Da zwischendurch immer mal wieder kleine Meldungen und Aufreger sich ihren Weg durch die Weiten des Netzes zu uns bahnen, aber dann in anderen Threads landen, in denen es eigentlich um die Spiele gehen sollte, dachte ich mir, ich mache einen offiziellen für die Zukunft auf. Stellvertretend wurden einzelne News wie zuletzt das mit dem Qualitätssicherungs-Komitee zu so etwas, gingen dann aber irgendwann über das ursprüngliche Thema hinaus. Also wenn es sich um aktuelle Business-Entscheidungen, fallen gelassene und neue Engines, Marketingstrategien, Veröffentlichungspolitik oder Früher-war-alles-besser-Nostalgie handelt, ist hier der richtige Platz dafür Immerhin sind wir für Square Enix in unzähligen Diskussionen waaay off-topic gegangen *g* Warum nicht im RPG-Reich? Hmm, war Bauchgefühl. Traditionsgemäß landeten die Threads zu den Themen immer eher hier und außerdem könnte das FF-Forum mal wieder ein wenig mehr Aufmerksamkeit gebrauchen (was einen eventuellen Umzug später, falls allgemein erwünscht, nicht ausschließen soll).

Ich musste neulich, als es in einem Beitrag anderswo um Xenosaga und Monolith Soft (die inzwischen ein Tochterunternehmen von Nintendo geworden sind) ging wieder daran zurückdenken, wie sich Square bzw. dann Square Enix im Laufe der Jahre entwickelt hat. Aber auch sonst kommen mir Dinge dazu ständig in den Sinn, und die sind in den allermeisten Fällen leider ziemlich negativ. Man muss sich nur mal vor Augen halten, wie viele Entwickler, teilweise sogar ganze geschlossene Gruppen und Teams, das Unternehmen verlassen und eigene Studios gegründet haben, mal mit mehr, mal und öfters mit weniger Erfolg. Insbesondere zu PSX-Zeiten tummelten sich in dem Laden doch die besten der besten im RPG-Genre, oder auch solche, die zwar noch nicht bekannt, aber jede Menge Talent und große Ziele hatten. Da konnte ein Takahashi und seine Soraya Saga noch ein eigens erarbeitetes Skript einreichen. Für FFVII hat es nicht gereicht, angeblich zu düster, aber hey, grünes Licht gab es und gemacht wurde es trotzdem, und wir bekamen Xenogears. Monolith scheint es ja bei Nintendo gut zu gehen, wenn man bedenkt, dass sie sogar bei Zelda, Pikmin und Animal Crossing mitgeholfen haben und Shulk aus Xenoblade sogar in Smash Bros. auftaucht.
Brownie Brown (inzwischen 1-UP Studio), das war ein Großteil der Seiken Densetsu-Leute. Die gehören auch Nintendo aber machen scheinbar irgendwie nix eigenes mehr. Dabei versprühten Magical Vacation und Magical Starsign noch genau die Art von Charme, die ich an der Mana-Reihe immer so geliebt habe. Aber auch andere Gruppen wie die, die später für Shadow Hearts verantwortlich waren, oder eine ganze Reihe an wichtigen und einflussreichen Einzelpersonen sind weggegangen - oder "wurden" weggegangen - und kehrten nicht wieder. Sakaguchi hat mir mit Mistwalker zeigen können, dass er es als Spiele-Designer noch immer drauf hat und es vermag, seinen Werken eine wunderbar melancholische Hintergrundnote zu verleihen, die ich an Final Fantasy früher immer so geschätzt habe. Woran es bei diesen kleineren Studios oft fehlt ist das finanzielle Backing, um größere Projekte zu realisieren. Da müssen dann die Branchengiganten als Publisher ran, oder kaufen sich gleich in den kleinen Unternehmen ein, was aber deren Handlungsspielraum massiv einschränkt. Ohne Microsoft wäre ein Lost Odyssey wohl undenkbar gewesen. Und ohne Namco keine Xenosaga.

Das komische ist diese, ich nenn es mal, "Verhältnisverschiebung". Ich mochte Square lieber, als es noch was von dem quasi-anarchisch-künstlerischen Garagen-Faktor hatte, wo ein Final Fantasy oder vergleichbare Projekte mit nicht mehr als 20 Personen entwickelt werden konnten. Dafür standen sie auf wackeligen Füßen und mussten sich an die Konzerne und mächtigen Konsolenhersteller anbiedern. Zu dieser bescheidenen Entwicklungsgröße sind zwar manche der Studios, die sich lossagten und neu gründeten zurückgekehrt, aber stehen noch viel weniger abgesichert da und könnten jeden Moment in der Versenkung verschwinden oder schon verschwunden sein, ohne dass wir es gemerkt haben.
Demgegenüber ist Square Enix jetzt selbst die anonyme Mega-Corporation geworden (Zyniker denken sich an dieser Stelle bitte irgendeine anspielung auf Shinra), die sich praktisch alleine aus den ganzen Nebeneinkünften und Kleinkram finanzieren kann, weil sie multimedial überall ihre Finger im Spiel haben. Auf große Spieletitel sind sie kaum noch oder zumindest nur in sehr viel geringerem Maße als früher angewiesen, und das merkt man leider auch beim Output ihrer Konsolen-RPGs. So gut wie keine nennenswerten neuen IPs mehr, nur noch Final Fantasy, Dragon Quest und mit etwas Glück irgendwann auch nochmal ein Kingdom Hearts. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Arbeitsatmosphäre dort vom Duft der Inspiration geschwängert oder gar locker ist. Jede Unternehmung wird kalkuliert, und anstatt Visionen umzusetzen werden erstmal Interest Rates eingeholt und die Aktionäre befragt. Kostet schließlich auch alles viel Geld.

Manchmal kommt es mir also vor, als würde sich das wie eine Schere auseinander entwickeln. Das Talent läuft davon, während die Mutterfirma immer größer aber auch proportional dazu uninteressanter wird. Zumindest für Fans von Videospielen im Allgemeinen und Rollenspielen im Besonderen. Und ab und zu erwische ich mich auch bei dieser völlig abstrus-unrealistischen aber feinen Wunschvorstellung, dass sich all diese verstreuten Helden meiner Jugend in einem neuen Sammelbecken zusammentun und eine neue Firma gründen, die sich dem Genre verschrieben hat wie einst Square und Enix. Früher hätte ich ja noch dazu gesagt, dass die dann auch von Square Enix "zurückgekauft" werden sollten, aber ich merke, wie ich im Laufe der Zeit (und mit jeder Verschiebung oder Nicht-News zu Final Fantasy XV & Co) immer weniger mit diesem Namen verbinde, der immer weniger für das steht, was ich damals so geliebt habe.
Wobei ich zugeben muss, dass ich da eine Zusammenarbeit interessant fände, und zumindest das wäre ja nicht per se ausgeschlossen. So hat Brownie Brown damals ja auch noch Sword of Mana im Auftrag und unter Leitung von Square Enix entwickelt. Und für Dragon Quest waren bis auf Teil 10 auch immer andere Firmen verantwortlich. Zu geil, wenn so etwas auch mal mit Mistwalker passiert wäre oder noch passieren würde. Ich persönlich hätte nichts gegen ein neues Haupt-Final Fantasy mit Sakaguchi an der Spitze, auch wenn ich befürchte, dass der a) nach 20 Jahren FF vielleicht gar keine Lust mehr darauf hat und b) Square Enix andere gewiss nicht so leicht an ihre Kronjuwelen lassen. Überhaupt frage ich mich, ob Mistwalker noch einmal zurück kommen wird. Geplant war da ja einst so einiges und die Zukunft sah interessant und rosig aus. Davon ist jetzt gar nichts mehr zu hören (Terra Battle? No, thanks). Oder wenigstens etwas mit der Skript-Expertise von Takahashi und Saga. Oder der genialen historischen Bandbreite und Fokus von Matsuno.

Ich glaube, Square Enix hat zu wenig dafür getan, das Talent langfristig an sich zu binden, und wichtige Leute schon nach nur einem Misserfolg gehen lassen, der vielleicht nichtmal voll und ganz deren persönliches Verschulden war. Japanische Mentalität? Vielleicht. Aber die Haltung, dass es auch ohne geht und schon jemand nachrücken wird, der die alten Hasen ersetzt, kann sich eine Spielefirma heute imho nicht mehr leisten. Zumal manche Punkte ja auch möglicherweise auf kreative Differenzen zurückgeführt werden können. Und ein Toriyama hat der Final Fantasy Serie qualitativ imho mehr geschadet als irgendjemand vor ihm. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn Nomura sich irgendwann als letztes Urgestein auch noch verabschiedet. Viele Leute bleiben da nicht mehr, deren Arbeit ich schätze, und die Komponisten sind sowieso längst alle Freelancer geworden, die engagiert werden.

Ist möglicherweise dieses neue, angekündigte Studio, für das noch Personal rekrutiert wird, ein Hoffnungsschimmer? Vielleicht. Aber ich sehe keine rosige Rollenspielzukunft. Nicht für Square Enix und nicht für das Genre insgesamt. Also jetzt aus Kundenperspektive gesprochen, denn Erfolg haben und halten werden sie sich können. Und ich weiß, dass es bei der Entwicklung der heutigen Branche zu viel verlangt wäre, nochmal so etwas zu bekommen wie zu Zeiten des SNES, der PlayStation oder PS2. Aber die altehrwürdigen Marken pflegen und mindestens ein bis zwei große neue Titel pro Generation auch zu Mana und SaGa sowie eine Handvoll neuer IPs rauszubringen, sollte doch machbar sein. Stattdessen hört man eigentlich nur Infos, die zu der genau entgegengesetzten Richtung passen. Wie kürzlich die Ankündigung, dass die Zukunft von RPGs auf stationären Konsolen von dem Erfolg von Final Fantasy XV abhängt. Große Worte, die aber zumindest eine Vorstellung von den Überlegungen dort geben. Wo in Japan doch immer mehr Mobil und Digital und Handheld angesagt ist. Und ich will mir gar nicht ausmalen, was die sich nach zehn Jahren Entwicklungszeit und vermutlich siebenunddreißig Oktrilliarden Yen unter "Erfolg" vorstellen. Speziell nachdem die XIIIer Trilogie (zu recht) so abnehmende Zahlen hatte und XIV auch erst im zweiten Anlauf rund lief. Soll sich XV dann auch 15 Millionen mal verkaufen? Man erinnere sich nur an das Gezeter über Tomb Raider seitens Square Enix...

Naja, so viel erstmal von mir dazu. Ach ja, und zu der Wette: Also ich glaube wir werden zur TGS wieder vertröstet bezüglich handfester Neuankündigungen. Nicht nur aber ganz besonders zu FFXV. Scheiße, jetzt habe ich nicht geschlafen