Isaac blickte sie durchdringend an, wärend sie kurz zusammenfasste, wie sie - ungewollt natürlich - hinter den beiden in das Portal gelangt war. Sie versuchte, einige ihrer Fähigkeiten aus der Schilderung der Ereignisse heraus zulassen, aber dennoch hatte Mithrandil scheinbar den richtigen Riecher. Wärend Isaac noch unentschlossen ob ihrer plötlichen Ankunft wirkte, fragte der Mönch einfach, ob sie die beiden begleiten wollte.

"Nun, da ich hier scheinbar sowieso nicht mehr weg kann", Grimoa ging probeweise ein paar mal über die Stelle, wo zuvor nach das Protal gewesen war, "kann ich Euch genausogut auch begleiten." "Wo auch immer ihr hin wollt", fügte sie in Gedanken hinzu. Der Raum in dem sie sich befanden, wurde von einem grünlichen Licht beleuchtet, welches reiche Verzierungen in den steinernen Säulen zum Vorschein brachte. Für einen kurzen Moment fragte Grimoa sich, ob diese Zeichen etwas zu bedeuten hatten, ob es sich vielleicht sogar um eine Sprache handelte, die man übersetzten konnte. Da sie aber ganz gewiss keine Ahnung von so etwas hatte, erfreute sie sich einfach nur an der Schönheit der Schnörkel. Nachdem sie alle Richtungen des Raumes ausgiebig betrachtet hatte, war ganz offensichtlich, dass dieser Raum weder einen Ausgang, noch einen Schatz barg. Wenn die beiden Robenträger also das Portal nicht wieder öffnen konnten, würden sie einfach hier unten verhungern.

Mithrandil schien den Zweifel auf Grimoas Gesicht bemerkt zu haben, und ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht. "Kommt hier rüber, ich zeige Euch meine erste Entdeckung in dieser Ruine", sagte er und ging zu einer unscheinbaren Wand hinüber. Als er die Wand erreicht hatte, wurde sie viel besser beleuchtet als zuvor, wärend der hintere Teil des Raumes im Dunkel lag. "So", dachte sich Grimoa, wärend sie den Rücken des Bretonen anschaute, "einen Lichtzauber beherrscht er also, obwohl er kein Magier ist."
"Seht ihr diese feinen Linie?", sprach Mithrandil zu der Wand gebeugt. Grimoa ging noch einen Schritt näher heran, dann konnte sie es auch sehen. Dünne Ritzen in der Wand, die zusammen den Umriss einer Tür bildeten. So akkurat gearbeitet, dass sie selbst unter dem hellen Licht von Mithrandils Zauber kaum zu sehen waren. "Und wie wollt ihr sie öffnen?", fragte Grimoa, wärend ihre behandschuhten Finger weiter die Linien entlag fuhren.
"Ich dachte, das überlassen wir Euch", vernahm sie die irgendwie kalt klingende Stimmes des Hochelfen. "Macht Euch nützlich mit Euren geschickten Fingern."

Grimoa zog eine Augenbraue hoch, was aber nur die Wand sehen konnte. Scheinbar hatte der Altmer keinen magischen Schlüssel parat, um diese Tür zu öffnen. Systematisch begann sie, die umliegenden Bereiche der Wand nach einem wie auch immer gearteten Öffnungsmechanismus abzutasten. Am Ende der Wand war sie beinahe der Verzweiflung nahe. Obwohl sie genau gesucht hatte, konnte sie nichts finden. Nur unnatürlich glatten Stein. Die beiden Augenpaare, die ungeduldig auf ihren Rücken starrten, trugen auch nicht dazu bei, ihre Aufgabe zu erleichtern. Normalerweise arbeitete sie unbeobachtet.
Mit einem leisen Seufzer lies sie sich in der Ecke auf den Boden sinken und lehnte den Rücken gegen die Wand. So hatte sie sich ihren Schatz nicht vorgestellt. Natürlich bereitete ihr die Aufgabe an sich keine Probleme, sie konnte bisher jede Tür öffnen, hinter die sie blicken wollte. Doch bisher hatte auch jede Tür ein Schlüsselloch an der dafür vorgesehenen Stelle gehabt.

Grade wollte sie wieder aufstehen, damit Isaac und Mithrandil nicht den Eindruck erhielten, sie könne diese Aufgabe nicht lösen, als ihr ein winziger Schatten auf der glatten Wand auffiel. Mithrandils Lichtzauber wirkte nun nicht mehr so stark, da er in die Mitte des Raumes zu Isaac zurückgekehrt war. In dem verbleibenden Zwielicht fiel der Schatten erst auf. Und wo ein Schatten war, musste auch etwas sein, das ihn warf. Nocheinmal fuhr Grimoa mit der Hand über den Stein und fand tatsächlich eine kleine, runde Erhöhung. Nach etwas Gefummel konnte sie einen kurzen, steinernen Stab aus einer kleinen Öffnung in der Wand ziehen. Gradezu so wie bei einem Astloch in einem Holzbrett.
Was übrig blieb, war ein Schlüsselloch!

Aufregung breitete sich in ihr aus, als sie sich vor das Loch setzte, welches sich nur ca 40cm über dem Boden befand. Ohne nachgucken zu müssen, zog sie den längsten Dietrich aus ihrer Tasche und begann, den Mechanismus im Innern des Schlosses zu erforschen. Es war vollkommen anders gearbeitet, als alles, was sie bisher gesehen hatte. Statt Stifte schienen sich im Innern drehbare Räder zu befinden, die sie nun mühsam zu drehen versuchte. "Na hoffentlich bricht mir dabei nicht der Dietrich ab", schoss es ihr durch den Koopf, als sie das Werkzeug in allen erdenklichen Winkeln ausprobierte, um an die Räder heran zu kommen. "Und hoffentlich löse ich bei einem Fehler keine tödliche Falle aus", doch dieser Gedanke ging so schnell in der Konzentration das Schloss zu knacken unter, dass sie ihn gar nicht richtig wahr nahm.

Nach einer Zeitspanne, die sicherlich irgendwo zwischen einigen Minuten und einer halben Ewigkeit lag, war sich die Diebin sicher, den Mechanismus durchschaut zu haben und ließ die Rädchen nacheinander in der (hoffentlich) richtigen Position einrasten. Für einen kurzen Moment, in dem sie nicht zu atmen wagte, geschah gar nichts. Dann ertönte ein steinernes Knirschen von der anderen Seite des Raumes. Schnell stand Grimoa auf, klopfte sich den vermutlich Jahrhunderte alten Staub von der Lederrüstung und huschte zu Mithrandil und Isaac hinüber, die bereits in den dunklen Gang spähten, der sich hinter der Tür aufgetan hatte. Vorsichtig blickte sie auch durch die Öffnung in der Wand. So weit wie der Lichtzauber reichte, war nur ein grader Gang zu erkennen. Zu schmal, um zu dritt nebeneinander zu gehen, aber zwei könnten wohl nebeneinander hineinpassen. Grimoa würde auch nicht den Kopf einziehen müssen, wo sie sich bei Isaac hingegen nicht ganz sicher war. "Glaub ihr, die Gerüchte von den Todesfallen der Ayleiden sind war?", fragte Grimoa niemanden im speziellen, wärend sie weiter in den Gang starrte.