denen es besser ging als anderen und diese anderen waren, wie ebenfalls in jedem Land, die deutliche Mehrheit. Womit für Ivan klar war, dass egal wer die Herrschaftsgewalt inne hatte, dass das System an sich doch immer das selbe war.
Nur scheinbar nicht auf See, dachte er sich beim Blick durch die Glasfront vor ihm.
In den Ecken, kaum wahrnehmbar, weil die Menschenmassen, die sich im Gemeinschafteszentrum ausfhielten, sei es weil sie eine Auszeit brauchten, vom Alltag, der sich im Hole den armen Leuten bot, oder weil einige der Hole-Bewohner Kontakt mit Villagern aufnehmen wollten, schließlich kannten sich einige, auch wenn das nicht automatisch hieß, dass diese das Loch verlassen und sich ins Village einquartieren konnten, da das Militär solche Absichten zu unterbinden wusste, sich dort heute wieder so verdichteten, schließlich reden wir hier immernoch von einem Wochentag, an dem noch immer normal gearbeitet wurde, auch wenn das bei einer Zombiegefahr natürlich schlecht anders möglich war, musste man doch noch immer der Tatsache eines möglichen Angriffs, auch wenn das Militär sein bestes gab, um diese untoten Kreaturen vernzuhalten, aber man wusste ja nie, dass man sich an manchen Stellen kaum bewegen konnte, ohne gegen irgendjemanden zu rempeln, was wiederum ein gutes Geschäft für Diebe war, konnten die Bestohlenen niemals herausfinden, welcher der vielen Rempeller sie nun bestohlen hatte, eine gute Tarnung, sozusagen, standen vereinzelt zwielichtige Gestalten, die, immer darauf bedacht, nicht auf einen der Soldaten zu stoßen und sich nicht nur zu verraten, sondern gleichzeitig geschnappt und in den Gefängnistrackt des Militärs gesteckt, im Zweifelsfalle wohl, um ein Exempel zu statuieren, hingerichtet zu werden, ihre "magischen Mittelchen" an den Mann brachten, aber genauso schnell, wie sie gekommen auch wieder verschwunden waren.
Matt betrachtete die unterste Etage des Gemeinschaftszentrum und wusste, dass es nicht allzu schwer werden würde, sich hier unbemerkt zu bewegen. Was er am Abend machen sollte, sobald die meisten Besucher verschwanden, wusste er noch nicht genau, aber es war ja nicht das erste mal, dass er sich unter den Nasen des Militärs vor ihnen verborgen hatte. Zuerst einmal würde er aber versuchen, Ebene 4 zu erreichen. So watete er durch die Menschenmassen hindurch, vorbei an anderen Dieben, die vergebens versuchten, ihn um seine nicht vorhandenen Besitztümer zu erleichtern und wohlhabenderen Leuten, deren Taschen nur danach riefen, erleichtert zu werden. Das letzte, was Matt jetzt allerdings brauchte, war Aufmerksamkeit, weshalb er bis auf weiteres keinen weiteren Taschendiebstahl mehr zu versuchen, zumindest, soweit, wie er es vermeiden konnte.
Zuallererst besuchte er die sanitären Einrichtungen, hatte Matt es doch dringend nötig, sein schweißnasses Gesicht zu waschen und überhaupt den groben Dreck auf seiner Kleidung zu entfernen, damit man ihn nicht sofort mit dem Hole in Verbindung brachte. Danach stieg er die Treppen empor, bis er letztlich die Lounge auf Ebene 4 erreichte, die im Vergleich zum Erdgeschoss noch relativ leer war, bis auf einige vereinzelte Personen.
31.Juli 2013, 16:35
The Hole, "Sin Heaven"
Das "Sin Heaven" war einer der wenigen Orte auf der Insel, an dem man sich tagsüber ungesehener bewegen konnte, als nachts.
Zudem hatte Shoana, die Besitzerin des Bordells, nachts eher wenig Zeit. Deshalb war es später Nachmittag, als Aileen zum vereinbarten Treffen durch die Hintertür eingelassen und durch die überhitzten Gänge zum Zimmer der Gastgeberin geführt wurde.
Der Türsteher wies wortlos auf den schweren Samtvorhang, den Shoana wer weiß woher aufgetrieben hatte. Sie war eine der einflussreichsten Personen im Hole, quasi die Königin der "Unterwelt" und der Großteil des Handels lief über sie. Da Aileen wusste, dass man es sich mit Shoana besser nicht verscherzte, führte sie - dank etwas diplomatischem Geschick und einer Menge seltener Waren - eine rege Handelspartnerschaft mit der Puffmutter. Solange sie nützlich waren und dem Heaven nicht nennenswert die Geschäfte versauten, genossen Aileen und Abraham sogar einen gewissen Schutz. Und um dieses Wohlwollen und diesen Schutz zu sichern, ging eine gute Hälfte der erbeuteten Munition zu einem Freundschaftspreis an das Heaven.
Wie immer fühlte die Irin sich nicht besonders wohl, als sie den schweren Vorhang beiseite schob und Shoanas Räumlichkeiten betrat. Es war ein fensterloser, Räucherstäbchengeschwängerter Raum, der in seiner tropischen Hitze jedem außer Shoana selbst heftige Schweißausbrüche bescherte. Ansonsten spottete das Besucherzimmer geradezu jeder andern Ecke des Holes, einschließlich des restlichen "Sin Heavens", denn es war für Apokalypseverhältnisse äußerst eindrucksvoll eingerichtet, mit teuren Stoffen und seltenen Gegenständen, von denen einige fremdartige Statuetten aus Holz oder Elfenbein waren. Vielleicht afrikanischer Herkunft. Es herrschte nur dämmriges Licht, dass von den Kerzen stammte, die überall im Raum verteilt waren.
Aileen wich ein paar auf den Boden stehenden aus, als sie auf den Mahagonitisch zusteuerte, an dem all die Geschäfte des Sin Heavens abliefen, die lieber unentdeckt bleiben sollte. Hinter diesem Tisch, auf einem schweren blutroten Sessel, fast außerhalb des Lichtradius saß Shoanas dunkle, eindrucksvolle Gestalt und lächelte Aileen hintergründig zu. Die Hitze schien sie in keinster Weise zu beeinflussen.
Aileen grüßte respektvoll und ließ sich auf der anderen Seite des Tisches nieder.
"Und? Hast du die zweite Hälfte der Ware mitgebracht?" Shoanas Stimme war genauso dunkel und eindrucksvoll wie sie selbst. Es war eine dieser Stimmen, der man instinktiv lauschen musste.
"Wie besprochen.", bestätigte Aileen und fischte die Munition aus verschiedenen kleinen Verstecken ihrer Kleidung. Sie mochte Shoana nicht besonders. Nicht, weil diese unfreundlich oder gar grausam gewesen wäre, sondern aus dem simplen Grund, dass ihre pure Anwesenheit sie einschüchterte und verunsicherte. Und das war ein Effekt, den nur sehr wenigen Menschen auf die Irin ausübten.
Die Puffmutter wartete geduldig, bis ihr Gast sich wieder gesetzt hatte und beugte sich dann über den Tisch um die Ware zu sortieren, prüfen und zu zählen. Ein paar Minuten lang herrschte fast vollständige Stille, die Aileen nervös machte.
Schließlich zog Shoana zwei Säckchen hervor - eines gefüllt, eines leer, öffnete das leere, legte Stück für Stück die Munition hinein und ließ es dann in einer der Tischschubladen verschwinden.
"Sehr gut." sagte sie. "Hier die Bezahlung. Wie besprochen." Mit diesen Worten schob sie das zweite Säckchen vor Aileen.
Diese war weniger beherrscht als ihre Gastgeberin. Sie öffnete es, kaum dass es Shoanas Hand verlassen hatte, um den Inhalt zu prüften. Es gab absolut nichts zu beanstanden.
"Gut. ", sagte Aileen, "Danke für das Geschäft. Es war mir wie immer ein Vergnügen. Das war es dann bereits?"
"Aber ja." Ihr Gegenüber neigte amüsiert den Kopf zur Seite, " Wir können ein wenig über das Wetter reden, wenn du magst. Ist es das, was du vermisst?"
Aileen lächelte schief. "Nicht wirklich. Das ist nur das erste Mal, dass du mir kein Arbeitsangebot gemacht hast. Entweder werde ich alt, oder ich muss heute wirklich schrecklich aussehen."
Shoana grinste breit und ließ dabei eine Reihe makelloser Zähne blitzen, die sich eindrucksvoll weiß von ihrer schwarzen Haut abhoben.
"Es ist keines von beidem, Süße. Ich stelle grundsätzlich keine schwangeren Frauen ein."
Aileen wurde blass.
"W..wie...? Was sagst du da?" Und wieder hatte Shoana es geschafft, sie aus der Fassung zu bringen.
"Du wusstest es noch nicht? Komm, gibt zu, dass du es wenigstens geahnt hast.", selbst im Dämmerlicht konnte man das belustigte Funkeln in ihren tiefdunklen Augen sehen.
Der Irin blieb jedes Wort im Halse stecken.
"Normalerweise", fuhr Shoana fort, "würde ich dir beim Ablick deines entsetzten Gesichtes - und vor allem unter den Umständen hier im Hole - ein Abtreibungsmittel anbieten. Aber diesmal nicht." Sie lehnte sich in die Schatten zurück, so dass das helle Schimmern ihrer Zähne das einzige war, das man von ihrem Gesicht erahnen konnte. "Ich töte keine Schwestern. Das eine Kind, dass da in dir heranwächst, Aileen, scheint eine interessante Aura zu entwickeln. Ich halte sie für begabt. Wenn du sie nicht willst... trage sie aus und gib sie mir. Ich werde gut bezahlen. Für das andere habe ich keine Verwendung."
"Ich... was... ZWEI?", stammelte die junge Irin, dann klärte die aufflammende Wut ihre Gedanken. "Was BILDEST du dir ein!?", donnerte sie und stand ruckartig von ihrem Sessel auf, "Weder werde ich eines meiner Kinder töten, noch an irgendwen verkaufen, schon gar nicht an einen Puff!"
Wenn sie die Puffmutter verärgert hatte, so ließ diese sich nichts anmerken. Zwar blieb das Schimmern der Zähne aus, doch als Shaona sprach, war ihre Stimme so wohlklingend, sanft und beherrscht wie immer.
"Du siehst also, dass es wahr ist. Ziemlich wenig Überzeugungsarbeit dafür, dass du dich so lange davor gesperrt hast, nicht?"
"Das Gespräch ist beendet!", wutentbrannt drehte Aileen sich um und stürmte aus dem Raum, nicht, ohne davor den Beutel an sich zu nehmen.
"Du wirst sicher eine wundervolle Mutter." drang es an Aileens Ohr, bevor krachend die Tür ins Schloss fiel.
Hätte die junge Frau sich noch einmal ungedreht, hätte sie Shoanas Grinsen gesehen, hell im Dunkeln schwebend wie die Zähne der Grinsekatze.
Scavenger
12.08.2013, 00:33
Er hatte noch kurz mitbekommen das der Alpha Sektor etwas über einen Tsunami sagte, aber dann war auch schon Shoana vor ihm und teilte ihm verzückt und in einem starken Akzent mit das er sich nach gemachter Arbeit gerne eine der Damen nehmen könne um sich einmal so richtig verwöhnen zu lassen. In seinem Kopf aber ging ihm diese Tsunamiwarnung nicht aus dem Kopf. Doch wenn ein Tsunami auf dem Weg war hier her, warum hat man dann keine Erschütterung durch ein Erdbeben gemerkt. Schließlich liegen, soweit seine Geographiekenntnisse ihn nicht im Stich lassen, die Wallis Inselgruppe am Pazifischen Feuerring. Was das heißt brauchte er sich ja nicht zu erklären. Da er sich erst gestern mit einer jungen Dame aus einer der einschlägigen Bars, oder wie man sie hier nennen will vergnügt hatte, war ihm heute dann eher nach einem Saftigen und sättigendem Essen. Desweiteren würde er hier sicher noch öfters das ein oder andere Gerät zusammenflicken. Entsprechend richtete die rassige Shoana in einem der hinteren Zimmer, die diese WellblechSauna namens Heaven hatte, ein Essen für die beiden an.
Beide fingen an, während des Essens ein wenig Small-Talk zu reden. „Ich hoffe das wir bald wieder von dieser Insel runter kommen… Das Militär und diese unerträglichen Wellblechhütten bringen einen noch um den Verstand. Und dazu noch der Gestank des Holes, wo sich der Geruch von Toten mit dem von Urin und anderen Exkrementen mischt…“ lies Shoana sich über die Zustände dieser Einrichtung aus. „Naja, anscheinend kannst du aber zumindest davon reden das du vernünftiges Essen besitzt. Bei uns in Ecke sind die meisten schon froh mal was anderes als dieses in seiner Konsistenz an Durchfall erinnernde Hafer, Mais, und-was-auch-immer-da-noch-alles-drin-ist-Gemisch zu bekommen.“ erwiderte er ihr während er von einem Saftigen Stück Fleisch abbiss.
Immer wieder verschwand die dunkelhäutige Schönheit in einem weiteren Zimmer was noch ein Stück hinter dem „Speisesaal“ lag, sobald eine der Damen kurz reinkam und ihr mit Zeichen etwas verständlich machte. Als sie nun einige Zeit länger weg bliebt machte das David schon etwas neugierig. Auch wenn ihm weitläufig bekannt war, dass hier recht krumme dinge von statten gingen, so war seine Neugierde größer als sein Verstand der ihm sagte das er es lassen sollte. An dem durch einen dicken Vorhang versperrten Raum angekommen versuchte er den Vorhang so wenig wie möglich zu bewegen aber trotzdem so viel wie möglich zu sehen und mit zu bekommen. Man hörte schon das eine hitzige Diskussion im Gange war, aber durch die Dicke des Vorhangs und der vielen Stoffe die diesen Raum ausgekleideten, vor allem an den Wänden, war es nach draußen hin kaum zu hören. „Es waren 55 Abgemacht und nicht nur 30. Was hat dein Boss nicht verstanden als ich ihm das mitgeteilt habe? zu sehen war Die „Puffmutter“ und ein etwas schmächtig wirkender Kerl der vor ihr auf dem Boden kniete und sie ihm mit einem ihrer Absatzschuhen auf dem Handrücken stand. Gerade so dass es weh tut, er aber nicht schreit wie man Spieß. Er versuchte sich bei ihr zu entschuldigen so gut es ging und beschwörte das er nicht wusste das sein Boss ihm nur 30 mitgegeben hatte. David schaute mit den Augen im Raum rum und sah um was es hier ging. Ja, selbst auf dieser Insel hier machen alle möglichen Drogen ihre runde. So lagen auf dem Tisch nicht unweit einer Prostituierten, einige provisorische Ampullen mit einer klaren Flüssigkeit drin.
„Also mein kleiner, gehe jetzt und sag deinem Boss Bescheid, bevor meine kleine Chantal dein bestes Stück an die Hunde verfüttert“ sagte sie zu ihm und zwinkerte ihm zu. Der schmächtige Kerl rannte wie von einer Tarantel gestochen aus dem Zimmer. Scheinbar musste es hier noch einen weiteren Eingang oder Ausgang geben. Als sich das Rasseweib wieder auf den Weg zum Esszimmer machte, spurtete David schnell auf seinen Platz zurück. „Ich muss dann auch mal wieder los, noch ein wenig Handel im Gemeinschaftszentrum betreiben. Danke für das Essen, und du weißt ja wo du mich findest wenn ich mal wieder was zusammenflicken muss.“ Er stand auf aber Shoana hier ihn mit einem kurzen „Warte“ auf. Der stattlich gebaute Amerikaner drehte sich um zu ihr „Das was du gesehen hast bleibt unter uns.“ sie trat ganz nah an ihn heran „Wir wollen ja nicht das deinem kleinen Freund etwas passiert, oder?“ hauchte sie ihm dann ganz gelassen ins Ohr, während sie ihm mit einer Hand durch den Schritt fuhr. „Natürlich, ich weiß Gar nicht wovon du redest. “ bestätigte er ihr das er verstanden habe. Sie trat, wieder einige Schritte zurück und David verließ daraufhin das „Heaven“ .
Als er diesen Wellblechofen von Puff verlassen hatte, stachen ihm erst mal die Sonne und der beißende Staub in den Augen. Der Geruch war wirklich unausstehlich. Hier traf sich wie schon die Puffmutter sagte, alle Gestänke die der Mensch, gewollt oder ungewollt, erzeugen konnte. Mit dem Gestank in der Nase sowie dem feinen Staub des Sandes in der Lunge machte sich David dann auf den Weg zum Gemeinschaftszentrum.
Das tat gut! Jul kam nach ihrem Lauf schnaufend und schwitzend wieder an ihrer Hütte an. Bei dieser Hitze war es nicht unbedingt die beste Beschäftigung, die sie sich ausgesucht hatte, aber so konnte sie sich zumindest ein wenig abreagieren. An Shelley und den Franzosen dachte sie auch schon gar nicht mehr, stattdessen war es nun vielmehr eine Dusche nach der sie sich sehnte. Das sauberste Wasser war es zwar nicht gerade, welches sie den Bewohnern hier im Hole zur Verfügung stellten, trinken sollte man es auf keinen Fall, aber es genügte um sich den Schweiß vom Körper zu waschen und sich wieder halbwegs frisch zu fühlen.
Bei ihrem Lauf war sie am Gemeinschaftszentrum vorbei gekommen. Dort schien heute verhältnismäßig viel los zu sein. Jul hatte nicht viel für gesellschaftliche Ereignisse übrig, so wusste sie also nicht, ob es einen besonderes Grund für die vielen Besucher dort gab, oder ob es reiner Zufall gewesen ist. Im Grunde war es ihr auch egal. Dennoch, der Gedanke ließ sie nicht los. Nachdem sie geduscht und sich ein trockenes Shirt über gezogen hatte, siegte ihre Neugier schließlich und sie entschloss sich abermals auf den Weg zum Gemeinschaftszentrum zu machen. Dort gab es immerhin Trinkwasserspender, und dieses konnte sie momentan ganz gut gebrauchen. Sie packte zwei leere Wasserflaschen, einige Beeren und ihr letztes Geld (es waren leider nur noch wenige Dollar übrig) in eine Umhängetasche. Vielleicht hatte sie ja Glück und sie konnte sogar noch etwas nützliches erstehen?
Gabriel legte das Messer beiseite, er hatte gerade die letzten Schnitte gesetzt und mit einem gezielten Handgriff zog er die gesamte Grätenstruktur aus dem letzten Fisch heraus. Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass er als Kind immer Probleme mit Fisch hatte. Ständig blieben im Gräten im Hals oder in seiner Wange stecken. Er mochte Fisch nicht besonders, doch in der Not frisst der Teufel Fliegen. Man nahm, was man kriegen konnte und so musste sich auch der junge Franzose damit abfinden fast täglich Fisch zu essen.
Mittlerweile konnte er sogar halbwegs damit leben und wusste, wie man solche Ungetüme ordentlich zubereiten konnte.
Alles was fehlte waren nurnoch die provisorisch zusammengeschweißten Grillzangen, die sich Hugh und Gabriel im Austausch für ein paar Extra Kilo Tabak ergaunert haben.
Hugh, Shelley und Niki saßen bereits draußen und unterhielten sich wobei... es eher Hugh war, der die beiden unterhielt.
„...und dann bin ich halt durch den Schlamm gekrochen, ein altes Jagdgewehr in meinen Händen, bestimmt einem halben Kilo Matsch und Gras im Mund, aber das war mir egal, irgendwie musste ich da ja durchkommen!“
„Schon wieder die Geschichte wie du heldenhaft durch Schlamm gekrochen bist um Australien zu entkommen?“
„Ja aber sicher Kleiner! Das war ein Mordsabenteuer und ist doch immer der Renner.“
„Die Sache mit Nic Cage fand ich besser.“
Gabriel legte die krude zusammengeschweißten Grillzangen, zwischen denen die Fischhälfte lagen, auf dem Grill ab, das zart knisternde Feuer würde hoffentlich nicht zu lange brauchen.
„Nic...? Etwa der Nicolas Cage?“
„Jap, genau der! Wir hingen alle zusammen in Australien in ner edlen Luxusbude fest und knallten fröhlich alle Zombies ab, die sich unserem schönen Gartenzaun genähert haben. War ne ganz schicke Sache, fast wie bei ner Oscar Verleihung. Nur ohne die ewig langen Bühnenshows und Fake-Tränen die sich jeder rauswürgt.“
Shelley sah etwas verwirrt zu Gabriel herüber, der zuckte jedoch nur schmunzelnd mit den Schultern ehe er sich mit in die Runde setzte.
„Und jap, Nicolas war auch dabei. Verrückter Hund, hat ne Menge Mist gemacht. Hat anscheinend was auf den Kopf bekommen und dachte er wäre ein Magier. Der Kerl hat dauernd versucht in jeden Spiegel zu springen, konnten ihn nie davon abhalten, bis er irgendwann aufgehört hat und die ganze Zeit nurnoch auf einem Sessel rumhing. Ich dachte zuerst, man, der Kerl muss echt Mist erlebt haben, aber als er anfing wie wir anderen auf Zombies zu ballern war eigentlich alles super... bis er sich auf den Chopper setzte, Vollgas gab und laut brüllte, dass er der Ghost Rider ist.“
„Vollkommen Banane der Mann, aber Ghost Rider war ein klasse Film!“
„Backen zu Kleiner, Ghost Rider war furchtbar.“
Gabriel und Hugh grinsten über beide Ohren während sie sich gegenseitig vorwarfen geschmacklos zu sein und nicht müde wurden sich dies gegenseitig vorzuhalten.
Hätte der Franzose rübergeschaut, wären ihm vermutlich die belustigten Gesichtsausdrücke seine Gäste aufgefallen, aber so...
Die Sonne näherte sich immer mehr dem Horizont, begann ihn zu berühren und die Sekunden schienen viel schneller zu vergehen als üblich.
„...naja und eigentlich wollte ich ja noch meine Wolverine Krallen retten. Aber ich musste mich bei der verdammten Überfahrt so häufig über die Reeling lehnen, dass sie mir irgendwann aus den Taschen und ins Meer gefallen sind. Ich sags euch, wenn mich die beiden Aussies nicht an den Knöcheln gepackt hätten, dann wär ich vermutlich auch im Meer gelandet.“
Während sich sowohl die restlichen Stücke Fisch, als auch das Feuer dem Ende neigten, waren es einzig Hughs Plaudereien die nicht enden wollten.
Er hatte diese Art an sich alle unterhalten zu wollen und Gabriel genoss das. Viel gab es auf der Insel einfach nicht zu tun ausser zu überleben und zu arbeiten. Da war es eine Abwechslung Geschichten zu hören, auch wenn sich manches wiederholte war es immer noch besser als nichts zu tun.
„Naja...“ Hugh schaute an den Horizont und redete mit zugekniffenen Augen weiter „...jetzt habe ich so lange gequatscht, dass es fast Nacht ist. Bevor die Militärfutzis wieder alles abriegeln sollten wir zusehen zum Ende zu kommen.“
Gabriel begleitete Niki und Shelley den Weg zurück, auch wenn die Insel an und für sich sicher war, das war das mindeste. Niki war gegen Ende des Abends sehr still geworden, was, wenn es wirklich sein erste Tag ausserhalb von Sektor Beta gewesen sein soll, verständlich ist. Die vielen Eindrücke waren vermutlich zu viel vom Guten.
Die gläserne Front des Gemeinschaftszentrums erstreckte sich vor den Dreien, spiegelte die letzten Strahlen des Sonnenscheins.
„Na dann, ich hoffe ihr habt euch wohl gefühlt... auch wenn Hugh seinen leichten Hang zum endlosen Reden ausgelebt hat.“
„D-Das ist doch voll...k-kommen in Ord...nung. Das war ein t-toller Abend.“
„Ja, es war wirklich schön im Village. So eine Gelegenheit kann gar nicht unangenehm sein.“
Das Gespräch der Drei dauerte noch ein paar Minuten, Niki war der erste der sich von der Gruppe trennte, gezwungenermaßen. Lange fern bleiben durfte er wohl nicht.
Gabriel wollte schon den Rückweg antreten, als Shelley ihm nochmal auf die Schulter tippte.
„Warte... ich wollte mich nochmal für den Abend bedanken. Es war ein schönes Gefühl einmal so... sorglos sein zu können und einfach unbeschwert mit Leuten an einem Ort sitzen zu dürfen.“
„Pas de problème! Das lässt sich bestimmt wiederholen.“
Fast zeitgleich öffneten die beiden ihre Arme und verabschiedeten sich mit einer freundschaftlichen Umarmung.
„Ich werde morgen bestimmt im Gemeinschaftszentrum sein, vielleicht können wir uns ja hier treffen.“
„Je suis d'accord... ah... einverstanden.“
Während die letzten Strahlen von Sonnenschein hinter dem Horizont verschwanden, traten auch die beiden ihren Rückweg an.
Dr. Alzheim
13.08.2013, 19:47
"Засуженная водочка" (Verdammter Vodka) grummelte Ivan, als ihm beim Anblick des Sonnenuntergangs ein Hustenreiz überkam. Nicht, dass er Auswurf gehabt hätte, doch schmerzte es ihn hin und wieder beim Husten. Der exzessive Alkoholkonsum in der Vergangenheit hatte durchaus kleinere Spuren hinterlassen. Nicht wie bei bei seinem Onkel Alexander Dolvich, der im Alter von neununddreißig Jahren sich derart dem Alkohol hingegeben hatte, dass er sich sprichwörtlich um den Verstand gesoffen hatte. Das war noch lange vor den Geschehnissen, die ihn selbst hier her in diese Einrichtung geführt... nein... getrieben hatte. Trotz dass die Sonne im Westen unter ging war doch auch der Himmel in östliche Richtung (wo Ivan nach wie vor durch die Glasfront blickte, die Hände hinter dem Rücken ineinander gelegt) in zahlreichen roten, orangenen und violetten Farbtönen gehalten, die den Übergang vom Tag zur Nacht dar stellten und Ivan damit auch daran erinnerten, dass er vielleicht doch wieder zurück in seinen Verschlag sollte, in dem er nur das nötigste hatte. Eine Matratze zum Schlafen, eine Decke und das war es im Grunde auch schon. Diese beiden Dinge umgeben von dem umgeben, was man nur mit viel Phantasie als Wände und Dach über dem Kopf bezeichnen konnte, doch es genügte ihm. Es wirkte von außen vollkommen unbedeutend und hielt bei Regen doch eben diesen von seinem Schlafplatz fern. An Essen zu kommen war auch nicht weiter schwierig, hatte er doch schon zu Zeiten bei der roten Armee und später als Söldner sich selbst behelfen müssen, wenn es um die Versorgung mit Lebensmitteln ging. Sonderlich wählerisch war Ivan nicht und hatte sich so noch etwas zu Essen für zwei Tage in den Taschen seiner Cargo-Hose sichern können. Auch sein Messer hatte ihm mehr als einmal treue Dienste geleistet, sodass er den aus seiner Sicht idealen Umstand genießen konnte, in Ruhe gelassen zu werden und andere in Ruhe zu lassen.
Sicher war ihm nicht entgangen, dass es im Loch, wie der Bezirk mit seinem Schlafplatz genannt wurde, reichlich Prostitution und Gewalt gab, doch fehlte ihm zum Einen das Interesse an der fleischlichen Lust und zum Anderen hielt er sich für zu alt. Die Narben aus seiner Soldaten- und Söldnerzeit würden sicher nur erschreckend wirken und selbst wenn nicht war es doch das fehlende Interesse daran. Er war sein ganzes Leben lang Soldat gewesen, einst für Mütterchen Russland, dann im Auftrag der Söldnerorganisation und dort einer der meistgebuchten Söldner überhaupt, trotz seiner Schwachbarriere. "Der... Sonne... untergang..." begann er, gefolgt von Husten. "Verdammte... Alkohol...problem" grummelte er daraufhin. Oder war es womöglich der Umstand, dass er mit zunehmendem Alter nicht mehr die Entbehrungen gewöhnt war, denen er sich aussetzte? Das erinnerte ihn wieder daran, sich auf den Heimweg zu machen. Er griff in eine seiner Hosentaschen und holte eine abgepackte Salami heraus, deren Verpackung er öffnete und die Wurst langsam zu essen begann. Er mochte diese Dinger früher nie, doch nun, da er nichts anderes auf die Schnelle auftreiben konnte war es das einzige, was er noch zu Essen hatte. Die Salami und noch ein Brötchen, das er in einer Plastiktüte verpackt in seiner Hosentasche trug, wo er es etwas aufweichen ließ. Das Frühstück wäre somit quasi in Arbeit. "Везение даже с едами этих людей нищеты бросает прочь" (Ein Glück, dass selbst bei diesem Elend Leute Essen weg werfen) dachte er sich dabei, nickte während des Blinzelns und wandte sich um, den Heimweg antretend. Wie die vielen Tage seit er hier war, würde auch dieser Abend unspektakulär verlaufen und er am morgigem Tag noch vor Sonnenaufgang wieder hier auf der vierten Etage des Gemeinschaftszentrums stehen und auf die See hinaus nach Osten blicken. "Vielleicht... ich üben... diese... Sprache..." er quälte die Worte förmlich heraus. Es strengte ihn an, die in dieser Einrichtung übliche Sprache zu sprechen, doch vielleicht war es genau dieses Hindernis, was ihm den Anschluss an die Gemeinschaft - oder Teile davon - erschwerte. Wie dem auch sei, er war kurz vor dem Treppenhaus und würde sich auf den Weg zu seinem Schlafplatz im Loch machen, in Gedanken einige Worte in englischer und deutscher Sprache sprechend, allerdings eher gebrochen. Er war froh dabei, dass er keiner der Redner war, die den lieben langen Tag sich in ihrem eigenem Gerede verloren. Ivan lächelte bei dem Gedanken.
Als Shelley nach der Verabschiedung von Niki und Gabriel wieder in das - selbst zu dieser späten Stunde immer noch überfüllt wirkende - Hole zurückkehrte und sich mit ihren Sachen in ihr sporadisches Häuschen begab, schlief sie friedlich, wie noch nie. Jedenfalls glaubte sie das. Der Kontrast zwischen Alltag und dem Tag, den sie im Hause Hugh Jackmans verbringen durfte, seinen lustig-skurrilen Geschichten lauschend, war ebenso gewaltig wie die Lust, eben diesen Tag 1 zu 1 zu wiederholen.
Nach einer ungewohnt traumfreien Nacht, begab sie sich am nächsten Morgen schon früh aus den zweifelhaften Federn, startete mit dem gleichen Elan in den neuen Tag, mit dem sie den vorigen beendet hatte. Es war fast ein bisschen kitschig - doch beim Heraustreten aus ihrer Unterkunft kamen ihr die Staubwolken und der Gestank nicht halb so schlimm vor, wie sonst. Dieser hier war etwas Besonderes, wenngleich es wohl in erster Linie ihre Einstellung war, die ihr dies versicherte.
Ihre treibenden Schritte führten sie in das - zu dieser Tageszeit noch nahezu leer gefegte - Gemeinschaftszentrum. Hier und da gab es jedoch einige Gestalten in unterschiedlichster Verfassung. Ein älterer, unrasierter Mann, der ganz offensichtlich betrunken war, führte ein... im besten Falle angeregtes Gespräch mit zwei Wachmännern. Seine Worte verstand sie kaum, wenn sie auch vermutete, dass es sich in weitestem Sinne um Englisch handelte. An der - immer dominanter und angriffsbereiter wirkenden - Pose der Wachmänner konnte sie erkennen, dass es ihrer Laune nicht zuträglich wäre, sich das Schauspiel weiter anzusehen, also trat sie tiefer ins Innere des Zentrums, in dem bereits die ersten kleinen Handelsstände öffneten. Es war wohl wirklich früh am Morgen, auch wenn Shelley das Gefühl für genaue Uhrzeiten und Wochentage so gut wie verloren hatte.
Vor ihr, auf einer etwas größeren, leeren Fläche sah sie eine junge Frau, vielleicht 35 Jahre alt, an deren Seite ein Kind ungeduldig umherwirbelte, dabei "Mach auf, mach auf, mach auf!", in Richtung eines Mannes schrie, der im Hintergrund in aller Seelenruhe Waren aus einer Kiste in große und breite Regale räumte. Eher zufällig erkannte Shelley die Wunde am Bein des kleinen Jungen, enttarnte sein wildes Herumspringen im Anschluss auch als eher humpelnd. Einen spontanen Entschluss fassend, trat sie näher.
„Entschuldigung?", kündigte sie höflich an und gewann damit sofort die Aufmerksamkeit der Frau, die in einem Gewand steckte, das, ähnlich wie ihr seltsamer Hut, eher an Westernserien wie "Dr. Quinn, Medicine Woman" und Co. erinnerte. Doch er verwies auch auf ihren offensichtlich gehobenen Stand im Camp. „Hatten Sie vor, mit dem Jungen zum Arzt zu gehen?" Die Frau musterte sie abschätzend. Mehr als noch zuvor war sie froh, am Vortag geduscht zu haben. Ihre Hände waren frei von Schmutz, in ihrer Jeans gab es auf Kniehöhe zwar ein Loch, aus dem Fransen standen, und auch das Top war eher gewöhnliches als edel, doch sie sah nicht wie die stereotypische Hole-Bewohnerin aus. „Ich wohne im Hole!", gestand Shelley dennoch. „Ich weiß, wie man medizinische Erstversorgung leistet, habe Alkohol für die Desinfektion..." - sie hob den Beutel mit dem medizinischen Werkzeug für einen Moment etwas an - „...kann Wunden nähen und bin wesentlich günstiger als ein Arzt." Sie lächelte vertrauenserweckend. „Nicht, dass eine Dame wie sie sich einen Arzt nicht leisten könnte, doch sie wissen vermutlich besser als ich, wie schwer man hier an echte medizinische Versorgung kommt. Und ein so reizender Junge soll doch weiterhin gesund bleiben und herumtollen können." Spätestens das Adjektiv "reizend" war eine Lüge gewesen. Das Kind kreischte dazwischen, sprang wie ein Berserker herum und zerrte wild geworden am Saum des Kleides seiner Mutter, doch ihr schienen Shelleys Worte zu gefallen.
[...]
Ein ganze Weile war vergangen und Shelley strahlte noch mehr als zuvor. Sie kam gerade erst wieder im Gemeinschaftszentrum an, nachdem sie von der - doch sympathischer als gedacht wirkenden - Frau und ihrer Teufelsbrut in das Village eingeladen wurde, um den Kleinen in der lauschigen Atmosphäre des Familiengartens zu behandeln. Sie hatte den Umstand genossen, dass er nach dem Schock des brennend-desinfizierenden Alkohols ruhiger geworden war und sich mit Nadel und medizinischem Garn um seine Wunde gekümmert. Jetzt war sie wieder hier und wusste bereits genau, wofür sie das Geld verwenden würde.
Einige Momente Ausschau haltend, erblickte sie dann schließlich, wonach sie suchte. Oder besser gesagt, nach wem sie suchte. Gabriel stieß, den Rucksack geschultert, vom Village-Zugang zur - inzwischen wieder mit zahlreichen Menschen gefüllten - ersten Ebene des Mittelpunkts von Camp Hope. Sofort lief sie ihm entgegen und bereits aus einigen Metern schien er sie zu erkennen. Die herzliche Umarmung zur Begrüßung ließ sie sich nicht nehmen, bevor sie ihn strahlend fragte: „Wie geht's dir?"
„Gut!" Er nickte und sein zwar uneuphorisches, doch charmantes Lächeln verriet ihr, dass das stimmte. „Ich wollte mich noch mal für gestern bedanken... das war wirklich schön!" „C'est trois fois r... ist schon gut!" „Jaja... jedenfalls... ich will mich wirklich bedanken. Gestern hab' ich nicht mal mitgeholfen, weil ich baden war, also..." - sie zog die einzelnen Geldstücke und Scheine - die Dame war doch recht großzügig gewesen - aus ihrer Jeanstasche und zeigte es Gabriel auf der flachen Hand - „... ich hab ein bisschen Geld verdient und möchte dich einladen... auf ein Eis oder so." „Shelley, ce n'est pas la pei..." - „Keine Widerrede. Ich lad' dich ein oder geb das Geld weg. Für was Anderes kommt es nicht in Frage!" Sie sah ihn eine Weile bestimmt und frech an, bis er sich schließlich geschlagen gab.
„Auf einer der oberen Ebenen gibt es ein schönes Cafe, glaube ich. Wir können ja da gucken!" Gemeinsam mit ihrem französischen Begleiter trat Shelley wieder zurück in die Mitte des Zentrums, wo sich der beeindruckende Glaspalast in den Himmel hob. Gerade sollte es nach oben gehen, als beide fast gleichzeitig auf die kleine Figur inmitten der Menschenmassen aufmerksam wurden, die einige Meter entfernt von ihnen stand, dabei nicht wesentlich sicherer wirkte, als am Vortag. Einige Schritte in seine Richtung und die beiden standen unmittelbar vor dem kleinen Vietnamesen.
„Hey, Niki. Gabriel und ich wollten gerade ein Eis essen. Willst du mitkommen? Ich bezahle!" „I-ich... äh.. Lust hätte ich schon, auf ein E-Eis... meine ich... a-aber..." „Jetzt komm schon!", sagte sie grinsend und fasste wie bereits gestern an den Saum seiner Jacke, übte durch ein unaufdringliches Ziehen leichten Druck aus. „Das ist ganz sicher ein tolles Cafe, ich hab schon viel davon gehört. Und du warst doch noch nicht auf den höheren Ebenen, oder? Da kannst du mehr von der Insel sehen!"
Halb freiwillig und halb genötigt schloss Niki sich den beiden an, auf dem Weg zur Eisdiele, irgendwo in den höher liegenden Stockwerken des Glaspalastes.
Für Nathan war der heutige Tag auf dieser Insel wie die meisten anderen auch. Hier und da etwas mit dem örtlichen Herren und Damen, vorallem Damen geplaudert, und die meiste Zeit widmete er seinem neu gefundenem Hobby. Dem Angeln. Nicht, dass er sonderlich talentiert war darin, er hatte schon dutzene Angelseile verloren, und seine beste Ausbeuet war ein winzig kleiner Hecht gewesen, zumindest sagte man ihm es sei ein Hecht, nicht, dass er etwas davon verstünde.
Nein, ihm ging es eher ums entspannen.
Diese .. Apokalypse hatte alles zum Stehen gebracht. Zivilisationen, Länder, Städte ... sogar den Finanzmarkt. Nathan Archer, der Mann der keine Pause kannte, musste nun damit leben effektiv nichts zu tun. Klar, hier und da half er im Village aus, er wollte schließlich nicht auffallen, aber dieses stundenlange nichts tun war Gift für Nathan. Zunächst.
Erst durch das Angeln konnte er sich wirklich daran gewöhnen.
Beim ersten Mal, er konnte sich nicht mehr erinnern, wer es ihm vorgeschlagen hatte, war er ganz zappellig, hatte kaum Geduld, doch irgendwas brachte ihn wieder zurück. Tag für Tag wurde er ruhiger. Bis er sich schließlich entspannen konnte. Aaahhh. Keine Gedanken mehr wegen Profitmaximierung. Keinen Aktionäre die wegen zu geringem operativem Gewinn ihre Optionen verkauften. Nur die Wellen. Die Angel in der Hand. Und der sanfte, aber beständige lauwarme Wind der ihm ins Gesicht bließ.
Als er schließlich zurück zu seiner Hütte im Village kam, bekam er mit, dass im Gemeinschaftszentrum was los war. Deutlich mehr als üblich.
Noch mit der Angel in der Hand begab er sich gemütlich dorthin.
Alice hatte sich unter einem Baum nahe des Gemeinschaftszentrums gelegt, das Zeichnen war ihr ob der lästigen Oma vergangen, also hatte sie sich hinter ihrem alten Exemplar Alla Prima von Richard Schmidt vergraben. Mittlerweile war es spät geworden; die Abendsonne befand sich seit endlosen Minuten im zähen Kampf mit dem Horizont, in welchen sie einzutauchen drohte. Das Himmelszelt, welches über Camp Hope thronte, bildete währenddessen einen geradezu malerischen Anblick mit seinen unzähligen roten Farbtönen, welche es wie einen surrealen Ozean wirken ließen.
Als Alice endlich gemerkte, wieviel Zeit vergangen war, sah sie kurz auf ihre Armbanduhr. Wirklich Lust, in ihr kleines Häuschen im Village zurückzugehen, hatte sie nicht, und immerhin war es schwüler Sommer. Sie würde die Nacht einfach hier verbringen.
Ein letztes Mal für heute holte sie einen Zeichenblock aus ihrem Rucksack, doch einen anderen, als noch zuvor. Die Zeichnung des asiatischen Jungen würde sie ein andernmal beenden. Der Himmel, welcher nicht weniger beeindruckend war als ein wundervolles Ölgemälde, inspirierte Alice, eine neue Seite in ihrem Block zu bezeichnen, welcher seit seiner Einweihung nur mit einem einzigen Thema gefüllt war. Die dreihundert Seiten waren fast vollständig verbraucht, bald müsste sie einen neuen Block kaufen.
Ah, fast hätte ichs vergessen...
Unwirsch befreite sie die kleine Spieluhr aus ihrer Tasche und legte sie offen neben sich, so dass eine leise Melodie (http://www.youtube.com/watch?v=rQ-1-JzdQ8M) sie einen Moment später umgab und ihre Ohren sanft einhüllte. Wenn Alice in diesem Block zeichnete, brauchte sie das einfach, sonst hätte sie eine komplette Blockade. Sowas wie eine Muse, erschloss sie sich.
Noch zwei ganze Stunden war Alice mit ihren Bleistiften zu Werke, bis es so dunkel war, dass man selbst mit den vereinzelten Lichtern des Gemeinschaftszentrums nichts mehr sehen konnte, also packte sie den Block und die Spieluhr weg und machte es sich im weichen Gras gemütlich.
Als sie ihre blassen Augenlider schloss, summte sie unbewusst eine Meldie vor sich hin, bis die unnachgiebigen Wogen des Schlafes sie hinfortrugen und in einen traumlosen Schlaf begleiteten.
Als das blauhaarige Mädchen am frühen Morgen erwachte, war der Himmel von grauen, anmutslosen Regenwolken besetzt, welche wohl nicht mehr lange zögern würden, ihren Inhalt über der Insel zu entladen. Beheblich stand Alice auf und kllopfte sich den Schmutz von der Hose, als ihr erster Blick auf das Gemeinschaftszentrum fiel.
Warum egentlich nicht. Alice vermied es so gut sie konnte, mit den Menschen hier allzuviel zu tun zu haben, aber um solch eine Uhrzeit waren sicherlich nicht viele Personen im Zentrum, und Schutz vor dem Regen bot sich gerade an.
Auf ihrem Weg zündete sie sich eine Zigarette an, der unvermeidliche Husten blieb nicht aus.
"Scrogneugneu...!"
Alice rauchte jetzt seit etwa einem Jahr und hatte damals gehofft, ihre Lungen würden sich mit der Zeit daran gewöhnen, doch nichts dergleichen war bis jetzt passiert. Es war frustrierend, aber damit aufhören konnte sie ohnehin nicht.
Die Französin beschloss, in eines der oberen Stockwerke zu gehen, da sie dort auf die kleinste Konzentration von Personen schloss, und Alice lag richtig; sie schien die erste zu sein, der 4.Stock war wie ausgestorben. Wohlgestimmt setzte sie sich in eine dunkle Ecke abseits des Aufenthaltsbereiches und kramte ihren normalen Zeichenblock heraus, um einige morgendliche Gedanken darauf festzuhalten...
Jerome Denis Andre
13.08.2013, 22:13
Fritz entnahm mit hilfe einer Pipette aus dem letzten der 100 vor ihm befindlichen Reagenzgläser etwas der
darin befindlichen Phagen-Lösung, und spritzte sie auf den letzten der mit dem Erreger befindlichen Nährböden.
"Feuer mit Feuer bekämpfen, Fritz, Krankheit mit Krankheit", hatte Professor Doktor Abdul Al Mutakamelah,
welcher in Sektor Beta nur liebevoll 'der Alte Weise' betitelt wurde, ihm das neue Experiment angepriesen.
Fritz seufzte. Es würde ihn wundern, wenn die Strategie zur Bekämpfung der Beißerkrankheit diesmal Erfolg
haben würde. Drei Monate ging er Professor Al Mutakamelah nun schon zur Hand. Hoffnung, dass ihre Arbeit hier
irgendetwas verändern würde hatte er nicht wirklich. Dennoch tat er seine Arbeit gerne. Sie gab dem Tag Struktur.
Sie gab dem Leben Bestimmung. Mehr zumindest, als alles was er in seiner hiesigen Heimat dem Hole hätte
tun können. Die Arbeit zu der er dort Geeignet gewesen wäre - sprich Leute verprügeln, oder Drogen kochen - schien
ihm selbst unmoralisch. Wie froh war er doch, als der alte Araber auf ihn aufmerksam wurde.
Fritz stelle alle Nährböden auf einen niedrigen Schiebewagen, und schob diesen hinüber in das Büro des Professors.
Der Alte schien ihn nicht zu bemerken. Tief über eine Liste von Zahlen im Hexerdezimalsystem gebeugt, saß er hinter
seinem schweren Eichenschreibtisch, und murmelte leise, und in Gedanken verloren, mathematische Formeln vor sich hin.
Fritz räusperte sich. "Alle Proben sind nun bereit. Soll ich sie zur weiteren Verarbeitung runter nach B-29 delta bringen."
Der Professor blickte leicht auf, und sah Fritz über den Rand seiner Brille hinweg an. "Nein, das ist nicht nötig. Abigail wird
die Proben in ein paar Minuten abholen. Du kannst dir meinetwegen den Rest des Tages freinehmen." Fritz wusste nicht
so recht was er davon halten sollte. Die kleine, gerade einmal 1,40 hohe, blonde Biologin schien in letzter Zeit fast in alle wichtigen
Experimente von B-28 und B-29 involviert zu sein. Sicher, sie war recht intelligent, und noch dazu ordentlich attraktiv, aber
nichtsdestotrotz ... irgendetwas an der Sache passte Fritz nicht. Er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dass sie sich nun
schon wieder die praktische Ausführung eines Experimentes unter den Nagel gerissen hatte. - Mit diesen Gedanken legte Fritz
in der Umkleide des Institutes Mantel und Schutzbrille ab, zog sich Kettenhemd und Hemd an, und legte schließlich Gürtel und
Schläger um. Schon fühlte er sich etwas wohler, und seine Hand ruhte zufrieden auf dem Griff des Schlagdegens. Dieser alte
Freund hatte ihm seit Ausbruch der Seuche mehr als einmal das Leben gerettet. Es war seiner Meinung nach eine Schande,
dass Waffen in den wissenschaftlichen Räumlichkeiten des Institutes nicht gestattet waren. Fritz legte noch schnell Mütze und
Verbindungsband an, und machte sich auf den Weg in das Loch.
Im Hole angekommen machte sich Fritz auf den Weg zu Rahels Blechhütte. Das sechzehnzehnjährige Mädchen hatte die
kleine Zweizimmerhütte im Poker einem Trinker abgenommen, und Fritz Unterkunft gewährt. Der Deal war recht einfach: Sie
gab ihm Unterkunft, und er ging in der Nacht vor die Tür wenn Banditen oder schlimmeres davor stehen stehen sollten.
Leider kam das nicht selten vor. Rahel war im Loch nicht besonders beliebt. Sie hatte noch vor ihrer Ankunft auf der Insel ihr
linkes Auge verloren. Brandnarben bedeckten ihr halbes Gesicht, und an ihrer rechten Hand fehlten zwei Finger. Gerüchte
hatten nach ihrer Ankunft schnell die Runde gemacht. Einige meinten da ihre Familie allesamt infiziert worden seien habe Rahel
diese in ihrem Haus eingeschlossen, und es selbst in Brand gesteckt, und sich dabei ihre Wunden zugezogen. Andere meinten
sie sei auf der Flucht vor dem Beisern einem grausamen Mann in die Hände gefallen der sie über Wochen ... quälte. Als sie sich
endlich befreien konnte habe sie sich an ihm gerächt, indem sie ihn mit kochendem Öl übergoss, und an einen Baum gefesselt für
die Beißer liegen lies. Wieder andere sagten die Wunden stammten aus Zweikämpfen, da sie sich mit Raubüberfällen durchgeschlagen
hatte. Welche Version nun stimmte, wusste Fritz nicht. Rahel war nicht sonderlich gesprächig was ihre Vergangenheit anging, und
Fritz war das durchaus recht, da sie ihrerseits auch keine Fragen in Bezug auf die Seine stellte. Was das anging passten die
beiden perfekt zusammen. Eine Symbiose der Freundschaft des Schweigens.
Fritz betrat die Hütte. Ein süßlicher Duft lag in der Luft. Rahel hatte offenbar Hirsebrei gemacht. Auf dem kleinen Tischchen in der
Ecke standen zwei Schalen von dem die eine voll die andere leer war. Daneben lag ein Zettel. Du spülst ab. Bin am Steine Suchen.
Findest mich später am Gemeinschaftszentrum. Da ist seit Stunden schon ein riesiger Aufruhr. Lass die Finger von den gezuckerten
Datteln, oder ich schneide sie dir ab. - R.
Fritz lächelte in sich hinein, Aß, wischte die Schälchen notdürftig aus, und machte sich auf dem Weg zum Gemeinschaftszentrum.
Da er Rahel in den unteren Stockwerken nirgends entdecken konnte, machte er sich schließlich auf den Weg in das 4.
Scavenger
13.08.2013, 23:06
Nichts konnte ihn aktuell aufhalten seinen Weg fortzusetzen. David wollte jetzt nur noch schnell zum Gemeinschaftszentrum um einige Besorgungen zu machen und dann eigentlich wieder zurück nach Hause. So feilschte und handelte er unter anderem ein paar elektroteile zusammen. Sie waren nicht besonders groß aber er konnte sie gebrauchen. Es handelte sich Großteils um Chips und Speichermodule, sowie eine Hand voll wenige Zentimeter große Platinen. Nichts womit man jetzt etwas groß anfangen könnte wenn man nicht wüsste für was man sie sich gekauft bzw. erhandelt hatte. Entsprechend waren seine Jackentaschen zumindest leicht gefüllt.
Nachdem er dann einige Zeit damit verbracht hatte noch einige Angebote zu durchstöbern und hier und da noch kleinere Utensilien mitgenommen hatte die man vielleicht gebrauchen könnte. Als er nun mittlerweile raus schaute stellte er fest dass er sich auf Ebene 4 des Gemeinschaftszentrums wiederfand. Hier war reges Treiben, aber man hatte an den Bänken am Fenster auch eine überaus schöne Aussicht auf das Meer. Da fiel ihm wieder der abgefangene Funkspruch vom Militär ein… War da nicht etwas wegen eines Tsunami den er da mitbekommen hatte? Schnell ging er an eines der Fenster um auf das Meer zu schauen und irgendwelche Regungen des Wassers zu bemerken. Auch am Horizont schaute er sich um ob er da schon eine Welle auf die Insel zu kommen sah. Wenn dem wirklich so ist das hier ein Tsunami her kommt, warum warnen die Militärs einen dann nicht?
So ging er auf einen Der Militärs zu die dort standen und für Ordnung sorgten. Solle er ihn wirklich Fragen? Was ist wenn es nicht wahr ist und sie das nur zum Test eingespeist haben um zu sehen wer den Funk mithören kann. Der Amerikaner war sich nun nicht mehr so sicher was er tun sollte und bog An dem Soldaten vorbei ab zurück zu einer Fensterscheibe um sich dort auf eine Bank zu setzen und weiter das Meer zu beobachten.
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