Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber ich habe immer wahnsinnige Probleme damit, mir Namen für meine Projekte auszudenken. Häufig fängt das Ganze mit irgendeinem furchtbar lamen Arbeitstitel an, der sich bis zur Veröffentlichung nochmal ändern soll, aber das bringt in der Regel diverse Probleme mit sich:

  • Meistens ist man dann doch zu faul
  • Der Name steht meistens auch im Code. Das heißt insbesondere bei Bibliotheken, dass eine Namensänderung weitreichende Folgen haben kann
  • Wenn man das Projekt schon unter dem alten Namen vorgestellt hat, schmeißt man häufig sämtlichen Wiedererkennungswert weg


Ein Beispiel aus einem realen Projekt, meiner Open Source RGSS-Implementierung. Ein naheliegender Name wäre OpenRGSS, aber der ist sogar schon von zwei anderen Projekten* belegt. Zum Einen ein Projekt von mq und Drake (wurde zwar meines Wissens nach nie veröffentlicht, wurde aber im kleinen Kreis rumgereicht) und zum Anderen ein Projekt, auf das ich zufällig gestoßen bin. Also habe ich den ersten Anlauf "QGSS" genannt, da ich ursprünglich mit Qt als Backend arbeiten wollte. Irgendwann habe ich das über den Haufen geworfen und mir Gosu angeschaut. Folgerichtig hieß das Projekt dann für ein paar Wochen "rgss-gosu". Nachdem ich festgestellt habe, dass die Gosu-Entwickler ein paar merkwürdige Entscheidungen getroffen haben, die sich nicht mit meinen Anforderungen vereinbaren lassen (schaut es euch trotzdem an. An sich ist es eine ziemlich gute Engine), musste wieder ein neuer Name her. Dieses Mal wurde es "RbRGSS" bzw. "RbRgss", wobei das "Rb" für "Ruby" steht. Hintergrund ist, dass ich zu dem Zeitpunkt wenn möglich die gesamte Engine in Ruby schreiben wollte, ohne eigenen C-Code einzubinden. Bei der ersten Präsentation auf dem BMT sprach mich dann Alina darauf an, warum es nicht "RRGSS" heißt. Schließlich steht das "R" in "RGSS" auch schon für "Ruby" und es wäre merkwürdig, das gleiche Wort auf verschiedene Arten abzukürzen. Diese Änderung hat es bis heute nicht in den Code geschafft, weil ich viel zu faul war, das in 40 Dateien zu ändern und auch noch das Git-Repository auf dem Server umzubenennen. Zudem habe ich in den letzten Wochen dann doch ca. 1200 Zeilen C-Code (zusätzlich zu ca. 2000 Zeilen Ruby) geschrieben, weil es noch keine Ruby-Bindings für SDL2 gibt. Also muss früher oder später eh wieder ein neuer Name her. Hätte ich von Anfang an einen coolen Namen gehabt, der sich nicht auf irgendwelche Implementierungsdetails bezieht, wäre mir das alles erspart geblieben.

Weiteres Beispiel: eine Engine für Textadventures, ebenfalls in Ruby. Aktuell heißt sie ganz einfallslos "rubytext", was nicht nur blöd klingt, sondern auch noch missverständlich ist. Inzwischen ist mir immerhin der Name "Textventurous" (Text + Adventurous") eingefallen. Mal sehen, ob ich ihn übernehme.

Und Beispiel 3: der Online-Newsreader, den ich kürzlich im Webentwicklungsforum vorgestellt habe. Der momentane Arbeitstitel lautet "Aggregatr", aber damit bin ich so absolut nicht glücklich.

Daher die Frage an euch: was macht für euch einen guten Projektnamen aus und woher nehmt ihr eure Inspiration bei euren eigenen Projekten?

*Man könnte jetzt fragen, warum ich meine eigene Implementierung schreibe, statt mich an den bestehenden Projekten zu beteiligen. Hauptsächlich, weil beide seit längerem nicht mehr aktiv weiterentwickelt werden und weil sie nicht ganz meinen Vorstellungen entsprechen.