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Thema: [Werwölfe IV] Tag 6

  1. #1

    [Werwölfe IV] Tag 6

    Grau zeigte sich der Himmel an diesem Morgen über Düsterwald, feiner Nieselregen fiel auf das Dorf hinab. Noch war kein Bewohner zu sehen, anscheinend traute sich noch niemand nach dem gestrigen Abend hinaus, an dem zwar ein Werwolf gerichtet wurde, sich für die meisten aber dennoch nicht wie ein Erfolg anfühlte.

    Immerhin eine gute Nachricht schien dieser Morgen zu bieten: Es ließ sich keine neue Leiche ausmachen.



    Der Tag dauert bis Donnerstag Abend.

  2. #2
    Raphel began leicht beängstigt den Tag mit Aufwachen, Leitersuchen, Wandknallen und Glockenläuten. Diesesmal war das Läuten an richtiger gefühlsmäßiger Stelle, auch wenn sich dies vorerst nicht bemerkbar gemacht hat. Aus Misstrauen hat Raphael gestern einen Teil der angefertigten Waffen in der Kirche versteckt.

  3. #3
    Nachdem sich die anderen beiden Hexenjäger auf den Weg zur Patroullie gemacht hatten, war Isabella bei den Frauen geblieben und hatte bis in die frühen Morgenstunden Teig geknetet, Brot gebacken und Fleisch durch den Wolf gejagt.

    Die Frauen hatten ihr warmen Gewürzwein zu trinken gegeben, der die nasskalte Nacht vertreiben sollte. Sie fühlte sich zwar immernoch nicht gesund, aber gut genug um eine Runde zu drehen als ihre Arbeit in der Bäckerei gemacht worden war.

    Sie traf auf eine Patroullie in der auch Godfrey, Nicolo und Avery waren. Es war anscheinend in der Nacht niemandem etwas geschehen. Allerdings waren Waffen verschwunden und ein kleiner Junge, der in der Schmiede tatkräftig mithalf hatte ihnen berichtet das der Priester einige der neuen, ausgebesserten Silberspeere mitgenommen hatte. Der schwerverletzte Andreas hatte in Callans Badestube ihr Lager bezogen und wurde von dem Bader gepflegt. Isabella dankte ihnen für die ausgezeichnete Arbeit und schickte die hungrig aussehenden Männer in Richtung Bäckerei. "Falls jemand nicht genug hat vom arbeiten, hier hab ich auch noch zwei belegte Brote. Dann könnte er umgehend weiter patroullieren."

    Sie lächelte ihnen allen nocheinmal zu, dann wischte sich der neu ernannte Hauptmann nachdenklich den Regen aus dem Nacken und blickte in Richtung der kleinen Kirche, in eben diesem Moment hörten sie ein lautes Knallen und die Glocken begannen zu läuten. "Was auch immer dort vor sich geht - er ist ja ein Mann Gottes mit dem man reden können wird. Dann werde ich dem Mann mal einen Besuch abstatten, möchte jemand mitkommen?"

  4. #4
    "Ich erbete unterwürfig ihre Verzeihung, werter Kopf der Hexenjäger.", sagte Avery kleinlaut zu Godfrey, der mit ihm patroullierte. "Ich hielt Euch bisher wahrlich für einen suspekten Menschen, der in unserem Dorf nichts anderes versuchte, als Zwietracht zu sähen. Doch ab heute ist damit Schluss. Ihnen gebührt nun mein vollstes Vertrauen." Er richtete sich wieder auf und sprach: "Vielleicht mögt Ihr mir nicht glauben, aber ich wurde tatsächlich von diese Werwolfsdame verführt. Ich weiß nicht recht, es hat sich nie sonderlich jemand in diesem Dorf um mich gekümmert, vielleicht ruht es daher. Ich weiß auch nicht, ob Ihr mir das jetzt abnehmt, oder nicht, aber im Moment spreche ich aus vollem Herzen zu Euch. Von fortan wird Eure Stimme die meine sein." Er fiel noch mal auf die Knie. "Bitte. Ihr habt unser Dorf so lange beschützt und werdet es auch weiterhin tun, von daher bitte ich euch, glaubt meinen Worten. Mir selbst geht es ebenfalls um nichts anderes."

    Geändert von Kael (12.09.2010 um 21:11 Uhr)

  5. #5
    Godfrey brummte nur leise, als Avery das Wort an ihn richtete, als er jedoch niederkniete, drehte er sich schnell um, damit niemand der anderen Patrouillengänger den Kniefall sah, damit Avery weder Ruf noch Respekt einbüßen sollte.
    "Man kniet nur vor Gott, dem Papst und dem Adel, Avery." tadelte Godfrey mit ernster Miene und half dem Mann vor sich hoch, wobei er den Speer sah, den Avery hielt und ob des eingeschnitzten Kreuzes erkannte er sie auch sofort, Gänsehaut der Vorsehung überzog seinen Nacken und ließ seinen Mund trocken werden.
    "Dies ist eine gute Waffe für einen guten Mann.", brummte er. " Und doch ist es an mir, mich bei dir zu entschuldigen. Es wurde die traurige Pflicht offenbar, einen Menschen aus unserer Mitte zu reißen, den wir alle sehr verehrt haben und nun, wo dieser Mensch fehlt, spüren wir die Kälte der Lücke, die dieser Mensch ausgefüllt hatte. Doch dürfen wir nie vergessen, was wirklich passiert ist. Wir Menschen und die Wölfe sind nur Schachfiguren in einem Krieg Luzifers gegen Gott.
    Alles worum wir Menschen bitten dürfen, ist Vertrauen, alles wofür wir beten dürfen, ein schneller Tod."
    Er sah sich um, erblickte in der Dunkelheit den Rest der Patrouille, der gerade im Schwarz verschwand.
    "Lilith wurde vor wenigen Tagen gebissen und in das Dunkel gestürzt, alle ihre Taten zuvor, ihr Fleiß, ihre Tugendhaftigkeit und ihre mütterliche Wärme, die sie dir entgegengebracht hat, war alleine der Mensch in ihr und so solltest du sie auch in Erinnerung behalten.
    Sie hat dich nicht verführt - es waren deine Erinnerungen an einen guten und geliebten Menschen, die dein Herz verführt haben und es war menschlich, auf dein Herz zu hören.
    Du aber solltest dir selber vergeben und wissen, das Lilith keine Schuld trifft, sondern der Blutfluch Satans sie umgebracht hat. Lass nicht zu, das dein Herz eine Wüste wird..."
    sprach er leise, laut genug für Avery, doch mehr zu sich selbst.

    Godfreys Auge blickte in die Leere, an dem jungen Mann vorbei, dann straffte sich der hünenhafte Mann sichtlich und er knurrte: "Ich habe niemals einen Groll gegen dich gepflegt, du warst Lilith ein guter Freund und ich achte deine Worte als Worte eines Mannes. Zum Schutz des Dorfes werde ich deine versprochene Loyalität einfordern und benötigen."

    Er blickte Avery noch einmal direkt an, dann stand er auf und schritt mit ihm gemeinsam zurück zur Patrouille, ihre Schicht würde nicht mehr lange gehen und Godfrey sehnte sich nach seiner Schlafstatt, zu viel war passiert, zu viel geisterte ihm im Kopf herum, sein Auge brannte vom Starren in die Dunkelheit, seine Hand roch nach dem Schießpulver des letzten tödlichen Pistolenschusses und auf den Lippen... konnte er noch immer sie schmecken.

  6. #6
    Isabella schmunzelte sanft als sie die abgekämpften Männer ziehen ließ. Avery hatte sie eines der Brote in die Hand gedrückt, er sah wirklich so aus als würde er im nächsten Moment zu Boden fallen und einschlafen. "Ihr habt euch wacker geschlagen, geht nun und ruht euch aus."

    Sie würde dem Priester also alleine einen Besuch abstatten. Grade als sie sich umdrehen wollte hielt sie inne und drückte auch Godfrey eines der Brote in die Hand. Ihr blondes Haar hing ihr in feinen Gespinsten, die Regentropfen aufsammelnd als wären es Perlen, ins Gesicht und sie blickte ihn mit einem ungewollt liebevollen Blick an, den man von der Jägerin bisher so nicht gesehen hatte. "Das gilt auch für euch, Krieger. Ihr habt euch Ruhe verdient. Ich komme nach, sobald ich einige Dinge überprüft habe... Raphael, der Priester zum einen und auch dem verletzten Andreas würde ich gerne noch einige Antworten entlocken." Sie standen beide einen Moment lang bewegunglos und der Regen plätscherte um sie herum und sang sein melancholisches Lied.

    Es hatten sich bereits kleine Ströme von Wasser gebildet, das im frühen Morgenlicht sanft leuchtete, als wäre der gesamte Platz ein einziger See und darin standen nur noch die beiden regungslosen Gestalten und von ihnen stieg der feine Regen in Dampfschwaden wieder auf.

    Ein Mäusebussard kreiste über dem Dorf und kreischte, dies nahm Isabella zum Anlass sich in Bewegung zu setzen und flüsterte noch ein "Geht nun und ruht euch aus... Geliebter. Ich werde eure Hilfe brauchen bevor der Tag um ist."

    Damit verschwand sie in Richtung der Kirche, mit einem seltsamen flatternden Gefühl im Bauch und zum ersten Mal verstand sie was "dieses Gefühl das ich empfinde wenn eine geliebte Person in meiner Nähe ist" war. Sie dachte nur kurz an ihre Leidenschaft zu András - doch das war etwas anderes gewesen, geprägt von Angst und der verzehrenden Hitze einer unglücklichen Liebe. Sie hatte nun keine Angst mehr.

    Vorsichtig zog sie, immer noch unter lautem Glockengeläut die Türen der Kirche auf. "Raphael?", rief sie in den Raum hinein und schüttelte ihren Hut aus bevor sie sich mit Weihwasser bekreuzigte. Sie sah den Pater nicht, aber sie sah Spuren am Boden. Sie brauchte nicht Konrads Fertigkeiten um diese Spur aufnehmen zu können.

    Den Priester fand sie im Glockenturm beim läuten, er sah aus als hätte er noch kein Frühstück gehabt und blickte sie erschrocken an als sie plötzlich hinter ihm stand. "Ich... habe wohl schon wieder... das Tor vergessen abzuschließen."

    "Ja das habt ihr anscheinend. Raphael, ich weiß es ist noch sehr früh aber ich habe Fragen. Und es wäre in eurem Interesse sie zu beantworten, denn viele Bürger haben in den letzten Tagen ihr Missfallen an euch zum Ausdruck gebracht. Ich weiß nicht wieviel davon auf Tatsachen beruht und wieviel auf eure Zurückgezogene Lebensweise zurückzuführen ist. Ich weiß nur, dass sie nicht deswegen vor euch halt machen würden nur weil ihr eine Bibel in der Hand haltet.

    Als ihr Lilith angeklagt hab sprach ihr davon das ihr als Verkünder der Botschaft nicht mehr tatenlos zusehen wollt was passiert, sondern wie früher handeln wollt. Warum also, frage ich euch verschanzt ihr euch hier in eurem Glockenturm und unterschlagt Waffen, die wir für die Patroullien brauchen? Das ihr euch Silber für euren Kampfstab genommen habt steht euch zu aber was ist mit den anderen Waffen, Raphael? Versucht ihr das Dorf zu untergraben? Oder befriedigt es euch das ihr euch die Wölfe vom Hals halten könnt während eure Schutzbefohlenen draussen sterben? Oder ist es am Ende gar so das euch ihr Schicksal egal ist und das ihr deswegen heute Nacht nicht bei der Patroullie wart? Und was bedeutete das "wie früher" - was ist euer Geheimnis, Pater? Sprecht, ich werde euren Worten die Aufmerksamkeit schenken die ihnen gebührt."


    Sie setzte sich auf einen Schemel der vor dem großen Erker stand, der von Butzenscheibenfenstern gesäumt war. Langsam stahl sich das Licht der frühen Sonnenstrahlen hindurch und tauchte die Szenerie und den Pater in seinem Nachtgewand in ein milderes Licht.

  7. #7
    Roland stand am Ausgang des Dorfes und blickte nachdenklich in Richtung Wald. In den letzten paar Tagen hatten sie es geschafft, jedes mal einen der Werwölfe zu erwischen, es würde nicht mehr lange dauern, bis sie es endlich geschafft hätten. Nichts desto trotz wurden die Bewohner des Dorfes immer weniger, waren gestern noch so viele aktiv am arbeiten, so schien es heute nicht so recht in Gang zu kommen.

    Es war schon einige Zeit vergangen, seit Raphael seine Pflicht erfüllt und wie jeden Morgen die Glocke geläutet hat, aber trotzdem wurde der Trubel auf den Straßen nicht mehr. Somit war Roland auch klar, dass einige der Freiwilligen in der Nacht das Weite gesucht hatten und dass sie sie nie wieder sehen würden. Wahrscheinlich wurden auch einige von ihnen von den Werwölfen überrascht und lagen irgendwo zerfleischt im Wald rum.

    Apropos zerfleischt, neben einigen Bewohnern fehlte auch der allmorgendliche Schrei des Entsetzens, vielleicht hatten sie ja doch Glück gehabt und mit Lilith endlich den letzten Werwolf erwischt... Auf jeden Fall würden die Hexenjäger heute wieder auf Nummer sicher gehen und erneut einen Menschen hängen lassen. Mittlerweile hatten sie es ja auch geschafft, dass einer von ihnen zum Hauptmann ernannt wurde, Isabella wurde gestern von Lilith zum Nachfolger ernannt.

    Der gestrige Fall hat auch gezeigt, dass sie scheinbar göttliche Hilfe erhielten, weshalb alles sehr viel einfacher wurde, alles nur noch eine Frage der Zeit. Bis dahin musste jeder tun, was er konnte, um sie zu unterstützen. Am Tage war das Dorf gut durch die Sonne geschützt, fast als wäre es eine unsichtbare fliegende Festung, wenn es sowas geben würde, der Gedanke allein brachte ein breites Lächeln auf Rolands Gesicht, was in den letzten Jahren eher selten der Fall war. Bisher war er stehts in Gedanken, aber wenigstens konnte er nun etwas aufatmen, da die Werwölfe scheinbar Angst vor den Hexenjägern und dem Dorf bekommen zu haben.

    Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los, dass es neben den Werwölfen noch jemanden gab, der diese kontrolliert hat. Vor ein paar Tagen wollten die Hexenjäger zum Hexenfelsen, aber der Vorfall mit der Silbermine hatte alles zunichte werden lassen. Nun war es Zeit, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Gestern hatte Roland sich eine bessere Karte besorgt, auf der auch der Hexenfelsen verzeichnet war.

    Neben der Karte hatte Roland wie üblich seinen Hut, seinen Degen, eine Flasche Tee, etwas zu essen, Verband und ein paar andere Sachen mitgenommen. Bald würde er losgehen.

  8. #8
    Die Augen zu öffnen verlangte Andreas fast seine gesamte Kraft ab. Als er es endlich geschafft hatte, stach das Licht wie ein Speer in seine Augen, weswegen er sie gleich wieder schloß. Als er sie mühsam erneut geöffnet hatte, schaffte er es endlich, sich umzublicken. Das erste, was er feststellte, war, dass er sich nicht zuhause befand. Er war in irgendeinem fremden Haus. Wie war er hierhergekommen? Er versuchte sich zu erinnern.
    Gestern... ja, er hatte sich sterbenselend gefühlt, wegen des Vorfalls bei Dirans Villa. Er war aus seinem Haus getorkelt und dann wieder zusammengebrochen. Im Laufe des tages war er dann mehrmals für einige wenige Sekunden erwacht, ohne jedoch etwas unternehmen zu können. Anscheinend hatte man ihn zum Marktplatz gebracht. Zum Glück anscheinend nicht, um ihn zu hängen, obwohl das wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit war, solange sich diese sogenannten Hexenjäger im Dorf herumtrieben.
    Mit großer Anstrengung schaffte er es, sich aufzurichten. Erst jetzt stellte er fest, dass er auf einem Tisch gelegen hatte, und er bis auf eine Decke, mit der er zugedeckt gewesen war, nackt war. Was war mit seinen Sachen geschehen? Als er in einer Ecke des Raumes schließlich einen Zuber entdeckte, wurde ihm klar, wo er sich befand: Der Bader, die Person, die in diesem Dorf das war, was einem Arzt noch am nächsten kam, hatte ihn wohl mit zu sich nach hause genommen, um sich um ihn zu kümmern.
    Andreas wusste, dass er dafür wohl dankbar sein sollte, doch momentan hatte er andere Sorgen. Um genau zu sein einen gewaltigen Durst. Er blickte sich um, ob er irgendwo etwas zu trinken finden konnte. Schließlich entdeckte er einen Krug.
    Er drehte sich zur Seite und lies seine Beine von dem Tisch, auf dem er saß, baumeln. Dann gab er sich einen Ruck und stand schließlich aufrecht da. Für etwa eine Sekunde. Dann begann sich der Raum um ihn zu drehen, und er stürzte mit einem lauten Knall zu Boden. Immerhin verlor er nicht gleich wieder das Bewusstsein. Mühsam kroch er über den Boden. War ihm genau dasselbe nicht schon gestern passiert? Endlich hatte er den Krug, den er gesehen hatte, erreicht. Seine Kraft auf seine Arme konzentrierend hob er den Krug an (zu seinem Glück war er nur halbvoll) und hob ihn hoch, um einen großen Schluck daraus zu nehmen. Und noch einen. Und noch einen. Schließlich hatte er den Krug komplett geleert, doch er hatte noch immer Durst. Und gleichzeitig war ihm kalt. Die Decke lag immer noch bei dem Tisch, auf dem er aufgewacht war. Aber dorthin zurückzukehren war ihm jetzt zu anstrengend. Er beschloss, an genau dieser Stelle liegenzubleiben, bis Callan aufwachen und (hoffentlich) nach ihm sehen würde.

  9. #9
    "Nun, ich habe lediglich nicht-benötigte Waffen vor Werwölfen und Verrätern in der Kirche versteckt. Wenn ihr sie benötigt, nehmt sie ruhig, sie liegen unter dem Altar. Und nein, ich habe mich nicht im Glockenturm verschanzt, sodern drüben im Kirchhaus (diese Kirche besitzt einen externen Turm, keinen Dachreiter). Und das Leben der anderen hängt mir sehr am Herzen, sonst wäre ich heute Nacht selbstverständlich nicht bei der Patroullie (Raphael war anwesend, schreiben war nicht nötig) und hätte auch die wichtigsten Güter dem Feind ausgeliefert.

    Und nun zu eurer letzten Frage: es hat sich in meiner alten Heimat so ähnlich abgespielt. Es begann alles mit einer qualvollen unbekannten Krankheit. Sie war sehr ansteckend. Die Kranken fingen an, ihre Familienmitglieder zu beißen, und sie litten an verschiedenen Anfällen. Diejenigen, welche an dieser Krankheit starben, sind wieder auferstanden - um sich am Blut Lebender zu ergötzen. Unser Fürst Vlad III. Dracula ließ jeden Priester Seuchenbekämpfung und Kampfkunst studieren, und die Krankheit aufzuhalten und um diese gefährlichen blutsaugenden "Untoten" zu vernichten, durch Pfählung und Köpfung. Knoblauch war ebenfalls wirksam. Doch all das hat nicht viel gebracht. So kam es, dass ich hier ins heilige römische Reich ausgewandert bin, um ein friedliches Leben weiterzuführen - bis vor ein paar Tagen."
    Raphael fummelte an seinem Speer herum. "Unser Fürst kannte eine Art "Schutzzauber", welcher vor der Krankheit schützt. Es wurden jedoch Menschenopfer verlangt, damit er wirkte, weswegen die Bevölkerung nicht geschützt werden konnte. Damit es nicht zu Aufständen kam, musste er geheimgehalten werden."

  10. #10
    Godfreys Gesicht war ein wenig blass, er schneuzte sich murrend und stand trotzdem Seite an Seite mit Isabella im Regen. Von seiner Hutkrempe perlte das Wasser, troff auf seine Nase, lief in kleineren Rinnsalen über seine Lippen, in seinen Nacken hinab, trotzdem wollte er um nichts in der Welt diesen kleinen Moment unterbrochen wissen. Doch war es Eigenheit der traumlosen Realität, grade ihre sehnlichsten Kinder wieder zurückzuholen und so unterbrachen beide den Augenkontakt und Godfrey nickte nur stumm, was hätte er auch sagen sollen?

    All sein Wissen, all sein Trachten, alle Werke der letzten dreißig Jahre waren auf selbst auferlegte Keuschheit ausgerichtet, auf die Jagd, er hatte den Mann in sich eingesperrt und getötet und nun strömten wie Duft Gefühle in sein Herz, die dort erblühen ließen, was ihm fremd geworden war.

    Er blickte ihr nach und er schalt sich einen Narren. Alle Kraft und aller Glauben schienen vergebens, alle Stärke und alles Wissen hatten ihm nicht geholfen, der Frau, die er begehrte, etwas zu sagen, was sie durch den Tag bringen würde. Ein kleiner Kuss nur, ein aufmunterndes Lächeln oder ein zärtlicher Satz - selbst Lots Ehefrau hätte als Salzsäule noch mehr herausgebracht...

    Und dann war da diese bleierne Müdigkeit.
    Trotzdem raffte er sich ein letztes Mal auf, um aus Agathas Garten eine regennasse, aber wunderschöne Blume zu nehmen, was ihm einen vernichtenden Blick der alten Dame einbrachte, die aber dann bei Blickkontakt schnell zu Boden blickte und verschämt rot anlief, als Godfrey eine Kupfermünze auf das Holz des Zaunes legte.

    Diese Blume nahm er, zusammen mit einer Pergamentseite und er drappierte sie am Zelt der Hexenjägerin, da sie im Laufe des Tages sicherlich noch ihre Ausrüstung brauchen würde. Dort würde sie die weiße Rose finden, zusammen mit dem Pergament, auf welchem in geschwungenen Lettern geschrieben stand: "Zusammen jagen heißt, zusammen leben."

    Dann endlich fielen seine schlammbespritzten Stiefel auf den Boden des Zeltes, seine klammen dicken Socken dazu, ebenso der dreckige Mantel und vollkommen erschöpft schlief Godfrey ein, in der Hoffnung, ein paar Stunden ruhen zu können, ehe die Pflicht ihn rufen würde, wusste er doch um die noch ausstehende Expedition zum Hexenfelsen...

  11. #11
    Konzentriert hatte Isabella dem Priester zugehört und sie nickte nachdenklich als er mit seiner Erzählung am Ende war. "Gut, dann weiß ich Bescheid. Danke für eure Ehrlichkeit Raphael und verzeiht wenn ich etwas übereilig war wegen der Patroullie - nun ich habe nicht daran gedacht das es ja zwei Schichten gibt und das ihr deswegen auch etwas Schlaf bekommen konntet."

    Sie erhob sich vorsichtig und ging ein paar Stufen der Turmtreppen hinab. Dann rief sie noch "Ich werde die Waffen vorerst hier lassen, Pater, ihr habt mein Vertrauen. Aber sagt bitte Bescheid falls ihr wieder so eine Aktion vorhabt. Wir sind alle misstrauisch geworden und das ja nicht ohne Grund. Gehabt euch wohl, bis wir uns wiedersehen."

    Dann ging sie langsam eine Stufe nach der anderen humpelnd hinab und freute sich als sie den Staub der Jahrzehnte hinter sich lassen konnte und wieder frische Luft atmete. Sie blickte kurz hinüber zum Friedhof und sehnsüchtig dachte sie daran einen Bogen zu schlagen um an Konrads Grab vielleicht einen Hinweis zu sehen... aber sie traute sich nicht und ihr Herz sagte ihr sie sollte sich beeilen um bald wieder im Lager zu sein. Um bei ihm zu sein und die wenige Zeit die sie hatten gemeinsam zu verbringen.

    Mit ihrem Bein hätte der Umweg zu viel Zeit gekostet, also ging sie wie geplant zum Haus der Baders um sich neue Verbände anzulegen und die übrigen Mohnsamen zurückzulegen. Sie kam allerdings nicht sehr weit - die Haustür war verriegelt und auf ihr lautes Klopfen antwortete niemand.

    "Callan? Seid ihr da?" Mit einem Stirnrunzeln wandte sie sich wieder zum gehen - sie wollte später wiederkommen wenn der Bader sein Haus geöffnet hatte. Andreas würde sicherlich noch schlafen, so erschöpft wie er gestern ausgesehen hatte.

    Sie ging noch bei der Bäckerei vorbei, schickte zwei Frauen zu Bett die immer noch am arbeiten waren und die bereits die Nacht mit ihr durchgearbeitet hatten, nahm sich einen kleinen Zopf aus Hefeteig und ein kleineres Brot und begab sich dann in Richtung des Hexenjägerlagers.

    Es war ruhig, zu dieser frühen Stunde, nur ein paar Dohlen saßen krächzend auf einer schiefgewachsenen Kastanie und erinnerten sie an die Hinrichtung gestern. Gänsehaut überkam sie und sie wünschte sich die Wärme zurück die sie durch den Gewürzwein bekommen hatte und durch die Gedanken an ... ihn.

    An einer Schlaufe an ihrem Zelteingang hing eine wunderschöne weiße Rose. Sie lächelte, fuhr mit ihrer Fingerspitze verträumt über die seidenweichen Blütenblätter und löste das zusammengerollte Pergament vorsichtig heraus. Mit kantigen, gotisch anmutenden Buchstaben wie sie nur ein Gelehrter wie er schreiben konnte stand dort ein kurzer Satz aus 5 Buchstaben. Er musste sich viel Zeit genommen haben um das, was dort stand zu schreiben, es waren keine Tintenflecke zu sehen, wie sie bei Nicolo oft vorkamen weil er oft in Eile Gedanken aufschrieb die ihm sonst wieder entfleuchten.

    Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte sich was sie jetzt am besten machen sollte... ihn fragen was er dort geschrieben hatte? Nein, das wäre ihm sicherlich unangenehm. Vielleicht würde sie es mithilfe eines Textes abgleichen können, den sie kannte? Diese Idee gefiel ihr schon besser - aber es war auch sehr Zeitaufwendig.

    Sie seufzte leise, betrat ihr Zelt und steckte die weiße Rose in ihren kleinen Zinnbecher, den sie neben ihrem Lager stehen hatte um zu trinken. Davor roch sie jedoch noch einmal verträumt an der schönen Blüte. Ihre Mutter hatte ihr einmal gesagt das man die ganze Welt in solch einer Blüte finden konnte. Alles was man suchte war darin - Schönheit, Perfektion, Hoffnung.

    Sie atmete noch einmal kurz durch und nahm unter ihren Decken ein winziges in Leder gebundenes Buch heraus. Es waren Psalme, die ihr ihre Mutter immer wieder vorgelesen hatte. So oft bis die junge Spanierin sie auswendig konnte.

    "Erstmal koche ich uns etwas... dann versuch ich den Brief zu entziffern.", beschloss sie und trat wieder hinaus an die Feuerstelle. Godfreys Zeilen klemmte sie in dem Büchlein ein und verbarg es in ihrem Mieder. Dann schnitt sie das Brot zurecht, kochte Tee und versuchte sich an einem Bohneneintopf mit Speck, da sie gestern noch einiges übrig gehabt hatten. Als der Eintopf grade zu kochen begann, schob sie ihn vom Feuer und machte sich daran die Worte zu entziffern.

    Sie wurde dem knarzen des Feldbettes gewahr als der Schotte sich hin und herwälzte. "Ob er wohl nicht einschlafen kann? Oder er hat Alpträume..." Aber es wäre idiotisch nicht zu wissen was er geschrieben hatte und ihn jetzt aufzuwecken. Also beeilte sie sich damit mithilfe des 23ten Psalms (den sie auch nur durch abzählen der Psalme fand) herauszufinden was dort stand.

    Es dauerte seine Zeit aber sie war geduldig, wie es nur ein Jäger sein kann.

  12. #12
    Unruhige Nächte, unruhige Träume, nie blieb er davon verschont, doch...die Plage des Dorfes machte es nicht besser.
    Er erwachte mit einem lauten Schrei, halb wach, halb im Traum sah er noch verschwimmende Bilder vor sich die ihn quälten.

    Murrend und sich, das mittlerweile stoppelige Kinn welches er sich schon seit längerem nicht mehr rasiert hatte, kratzend betrat er seinen Arbeitsraum, morgendliche Rituale wollen eingehalten werden.
    Penibel wie er war entdeckte er die Veränderung im Raum...den am Boden liegenden nackten Andreas.
    Wieder murrte er kurz auf "Man macht und tut alles für sie...und sie springen einfach auf und machen was sie wollen..."
    Er rieb sich die Nase, schniefte laut und ging auf ihn zu.
    Fest griff er unter Andreas Arme, hiefte ihn auf und zog ihn zurück zum Tisch.
    "Nurnoch einmal...einmal...und ich pack die Lederriemen aus..."
    In einem letzten Kraftakt hob er den Mann auf den Tisch zurück, legte ihn auf die wahrlich provisorische Lagerstätte und deckte ihn zu.
    Grummelnd entfernte er sich von ihm, öffnete ein, zwei Fenster und entriegelte die Türe die er weit aufschwang, Luft...frische Luft.
    Er drehte sich wieder Andreas zu der mehr vom Äußeren her immer noch mehr einem Toten glich als einem lebendem Menschen.
    "So...am besten fangen wir damit an warum du so...fertig aussiehst, woran es liegt, wie es sich äußert und so weiter..."

  13. #13
    Andreas wollte Callan antworten, doch als er seinen Mund öffnete, brachte er nichts als ein Krächzen heraus.
    Mit den Händen und dem Kopf deutet er eine Bewegung an, als ob er einen Becher zum Mund führen würde. Callan schien ihn zu verstehen, und brachte ihm kurz darauf einen Becher Wasser. Andreas trank ihn mit großen Schlucken leer, und hielt ihn dann Callan auffordernd hin, der ihn seufzend erneut füllte.
    Nachdem Andreas endlich seinen Durst gestillt hatte, fühlte er sich immerhin etwas besser, wenn auch nicht viel. Aber immerhin hatte er wieder genug gewalt über sich, um Callan von seinem zustand zu erzählen. Allerdings war er so heiser, dass seine Stimme nur in flüsterlautstärke herauskam, so dass sich Callan nah zu ihm hinbeugen musste, um ihn zu verstehen, und außerdem wurden seine Worte immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen:
    "Danke. Als vorgestern das Labor von Diran... explodiert ist... bin ich hingegangen... und da war diese komische rosa Wolke... hat mich erwischt, und dann hab ich... hat das Husten angefangen... bin dann nach Hause... hab die ganze Nacht im Bett... gelegen und mich glaube ich immer wieder übergeben... Alpträume gehabt... und alles hat wehgetan... und ich hab geschwitzt... und am nächsten Morgen... konnte ich mich kaum bewegen... und war fast verdurstet..."
    Zu seiner sonst eher blumigen Redeweise fühlte er sich im Moment absolut nicht in der Lage, und daher beließ er es bei diesen Worten, in der Hoffnung, dass der Bader aus ihnen schlau werden würde. Erschöpft sank er auf dem Tisch in sich zusammen.

  14. #14
    Die Zeit hatte nicht stillgestanden, wärend Isabella beschäftigt war und langsam wurde sie hungrig. Sie schob den Kessel wieder aufs Feuer und erwärmte den Eintopf. Dann machte sie sich daran den Brief zu entschlüsseln.

    "tz..u...sammen jagden heisstz tz...u...sammen leben. Ah, jetzt hab ichs! Zusammen jagen heisst zusammen leben.", sie lachte freudig ob der Botschaft die ihr nun ihre Bedeutung verraten hatte. "Zusammen...", murmelte sie leise. Es klang wie ein Versprechen. Bisher waren sie nur zusammen gereist und hatten sich in Diskussionen verstrickt wenn es an die Arbeit ging. Zusammen, das hieß aus zwei wurde eins...

    Sie entschloss sich Godfrey etwas zurückzuschicken... aber was? Sie wollte ihm soviel sagen. Und letztendlich musste sie die Zeichen wohl aus ihren Psalmen abmalen - so gut es eben ging. Ihr kam ein Psalm in den Sinn, der ihren Kampf gegen die Untiere gut bezeichnete. Der Engel des Herrn lagert um die her die ihn fürchten. 34,8 Sie waren wirklich wie drei Engel des Herren die ein Dorf bewachten das sie immernoch fürchtete weil sie fremd waren. Sie konnten das Gute in ihnen noch nicht sehen... aber wie war das noch gleich? Sie blätterte fiebrig und zählte dabei die Psalme, bei 5 mal Zehn und 7 zählte sie aufmerksam die Absätze... Beim zweiten hielt sie inne. Das hier musste es sein.

    "Eine Feder... Woher bekomme ich denn jetzt sowas?"
    Sie dachte nach. Nicolo hatte sein Schreibzeug sicherlich bei sich. Höchstens Ersatzfedern würde sie finden, aber die Tusche rührte er immer selber im gleichen Gefäß neu an. Papier... das war ja noch schwerer.

    Sie musste wohl oder übel improvisieren. Ansonsten hatte sie natürlich noch die Wahl Godfrey aufzuwecken - aber das würde sie bleiben lassen. Er hatte eine harte Zeit hinter sich. Also machte sie sich daran aus Kohle und Wasser Tusche anzurühren und tupfte mit einer ihrer breiteren Haarnadeln die Buchstaben auf einem weißen Tuch von ihr nach, das sie eigentlich zum zusammenbinden ihrer Haare hernahm.

    Dann ließ sie alles über zwei Stühle gespannt trocknen und kümmerte sich um den Eintopf, der schon verheißungsvoll dampfte. Im aufkommenden Wind flatterten die Worte:

    Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe.

    Und sie hoffte das sich diese Worte bewahrheiten würden. Sie hoffte es sehr. Das Gefühl der Geborgenheit hatte sie jetzt schon, seinen Brief nah an ihrem Herzen, sein Atem nahe ihrer Lagerstatt. "Er schützt mich wie ein starker Fels, bei ihm bin ich geborgen. 62,8", murmelte sie leise und machte sich ans essen.

  15. #15
    Laurenz' Morgen begann abermals bedrohlich still. Etwas schien sich an seinen Fallen zu schaffen gemacht haben. Kein angenehmer Gedanke für ihn, da er sie ja hauptsächlich ausgelegt hatte, um sich im Falle eines Falls mehr Zeit zu verschaffen. Mit Erleichterung stellte Laurenz fest, dass es sich nur um ein Kaninchen handelte, welches sich in einem seiner Netze verfangen hatte. Es war in beiderlei Interesse, dass Laurenz das Tier wieder aus dem Netz befreite.
    (Das Tier ist unruhig… Als würde es irgendetwas suchen) Nachdem er die Netzfalle neu ausgelegt hatte, machte er sich auf den Weg zum Dorf.
    Am Waldrand begegnete er Roland, dessen Blick abwechselnd in eine Karte versunken oder hoch in den Himmel gerichtet war. Man hätte sich problemlos an ihn anschleichen können, ohne dass er irgendetwas bemerkt hätte.
    Doch Laurenz sprach ihn an: "Hee da, Roland! Was sucht Ihr dort am Himmel? Hat Euch der Pfaffe auch das Ammenmärchen von einer Festung dort oben erzählt?"

  16. #16
    Raphael beobachtete lächelnd Roland, wie er ernsthaft nach der schwebenden Festung sucht. Laurenz kam ihm entgegen und meinte, es sei Quatsch. So griff Raphael nach dem schwarzen Auge und warf es Laurenz ins Gesicht, wodurch die Fenstung plötzlich am Himmel erschien - nur für die beiden sichtbar. Aus Unfassbarkeit fing Laurenz an, wie eine Huhn zu gackern., was es auch scheinbar war - "Interessant, wie Ernst Roland diese Geschichte nimmt." Seltsam wurde es, als Laurenz mit dem Auslachen begann und plötzlich von einen Kaninchen aus dem Gebüsch angefallen wurde.

  17. #17
    Während Roland immernoch auf den richtigen Zeitpunkt wartete, sprach ihn plötzlich eine ihm eher unbekannte Stimme an. Es handelte sich um diesen Laurenz, von dem er bisher eher selten etwas mitbekommen hatte. "Von was reden sie da? Was für eine Festung? Ich überlege lediglich, welche Route zum Hexenfelsen, das ist der große spitze und einzige Berg der da hinten steht, am günstigsten wäre." und selbst wenn es so eine Festung gäbe, wäre sie unsichtbar gewesen. "Ihr scheint ja keinerlei Ängste zu hegen, dass ihr in der Nacht von Werwölfen attackiert werdet, wenn ihr im Wald übernachtet. Außerdem macht ihr einen ziemlichen Lärm, indem ihr so im Wald rumstampft, man hätte euch ne halbe Meile gegen den Wind schon gehört."

  18. #18
    Laurenz hatte einige Mühe, das Kaninchen von seinem Bein abzuschütteln. Als er es endlich geschafft hatte, verschwand das Tier schnell wieder im Wald. In der Richtung liegt doch auch das Lager der Hexenjäger?)
    Laurenz wandte sich wieder an Roland.
    "Ihr scheint ja sehr gute Ohren zu haben. Ich mache mich so bemerkbar, wie es der Umstand gerade gebietet. Wäre es Euch etwa lieber, wenn ich mich an Euch herangepirscht hätte? Wobei ich zugeben muss, mit dem Rammler im Schlepptau wäre es auch dann schwer gewesen, unauffällig zu bleiben. Das Tier wirkte so aufgewühlt. Als suchte es etwa… vielleicht seine Zibbe.
    Um die Werwölfe brauche ich mir wohl kaum mehr Sorgen machen als Ihr. Oder als die Jäger, die auch außerhalb des Dorfes kampieren. Wir haben sehen dürfen, dass Türen diesem Pack nicht standhalten können. Andererseits wissen nicht nur die Wölfe den Mantel der Nacht zu ihrem Vorteil zu nutzen… wenn Ihr versteht.
    Ihr sagtet, Ihr wollt zum Hexenfelsen? Ihr habt doch mitbekommen, dass die Mine Nachschub angefordert hat, der sich gerade auf dem Weg dort hin befinden müsste? Die Straßen und Pfade sind wahrscheinlich nicht sicher. Aber vielleicht könnte man von diesem Felsen aus die Stärke der Söldner erkundschaften?"

  19. #19
    "Ich hatte ohnehin nicht vor, den direkten Weg zu nehmen und was die Söldnertrupps angeht bin ich im Moment sowieso keine große Hilfe. Da bliebe noch die Möglichkeit, ein Zeichen von der Spitze auszusenden, das 1. die Angreifer ablenken und 2. dem Dorf eine Botschaft bezüglich Angreiferzahl angeben kann. Außerdem kann man so, indem man durch den dichten Wald läuft, auch Fallen aufstellen, denn mit Sicherheit werden diese Söldner, sofern sie sich entschließen sollten, das Dorf anzugreifen, versuchen, aus dem Hinterhalt anzugreifen. Das heißt, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit das Dorf von allen Seiten umzingeln würden, bevor sie zuschlagen. Da ihr euch ja scheinbar im Wald auszukennen scheint, könntet ihr doch ein paar Fallen anbringen? Material haben wir ja genug da."

  20. #20
    Godfrey steckte die Anstrengung und die seelische Anspannung in Knochen wie Seele und so schlief er schnell ein, schien aber von den Dämonen der Vergangenheit abermals gebeutelt zu werden, die ihn heimsuchten, als wollten sie ihm eine wichtige Begebenheit ins Gedächtnis rufen...

    Schlamm spritzte, Godfrey keuchte, als er im verwelktem Blattwerk am Boden ausrutschte und auf die Knie fiel, rechtzeitig nur noch den Kopf heben konnte, um den verräterischen Haarzopf im Unterholz verschwinden zu sehen.
    Er kniff die Augen zusammen, atmete ruhig und machte im Kopf die beste Route aus, dem Dieb zu folgen, er kannte diese Wälder, er war oft hier gewesen.
    Neben sich hörte er Peter fluchen, die anderen beiden Jungen keuchten ebenfalls vor Anstrenung, aber der brennende Schmerz seiner fast verheilten Narben auf dem Rücken peitschten die Kraft und die Wut in die Glieder und Sehnen Godfreys und wie ein zorniges Tier, wie eine Raubkatze auf der Pirsch stieß er sich vom Boden ab und nahm die Verfolgung rennend wieder auf.
    Bromberranken gierten nach seiner Wollhose und rissen sie auf, ebenso die Haut darunter, Äste peitschten ihm ins Gesicht, bis sich dort kleine Rinnsale von Blut bildeten, er jedoch jagte weiter, spürte, dass er im BEgriff war, aufzuholen.
    Und dann sah er den Schemen vor sich, rennend, verzweifelt flüchtend und Godfreys Hände krampften sich um den Speer, die Fingerknöchel traten weiß hervor und er hörte ganz deutlich das Peitschen der reißenden Haut auf seinem Rücken, als das Leder sich hineinfraß, er spürte den Schmerz der peinigenden Strafe, die er verdient hatte, nachdem er seinen Wachposten verlassen hatte, um mit seiner großen Liebe alleine zu sein.
    Ein hasserfüllter Schrei brach aus seiner Kehle hervor, erstickte jede menschliche Regung wie Gnade oder Milde und mit zwei schnellen Schritten Anlauf schleuderte er den Speer in das Gehölz, dem Schemen entgegen, den Namen des Erzengels Michael auf der Zunge führend, den er dem rasenden Speer nachbrüllte, dann setzte er mit Mordlust in den Augen der Gestalt nach, einen entsetzen Schrei des Schmerzes hatte er gehört, mit grimmiger Befriedigung danach seinen Dolch gezogen.
    Das erste was er fand, war die Tasche mit den Dokumenten. Blutbespritzt und offen, im sachten Wind unschuldig vor sich hin wehend.
    Godfreys Blick war gefangen - es waren die Dokumente ihres Gastes. Des Inqusitors Hermann von Richtfelben, seines Zeichens brutalster Spürhund des HERRN. Und auf seinen Dokumenten waren die Namen jener verzeichnet, die in der Grafschaft der Häresie oder Ketzerei oder Gotteslästerung verdächtigt wurden. Eine endlose Liste von Namen, bekannt und unbekannt.
    Und die Dokumente hinter sich lassend schritt der junge Schotte weiter, den Dolch zum Stoß bereit, seine Beute witternd, dem schmerzerfüllten Gejammer folgend, bis er endlich den Dieb sah...


    Godfreys Seele bäumte sich auf, er verkrampfte sich, als wolle sein Leib sein Herz vor dem schützen, was nun folgte und im unruhigem Umherwerfen war es schließlich die Seidenbluse, die Isabella versehentlich zurückgelassen hatte, als Godfrey die Jägerin bei sich auf der Schlafstatt gebettet hatte und es war ihr Duft, der Geruch der Spaniern, unverwechselbar, der ihn wieder in tieferen Schlaf hatte sinken lassen, fern der Träume der schlimmen Vergangenheit, er stand mit ihr in der Nacht, durchlebte den Abend des gestrigen Tages.

    Er sah ihren Blick, entschlossen und von einem Feuer gezeichnet, der von Herz wie Unterleib auszugehen schien. Während Godfrey düster und abweisend ein massiger Schatten in der Dunkelheit war und verzweifelt um seine Haltung kämpfte, war es an Isabella, sich wie eine feuriger Glutsturm aus Leidenschaft anzuschmiegen, seine Selbstbeherrschung bröckeln zu sehen, ihn heranzuziehen an sich. Godfrey spürte die weichen Konturen ihres Leibes am Seinen, ihre Fingerkuppen, die seinen Nacken umfassten und mit Bestimmtheit in seinen Haarschopf griffen, als stünde lediglich ein Kuss zwischem dem sicheren Tod und der ewigen Einsamkeit.
    Der Schotte spürte ihre Lust, die ihr Kraft gab, sie das Erlebte vergessen ließ, doch über all dem thronte majestätisch die Zuneigung, die aus ihren Augen sprach, das tiefe Vertrauen schließlich, welches Godfreys Knie weich werden ließ und ihm den Mut gab, ihr den Kuss zu schenken, den sie verdient hatte.

    Er war ungelenk dabei, ungeschickt, von je her ein ungeübter und schlechter Liebhaber, aber die Kraft seiner Arme, mit der ihr ihren Leib beschirmte und umfing und seine Leidenschaft glichen aus, was dem Hexenjäger an Erfahrung fehlte. Wenngleich der Kuss nur kurz währte, viel zu kurz nur, hinterließ er Beide aufgewühlt und verwirrt, mit siller und schüchterner Hoffnung auf die Liebesbande blicken, die beide grade geknüpft hatten und während die lodernde Flamme der Leidenschaft schnell zu einer wärmenden Glut der Zuneigung wurde, blickten sich beide an, durch die Nacht hindurch...


    Und Godfrey schlug die Augen auf.
    Es war hell in seinem Zelt, der schmutzigweiße Stoff ließ nur wenig Licht durch, war angenehm zu ertragen, leise plätscherte der Regen gegen die Stoffbahn und Godfrey fühlte sich ausgesprochen erholt und gut.
    Es war warm unter der Decke, dank der Felle und Temperaturen, es roch nach Suppe und er hielt ihre Bluse umklammert, die nach der Spaniern duftete und zärtliche Wärme floß in sein Herz, ein unerklärliches Gefühl für ihn.

    Schnell hatte das Pflichtbewusstsein ihn jedoch eingeholt, nachdem er noch wenige Augenblicke im Bette verharrt hatte und gekleidet in knarzender Lederrüstung und Hut trat er vor das Zelt, nahm sich eine Schüssel mit Nicolos - wie stets - köstlicher Suppe, deren Ingridenzien er sich allerdings niemals würde aufzählen lassen.
    Dabei blickte er - fast ein wenig scheu - die Spanierin von der Seite an, als hätte er Sorge, die letzten Abendstunden von damals nur geträumt zu haben.

    Doch was auch immer sie von ihm forderte, er wäre für sie da.
    Als Kämpfer für das Dorf, welches man ihr anvertraut hatte.
    Als Freund in schweren Zeiten.
    Als Berater für ihr Amt.
    Als Mentor für ihre Pflicht.
    Als Waffenbruder in Gefahr.
    Als Geliebter für traurige und einsame Nächte?

    Geändert von Daen vom Clan (14.09.2010 um 17:35 Uhr)

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