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Thema: [Verbrecher von Düsterburg] Tag 0 - Rollenspielintro und Anführerwahl

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  1. #1

    [Verbrecher von Düsterburg] Tag 0 - Rollenspielintro und Anführerwahl

    Viele von euch haben die Sonne seit Jahren nicht gesehen.


    In einer Welt, in der das Überleben ganzer Völker von harten Maßnahmen abhängt, ist das Gefängnis der einzige Weg, unliebsame Elemente loszuwerden, ohne Kugeln zu verschwenden. Mord, Raub, Betrug - alles genau so schwere Verbrechen wie Prostitution, Zechprellerei und kleiner Diebstahl. Und alle Verbrechen werden gleich bestraft - mit der Haft in der Düsterburg, einem unterirdischen Bunker ohne Wachen, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Sonnenlicht. Die Verbrecher der Nation werden eingelocht und sich selbst überlassen - solange, bis ihre Strafe abgesessen ist oder sie einfach nicht mehr auftauchen.

    Ihr seid unabhängig von der Außenwelt, habt eine eigene, saubere Wasserversorgung, hydroponische Gärten und müsst arbeiten, um euch eure Ration zu verdienen. Eine eigene kleine Gesellschaft von Verbrechern, in der alle gleich sind. Oder waren - denn jetzt seid nur noch ihr übrig. Und in eurer Mitte befinden sich die Mörder aller anderen Insassen.

    Euer einziger Kontakt zur Außenwelt ist KILA, eine Stimme aus den Lautsprechern, die überall im Bunker angebracht sind. Sie informiert euch einmal täglich über Nachrichten aus der Nation, über wichtige technische Vorkommnisse im Bunker und über besondere Ereignisse, wie Haftentlassungen oder Todesfälle.

    Nun dezimiert eine mysteriöse Mordserie die Insassen des Gefängniskomplexes unter der Erde. Und niemand wird Euch helfen.






    Was als Modellprojekt begann, wurde schnell zur einzigen Art, wie in der Nation Verbrecher behandelt wurden. Einfach unter die Erde damit und fertig - vergessen, sich selbst überlassen und damit weg von den Straßen und Gassen. Schon das kleinste Vergehen reicht aus, um sich hier unten wiederzufinden. Niemand weiß, wie viele Bunker es mittlerweile gibt. Aber in der dritten Amtszeit des Herrschers wurden überall im Land diese unterirdischen Komplexe gebaut, die sich komplett selbst versorgen können und unabhängig sind von der Außenwelt. Ihr lebt im ältesten dieser Gefängnisse, in der berüchtigten Düsterburg. 20 Jahre ist der Bunker mittlerweile alt, und es hat sich so etwas wie eine Gesellschaft hier unten gebildet. Komplett frei von Wachen oder anderen Autoritätspersonen haben einige derjenigen, die lebenslänglich verurteilt wurden, die Macht an sich gerissen.

    Es ist kein schlechtes Leben hier unten. Wer hier ankommt, wird von der Gemeinschaft geschützt. Und wer sich gegen die Gemeinschaft stellt, der wird in einem demokratischen Prozess getötet. Jeder Insasse hat einen eingebauten Selbstzerstörungschip - er kann aktiviert werden, sobald ein signifikanter Anteil der Insassen der Düsterburg für seinen Tod stimmt. Allerdings kann jeden Tag nur eine Person umgebracht werden, um Putsche zu erschweren.

    Um andere Aufstände abzuwenden, hat die Leitung der Düsterburg ein Mittel, um alle Einwohner des Komplexes in eine schlafähnliche Ohnmacht fallen zu lassen. Wird dieses Mittel ins Lüftungssystem gepumpt, so schlafen alle Insassen innerhalb weniger Minuten ein. Jeden Abend, pünktlich um 22:00, wird dieses Mittel verteilt. Offiziell, um Strom zu sparen und eine Nachtschicht in der Überwachungszentrale überflüssig zu machen. Aber innerhalb der letzten Monate wurde diese Praxis zu einer Todesfalle - anscheinend haben einige Individuen einen Weg gefunden, die Ohnmacht zu umgehen - denn jeden Morgen, nachdem der Effekt des Gases abgeklungen ist, findet sich ein weiterer Toter in der Düsterburg.



    Legende:
    A: Ein- und Ausgang: Jeder von euch hat dieses erstaunlich große Gebet nur ein einziges Mal gesehen. Durch lange, geschwungene Gänge wurdet ihr bis zur Schleuse gefüllt. Die Gerüchte besagen, dass die Gänge so lang sind, damit das Schlafgas bei einem Fluchtversuch genügend Zeit hat, um durch die Gänge zu strömen. Selbst der schnellste Sprinter würde es nicht zum Ausgang schaffen, bis er stolpert, einschläft und wieder zurückgezerrt wird. Mit Zuwachs der Population haben die Leiter der Hydroponik-Station und der Wasseraufbereitung immer wieder vergeblich versucht, den langen, ungenutzten Bereich in einen weiteren Gartenbereich umzubauen, um die freie Fläche für mehr Nahrungsproduktion zu nutzen. Der versiegelte Bereich beginnt an der Schleuse zur Industriestation (C). Außerdem soll es hier auch spezielle Zellen geben, für Insassen der Düsterburg, die gegen die ungeschriebenen Gesetze des Bunkers verstoßen haben, aber es nicht für eine Hinrichtung reicht.

    B: Archiv und Aservatenkammer: Hier musstet ihr zu Beginn eurer Haft eure Habseligkeiten abgeben. Die meisten eurer weltlichen Besitztümer (Autos, Häuser, Geld) sind sowieso in Staatsbesitz übergangen, aber hier warten kleine Güter wie Kleidung, Andenken oder Fotos auf eure Rückkehr. Ihr durftet nur drei Habseligkeiten mit in die Düsterburg nehmen. Es ist theoretisch möglich, auf Antrag einmal pro Jahr einen Blick in die eigenen Besitztümer zu werfen, die in diesem Hochregallager aufbewahrt werden - aber keiner von euch hat je von jemandem gehört, bei dem das funktioniert hätte.

    C: Industriestation: Handwerker aufgemerkt: Solltet ihr die Düsterburg betreten und so aussehen, als hättet ihr nicht zwei ganz linke Hände, so ist es recht wahrscheinlich, dass ihr euch hier wiederfindet. In der riesigen Werkstatthalle gibt es so gut wie alles, um aus den verfügbaren Materialien so gut wie alles herzustellen. Niemand weiß so genau, wo der Leiter der Industriestation seine Werkstoffe herbekommt - schließlich seid ihr völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Außerdem wird hier sehr viel mehr produziert, als die Bewohner selbst brauchen könnten - eine Tatsache, über die die oft angespannten und wortkargen Industriemitarbeiter kaum Auskunft geben.

    D: Hydroponik und Lebensmittelstation: Was die moderne Welt alles bereithält! Auch unter der Erde können Pflanzen angebaut werden. Nicht unbedingt die leckersten Pflanzen, aber immerhin. Hier wird aus Soja, Mais und kleinen Eigenzüchtungen eine leidlich gutschmeckende Proteinpaste hergestellt. Weitere Zutaten gehen meist direkt an die Küche (E). Außerdem befindet sich hier die Wasseraufbereitung und die Stromerzeugung des Komplexes. Basierend auf der Qualität des Wassers und der Art der Stromerzeugung vermuten die etwas erfahreneren Insassen, dass sich die Düsterburg unter einem Staudamm befindet. Als würde das eine Rolle spielen.

    E: Küche und Vorratsbereich: In der Gemeinschaftsküche kochen engagierte Mitglieder der Gemeinschaft für alle anderen Insassen. Sie haben Vorzugsrechte bei der Wahl der Nahrungsmittel und sorgen für die Gruppenversorgung aller Insassen. Mit der wachsenden Gefangenenzahl der letzten Jahre wuchs auch hier der Bedarf an hygienischer Zubereitung, und so wird der Bereich von resoluten Damen und Herren geführt, die als Team zu den beliebtesten Arbeitgebern der Düsterburg gehören. Man sagt, wer im Küchenteam ist, der hat eine neue Familie gefunden. Aber auch das hat gegen die Mordwelle nichts geholfen.

    F: Aufenthaltsbereich/Mensa: Hier wird gegessen, sich getroffen, nach der Arbeit geredet oder einfach Zeit rumgebracht. Der relativ große Bereich hat keine Wände und ist offen gestaltet. Zahlreiche Sitzmöglichkeiten und Tische laden auf eine Runde Würfelspiel ein. Auch, wenn Glücksspiel um die Tagesration theoretisch verboten ist, so hat der ehemalige Anführer El Leones hier alle Augen zugekniffen.

    G: Schlafbereiche: Ursprünglich aufgeteilt in einen Frauen- (G1) und einen Männerschlafbereich (G2) schrauben sich hier zwei Türme ins Erdreich. Wie im Hochregallager sind die Wände der achteckigen Räume mit Schlafkabinen gesäumt, die sich bis zur Decke ziehen. Leitern an den Wänden ermöglichen den Zugang zur eigenen Schlafkabine, bei der man mit einem Vorhang für ein wenig Privatssphäre sorgen kann. Damit die weiter oben liegenden Kabinen nicht zur nächtlichen Todesfalle für aktive Schläfer werden, kann ein Gitter vor die Kabine geschoben werden. Es ist serh ratsam, vor 22:00 in der eigenen Koja zu liegen, außer, man möchte, dass einen das Schlafgas im Gehen oder Stehen mitten im Gang umkippen lässt. Der dritte Schlafturm (G3) wurde kurz vor dem Beginn der Mordserie fertiggestellt und sollte dem immer größeren Andrang an Insassen Herr werden - es kam aber nie zu seiner offiziellen Einweihung, da mittlerweile schlicht die Insassen dafür fehlen.

    H: Waschräume: Aufgeteilt nach Frauen und Männern gibt es hier Gemeinschaftstoiletten und Duschen. Dafür, dass ihr in einem Bunker lebt, ist der Nassbereich durchaus akzeptabel - wenn auch schon etwas verlebt durch Generationen an Verbrechern.

    I: Privaträume der Bereichsleiter: Theoretisch gesehen gibt es in der Düsterburg keine Hierarchie. Praktisch leben in den vier kleinen Appartements am Ende des Komplexes die Bereichsleiter von Industrie-, Hydroponik- und Stromerzeugung. Dazu kommt der nominelle Anführer der Düsterburg - bis zu seinem Tode war das der Drogenboss El Leones, der aber vor wenigen Wochen Opfer der Mordwelle wurde. Während die Bereichsleiter auf Basis ihrer Kompetenz nachrücken, sobald die Stelle durch Tod oder Freilassung frei wird, wird der Anführer demokratisch gewählt. KILA hat dabei die Aufsicht. Die Räume selbst sind nur für die jeweiligen Personen und eventuelle Begleiter(innen) zugänglich. Laut den aufgeregten Berichten diverser Insassinnen, die einmal die Ehre hatten, in die Privaträume zu kommen, gibt es dort nicht nur Badezimmer direkt in der Zelle, sondern eine regelrecht luxuriöse Ausstattung. Ein Mädchen hat sogar einmal behauptet, in der Zelle des Anführers befände sich ein Telefon.




    "Ich bin ein verficktes Genie!"


    Eigentlich sollte KILA nicht fluchen. Zumindest die "alte" KILA hat das nie getan. Die älteren Insassen erinnern sich - die fast schon mütterliche Stimme trug die täglichen Informationen aus der Welt der oben Lebenden so leidenschaftslos vor, dass zahlreiche Insassen der festen Überzeugung waren, KILA sei eine KI. Aber vor sechs Monaten, kurz nach Beginn der Mordserie, wechselte die Stimme plötzlich - und seitdem waren die Gefangenen allein mit KILA 2.0.

    "Okay, also, wenn ich alles richtig gemacht habe, und das habe ich, dann sollte der Aufenthaltsbereich heute Nacht für euch sicher sein. Ich habe den Raum so verriegelt, dass er nicht mehr an der Lüftungsanlage hängt. Kein Schlafgas, kein Umkippen, kein Mord. Ich meine, gut, ihr müsst euch selber heute Nacht um eine Wache kümmern, aber dann wisst ihr immerhin, wer verdächtig sein könnte und wer nicht. Also, kommt, bin ich ein Genie oder bin ich ein Genie? Das bringt uns und euch doch zum ersten Mal in eine WIRKLICH gute Position!"

    Ihr hört das Klackern von Fingernägeln auf einer Tastatur, dann knacken die Lautsprecher im ganzen Gebäude erneut und KILA erzählt fröhlich weiter. Durchsagen in der ganzen Düsterburg waren ursprünglich nur für das tägliche Briefing reserviert, und ansonsten hat sich KILA recht bedeckt gehalten. Aber nun, wo ihr nur noch eine Handvoll Insassen seid, ist KILA in Plauderlaune. Die meiste von euch liegen noch in ihrer Koje. Mit der neuen KILA ist auch das Briefing erheblich zwangloser geworden.

    "Also, fassen wir noch einmal alles zusammen. Jede Nacht nach Einsatz des automatischen Schlafgases bleiben offenbar einer oder mehrere Insassen wach. Diese bringen dann einen oder mehrere von euch um. In letzter Zeit gibt es tendenziell nur ein Opfer pro Nacht. Und bevor wieder jemand fragt, nein, ich kann euch nachts leider nicht überwachen, weil der gesamte Komplex vom Stromnetz getrennt wird und nur die Notsysteme laufen. Ihr wisst schon, der Umwelt zuliebe."

    Ein leises Schnauben ertönt. KILA ist frustriert.

    "Ich kann morgens auch nur Zittern und Bangen und hoffen, dass es euch alles gut geht. Und dann ist wieder ein Bildschirm aus. So wie heute. Wie ihr sicher schon gesehen habt, hat es unseren geliebten Anführer getroffen. Genau drei Tage war er im Amt, bevor auch er gestorben ist. Ich weiß nicht, wo er rumliegt, vielleicht habt ihr ihn auch schon gefunden. Sein Koje war die G2-56, weil der werte Herr ja bloß nicht in das Privatappartement ziehen wollte. Deswegen hat er seine letzten Tage lieber bei euch verbracht. Also, findet seine Leiche, schafft sie zum Müllverbrenner in der Industrie, und wählt einen neuen Anführer. Ihr kennt das Prozedere ja mittlerweile, sagt mir, wen ihr für passend haltet, und morgen kann der glückliche dann in sein eigenes Privatzimmer ziehen. Sorry, Privatzelle. Ihr wisst schon. Sagt einfach laut, für wen ihr seid, ich höre euch schon. Und nicht vergessen, heute Abend bitte alle im Aufenthaltsraum versammeln. Und dann kicken wir diesen Mördern in den Arsch. Deswegen setzen wir heute Abend auch die Hinrichtung aus. Wenn irgendwas ist, redet nur mit mir. Ich kann mich auch privat in einen Bereich schalten, wie ihr wisst. Wenn es mal... persönlicher werden sollte. Und so. KILA out."



    Um einen Anführer zu wählen, schreibt seinen Namen bitte groß und ROT in euren Post.

    Geändert von Caro (24.02.2017 um 15:03 Uhr)

  2. #2
    "Mit jedem Tag werden diese scheiß Sparschäler stumpfer"

    Matt tat das was er jeden Tag seit seiner Verurteilung tat. Gemüse schälen und über den eher nicht so geilen Zustand des Küchenequipments schimpfen. Klar, es war nicht rostig, Löffel waren immer noch stumpfer und es ging schon irgendwie... aber er sehnte sich trotzdem nach einem ordentlichen Messerset zurück.
    Vor ihm lag einfach nur ein enorm großer Bottich der voller geschälter Kartoffeln, Mören und Knollensellerie war. Seit knapp 2 1/2 Stunden schälte er jetzt schon Gemüse und seine Hände waren schon seit den Kartoffeln aufgeweicht von der Stärke. Aber irgendwie liebte er es auch, er hatte etwas zu tun und die meisten Leute ließen ihn hier in Ruhe. Er gehörte zur Küchencrew und da jeder gern etwas essen wollte machte es Sinn sich nicht mit ihm anzulegen.

    Leise knackten die Lautsprecher auf.

    "Ich bin ein verficktes Genie!"

    "Damn, die schon wieder..."

    "Okay, also, wenn ich alles richtig gemacht habe...

    Keine Ahnung was sie da redete, aber KILA hatte definitiv einiges richtig gemacht. Vor allem als sie in den Babe Modus gewechselt ist. Das war sowas von die beste Entscheidung. Matt fragte sich seit einigen Wochen wem diese Stimme wohl am anderen Ende gehören mochte. Sexy klang sie allemale.

    ...persönlicher werden sollte. Und so. KILA out."

    Persönlicher werden? Hatte er das richtig verstanden? Shit. Er hatte gar nicht zugehört. Dafür war die letzte Knolle Sellerie endlich von Ihrer Schale befreit und Matt hatte seinen Dienst fürs erste getan. Morgens wischen Mittags schälen, Abend wischen. Er hätte zwar durchaus mehr Lust darauf hier wirklich was geiles zu kochen aber hey... das Leben war halt kein Ponyhof.

    "Yo, der Stuff ist fertig. Ich mach mich vom Acker und schau was da draußen so los ist!"

    Matt wusch sich noch schnell die Hände ehe er sich daran machte aus der Küche zu verschwinden. Vielleicht würde er im Aufenthaltsraum ja irgendwen finden der KILA zugehört hatte. Irgendwas wichtiges wirds garantiert gewesen sein.

    Geändert von Gendrek (20.02.2017 um 00:32 Uhr)

  3. #3
    Wie immer nach "Sonnenaufgang", wie er das Einschalten der Lampen für sich persönlich nannte, hatte Leroy Lust, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und weiterzuschlafen.
    Und wie immer zwang er sich, dem Drang zu widerstehen, aus dem Bett zu steigen und in den Waschraum zu gehen (oder eher schlurfen). Leroy hasste frühes aufstehen. Und obwohl es keinen Beweis dafür gab, dass sich die Wach- und Schlafzeiten hier drin auch nur im entferntesten an denen der realen Welt orientierten, spürte er einfach wie durch einen siebten Sinn, dass es noch früh war. Nur ein weiterer auf der langen Liste der Punkte, die er an diesem Gefängnis hasste. Möglicherweise in der Top 100, aber sicher kein Spitzenplatz.

    Der Grund dafür, dass er sich entegegen seinem ausdrücklichen Wunsch jeden Morgen prompt aus dem Bett quälte, war der, dass viele der anderen Gefangenen denselben Drang zu haben schienen, und ihm, im Gegensatz zu ihm selbst, auch nachgaben. Dadurch war der Waschsaal direkt nach Sonnenaufgang noch relativ leer, und die Anzahl derjenigen, die beschlossen, dass Leroy gerade an ihrem Privatwaschbecken stand, und daher mit mehr oder meist weniger sanfter Gewalt weggeschubst werden musste, obwohl noch mindestens zehn andere direkt daneben frei waren, hielt sich in Grenzen. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, einfach noch länger als die anderen liegen zu bleiben, aber seit ihn sein "Chef" eines Tages mit einigen Tritten davon überzeugt hatte, dass Leroy gefälligst pünktlich (d.h. nicht später als zu einem willkürlich von ihm festgelegten Zeitpunkt) bei der Arbeit zu erscheinen habe, war das auch keine Option mehr.

    Einer der wenigen Vorteile daran, sich so früh aus dem Bett zu quälen, war, dass, nachdem er sich also gewaschen und in der Mensa das Zeug, das sich hier drin Frühstück nannte (die Essensqualität durte irgendwo im 50er Bereich seiner Hassliste herumgondeln), in sich hineingeschaufelt hatte, er sich in aller Ruhe die neuesten Meldungen des Tages anhören konnte. Oder zumindest war es das bis vor kurzem gewesen, bevor sie KILA das Intelligenzdowngrade aufgespielt hatten.
    Auch wenn er damit vermutlich der Minderheit angehörte (wie in so ziemlich allem, was dieses Domizil betraf, abgesehen davon, dass er wie alle anderen hinauswollte) war ihm die sachliche und unpersönliche KILA lieber gewesen. Typen, bei denen man nie wusste, ob sie vor einem mit dem Messer herumfuchtelten, weil sei einen Einschüchtern wollten, oder mit einem Blutsbruderschaft schließen wollten, gab es hier drin schon genug, da brauchte er nicht noch eine KI im Bimbo-Modus. Diese Änderung hatte es auf Anhieb in die Top 5 seiner Hassliste geschafft. Und prompt begrüßte sie ihn mit einem fröhlichen

    "Ich bin ein verficktes Genie!"

    das allein schon fast dazu ausreichte, sein Frühstück den umgekehrten Weg durch seine Speiseröhre beschreiten zu lassen.

    Zumal sie in letzter Zeit ohnehin kaum Neuigkeiten aus der wirklichen Welt gebracht hatte, sondern nur davon erzählt hatte, wie die Insassen hier drin sich nacheinander gegenseitig umbrachten. Im Grunde nichts, wogegen er etwas gehabt hätte, hätte nicht jederzeit die Möglichkeit bestanden, dass er der nächste war, der mit durchgeschnittenen Kehle aufwachte, oder vielmehr nicht mehr aufwachte (gegenwärtig die offensichtliche Nummer 1 auf seiner Hassliste).

    "Ich kann morgens auch nur Zittern und Bangen und hoffen, dass es euch alles gut geht. Und dann ist wieder ein Bildschirm aus. So wie heute. Wie ihr sicher schon gesehen habt, hat es unseren geliebten Anführer getroffen. Genau drei Tage war er im Amt, bevor auch er gestorben ist. Ich weiß nicht, wo er rumliegt, vielleicht habt ihr ihn auch schon gefunden. Sein Koje war die G2-56, weil der werte Herr ja bloß nicht in das Privatappartement ziehen wollte. Deswegen hat er seine letzten Tage lieber bei euch verbracht. Also, findet seine Leiche, schafft sie zum Müllverbrenner in der Industrie, und wählt einen neuen Anführer. Ihr kennt das Prozedere ja mittlerweile, sagt mir, wen ihr für passend haltet, und morgen kann der glückliche dann in sein eigenes Privatzimmer ziehen. Sorry, Privatzelle. Ihr wisst schon. Sagt einfach laut, für wen ihr seid, ich höre euch schon. Und nicht vergessen, heute Abend bitte alle im Aufenthaltsraum versammeln. Und dann kicken wir diesen Mördern in den Arsch. Deswegen setzen wir heute Abend auch die Hinrichtung aus. Wenn irgendwas ist, redet nur mit mir. Ich kann mich auch privat in einen Bereich schalten, wie ihr wisst. Wenn es mal... persönlicher werden sollte. Und so. KILA out."

    Also schon wieder ein neuer Obermacker, der sich vermutlich kein Stück vom vorigen unterschied. Im Grunde konnten sie sich die Wahl eigentlich ganz sparen, dachte er missmutig, während er mit hängenden Schultern schicksalsergeben in Richtung seines Arbeitsplatzes in der Industriestation trottete.

    Geändert von Liferipper (20.02.2017 um 20:11 Uhr)

  4. #4
    "Ich bin ein verficktes Genie!"

    Von allen Arten geweckt zu werden, hat KILA gewiss die charmanteste, denkt sich Theo und drückt den Kopf etwas tiefer in das abgewetzte Kissen. Bei genauem Hinhören ist ein "Dir auch einen guten Morgen" aus den unangenehm piekenden Daunen zu hören .
    Aber gut, wenigstens hat V2.0 mehr Charakter als das Vorgängermodell.

    Während Theo mit einer Gehirnhälfte - oder jedenfalls einem Viertel - KILAs Bericht zur Allgemeinen Lage der Nation (tm) lauscht, ist der Rest mit einer internen Diskussion zum Thema Aufstehen beschäftigt.
    Pro: Das Pieken der Federn hört auf, ihn schmeißt niemand später aus dem Bett und man hat gute Karten, nicht als letzter beim Frühstück aufzutauchen. Contra: Keine Lust. Ein komplizierter Fall, der sorgfältiges Abwägen erfodert, man merkt es schon.

    Früher hätte dies durchaus dazu führen können, nichts mehr zu bekommen - Vorzüge und Unabhängig hier unten hin oder her, das Essen ist trotzdem rationiert. Dank der jüngsten Belegschaftsentschlackung (Theo liebt Euphemismen) ist die Gefahr jedoch mittlerweile gebannt. Die, dass eine gewisse Köchin sich einen Scherz erlaubt und das Frühstück vergiftet, wenn man ihr Essen verschmäht, noch nicht, aber nun gut, was wäre das Leben ohne eine Prise Adrenalin?

    Euer Ehren, "Aufstehen" gewinnt 3:2. Verpennt hält Theo inne und reibt sich den Schlaf aus den Augen. Sportmetaphern vor Gericht. Warum eigentlich nicht, befindet er schulterzuckend.

    "Ich kann morgens auch nur Zittern und Bangen und hoffen, dass es euch alles gut geht. Und dann ist wieder ein Bildschirm aus. So wie heute. Wie ihr sicher schon gesehen habt, hat es unseren geliebten Anführer getroffen. Genau drei Tage war er im Amt, bevor auch er gestorben ist."

    Fragt man Theo, so ist ein früher Tod das Beste, was einem selbsterklärten 'geliebten Anführer' passieren kann: Schleunigst abtreten (oder in diesem Fall abgetreten werden), ehe auffällt, dass vor allem er selbst sich liebt. Gut, mag sein, dass ein paar Leute hier tatsächlich an ihm hingen - bei einer demokratischen Wahl ist das jetzt nicht so abwegig -, aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

    "Ich weiß nicht, wo er rumliegt, vielleicht habt ihr ihn auch schon gefunden. Sein Koje war die G2-56, weil der werte Herr ja bloß nicht in das Privatappartement ziehen wollte."

    "Da hat der Kerl ne Chance auf Privatssphäre und will sie nicht.", murmelt Theo kopfschüttelnd, bereits auf halbem Weg in die Waschräume.

    Um diese Uhrzeit regt sich noch nicht viel - das Küchenteam war schon längst auf, der Rest noch nicht so richtig in den Startlöchern - und auch wenn man KILAs Kommentar als Aufforderung zur aktiven Leichenbergung verstehen könnte, befindet der junge Mann, dass ein Toter schon nicht wegrennen wird. So kühl wie es morgens in der Düsterburg ist, ist der ja auch noch was haltbar, so hat das nächtliche Abschalten der Heizung wenigstens ein Gutes.
    Summa Summarum: Wenn der geliebte Herr Anführer so beliebt ist, verfeuert ihn schon sicher wer anders. Und wenn nicht... nun, mit vollem Magen schleppt es sich zumindest besser.

    "Und nicht vergessen, heute Abend bitte alle im Aufenthaltsraum versammeln. Und dann kicken wir diesen Mördern in den Arsch. Deswegen setzen wir heute Abend auch die Hinrichtung aus. Wenn irgendwas ist, redet nur mit mir. Ich kann mich auch privat in einen Bereich schalten, wie ihr wisst. Wenn es mal... persönlicher werden sollte. Und so. KILA out."

    "Hat was, der Satz, während man gerade unter der Dusche steht."

    Mit diesen Worten hüpft Theo, grinsend und mit einer kleinen Umdrehung zur Untermalung für das (vielleicht-vielleicht-auch-nicht-imaginäre) Publikum, unter den noch eisigen Wasserstrahl.

    "IEP"

    Kalt is', Tatsache! Und nun, Zeit mal über die Besetzung des neuen Chefpostens nachzudenken...

    Geändert von BDraw (20.02.2017 um 02:40 Uhr)

  5. #5
    Matt war früh morgens erwacht, sogar fast vor allen anderen. Sogar vor KILAs täglicher Durchsage, auch wenn die heute ein wenig auf sich warten ließ - offensichtlich war KILA schwer mit der Umleitung der Lüftungsanlage beschäftigt gewesen, und hatte deswegen den üblichen Zeitpunkt für die Durchsage verpasst.

    Als er in den Aufenthalt kam, atmete er eine etwas schalere Luft als normalerweise ein. Genau genommen muffte es ein wenig. Nach... frischem Sellerie? Es schien, als hätte KILA den Raum schon von der Frischluftzufuhr getrennt.

    --------
    Leroy trottete die menschenleeren Gänge entlang. Die nackten Betonwände des Bunkers wirkten erdrückend, auch, wenn man sich mit der Zeit an den Anblick gewöhnt. Er durchquerte den Verbindungsgang zwischen Hydroponik und Aufenthaltsbereich - aus der Küche roch es intensiv nach Gemüse. Die Schiebetür zur Nahrungsstation öffnete sich mit einem leisen Ploppen und der große, hohe, runde Raum eröffnete sich vor ihm. Das leise Rauschen der Maschinen in der Wasseraufbereitung zeigte klar, dass noch alles funktionierte - auch wenn KILA nach dem Tod des letzten Leiters der Technik gewarnt hatte, dass demnächst jemand anderes die Wartung übernehmen müsste. Schnellen Schrittes durchquerte er den üblichen Weg vorbei an den künstlichen Feldern unter warmen Lampen, bis er an der Tür zur Industriestation angekommen war. Normalerweise öffnete sich die Schiebetür recht zügig, wenn man sich ihr näherte. Doch diesmal blieb sie verschlossen. Leroy blinzelte kurz. ging noch einen schritt auf die Tür zu, hielt seine Hand vor den Scanner - nichts.

    "Öhm... Insasse Hoffman ... Leroy... ich meine, ich weiß dein Engagement zu schätzen, aber willst du wirklich arbeiten gehen? Ihr seid nicht mehr so viele, und alleine würdest du eh nicht so viel schaffen. Du könntest einfach die Zeit mit den anderen verbringen, als hier zu schuften. Aber okay, wenn du unbedingt willst - ich meine, nicht, dass das noch eine Rolle spielen würde, aber dann behandele ich dich eben wie den Leiter der Industriestation. Theoretisch wäre es Zeit für eine Überprüfung der Maschinen. Ölstand, Abnutzungserscheinung.... oder du tust mir einen Gefallen und wirfst einen Blick auf die Wasserreinigungsanlage. Was darf es sein, werter Herr?"


    --------

    Das Wasser ist, wie Theo schnell feststellt, tatsächlich mit "erfrischend kalt" ideal beschrieben (Euphemismen machen schließlich das Leben besser). Ein Rumpeln geht durch die Rohre hinter der Wand, der Wasserstrahl wird kurz brennend heiß (Theo weicht mit einer eleganten Schraube zur Seite aus) und pendelt sich schließlich auf einem angenehm frischen Level ein. In letzter Zeit dauert es morgens immer ein bisschen, bis das warme Wasser anspringt...

    Geändert von Caro (20.02.2017 um 01:47 Uhr)

  6. #6
    Da wachte man auf, und hörte als erstes diese nervige Tusse, die meinte KILA übernehmen zu müssen, pah. Gab es denn nichts wichtigeres auf diesem Planeten?
    Edward trat auf den Gang und lief langsam Richtung Speisesaal.

    Soso, die gnädige Frau will verhindern, dass der Killer umgeht? Dass ihr Kunstname, KILA aber wie Killer klingt, scheint sie zu verdrängen. Da ist ja selbst noch Donald Trump seriös! Und dass sie ein "verficktes Genie" ist ... nun ja, alleine diese Ausdrucksweise. Und den Arsch kicken? Na, ich wüsste eine Lösung, wie alle überleben: Türen auf, alle rauslassen, keiner stirbt, alle sind happy.

    Zumal ich endlich Frau Gregorys Kopf auf den Körper von Herrn Saaruz setzen muss, fügte er gedanklich hinzu.

    Nun, naja ... schauen wir mal, welchen Schlangenfraß man uns heute morgen vorsetzen wird.

  7. #7
    "Öhm... Insasse Hoffman ... Leroy... ich meine, ich weiß dein Engagement zu schätzen, aber willst du wirklich arbeiten gehen? Ihr seid nicht mehr so viele, und alleine würdest du eh nicht so viel schaffen. Du könntest einfach die Zeit mit den anderen verbringen, als hier zu schuften. Aber okay, wenn du unbedingt willst - ich meine, nicht, dass das noch eine Rolle spielen würde, aber dann behandele ich dich eben wie den Leiter der Industriestation. Theoretisch wäre es Zeit für eine Überprüfung der Maschinen. Ölstand, Abnutzungserscheinung.... oder du tust mir einen Gefallen und wirfst einen Blick auf die Wasserreinigungsanlage. Was darf es sein, werter Herr?"

    Die Zeit mit den anderen verbringen? Wenn es eines gab, worauf er noch weniger Lust hatte, als hier irgendwelche Geräte zusammenzusetzen, die hinterher mit einem "Made in the Nation" Aufdruck in irgendeinem Discountladen auftauchen würden, dann war es "geselliges" Zusammensein mit den anderen Kerlen, die das fragwürdige Glück hatten, noch zu den Überlebenden hier unten zu gehören.
    Dann doch lieber irgendwelche Maschinen warten. Auch wenn er davon nicht das Geringste verstand. Er hatte den Posten auf der Industriestation weder gewählt, weil er irgendwelche entsprechenden Fähigkeiten hatte (wie irgendeine andere Aufgabe, die man nicht von einem Bürostuhl aus allein mit dem Bewegen seiner Finger erledigen konnte), noch, weil er die Arbeit gar gemocht hätte (wie irgendeine Form von Arbeit), sondern einzig und allein, weil es unter den begrenzten Arbeiten hier unten diejenige war, bei der man am ehesten in Ruhe gelassen wurde, solange man wenigstens beschäftigt aussah.

    Nunja, er konnte zumindest herumgehen und schauen, ob irgendetwas aussah, als würde es gleich auseinanderfallen, und eventuell die eine oder andere stotternde Apparatur mit einem Tritt wieder in die Spur bringen. Wenn Gefahr bestand, dass er es noch schlimmer machte, würde ihn KILA wohl schon rechtzeitig warnen. Auf diese Weise dürfte er zumindest weitgehend seine Ruhe haben, was hier unten schon für sich genommen ein kostbares Gut war.

    Allerdings, fiel ihm plötzlich ein, wenn hier gerade in Mörder umging (also ein aktueller Mörder, allgemein hatten sie davon ja schon genug) war es aus gleich zweierlei Hinsicht wohl nicht die beste Idee, allein herumzustreunen. Zum einen konnte man spurlos "verschwinden", zum anderen konnte jemand auf die Idee kommen, dass man etwas zu verbergen hatte...

    Nun, das erste Problem war wohl kein größeres, bisher waren die Morde immer nachts geschehen, wenn absolut niemand etwas mitbekommen hatte, und was das andere anging, würde KILA den anderen bestätigen können, wie aufopferungsvoll er sich für die Gemeinschaft eingesetzt hatte... Trotzdem wäre es vermutlich besser, wenn er zumindest den Nachmittag damit verbrachte, sich unter das "Volk" zu mischen und sich zu "sozialisieren" - vor seinem inneren Auge entstand das Bild einer Gazelle, die sich vor Hyänen zwischen einem Löwenrudel versteckt...

    Fürs Erste würde er sich aber tatsächlich eine bis zwei Stunden um die Maschinen kümmern. Ob Tesafilm wohl gegen Rost half?

    Geändert von Liferipper (20.02.2017 um 20:11 Uhr)

  8. #8
    Kleine, schnelle Striche. Wenig Farbabgabe. Nicht zu viele kleine Details. Trotzdem musste das Motiv deutlich zu erkennen sein. Seine starken Hände huschten über das zerknüllte Stück Papier. Knack. Die Stiftmiene rutschte ein letztes mal über das Blatt, brach und rutschte über den gesamten Tisch bis sie mit einem fast unhörbaren Geräusch auf den Boden aufprallte. Robert ließ mit einem deutlich hörbaren Schnaufen langsam die Luft aus seiner Lunge entweichen. Eine Beruhigungstechnik die sich schon oft als nützlich erwiesen hatte. Er brauchte jemanden mit einem Messer oder einem anderen scharfen Gegenstand um seinen Stift wieder angespitzt zu bekommen.

    Vorsichtig faltete er das Papier und schob es sich in die Brusttasche seines Hemdes. Ausgeblichene Blutflecken an den Ärmeln zeugten von seiner Anfangszeit in der Düsterburg.
    Jeder Neuling hatte sich auf die eine oder andere Art und Weise behaupten müssen.

    Der Aufenthaltsraum hatte sich nicht wirklich gefüllt. Vielleicht hatte er den Ansturm aber auch einfach ausgeblendet. Mit bedachten Schritten ging er auf den Ausgabebereich der Mensa zu. Das Küchenpersonal hatte neben den offensichtlichen Vorteilen auch Zugriff auf gewisse Werkzeuge die zum kochen unabdingbar waren. Vielleicht auch etwas, was man als Anspitzer nutzen konnte. Das Küchenteam hatte ihm schon öfter im Tausch gegen Zeichnungen, meist ihrer ehemaligen Geliebten, geholfen. Vielleicht ja auch heute.
    Von seiner Position aus vernahm Robert leise Geräusche aus der Küche. Da er aber niemanden sehen konnte ging er ein Stück weiter zum Kücheneingang.

    In dem Moment als er die Türklinke in die Hand genommen hatte wurde die Tür von innen geöffnet und er trat schnell einen Schritt zurück um dem jungen Mann,den er als Matt Foster kannte, Platz zu machen. "Mr. Foster." Ein nickte Matt mit einem schiefen, aber freundlichen Lächeln zu. "Sie sind genau die Person die ich gesucht habe."
    Robert zog den abgenutzten Bleistift aus seiner Brusttasche und sah Matt fragend an.
    Vielleicht ja auch heute.

    Geändert von Kaia (20.02.2017 um 12:22 Uhr)

  9. #9
    Shit, er hatte für den Rest des Tages erstmal seinen Soll erfüllt. Big Boss der Küche würde Augen machen. Matt drückte gerade die Tür auf und stolperte fast in in diesen Typ in Anzugzwirn rein.

    "Mr. Foster. Sie sind genau die Person die ich gesucht habe."
    "Mich? Dude, normalerweise...

    Robert zog einen Bleistift aus den Tasche und hielt ihn Matt fragend unter die Nase.

    "Yo, schicker Bleistift. Aber Autogramm ist mit dem kaputten Ding nicht."
    "Ich hatte gehofft, dass Sie mir aushelfen könnten. Anspitzer gibt es hier ja keine. Aber in Ihrer Küche gibt es doch sicherlich ein Messer für solche Fälle."
    "Shit man..."

    Matt hob wedelnd die Arme. Die Küche war No-Go Area für Leute die nicht zum Küchenteam gehörten und die Messer darin waren sowas von Off-Limit.

    "...ich bin da drin fertig und wenn ich ein Messer mitgehen lasse oder dir gebe, dann komme ich in... heh... Teufelsküche."

    Andererseits... es würde eh noch ne Stunde oder so dauern bis Big Boss kommen würde um die Küche zu inspizieren.

    "Sie bekommen Ihr Werkzeug auch schnell wieder zurück."
    "Man... na gut..."

    Matt schielte nochmal zurück in die Küche. Mit ein paar Schritten ging er noch einmal zurück in die Küche und stellte sich vor die große Kochinsel in der Mitte auf dem auch der Messerblock stand.

    Matt an den Griff eines Messers und zog es hurtig aus dem Messerblock. So schnell wie er in die Küche kam, so schnell war er auch wieder weg.
    Ohne große Worte presste er sich an Robert vorbei und schloss die Tür zur Küche hinter sich.

    "Man. Hier haste dein Messer..."

    Matt drückte ihm ein schmales Filetiermesser in die Hand und schaute kurz über seine Schulter in der Hoffnung, dass das gerade niemand mitbekam.

    "Aber du schuldest mir was, klar?"

    Geändert von Gendrek (20.02.2017 um 13:03 Uhr)

  10. #10
    "Okay, wenn du nicht mit mir reden willst, Leroy...

    Industrieleiter - erkannt.
    Verfügbare Besetzung - keine
    Aufgabenliste - 1293
    Aufgaben mit Prioritätsstufe 1 - 40
    Kritisch laufende Prozesse - 20

    Empfehlung: Kontrolle der Heizanlagen, Kontrolle der Frischluftanlagen..."


    Leroy hörte KILA kurz schnauben und leise kichern, aber dann fing sie sich wieder und sie verfiel zurück in ihren monotonen Singsang.

    "ACHTUNG: Aufenthaltsbereich F von Luftversorgung getrennt. Kritischer Fehler!"

    Eine kurze Pause entstand.

    "Wäre aber ganz cool, wenn du daran bitte nicht herumschrauben könntest. Du weißt schon. Ist eure Lebensversicherung heute Nacht. Wenn du deine Hände beschäftigen willst, der Industrieleiter bunkert seine Werkzeuge ganz hinten unter seinem Schreibtisch im Bereich Lager. Die Heizanlagen sind ganz der in der Nähe davon. Da müsste auch ein PANEL mit einem Fehlercode sein. Wenn du mir den sagst, kann ich den der Bedienungsleitung nachschauen und dich durch die Reparatur leiten."

    Die Stimme seufzte kurz.

    "Und du könntest ruhig mit mir reden, es ist sonst echt schrecklich langweilig hier."

    -------
    Matt blickte hektisch zu den Kameras an den Wänden und stellte sich mit seinem breiten Oberkörper geschickt vor den Sichtbereich der Kameras, um die Messerübergabe möglichst diskret ablaufen zu lassen. Aber auch nach wenigen Sekunden meldete sich keine empörte KILA - also hatte er entweder alles richtig gemacht, oder sie war gerade andersweitig beschäftigt.

  11. #11
    Leona blieb auch nach KILAs Ansprache und dem damit verbundenen Aufwachen eine Weile im Bett, halb liegend, halb sitzend. Dabei hatte sie den Vorhang schon zur Seite gezogen, um in den Schlafraum der Frauen blicken zu können. Ein inzwischen jämmerlicher Anblick, waren doch - inklusive ihrer - nur noch vier Schlafkojen besetzt. Von hier ließ sich nicht wirklich erkennen, wer bereits aufgestanden war und wer es ihr gleich tat. Sie musste sich wohl oder übel erheben, auch wenn das mögliches Aufeinandertreffen mit anderen Insassen bedeutete. Diese vermied die ehemalige Floristin, die seit ihrer Ankunft hier ihren grünen Daumen in der Hydroponik unter Beweis stellte, für gewöhnlich. Denn auch wenn gerade ihr bewusst war, dass nicht jeder Insasse ein gefährlicher Psychopath sein musste, hielt sie sich doch gerne fern von anderen, so weit das eben möglich war. Je mehr Personen aber starben, desto weniger war es möglich, noch unter dem Radar zu fliegen.

    Nicht mehr müde, aber doch erschöpft - das Schlafgas tat sicher sein Übriges - schob Leona auch das Gitter bei Seite, über das sie in der letzten Zeit noch glücklicher war als vor der Welle an Ermordungen. Die Leiter entlang kletterte sie zügig nach unten; kein einfacher Moment, musste man dem Rest des Raumes doch für einige Augenblicke den Rücken zukehren. Da dieser still lag, sollte es niemand schaffen können, sie in diesem geringen Zeitfenster überhaupt zu erreichen, doch die Düsterburg hatte die 21-Jährige paranoid gemacht.

    Erleichterung verspürend gelang es ihr jedoch, den Raum zu durchqueren, ohne auf jemanden zu treffen. Draußen angekommen wollte sie eigentlich schnell in Richtung der sanitären Anlagen, die man - das war vielleicht der einzig positive Nebeneffekt der Tötungen - inzwischen auch mal für sich selbst hatte. Doch schließlich warf sie einen Blick in das ihrem Schlafraum gegenüberliegende Nachtabteil der männlichen Insassen Düsterburgs und lauschte. Auch dort schien die Ruhe entweder noch zu bestehen oder schon eingekehrt zu sein. Mindestens ein, zwei Personen hat sie den Raum sicher schon verlassen hören, seit sie durch KILAs Monolog wach geworden ist, doch ob sich auch jemand um den ehemaligen Anführer gekümmert hatte? Für gewöhnlich waren die Bewohner dieses unterirdischen Komplexes nicht dafür bekannt, Anweisungen zu folgen. Und selbst, wenn sie sich nach den paar Wochen hier noch immer nicht als Teil dieser Gesellschaft war, behagte es ihr doch nicht, zu ignorieren, was der einzige Kontakt zur Außenwelt verlangte. Und noch weniger behagte es ihr, einen Toten inmitten gewöhnlich Schlafender in seiner kleinen Todesstätte liegen zu lassen.

    So betrat die junge Frau den Schlafsaal der Männer, nicht ohne von der gewohnten Spur Unsicherheit begleitet zu werden. Ihre Ohren hatten sie aber nicht belogen: Sämtliche Gefangenen hier hatten diesen Teil der Düsterburg entweder schon verlassen oder befanden sich noch in ihren Kabinen. Und auch, wenn sie aus ein, zwei eben dieser Kabinen Bewegungen wahr nahm, fühlte sie sich doch mutig genug, um sich der 56 zu nähern, aus der ohne Weiteres sicher keine Bewegungen mehr zu sehen sein würden.

    Nachdem Leona die Leitern empor gestiegen war, besah sie sich das etwas bleich gewordene Gesicht des Ermordeten, der darüber hinaus - hätte sie es nicht besser gewusst - nur friedlich zu schlafen schien. Ein mulmiges Gefühl überkam sie. Inzwischen hatte sie sich an den Anblick Toter gewöhnt, doch etwas anderes sorgte für mehr als nur ein Grummeln in ihrem Magen. Wie sie so halb über ihn gebeugt auf einer mittleren Sprosse der Leiter stand und in sein aschfahles Antlitz sah... es brachte Erinnerungen zurück, die sie nur zu gern unter Verschluss hielt, auch wenn ihr Aufenthalt in diesem Gefängniskomplex allein Erinnerung genug war.

    Die Pflanzenexpertin zog die Decke an seinem Leib hinab. Vielleicht war ja irgendetwas ungewöhnlich an der Art wie er gestorben war? Leona hoffte nicht wirklich, etwas zu finden, doch es kam ihr wie eine Pflicht vor, ihn zumindest rudimentär zu untersuchen, seinen Tod nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, auch wenn es doch schwierig war, nicht langsam abzustumpfen. Definitiv würde sie aber Unterstützung brauchen, wenn sie seine Leiche gleich bestatten wollen würde. Die Müllverbrennungsanlage klang zu diesem Zweck reichlich unromantisch, doch es war das, was man ihnen anbot. Und das, was einer vernünftigen Leichenbehandlung am nächsten kam.

    Es war einiges an Überwindung erforderlich, um das Wort an den vermeintlich leeren Raum zu richten. Abseits ihres Arbeitsbereiches sprach sie nicht viel und selbst dort nur, wenn es unvermeidbar wurde. Doch für unvermeidbar hielt Leona das Reden auch in dieser Situation.

    "Kann mir... jemand helfen? Ich möchte ihn zur... Verbrennungsanlage bringen."

    Geändert von MeTa (20.02.2017 um 14:28 Uhr)

  12. #12
    "...Aber am Ende wissen wir vielleicht endlich, welches Gift es war. Ich informiere euch. Danke. Ihr könnt wieder zu den anderen gehen. Und vergesst nicht die Wahl. KILA out."
    Kaum war KILA verstummt, hauchte Fräulein 21 den beiden Männern ein Dankeschön zu und verschwand fast schon fluchtartig. Boyle und Tod standen indessen wie angewurzelt in der Medizinkammer und starrten sich einen Augenblick lang an. Es wirkte fast, als wolle keiner der beiden den jeweils anderen mit Thatchers Leiche alleine lassen, deren Summen die Stille nur noch unangenehmer erschienen ließ.
    "Wolltest du Miss 21 nicht beschützen?", durchbrach Boyle schließlich das Schweigen. "Wollten Sie nicht zurück in Ihre Koje?", konterte Tod und schürzte seine trockenen Lippen.
    Dieser verdammte... Woher wusste er das schon wieder?

    Für einen kurzen Moment sahen sie sich noch einmal feindselig an, dann kicherte der Doktor plötzlich. "Vielleicht sollten wir beide erst mal sehen, was für einen Fraß es heute gibt. Und vergessen Sie nicht die Wahl!", äffte er am Ende KILA nach, und auch wenn das alles wie ein Versöhnungsangebot wirken konnte, klangen die Worte herausfordernd. Als würde der Doc sagen wollen, dass er jederzeit - mit der Leiche? - machen konnte, was er wollte und dafür nicht unbedingt diesen Moment brauchte.
    Aber... durch diesen kurzen Gedankengang kam Lionel selbst ein Idee. Er brauchte Thatcher nicht für irgendwelche Hinweise, die er vielleicht sowieso nicht mehr hatte - die bisherige Ausbeute war schließlich schon deutlich über Boyles Erwartungen gewesen.
    "Ich vergesse die Wahl nicht, Tod, keine Sorge. Aber wenn dir niemand einfällt, dann wähl doch Boyle!" Er setzte ein Grinsen auf, von dem er überzeugt war, dass es nur schleimige Autoverkäufer benutzten. "Also mich." Er reckte kurz den Daumen in die Höhe und war dann schneller weg, als dass er noch eine Antwort von Tod hätte hören können.

    Es war perfekt. Also, für einen Einfall, über den er nicht länger nachgedacht hatte als zwei, drei Minuten. In diesen Zeiten war der Job des Anführers eher eine Formalität als etwas anderes - und falls etwas Gröberes zu machen war, würde er sich schon irgendwie durchkämpfen. Aber meine Güte, das Privatzimmer der ehemaligen Anführer, das war das, worauf es wirklich ankam. Und Boyle wollte hinein. Unbedingt.
    Als er sich also auf den Weg zurück machte, hielt er Ausschau nach den restlichen Bewohnern der Düsterburg. Die drei Damen, die in den Gärten zusammenstanden, wirkten gerade in eine Unterhaltung vertieft, trotzdem rief Lionel ihnen ein "Hey! Wählt Boyle!" zu, als er durch die Hydroponik ging, wofür er nur von Erie mit einem Glimmern in den Augen bedacht wurde. Vermutlich störte er gerade etwas Wichtiges, aber Hauptsache, sie hatten ihn gehört. Viel mehr Aufwand wollte er auch gar nicht betreiben, weil es den meisten ohnehin nicht mehr so wichtig war, wer diesen Sauhaufen eigentlich anführte. Und immerhin, der Großteil der Leute kannte ihn zumindest entfernt.
    Nun wollte Boyle einen kurzen Blick in die Küche werfen - weil er Erie in den Gärten wusste - und seinen zweiwörtrigen "Wahlspruch" pro forma hineinrufen, aber davor standen immer noch dieselben Männer, an denen sie vorher mit Thatcher vorbeigegangen waren. Oder zumindest zwei von ihnen. Mr. Silver war jemand, mit dem Lionel sich beinahe so ungern unterhalten wollte wie mit Tod, aber natürlich aus völlig anderen Gründen. Er fühlte sich dem Mann, wie er sich irgendwann eingestehen hatte müssen, irgendwie unterlegen, was nun wirklich nicht oft vorkam. Trotzdem bekam er es hin, bei Silver und Matt ein "Wählt Boyle" loszuwerden, auch wenn es ohne Grinsen oder Daumen kam.

    Dann war er endlich in der Mensa, in der bis auf diesen Theo gähnnende Leere herrschte. Aber erst mal was essen, das war jetzt ja beinahe anstrengend gewesen.
    Boyle holte sich also ein falsches Schnitzel und biss herzhaft ab. Es schmeckte noch besser, als es so aufgetischt ausgehen hatte. Gott, zum Glück hatte noch niemand Erie abgemurkst. Dann fiel ihm wieder ein, auf welcher "Mission" er eigentlich war - er tat, als würde er Theo mit dem Schnitzel zuprosten und sagte noch mit halbvollem Mund: "Hey, wähl Boyle!"

    Geändert von Lynx (23.02.2017 um 16:44 Uhr)

  13. #13
    Er folgte diesem Boyle in die Kantine, wo es heute Schnitzel gab.

    "Dich, wählen? Und was genau qualifiziert dich, außer schnellen Fingern?"

    Er schüttelte den Kopf. Boyle? Im Leben nicht.

    "Ich kenne Leichen, die sehen schmackhafter aus, selbst nachdem sie schon richtig viel Schimmel angesetzt haben. Und sie riechen auch besser. Nebenbei..."
    , sagte er und grinste, ... hat schon jemand den Hund, den KILA vermisst wiedergefunden? Ich habe das Gefühl, dass die Flohschleuder auf Boyles Teller liegt, wuff!

    Dann nahm er sich einen Teller Suppe, die eindeutig aus der Dose war, aber sie war dafür auch eindeutig ohne Hund.
    "Ich tendiere dazu, Fräulein Leona zu wählen. Ich finde, dass sie von uns allen die Beste Wahl ist. Achja, KILA? Du - bist - feige!"

  14. #14
    Boyle starrte Tod kurz verwirrt an und vergaß beinahe, weiter zu essen. Fräulein Leona? Durch reines Ausschlussverfahren musste das die 21 sein.
    Er grinste nun und nahm einen weiteren, besonders genüsslichen Bissen. "Fräulein Leona. Ja. Die beste Wahl. Definitiv."
    Dann allerdings dachte er tatsächlich ernsthaft über die Frage des Doktors nach. Was qualifizierte ihn?
    "Also, erstens bin ich so lange hier, dass ich mich ein bisschen auskenne." Da Tod sich mal wieder mit einem Monolog, bzw. KILA, beschäftigte, richtete Boyle sich immer noch kauend eher an Theo.
    "Ich bin hart im nehmen. Außerdem schreibe ich niemandem was vor... oh, aber ich kann aber auch anders, wenn es gefordert wird. Und, hm... ich habe geholfen, Thatcher in den Medizinbereich zu bringen. Also habe ich ja wohl offensichtliches Interesse daran herauszufinden, wer hier mordend durch die Gegend zieht."
    Er schluckte seinen Bissen nun endlich runter und war sehr zufrieden mit sich. Das hatte gar nicht soo schlecht geklungen.

    Geändert von Lynx (23.02.2017 um 17:21 Uhr)

  15. #15
    Robert und Matt verharrten noch einen Moment schweigend im Gang und sahen Theo dabei zu wie er um die Ecke bog und in der Mensa verschwand.
    Nur wenige Augenblicke später, Robert wollte sich im selben Moment von Matt verabschieden, ging Lionel Boyle der Händler,
    dem Robert seinen Papiervorrat zu verdanken hatte, an ihnen vorbei.
    "Wählt Boyle!"
    Schweigen. Ohne stehen zu bleiben führten Boyles Schritte ihn in die Mensa. Dicht gefolgt vom dunklen Schatten des Dr. Tod.

    "Nun Mr. Foster. Vielleicht sollten Sie sich mit Ihren Überlegungen hinsichtlich des Gefallens nicht zu lange Zeit lassen.
    Wer weiß wie lange wir noch leben. Der Tod begleitet jeden von uns. Immer."

    Normalerweise hätte er diesem Satz ein süffisantes Lächeln hinzugefügt, doch Roberts Miene blieb starr wie Stein.

    Matts Mund öffnete und schloss sich wie der eines gestrandeten Fisches und Robert gab ihm gar nicht erst die Zeit sich eine passende, coole Antwort zu überlegen.

    Der ältere Mann machte auf dem Absatz kehrt und lief gemächlichen Schrittes in Richtung Hydroponik, in der Hoffnung, dort noch einige Minuten für sich und seine Zeichnung zu finden.
    Dort angekommen, sah er die junge Ms. Petty, Ms. Matthews und Eerie Laureanne, welche momentan die einzige Person mit dem Privileg war ihn duzen zu dürfen, in ein Gespräch verwickelt stehen.

    Da er die drei Damen nicht stören wollte, lief Robert gemächlichen Schrittes an den Pflanzen vorbei, auf der suche nach einer Blüte die es Wert war festgehalten zu werden.

  16. #16
    "Fräulein Leona und ich haben die Leiche ebenfalls getragen, also sollen wir deswegen ein Triumvirat gründen? Klingt so. Und anders können? Kann ich auch. Und was vormachen? Mache ich auch nicht. Und lange hier sein? Wer von uns ist das nicht?"

    Dann sah er Boyle erneut an. Fräulein Leona ist noch jung, und im Gegensatz zu den meisten von uns, einschließlich mir, wirklich noch eine unschuldige Person. Wenn, dann verdient sie die Privilegien des Anführers."

    Edward hätte Boyle nur zu gerne in seinem Laboratorium gehabt. Gefesselt, mit offen liegendem Hirn und vielen technischen Dingen, aber leider war das hier ein Gefängnis, in das er eindeutig ebenso wenig gehörte, wie Fräulein Leona. Nein, sie beide waren missverstandene Opfer der Gesellschaft, die überwiegend aus Vollidioten wie Boyle und KILA bestand.

  17. #17
    Wieder halbwegs sauber nach der Dusche trat Leroy in den Aufenthaltsraum. Auf dem Rückweg war einiges losgewesen dafür, dass sie nur noch so wenige waren. Irgendjemand war in der Krankenstation gewesen (wahrscheinlich mal wieder eine Schlägerei, vermutete Leroy, er hatte es aber nur im Vorbeigehen mitbekommen), die alte Hexe mit dem passenden Namen Eerie (oder so ähnlich) hatte sich in der Hydroponik herumgetrieben, und vor der Küche hatte auch jemand rumgestanden. Er hatte es wie üblich gehalten, sich so dicht wie möglich an der gegenüberliegende Wand entlangbewegt, und Augenkontakt vermieden. Da ihn niemand angesprochen hatte, hatte er wohl alles richtig gemacht.
    Nun sah er sich um. Mit geübtem Blick erspähte er auch das heutige Essen. Vegetarisches Schnitzel, wenn ihn seine Augen nicht täuschten. Er schnappte sich eine Portion (nach der Schufterei vorhin hatte er genug Hunger, um das Essen runterzubekommen) und ging in Richtung seines Stammplatzes in der hintesten Ecke. Oh, halt, wollte er sich nicht "sozialisieren"? Also setzte er sich stattdessen an einen anderen Tisch, mehr in der Mitte der Halle (allerdings einer, an dem noch niemand saß - man musste es ja nicht gleich übertreiben).
    Während er sein Essen in sich hineinschaufelte, wanderten seine Gedanken zur heute (schon wieder) anstehenden Anführerwahl. Im Grunde gab es nur eine einzige Person, der er in dieser Krise zutraute, über genug Intelligenz, gesunden Menschenverstand und Verantwortungsbewusstsein zu verfügen, um sie zumindest halbwegs sicher hindurchzubringen. Allerdings wollte er den Anführerposten aus demselben Grund nicht, aus dem er schon die Beförderung vorhin (vorerst) abgelehnt hatte, weil man sich damit praktisch eine gigantische Zielscheibe auf die Brust malte. Daher würde er es vermutlich so halten, wie bei den letzten paar Wahlen: Er würde warten bis der Sieger ohnehin unumstößlich feststand, und dann für diesen stimmen, damit er nicht durch Nichtbeteiligung auffiel. Also spitzte er die Ohren, ob sich bereits irgendwelche aussichtsreichen Kandidaten abzeichneten.

    Geändert von Liferipper (25.02.2017 um 12:29 Uhr)

  18. #18
    "Hey! Wählt Boyle!"

    Der Kerl - offensichtlich Boyle -, der gerade noch die Leiche getragen hatte, rief diese Worte in den Monolog Eries hinein. Auf der einen Seite war das wirklich nicht die feine Art, auf der anderen war Leona ganz froh, durch diese Ablenkung der Aura der alten Frau für einen Moment zu entkommen. Sie war nett und charmant gegenüber Leigh und ihr, heute nicht das erste Mal. Doch auch hier versteckte sich eine Angst einflößende Tendenz hinter der Freundlichkeit, die wohl nicht mal verborgen werden wollte. Ohnehin schienen die Leute oft... besonders auf die Französin zu reagieren und den ein oder anderen Kommentar zu ihr hatte es auch gegeben. Die 21-Jährige wusste jedoch nicht genau, was es damit auf sich hatte. Und ihr war auch nicht klar, ob sie inzwischen nicht einfach jeden Menschen hier drin furchterregend fand, ohne dass es dafür einen triftigen Grund gab. Zugegeben: In der Zeit vor der Düsterburg hätte Erie eine Kundin von ihr sein oder einsam im Krankenhaus liegen und sich über wöchentlichen Besuch freuen können. Ihre Liebe für Pflanzen sprach für sie. Und mit Sicherheit war Leona auch nicht die Einzige, die nicht hierher gehörte. Oder der das zumindest so vorkam.

    Nachdem Mademoiselle Laureanne ihr Anliegen in mütterlicher Art und Weise mit den beiden geteilt hatte, zögerte Leona und warf dabei einige Blicke zu Leigh, die auch genau in diesem Moment eine Antwort parat zu haben schien. "Ich bin hier, um die Pflanzen nach Mist zu untersuchen. Nicht, um mich selbst in Scheiße zu wälzen. Besonders nicht für Tomaten!" Der patzige Ton war kaum zu überhören und er machte der Blondine etwas Angst vor der Reaktion der alten Frau. Jetzt könnte sie nicht auch noch absagen, oder? Das größte Bedenken der Floristin war ihr Kleid. Es war nicht gerade für solche Exkursionen gemacht und Kleidung war ein wertvolles Gut in der Düsterburg. So zweifelte Leona noch als sie das Wort ergriff.

    "Ich... wollte eigentlich gerade duschen gehen", sagte sie. Was ursprünglich als Ausrede gedacht war, um die Aufgabe nicht übernehmen zu müssen, änderte sich unter dem strengen Blick der älteren Frau jedoch sofort. "Also könnte ich mich vorher ruhig noch dreckig machen", fügte sie dementsprechend hinzu und lächelte angestrengt.

    Ein weiterer, unsicherer Blick zu Leigh, während sich unweit von ihnen ein ebenfalls etwas älterer Herr befand und sich offenbar an der Pflanzenpracht ergötzte. Die junge Frau, die sich wohl im ungefähr selben Alter wie Leona befand, erwiderte den Blick aus missmutigen, schwarzen Augen. "Wohin soll ich genau kriechen?", wollte sie wissen und sollte kurz darauf nicht gerade positiv überrascht werden.

    Mit Worten, die von Dankbarkeit und noch immer einem gewissen Charme geprägt waren, erklärte die Französin ihr, dass sie in einen engen Schacht hier in der Hydroponik würde kriechen müssen. Die Information, was sie dort zu bergen hatte, kam dann reichlich spät und machte die Aufgabe nicht angenehmer. Bislang hatte sie geglaubt, dass der Ausdruck 'Scheiße' eine Übertreibung sei, doch anscheinend hatte ihre 'Kollegin' nur einen möglichst vulgär klingenden Ausdruck für die Wahrheit gesucht. Mit schon jetzt verzogener Miene blickte Leona auf den Eingang zu jenem Schacht und näherte sich ihm gemeinsam mit Erie.

    Ihr Tag hatte mit dem Begutachten einer Leiche nicht sonderlich schön angefangen und sollte nun wohl auch ähnlich miserabel weiter gehen. Doch noch kurz bevor sie die Zweifel überwund und den Weg auf die Knie antreten wollte, um der alten Frau ihren Wunsch zu erfüllen, hörte sie ein "Ach, komm, ich bin nicht herzlos" hinter sich. Plötzlich huschte eine sich die Ärmel hoch krempelnde Leigh an ihr vorbei. "Ich mach schon!", sagte diese und begab sich auf den Boden, um in den Abwasserschacht zu kriechen und den Dünger zu besorgen. Währenddessen konnte man sie noch trocken in sich hinein murmeln hören:"Wer weiß, vielleicht lieben diese Psychos ja Tomaten und lassen mich hierfür leben... ha ha ha..."

  19. #19
    Roberts Glück, von dem er vor einigen Stunden noch gedacht hatte, dass es ihm heute hold war, hatte ihn wohl bereits wieder verlassen. Es schien so, als hätte irgendein Idiot alle Blüten von den Pflanzen gerissen. Wahrscheinlich beim Entfernen der Parasiten. Ein Großteil der Insassen der Düsterburg hatten einfach keine Ahnung, was Schönheit bedeutete und das man diese am besten in Ruhe lassen sollte.

    Mit einem enttäuschten Seufzen, eine emotionale Regung die er sich nur in Abwesenheit der anderen Gefangenen erlaubte, erhob er sich und sah erneut zu der kleinen Frauengruppe hinüber.
    Nun standen nur noch Eerie und die Frau mit blondem Haar da.
    Robert richtete seine Kleidung und ging auf die beiden Damen zu.
    Sie schienen im Moment nicht miteinander zu sprechen sondern sahen zur nahen Wand hinüber. Es schien ein Gitter zu fehlen welches einen Schacht freigeben hatte.

    Um die beiden nicht zu erschrecken räusperte Robert sich einige Schritte bevor er zu ihnen aufgeschlossen hatte.
    Eerie schien nicht überrascht ihn hier zu sehen, immerhin hatten sie schon oft, schweigend und beide in ihre Arbeit vertieft, die Zeit miteinander in der Hydroponik verbracht.

    Er bedachte die ältere Frau daher nur mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken in ihre Richtung.
    Die junge Frau hatte Robert zwar bereits gesehen, aber nie wirklich wahrgenommen.
    Er schenkte also seine gesamte Aufmerksamkeit Leona, welche mit einer leichten Unsicherheit im Blick zu ihm aufsah.

    "Wenn ich mich vorstellen darf, Robert Silver. Sie müssen neu in unserem bescheidenen Etablissement sein. Sie sind mir bis heute noch nie aufgefallen."
    Robert hielt der Frau zur Begrüßung seine Hand hin. Er wusste, dass diese höfliche Geste in der Düsterburg eher verpönt war.
    Mit einer Hand ließ sich schlecht kämpfen und das weglaufen war auch erschwert, wenn man seinen Feind an der Hand hielt.
    Es gab allerdings Dinge aus seinem früheren Leben, die er sich nicht abgewöhnen konnte.

    Eerie beobachtete die beiden mit wachen Augen. Leonas Blick huschte kurz zu der älteren Dame herüber, dann nahm sie zögerlich die warme Hand des Mannes in ihre.
    "Leona." Ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren schwach und ängstlich. Doch sie würde sich jetzt keine blöße geben. "Leona Petty. Ich bin noch nicht lange hier."

    Nach einem kurzen Händedruck gab Robert ihre Hand wieder frei.
    "Sie sind erst wenige Zeit hier und planen bereits einen Ausbruch?" Er lachte leise. "Ein kleiner Scherz. Nun was geht hier vor?"
    Mit einer Handbewegung zum freigelegten Schacht deutend sah er ruhig zwischen Eerie und Leona hin und her.

    "Nein nein." Eerie kicherte leise. "Ich brauche den Inhalt aus Behälter IIV für die Pflanzen und die liebreizende Leigh hat sich bereit erklärt mir zu helfen. Leona auch, aber Leigh war etwas... energischer."
    Nun deutete auch sie auf den Schacht. "Sie ist vor wenigen Minuten hineingeklettert."

    Robert zog die Augenbrauen hoch.
    "Was für eine unangenehme Aufgabe."
    Er besah sich die Öffnung genauer. Robert selber hätte niemals hinein gepasst und Eerie schon gar nicht.
    "Hat Ms. Matthews denn etwas mitgenommen, womit sie es transportieren kann?"

    Leona beobachtete die beiden kurz, entschloss sich dann allerdings lieber zu gehen. Was sollte sie noch hier? Sie brauchte eine Dusche.
    "Entschuldigen Sie mich, aber ich werde jetzt gehen. Bis... später."

    Robert und Eerie sahen ihr kurz nach. Dann, als die junge Blondine aus Hörreichweite, war wandte sich Robert mit ernster Miene seiner Gespärchspartnerin zu.
    "Wen wählst du zum neuen Anführer, Eerie?"

  20. #20
    Als Leigh auf so grobe Art und Weise reagierte, konnte man Erie ansehen, dass sie um ein Haar mit der Hand ausgeholt hätte, augenscheinlich, um der jungen Dame eine Ohrfeige zu geben.
    Doch obschon der dickliche Leib sich straffte und eine Augenbraue gefährlich wie bei einer mehr als unzufriedenen altenglische Gouverante hochwanderte, konnte sie sich augenscheinlich gerade noch so beherrschen. Die Umstehenden spürten, dass die Dame aus Frankreich solche Wutausbrüche - und vor allem das Ablehnen einer solchen "Bitte" - aus ihrem alten Leben nicht gewohnt war.

    Es war also Leona, die die Situation bereinigte, indem sie sich bereit erklärte und ein wieder mütterliches, gnadenvolles Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
    "Du bist ein gutes Kind, Leona.", sagte Erie sanft und maß dabei Leigh mit einem strengen Blick, als würde sie die schulischen Leistungen zweier Schülerinnen miteinander vergleichen, es wirkte vollkommen fehl an diesem Orte, tief unter der Erde.

    Als Leona sich dann anschickte, den Schacht hinein zu kriechen, war die Überraschung groß, als sich Leigh doch entschloss, die mehr als unangenehme Aufgabe in Angriff zu nehmen.
    Erie glaubte, so etwas wie Erleichterung und Dankbarkeit im Blick von Leona Richtung Leigh zu sehen und als Leigh im Schacht verschwunden war und Leona sich an der älteren, dicklichen Dame nach dem Gespräch mit Mister Silver vorbei schleichen wollte, wurde sie trotzdem augehalten, als Erie ihr eine Hand auf die Schulter legte.

    "Danke, Kindchen.", raunte sie leise und blickte ihr trotzdem streng in die Augen. Ein paar unangenehme Millisekunden zu viel hielt sie den Griff an der Schulter der jungen Schönheit aufrecht und musterte ihr Gesicht. Dann entließ sie das Mädchen, griff in die Tasche ihrer Schürze und holte ein kleines, fein gesticktes Tuch heraus und drückte es Leona in die Hand, danach schloß sie - wie um keine Widerrede zu dulden - die Hand Leonas mit ihrer Rechten um den geheimnisvollen Inhalt des Tuches.
    Für Leona fühlte es sich an, als wären es Augäpfel, die sich darin befanden und wenn sie genauer hinblickte, erkannte sie auch, dass sich das Tuch leicht rot färbte.
    Sie schluckte unsicher und wich dem habichtähnlichen Blick der Älteren aus und wisperte ein "Danke.", ehe sie sich lösen konnte und mit einem letzten Blick auf den geöffneten Schacht in dem Leigh verschwunden war, sich Richtung Dusche wandte.

    Dann wandte sich Eerie dem aristokratisch lächelnden Mister Silver zu.
    "Nun, lieber Robert..." begann Eerie und legte ihm vertrauensvoll und sanft eine Hand auf den Arm. "...den Fehler, einen Kübel zu vergessen, machen sie alle das erste Mal. So erging es Paloma und vor ihr auch Remete."

    Der Angesprochene im feinen Anzug, der bei jeder anderen Person hier unten lächerlich gewirkt hätte, Mister Silver aber vorzüglich kleidete und ihn mit einer Aura des Unnahbaren und Edlen umgab, schmunzelte nachsichtig.
    "Aber genug von den Kindern.", lächelte Eerie. "Ich hatte gehofft, dass du dich zur Wahl aufstellen lassen würdest, lieber Robert. Du hast etwas von meinem zweiten Mann. Einen starken Willen und einen wachen Blick. Dazu eine Ruhe, die Bewunderung verdient. Wenn hier unten Jemand meine Stimme verdient hätte, dann wärst dies du. Und einem Mann mit so einem Kinn..." Sie blickte zu ihm hoch und schmunzelte, während sie mit der Hand geschwisterlich über den Stoff seines Anzugs strich, "...so einem Mann würde ich auch folgen können. Nicht, dass Mister Boyle nicht auch eine gute Wahl darstellt - aber als Händlerseele will ich ihm mein Leben nicht unbedingt anvertrauen"

    Geändert von Daen vom Clan (23.02.2017 um 23:23 Uhr)

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