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Thema: Der CGI-Sünden und Uncanny Valley Thread

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  1. #1

    Der CGI-Sünden und Uncanny Valley Thread

    Da wir aktuell im Age of Ultron Thread darüber diskutiert haben, kam mir die Idee, hier eine Sammlung der Schande zu eröffnen, wo jeder seinen Unmut über einen neuerlichen oder auch historischen "Missbrauch" der Computeranimation in Hollywood (und anderswo) auslassen kann Was ist euch besonders im Gedächtnis geblieben oder stört euch im Moment sehr? Gerne auch mit passenden Bildern zur Veranschaulichung. Ich bin mal so frei und kopiere hierfür ein paar Zeilen meiner letzten Beiträge.

    Was ist der Uncanny Valley Effekt? Siehe unter anderem die Wikipedia-Artikel hier, hier und hier. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die emotionale Akzeptanz des Betrachters sich mit zunehmender Menschenähnlichkeit steigert, aber dem ist nicht so. Nahe dem höheren Detailgrad und der Glaubwürdigkeit, dass es sich um Menschen handelt, fällt diese Annahme extrem ein und ruft unangenehme, leicht verstörende Assoziationen hervor. Wir wissen, dass es ein Mensch sein soll, aber glauben es nicht. Obwohl die Figur im Grunde sehr toll designt wurde, fallen uns plötzlich massig Kleinigkeiten auf, die "irgendwie nicht stimmen". Man sagt sich "Hey, die Augenbrauen sehen aber unrealistisch aus!" oder Ähnliches. Dabei würde man komischerweise nicht auf die Idee kommen, so etwas bei Charakteren anzumerken, die eher Richtung Cartoon gehen, aber dadurch genau genommen noch viel unrealistischer sind. Letztere machen uns keine Angst, weil sie überzeichnet sind und wir sie klar verorten können. Das bezieht sich auch auf vermenschlichte Tiere oder Gegenstände. Menschen mögen es, wenn nicht-menschlichen Dingen menschliche Charakteristika gegeben werden, das wird häufig als süß empfunden (vgl. Wall-E). Aber wenn es so sehr einem Menschen ähnelt, dass eine gewisse Unsicherheit besteht, und sei es nur auf den ersten Blick, dann ist das entweder unheimlich, abstoßend, plötzlich äußerst unglaubwürdig oder alles zusammen (kann man praktisch als das Gegenteil verstehen: Es wirkt fast eher so, als hätte man einem vollwertigen Menschen etwas Menschliches weggenommen). Erst wenn die Entsprechung zu echten Personen extrem hoch ist, nimmt die Akzeptanz wieder zu. Das Unheimliche ist zwar in gewisser Weise vertraut, aber passt nicht ins Bild und schafft so eine Art kognitive Dissonanz, weil man von dem Objekt paradoxerweise angezogen und gleichzeitig abgestoßen wird, was unterm Strich normalerweise zu einer kompletten Ablehnung führt.

    Finde das ja hochinteressant ^^ In diesem Thread soll es allerdings nicht nur um das unheimliche Tal gehen, sondern auch ganz einfach um schwache CGI-Effekte im Allgemeinen (zum Beispiel auch Umgebungen usw.), die schon auf Anhieb nicht überzeugend wirken.

    Ich hab kein grundsätzliches Problem mit CGI, aber denke, dass es zu leichtfertig als alle Probleme lösendes Wundermittel eingesetzt wird, und nicht dezent als Werkzeug für Ideen, die man unmöglich anders realisieren kann. Denn nach wie vor schlägt einfach nichts die Wirkung, wenn die Dinge auf dem Bildschirm auch alle tatsächlich vor der Kamera eingefangen wurden. Gefährlich wirds halt, wenn handelnde Charaktere vollständig im Rechner generiert werden, wobei sich das zumindest für nicht-menschliche Figuren seit Einführung von Performance Capture etwas gebessert hat (bin trotzdem gespannt, wie Avatar in 20 Jahren wirken wird). Für Umgebungen klappt es auch nicht immer, aber zumindest bei Establishing Shots hat CGI seit Langem seine Daseinsberechtigung. Bloße Set-Extensions wie sie beispielsweise permanent in Game of Thrones vorkommen, sind mir trotzdem weitaus lieber. Das ist nämlich im Kern echt, aber eben durch digitales Makeup geschönt und vergrößert.
    Trotz voranschreitender Technik stelle ich an mir fest, dass mich extensive Computereffekte immer weniger beeindrucken. Sie haben vielleicht einen angemessenen Standard erreicht und stören nicht mehr so oft offensichtlich, aber vielleicht habe ich mich schon so sehr daran satt gesehen, dass es irgendwie kaum noch vom Hocker haut. Hat man irgendwie alles schonmal anderswo gesehen. Ich hoffe, dass Hollywood in Zukunft zumindest wieder ein Stück weit von dieser Richtung abrücken und mehr auf eine gesunde Mischung verschiedener Techniken setzt, die auch gebaute Sets, Puppen, Animatronik, Modelle usw. mit einbezieht. Bleibe dabei, dass man mit dem Mix die mit Abstand besten Ergebnisse erzielt, weil es den Zuschauer effektiver täuscht, da diesem keine Zeit gelassen wird, sich an einen Ansatz zu gewöhnen. Unter anderem Hellboy 2 hat das imho sehr gekonnt hingekriegt.

    Hier nun also ein paar wenige Werke, die mir dazu in den Sinn kommen.


    Teenage Mutant Ninja Turtles



    Ich komm nicht darüber hinweg, wie hässlich die für die Neuauflage designt wurden. Bin gespannt, ob sie beim unvermeidlichen Sequel hier nachbessern werden (vermutlich nicht). Luft nach oben gibts leider jede Menge. Peinlicherweise zeigt sogar die Nickelodeon-Serie, wie man es tausendmal besser macht.


    I Am Legend



    Die Darkseeker in dem Film sahen soo billig aus. Wie aus einem Videospiel. Dafür wäre es noch annehmbar gewesen, aber wenn man die Aufnahme von Will Smith daneben stellt, ist es fast schon lächerlich.


    Maleficent



    OMG, diese Feen... Noch verschlimmert dadurch, dass das realen Schauspielern nachempfunden ist, aber eben nur nachempfunden. Wirkt seltsam deformiert und glattgebügelt. Hätte man da nicht auch einfach die echten Gesichter mit den Körpern zusammenfügen können?


    The Mummy Returns



    Kein Scherz, der Scorpion King wird bei mir vermutlich noch ne ganze Weile den Vogel abgeschossen haben. Da zieht nichtmal mehr der Videospiele-Vergleich, denn die haben das schon Jahre früher besser hinbekommen. Kaum zu glauben, dass der Film knapp 100 Mio USD gekostet hat. Und schlechte CGI-Effekte tauchen auch noch an diversen anderen Stellen darin auf. Wobei ich hinzufügen möchte, dass der dritte Teil (Das Grabmal des Drachenkaisers) jetzt auch nicht gerade gute Arbeit auf dem Gebiet abgeliefert hat, aber immerhin ein Fortschritt zu dem grotesken Ding da oben.


    Ultraviolet



    Habe kein passenderes Bild gefunden, aber der ganze verdammte Film ist voll von brutalst miesen Computeranimationen. Mies ist noch eine klare Untertreibung! Das sah so erbärmlich aus, dass es selbst Anfänger von der Filmschule besser hinbekommen hätten. Zugegeben, das Budget war nicht gerade hoch, aber für 30 Mio sollte schon wesentlich mehr drin sein. Wenn mans nicht kann, dann soll mans halt lassen - praktische Effekte wären hier in jedem Fall die bessere Alternative gewesen. In den Actionszenen, die ich noch im Kopf habe, erinnert die Umgebung nichtmal mehr entfernt an eine glaubwürdige Aufnahme, alle Details fehlen. Dass das stilistische Absicht gewesen sei, kann mir niemand erzählen. Es scheint eher so, dass ihnen mitten in der Produktion das Geld ausgegangen ist.



    Das waren jetzt natürlich zum Teil Extremfälle. Filme, die in dieser Hinsicht zwar nicht abstoßend schlecht sind, aber eben bei Weitem nicht den Erwartungen entsprechen, dürfen natürlich auch gerne genannt werden, selbst wenn es nur um einzelne Szenen geht. In diesem Sinne:


    Geändert von Enkidu (12.05.2015 um 00:29 Uhr)

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