Owly
16.02.2013, 13:26
Vor gut zwei Jahren gab es mal eine Thread-Serie, die keine Serie war, weil, es gab nur einen. :/ Es sollte darum gehen, kommerzielle Spiele zu beleuchten, von ihren Fehlern und ihren Vorzügen zu lernen. Das möchte ich wiederbeleben und mir würde es gefallen, in Zukunft mehr davon zu sehen. Ich nehme einfach mal den neusten Post aus meinem Blog, damit er dort nicht versauert. Es geht um Breath of Fire 3, genauer gesagt den Anfang des Spiels.
Wer sich nicht spoilern lassen will, der liest lieber nicht weiter.
-----------------------
1998 war ein gutes Jahr für JRPGs. Ein Jahr nach Final Fantasy 7 gaben sich Klassiker wie Xenogears, Parasite Eve, Alundra und Brave Fencer Musashi die Ehre. Ein sehr abwechslungsreiches Portfolio. Viel klassischer wirkt dagegen der dritte Teil in Capcoms Haus- und Hof-Serie: Breath of Fire 3 (BoF3) sieht mit seinem Mix aus polygonalen Umgebungen und gepixelten Sprites niedlich aus, hat weitestgehend belanglose Fahrstuhlmusik und geht spielerisch keine Experimente ein. Es ist eine konsequente, wenn auch nicht radikale Weiterentwicklung seiner Vorgänger.
http://share.cherrytree.at/showfile-8985/bof12.png
Story und Charaktere entzerren diesen Eindruck vorerst nicht, bis eine bestimmte Stelle im Spiel erreicht ist, die den inhaltlichen Wandel des Genres versinnbildlicht.
» Das Intro
De facto gibt es zwei Intros in BoF3: Eine optionale Sequenz für geduldige Spieler, bevor der Startbildschirm erscheint, und ein spielbares.
In der Sequenz sehen wir zwei Minenarbeiter, die sich salopp über den legendären Krieg gegen die Drachen unterhalten. Diese gelten inzwischen als ausgestorben. Texteinblendungen unterbrechen das Geschehen. Wir lernen etwas über den Mythos, den die Serie bis Teil drei ausmacht, werden auf die Tragweite des Spiels vorbereitet, ohne einen konkreten Handlungsverlauf in Aussicht gestellt zu bekommen.
"Keiner weiß, wie und warum die Drachen ausgestorben sind..."
Die Arbeiter sind Furries (Breath of Fire ist voll von anthropomorphen Wesen), das Gelesene ein wundersames Märchen. Im Hintergrund spielt verträumte Musik. Wir wissen, wir sind Teil einer magischen Welt.
Das eigentliche Intro beginnt mit denselben Minenarbeitern. Sie bereiten die Sprengung eines großen Kristalls vor. Im Inneren des Kristalls - ein Erz namens Krys, in das sich die Überreste eines Drachens verwandeln - ist deutlich sichtbar ein kleiner Drache eingeschlossen. Die Sprengung legt ihn frei, er wacht auf und ist richtig schlecht gelaunt. Es folgt der erste Kampf, in dem wir unsere arglosen Befreier toasten. Wir sind der kleine Drachenwelpe und sein Feueratem ist ein Vorgeschmack auf die Macht, die uns später zuteil wird.
http://share.cherrytree.at/showfile-8981/bof3_kampf.png
Anschließend bahnen wir uns einen Weg durch die Mine. Unterwegs rösten wir weitere Arbeiter, bis wir in einem Kampf gegen den lokalen Muskelprotz k.o. geschlagen werden. Man deportiert uns, aber wir brechen aus und landen in einem Wald. Ab da nimmt die Geschichte ihren Lauf.
» Ein Drache unter Dieben
Im Kontrast zum Intro, beginnt der folgende Abschnitt leichtherziger. Wir sehen Rei, Waise und in die Fußstapfen vieler fiktiver Waisen tretend, die ohne elterliche Fürsorge zu Dieben geworden sind. Er hockt im Gebüsch und hat ein Wildschwein im Blick, ist aber zu ungestüm. Das Tier entkommt, bevor Rei es erlegen kann. Es wird angedeutet, dass Nahrung - warum auch immer - knapp ist.
Den Weg runter bedroht eine Meute Wölfe einen nackten Jungen mit blauen Haaren, der bewusstlos neben einem offenen Käfig liegt. Dass es sich dabei um den kleinen Drachen handelt, ist uns sofort klar. Rei tötet die Wölfe und nimmt Ryu, so heißt der Junge und jeder Protagonist der Serie, nach anfänglichem Zaudern mit zu sich nach Hause. Dort wartet Teepo, eine weitere Waise, darauf, dass Rei was Essbares mitbringt. Mit einem dritten Maul, das gestopft werden will, hat er freilich nicht gerechnet.
Ryu wird ins Bett getragen. Er träumt von einer lilahaarigen Type, die auf die Menschheit schimpft, und einer engelhaften Gestalt, die ihm mütterlich zuredet.
http://share.cherrytree.at/showfile-8982/bof3_traum.png
Ryu wacht auf und befindet sich alleine im Unterschlupf der Waisen. Wir durchqueren einen Wald und gelangen in das Dorf McNeil. Rei und Teepo springen uns auch schon entgegen, nachdem der Versuch Essen zu stehlen misslungen ist. Der folgende Dialog konkretisiert: Es gibt kaum zu essen. Die Felder sind leer und der Wildbestand dezimiert.
Das Trio plant, sich an der Verbindungsstraße in der Nähe auf die Lauer zu legen und jemanden zu überfallen. Vorher besorgen sie Ryu allerdings Ausrüstung. In einem Zwiegespräch nennt Teepo Ryu beim Namen, ohne ihn bereits erfahren zu haben. Eine weitere epische Vorausdeutung, wie es sie in dieser kurzen Zeit schon einige gab.
Auf der Straße geraten sie an den Falschen. Rei und Teepo schicken Ryu vor und schubsen sie in den nächstbesten Passanten. Es ist Bunyan, Holzfäller und ein wirklich großer Mann. Er lässt Ryu laufen und gibt ihm Drohungen gegen seine Kumpanen mit auf den Weg.
Aus ihrer Begegnung mit Bunyan schlussfolgert Rei, dass seine Waldhütte leersteht. Also kommt er auf die glorreiche Idee sie leerzuräumen. Das geht natürlich gründlich schief. Rei und Teepo haben es sich offenbar sehr einfach vorgestellt, Menschen auszurauben und ungeschoren davon zu kommen. Aber so läuft es im Leben nunmal nicht. Als Ryu und Teepo vor Bunyans Haus aufwachen, ist Rei weg. Unsere erste, echte Mission startet.
» Der Tod einer Mutter
Bunyan hat Rei zum Mt. Glaus geschickt. Dort treibt sich ein Monster, die Nue rum, die für die Nahrungsknappheit in der ganzen Region verantwortlich ist. Wir gehen ihm hinterher und finden ihn an der Spitze des Berges. Eine weitere epische Vorausdeutung folgt in Form einer Andeutung Reis.
Die Nue taucht auf und in einem ersten Kampf verwunden wir sie. Anschließend durchqueren wir eine Höhle, in der Spuren vom Blut des Monsters liegen. Am Ende folgt ein weiterer Kampf. Die Nue stirbt und versperrt mit letzter Kraft den Eingang zu einer Kammer. Dahinter befindet sich ein Nest. Sie hatte das Essen für ihre längst verstorbenen Jungen gesammelt. Wären sie noch am Leben, die Waisen hätten sie zu Waisen gemacht.
http://share.cherrytree.at/showfile-8983/nues.png
Damit wurden zwei Themen eingeführt, die sich durch das gesamte Spiel ziehen:
Mutterliebe.
Nichts ist einfach schwarz oder weiß.
Bedröppelt kehren die drei zurück. Am Fuße des Mt. Glaus wartet Bunyan auf sie, der unmissverständlich klarmacht, dass das Leben, trotz aller Schönheit, auch hart und grausam sein kann. Manchmal muss.
"Wenn ihr gewusst hättet, dass sie Junge hat, hättet ihr Nue dann am Leben gelassen?"
Ein Cut. Das Spiel spult zum Frühling vor. In einer Sequenz sehen wir, dass das Leben wieder blüht und genug Nahrung für alle da ist. Ernte gut, alles gut. Die Niedergeschlagenheit liegt zurück und das Trio plant seine triumphale Rückkehr nach McNeil. Besonders Teepo erwartet, dass man sie als Helden empfängt. Es ist offensichtlich, wie wenig sie gelernt haben und wie kurzlebig die Folgen einschneidender Ereignisse oftmals sind.
» Auf den Spuren Robin Hoods
Tatsächlich sind die Dorfbewohner sehr dankbar und bieten sogar von sich aus Essen an. Mehr hätten sie drei vormals verpöhnte Diebe nicht wünschen können. Und doch wollen sie mehr.
Ein Mann namens Loki erzählt ihnen, dass Bürgermeister McNeil seine Bürger schröpft. Dagegen müsse doch wohl vorgegangen werden. Bei Nacht schleicht sich die Truppe in McNeils Anwesen, um die Steuern zu klauen und gerecht unter den Dorfbewohnern aufzuteilen. Die Mission gestaltet sich als relativ komödiantisch, denn die Wachen sind nicht ernstzunehmen und im Haus bekämpfen uns alberne Geister. Die Ahnen des Bürgermeisters. McNeil selbst ist ein dicker, kleiner, feiger Mann. Er versteckt sich hinter seinen Vorfahren, die das Vermögen verteidigen wollen, lässt die edelmütigen Diebe letztlich aber mit den Steuereinnahmen ziehen. Nimm den Reichen und gib den Armen.
http://share.cherrytree.at/showfile-8984/mcneil.png
Rei, Teepo und Ryu entkommen mit dem Geld. McNeil indes schwört Rache. Sie hinterlassen das Geld vor den Türen im Dorf und freuen sich auf den nächsten Tag, in der Erwartung, ein Denkmal ihnen zu Ehren vorzufinden. Aber es kommt anders.
Die Dorfbewohner haben das Geld sofort zurückgegeben. Sie distanzieren sich von den Dieben, denn der Bürgermeister ist ein Mann mit gefährlichen Verbindungen und sie wollen es sich nicht mit ihm verscherzen. Desillusioniert kehren die drei zurück in ihr Waldquartier. Das steht in Flammen und die Gefährlichkeit McNeils bestätigt sich: Balio und Sunder, beauftragte Schläger, erwarten sie bereits und machen kurzen Prozess. Ryu wacht alleine in Bunyans Hütte auf. Seine Reise beginnt.
http://share.cherrytree.at/showfile-8980/baliosunder.png
» Die Bedeutung
Der Anfang von Breath of Fire 3 ist vorbei und ein zentrales Thema, das Ende der Unschuld, etabliert.
Für Rei, Teepo und Ryu hat sich gezeigt, dass das Leben nicht so simpel ist, wie in romantisch verklärten Geschichten. Du wirst nicht als Held gefeiert, wenn du unüberlegt handelst. Sie haben eine Not zum Objektivismus kennengelernt und die Gefahr der subjektiven Realität. Dies zollt dem Wandel Anerkennung, dessen Speerspitze Final Fantasy 7 war. In den Generationen NES und SNES waren es noch Geschichten von großen Helden und großen Taten. Jungsfantasien, in der eine gute Tat keine negativen Konsequenzen haben durfte. Breath of Fire 3 karikiert dies, indem es den Spieler glauben lässt, genau so zu verlaufen, um dann graduell die Schraube unvorhergesehener Folgen anzuziehen:
Der kleine Diebstahl im Dorf blieb folgenlos.
Den Diebstahl in Bunyans Hütte bezahlte das Trio mit einer Abreibung.
Die Tötung der Nue mit Gewissensbissen.
Den Raubzug bei McNeil beinahe mit ihrem Leben.
So lernresistent wie die Charaktere waren, habe auch ich damals 1998 nicht kommen sehen, dass Breath of Fire 3 den Geist der Generation Playstation einfangen würde.
Wer sich nicht spoilern lassen will, der liest lieber nicht weiter.
-----------------------
1998 war ein gutes Jahr für JRPGs. Ein Jahr nach Final Fantasy 7 gaben sich Klassiker wie Xenogears, Parasite Eve, Alundra und Brave Fencer Musashi die Ehre. Ein sehr abwechslungsreiches Portfolio. Viel klassischer wirkt dagegen der dritte Teil in Capcoms Haus- und Hof-Serie: Breath of Fire 3 (BoF3) sieht mit seinem Mix aus polygonalen Umgebungen und gepixelten Sprites niedlich aus, hat weitestgehend belanglose Fahrstuhlmusik und geht spielerisch keine Experimente ein. Es ist eine konsequente, wenn auch nicht radikale Weiterentwicklung seiner Vorgänger.
http://share.cherrytree.at/showfile-8985/bof12.png
Story und Charaktere entzerren diesen Eindruck vorerst nicht, bis eine bestimmte Stelle im Spiel erreicht ist, die den inhaltlichen Wandel des Genres versinnbildlicht.
» Das Intro
De facto gibt es zwei Intros in BoF3: Eine optionale Sequenz für geduldige Spieler, bevor der Startbildschirm erscheint, und ein spielbares.
In der Sequenz sehen wir zwei Minenarbeiter, die sich salopp über den legendären Krieg gegen die Drachen unterhalten. Diese gelten inzwischen als ausgestorben. Texteinblendungen unterbrechen das Geschehen. Wir lernen etwas über den Mythos, den die Serie bis Teil drei ausmacht, werden auf die Tragweite des Spiels vorbereitet, ohne einen konkreten Handlungsverlauf in Aussicht gestellt zu bekommen.
"Keiner weiß, wie und warum die Drachen ausgestorben sind..."
Die Arbeiter sind Furries (Breath of Fire ist voll von anthropomorphen Wesen), das Gelesene ein wundersames Märchen. Im Hintergrund spielt verträumte Musik. Wir wissen, wir sind Teil einer magischen Welt.
Das eigentliche Intro beginnt mit denselben Minenarbeitern. Sie bereiten die Sprengung eines großen Kristalls vor. Im Inneren des Kristalls - ein Erz namens Krys, in das sich die Überreste eines Drachens verwandeln - ist deutlich sichtbar ein kleiner Drache eingeschlossen. Die Sprengung legt ihn frei, er wacht auf und ist richtig schlecht gelaunt. Es folgt der erste Kampf, in dem wir unsere arglosen Befreier toasten. Wir sind der kleine Drachenwelpe und sein Feueratem ist ein Vorgeschmack auf die Macht, die uns später zuteil wird.
http://share.cherrytree.at/showfile-8981/bof3_kampf.png
Anschließend bahnen wir uns einen Weg durch die Mine. Unterwegs rösten wir weitere Arbeiter, bis wir in einem Kampf gegen den lokalen Muskelprotz k.o. geschlagen werden. Man deportiert uns, aber wir brechen aus und landen in einem Wald. Ab da nimmt die Geschichte ihren Lauf.
» Ein Drache unter Dieben
Im Kontrast zum Intro, beginnt der folgende Abschnitt leichtherziger. Wir sehen Rei, Waise und in die Fußstapfen vieler fiktiver Waisen tretend, die ohne elterliche Fürsorge zu Dieben geworden sind. Er hockt im Gebüsch und hat ein Wildschwein im Blick, ist aber zu ungestüm. Das Tier entkommt, bevor Rei es erlegen kann. Es wird angedeutet, dass Nahrung - warum auch immer - knapp ist.
Den Weg runter bedroht eine Meute Wölfe einen nackten Jungen mit blauen Haaren, der bewusstlos neben einem offenen Käfig liegt. Dass es sich dabei um den kleinen Drachen handelt, ist uns sofort klar. Rei tötet die Wölfe und nimmt Ryu, so heißt der Junge und jeder Protagonist der Serie, nach anfänglichem Zaudern mit zu sich nach Hause. Dort wartet Teepo, eine weitere Waise, darauf, dass Rei was Essbares mitbringt. Mit einem dritten Maul, das gestopft werden will, hat er freilich nicht gerechnet.
Ryu wird ins Bett getragen. Er träumt von einer lilahaarigen Type, die auf die Menschheit schimpft, und einer engelhaften Gestalt, die ihm mütterlich zuredet.
http://share.cherrytree.at/showfile-8982/bof3_traum.png
Ryu wacht auf und befindet sich alleine im Unterschlupf der Waisen. Wir durchqueren einen Wald und gelangen in das Dorf McNeil. Rei und Teepo springen uns auch schon entgegen, nachdem der Versuch Essen zu stehlen misslungen ist. Der folgende Dialog konkretisiert: Es gibt kaum zu essen. Die Felder sind leer und der Wildbestand dezimiert.
Das Trio plant, sich an der Verbindungsstraße in der Nähe auf die Lauer zu legen und jemanden zu überfallen. Vorher besorgen sie Ryu allerdings Ausrüstung. In einem Zwiegespräch nennt Teepo Ryu beim Namen, ohne ihn bereits erfahren zu haben. Eine weitere epische Vorausdeutung, wie es sie in dieser kurzen Zeit schon einige gab.
Auf der Straße geraten sie an den Falschen. Rei und Teepo schicken Ryu vor und schubsen sie in den nächstbesten Passanten. Es ist Bunyan, Holzfäller und ein wirklich großer Mann. Er lässt Ryu laufen und gibt ihm Drohungen gegen seine Kumpanen mit auf den Weg.
Aus ihrer Begegnung mit Bunyan schlussfolgert Rei, dass seine Waldhütte leersteht. Also kommt er auf die glorreiche Idee sie leerzuräumen. Das geht natürlich gründlich schief. Rei und Teepo haben es sich offenbar sehr einfach vorgestellt, Menschen auszurauben und ungeschoren davon zu kommen. Aber so läuft es im Leben nunmal nicht. Als Ryu und Teepo vor Bunyans Haus aufwachen, ist Rei weg. Unsere erste, echte Mission startet.
» Der Tod einer Mutter
Bunyan hat Rei zum Mt. Glaus geschickt. Dort treibt sich ein Monster, die Nue rum, die für die Nahrungsknappheit in der ganzen Region verantwortlich ist. Wir gehen ihm hinterher und finden ihn an der Spitze des Berges. Eine weitere epische Vorausdeutung folgt in Form einer Andeutung Reis.
Die Nue taucht auf und in einem ersten Kampf verwunden wir sie. Anschließend durchqueren wir eine Höhle, in der Spuren vom Blut des Monsters liegen. Am Ende folgt ein weiterer Kampf. Die Nue stirbt und versperrt mit letzter Kraft den Eingang zu einer Kammer. Dahinter befindet sich ein Nest. Sie hatte das Essen für ihre längst verstorbenen Jungen gesammelt. Wären sie noch am Leben, die Waisen hätten sie zu Waisen gemacht.
http://share.cherrytree.at/showfile-8983/nues.png
Damit wurden zwei Themen eingeführt, die sich durch das gesamte Spiel ziehen:
Mutterliebe.
Nichts ist einfach schwarz oder weiß.
Bedröppelt kehren die drei zurück. Am Fuße des Mt. Glaus wartet Bunyan auf sie, der unmissverständlich klarmacht, dass das Leben, trotz aller Schönheit, auch hart und grausam sein kann. Manchmal muss.
"Wenn ihr gewusst hättet, dass sie Junge hat, hättet ihr Nue dann am Leben gelassen?"
Ein Cut. Das Spiel spult zum Frühling vor. In einer Sequenz sehen wir, dass das Leben wieder blüht und genug Nahrung für alle da ist. Ernte gut, alles gut. Die Niedergeschlagenheit liegt zurück und das Trio plant seine triumphale Rückkehr nach McNeil. Besonders Teepo erwartet, dass man sie als Helden empfängt. Es ist offensichtlich, wie wenig sie gelernt haben und wie kurzlebig die Folgen einschneidender Ereignisse oftmals sind.
» Auf den Spuren Robin Hoods
Tatsächlich sind die Dorfbewohner sehr dankbar und bieten sogar von sich aus Essen an. Mehr hätten sie drei vormals verpöhnte Diebe nicht wünschen können. Und doch wollen sie mehr.
Ein Mann namens Loki erzählt ihnen, dass Bürgermeister McNeil seine Bürger schröpft. Dagegen müsse doch wohl vorgegangen werden. Bei Nacht schleicht sich die Truppe in McNeils Anwesen, um die Steuern zu klauen und gerecht unter den Dorfbewohnern aufzuteilen. Die Mission gestaltet sich als relativ komödiantisch, denn die Wachen sind nicht ernstzunehmen und im Haus bekämpfen uns alberne Geister. Die Ahnen des Bürgermeisters. McNeil selbst ist ein dicker, kleiner, feiger Mann. Er versteckt sich hinter seinen Vorfahren, die das Vermögen verteidigen wollen, lässt die edelmütigen Diebe letztlich aber mit den Steuereinnahmen ziehen. Nimm den Reichen und gib den Armen.
http://share.cherrytree.at/showfile-8984/mcneil.png
Rei, Teepo und Ryu entkommen mit dem Geld. McNeil indes schwört Rache. Sie hinterlassen das Geld vor den Türen im Dorf und freuen sich auf den nächsten Tag, in der Erwartung, ein Denkmal ihnen zu Ehren vorzufinden. Aber es kommt anders.
Die Dorfbewohner haben das Geld sofort zurückgegeben. Sie distanzieren sich von den Dieben, denn der Bürgermeister ist ein Mann mit gefährlichen Verbindungen und sie wollen es sich nicht mit ihm verscherzen. Desillusioniert kehren die drei zurück in ihr Waldquartier. Das steht in Flammen und die Gefährlichkeit McNeils bestätigt sich: Balio und Sunder, beauftragte Schläger, erwarten sie bereits und machen kurzen Prozess. Ryu wacht alleine in Bunyans Hütte auf. Seine Reise beginnt.
http://share.cherrytree.at/showfile-8980/baliosunder.png
» Die Bedeutung
Der Anfang von Breath of Fire 3 ist vorbei und ein zentrales Thema, das Ende der Unschuld, etabliert.
Für Rei, Teepo und Ryu hat sich gezeigt, dass das Leben nicht so simpel ist, wie in romantisch verklärten Geschichten. Du wirst nicht als Held gefeiert, wenn du unüberlegt handelst. Sie haben eine Not zum Objektivismus kennengelernt und die Gefahr der subjektiven Realität. Dies zollt dem Wandel Anerkennung, dessen Speerspitze Final Fantasy 7 war. In den Generationen NES und SNES waren es noch Geschichten von großen Helden und großen Taten. Jungsfantasien, in der eine gute Tat keine negativen Konsequenzen haben durfte. Breath of Fire 3 karikiert dies, indem es den Spieler glauben lässt, genau so zu verlaufen, um dann graduell die Schraube unvorhergesehener Folgen anzuziehen:
Der kleine Diebstahl im Dorf blieb folgenlos.
Den Diebstahl in Bunyans Hütte bezahlte das Trio mit einer Abreibung.
Die Tötung der Nue mit Gewissensbissen.
Den Raubzug bei McNeil beinahe mit ihrem Leben.
So lernresistent wie die Charaktere waren, habe auch ich damals 1998 nicht kommen sehen, dass Breath of Fire 3 den Geist der Generation Playstation einfangen würde.