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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Bin in die Reihe erst mit Teil 2 und 3 eingestiegen, so dass SH1 und Koudelka bei mir auch noch offen sind und ich daher auch nur die seichte Horror Variante kenne^^. Muss ich definitv auch mal nachholen, vor allem da ich das System mit dem Schicksalsring auch ganz gerne mochte.

  2. #2


    Whoa. Ich seh das jetzt erst, du hast dir das tatsächlich noch gegeben?
    Aber gut, wenn's nur 17 Stunden gedauert hat, war's ja zum Glück ziemlich fix herum, wie bei mir die 12 Stunden für MIC. xD

    Meine JRPG Challenge... 2024 [#161 - ???] (11)

  3. #3
    Der Thread lebt!
    Keine Ahnung, wieso ich in den letzten Monaten wenig gemacht habe, aber mittlerweile hat mich die Lust aufs RPG-Spielen wieder mehr gepackt. Ich habe zwischendurch mal ein wenig Horror eingeworfen - The Quarry war unterhaltsam, aber irgendwie seicht und Tormented Souls irgendwie altbacken, aber dadurch wieder unterhaltsam. Dead Space 3 habe ich auch mal endlich durch (der Hauptcharakter ist sowas von dumm geworden) und Anfang dieses Monats mal wieder ein (seichtes) Rollenspiel durchgespielt, Haven. Na ja, mit 7 durchgespielten Spielen muss ich mal gucken, ob ich dieses Jahr noch auf 12 komme, aber ein paar Ideen habe ich, u.a. mal das wirr erzählte Scarlet Nexus durchzuspielen und mir mindestens noch ein schlechtes Spiel zu gönnen. Mal schauen, jetzt schreibe ich aber endlich mal was über meine bisherigen Spiele.

    Zitat Zitat von Sylverthas Beitrag anzeigen
    Hatte die beiden Teile in umgekehrter Reihenfolge gespielt. Letztendlich empfand ich 1 als den besseren und ist ein ziemlich gutes Spiel. Ein Grund ist sicherlich dass er recht kurz ist, aber auch, weil die Horroratmosphäre hier so viel mehr zum Tragen kommt. Shadow Hearts 2 sehe ich eher als irgendwie albern und grotesk an, aber nicht als Horror. Und weil es so wenige J-RPGs gibt die dem Subgenre angehören ist SH1 schon relativ einzigartig. Wie Du sagst, die (für J-RPGs, wohlgemerkt *g*) eher erwachsene Herangehensweise ist da auch super, wobei ich teilweise die Devil May Cry-mäßige Energie auch unterhaltsam fand
    Was mir an der kurzen Spielzeit gefallen hat ist, dass das Setting recht tight und stimmig war. Auch hat sich das Kampfsystem nicht so abgenutzt, denn für ein recht kurzes RPG ist so ein buttonklicky-Minigame ganz cool. Wobei es leider, wie Du sagst, die Kämpfe in die Länge zieht.
    Ich wusste ja durch Teil 2 bereits, dass Alice im kanonischen Ende sterben wird, was ich aber sogar gut finde als jemand der tragischen Geschichten geneigt ist. Und das passt ja zu der Atmosphäre des Spiels auch sehr gut. An sich bin ich ja eh recht resistent gegenüber Spoilern und kann es auch interessant finden zu schauen, wie es zu einer Situation gekommen ist die bereits bekannt war.

    Koudelka ist aber immer noch ungespielt. Hatte es mal angefangen und glaube mir war das Kampfsystem zu langsam? Nicht mehr ganz sicher was das Problem war.
    Koudelka kann ich wirklich empfehlen, wenn du Horror magst, denn darin wird das richtig durchgezogen. Kein albernes Zeug, kein Herumgealbere und alles ist düüüüster. Ne, im Ernst, Koudelka ist, was Handlung und Atmosphäre angeht, super und auch nicht wahnsinnig lang (das fand ich weder positiv noch negativ, die Länge passt einfach irgendwie).
    Das KS ist leider langsam, ja. Vielleicht mit Buch daneben?


    Zitat Zitat von Shieru Beitrag anzeigen
    Das erste Shadow Hearts hab ich gespielt als ich 20 war - fand es damals auch relativ "erwachsen", wobei ich die Einschätzung heute nicht mehr teile - die ganzen Diskussionen aus unserem Forum, dass wir alle "reifere, erwachsenere" Hauptcharaktere (sprich: Keine Jugendlichen) spielen wollten hab ich noch gut in Erinnerung . Ich schätze aber nach wie vor die traurigeren Szenen der Spiele, sowie den skurilen Humor.

    Auf Winys Bericht zum Sequel bin ich sehr gespannt. Es gibt ganz bestimmte Szenen, wo mich immer sehr die Reaktionen anderer Spieler interessieren (zu denen ich auch gerne Reaction-Videos gucke), aber ich will nix vorweg nehmen ^^.
    Oh, dann interessiert mich definitiv, welche Szenen du meinst, vielleicht kannst du dazu etwas schreiben, wenn ich meinen Bericht mal fertig habe. Zu einigen Szenen habe ich definitiv ne Meinung und sie ist nicht immer gut. Na ja, muss mich mal dransetzen.

    Zitat Zitat von Ὀρφεύς Beitrag anzeigen
    Okay, jetzt bin ich interessiert.
    Gerade weil es ein SRPG ist, die ich ja manchmal sehr langatmig finde.
    Meinen Text dazu werde ich die Tage mal einstellen. Fertig ist er schon lange, aber der ungeschriebene SH2-Bericht war bisher im Weg.

    Zitat Zitat von Dnamei Beitrag anzeigen
    Bin in die Reihe erst mit Teil 2 und 3 eingestiegen, so dass SH1 und Koudelka bei mir auch noch offen sind und ich daher auch nur die seichte Horror Variante kenne^^. Muss ich definitv auch mal nachholen, vor allem da ich das System mit dem Schicksalsring auch ganz gerne mochte.
    Dann hast du definitiv die spannenderen Teile noch nicht gespielt.

    Zitat Zitat von Kael Beitrag anzeigen


    Whoa. Ich seh das jetzt erst, du hast dir das tatsächlich noch gegeben?
    Aber gut, wenn's nur 17 Stunden gedauert hat, war's ja zum Glück ziemlich fix herum, wie bei mir die 12 Stunden für MIC. xD
    Jau, hab's durch. Ich fand es sogar gar nicht so furchtbar, wie ich erwartet hatte - meine Erwartung war nämlich, dass sich jede Minute wie Kaugummi ziehen würde. Gut ist es echt nicht, aber ich fand es auch recht gut, dass ich schnell durchkam. Muss aber zugeben, dass ich sämtliche Dialoge der (teilweise erzwungenen) Nebenmissionen weggedrückt habe, weil sie mir zu schwachsinnig waren. Wenn man das liest, braucht man vielleicht etwas länger. Ich werde mal demnächst ausführlicher berichten.
    Wer braucht Photobucket? Kein Schwein!
    Libenter homies id, quod volunt, credunt.
    Alle GF-Aktionen auf einen Blick

  4. #4

    Shadow Hearts Covenant (PS2)

    Ich hatte mir ja vorgenommen, dieses Jahr die Shadow-Hearts-Spiele einmal durchzuspielen, bei denen ich jeweils (bis auf Teil 3) vor dem letzten Gegner gestrandet bin und zuerst musste dafür natürlich 1+2 weg. Teil 3 werde ich dieses Jahr wahrscheinlich nicht mehr spielen, aber den fand ich auch weniger gut als die anderen beiden. Ich hatte bisher jedenfalls in Erinnerung, dass SH2 das deutlich bessere Spiel sei und SH1 „irgendwie ganz gut, aber nicht so gut wie Teil 2“. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin, ggf. lag es am zeitlichen Abstand zwischen den Spielen – heute muss ich aber ganz klar sagen, dass SH1 besser ist. Deutlich.

    Dabei wurde für SH2 einiges am Spielprinzip verbessert und es ist einige Stunden länger. Aber fangen wir mal vorne an: Während die Handlung von SH1 düster und spannend, mit einer guten Prise schwarzem Humor, ist, passiert in SH2 deutlich mehr – es gibt mehr wichtige Charaktere, die Handlung spielt sich an noch mehr Orten ab und all das wird nun mittels vertonter Sequenzen gezeigt. Ganz schön eigentlich – das Spiel macht es gut, aber leider ist die Horroratmosphäre aus den Vorgängern fast komplett weg. Während die Geschichte an sich gut inszeniert wurde, gibt es deutlich mehr affige oder klischeehafte Szenen. Dass die Charaktere in den Sequenzen relativ steif herumstehen und keine Mimik haben, will ich dabei gar nicht kritisieren, da das Spiel ja ein paar Jahre älter ist. Alles kam jedoch deutlich weniger erwachsenengerecht rüber und ich fand es darüber hinaus schade, dass der Horror, den man in RPGs ja sowieso suchen muss, weg ist.
    Auch mit seinen Charakteren geht das Spiel schlechter um als SH1: Die Sequenzen bieten deutlich mehr Raum für Charakterisierung, aber an einigen Stellen geht die ziemlich schief. Der Umgang des Spiels mit weiblichen Charakteren ist z.B. echt grottig; nehmen wir mal Lucia: Sie ist ein Dummchen mit dicken Brüsten, naiven Sprüchen und trägt nichts zur Handlung bei. Anastasia ist ein Kindercharakter – solche mag ich meist nicht, finde sie aber nicht zwingend sofort problematisch, denn es gibt ja auch positive Gegenbeispiele. Problematisch ist dagegen, dass sie ein Großteil des Spiels damit beschäftigt ist, Yuri anzuschmachten, was ein sehr einseitiges Frauenbild zeigt. Die Antagonistin Veronica ist ein Sado-Maso-Klischee mit überzeichneten Brüsten, Ouka dient nur dazu, einem Antagonisten seine vermeintlich tolle Motivation fürs Antagonisten-Sein zu liefern…
    … und Karin ist leider eine komplette Vollkatastrophe. Das fängt schon in ihrer ersten Szene an, in der sie einfach nur nutzlos ist und … ja ... doof guckt, während Yuri seinen Auftritt hat und dann in Ohnmacht fällt (alle männlichen NPCs drumherum werden in der Zeit gekillt). Lt. Beschreibung und Darstellung in den ersten Szenen ist sie Leutnant in der deutschen Armee, wozu ein deutlich anderes Auftreten gepasst hätte (= selbstbewusster, toller weiblicher Hauptcharakter). Das passt alles nicht zusammen und im Laufe des Spiels sieht man nur immer mehr, dass Karin total platt charakterisiert, in Szenen nur als doof guckend gezeigt wird und letztendlich auch nur dazu dient, Yuri gutzufinden. Karin hat weder Persönlichkeit, noch irgendeine Stärke, sondern ist wohl ein Abbild davon, wie sich die Entwickler eine Frau vorstellen – gräßlich. Am Ende des Spiels wird es leider noch schlimmer, als sie allen Ernstes in der Zeit zurückreist, um Yuris Vater zu begegnen, damit sie seine Mutter werden kann, weil sie ihn ja unbedingt kriegen will (er will lieber Alice, buhu … wobei deren Charakter in diesem Spiel wohl auch verhunzt worden wäre) Das ist kein Scherz. Ich habe selten so eine abgefahrene und irgendwie auch widerliche Szene in einem Spiel gesehen. Es ist irgendwie auch schade, da man sehr viel aus Karin hätte machen können, also ohne sexistische Rollenklischees und so etwas.
    Die Typen sind da eher nur etwas überzeichnet: Yuri ist ein wenig wie der Charakter in SH1, neigt aber zu impulsivem Verhalten und Aggro-Aktionen, was auch nicht gerade sympathisch kommt. Soll wohl männliche Spieler ansprechen. Gepetto ist ein alter Mann, der eine (weibliche) Puppe mit verschiedenen Kleidern nutzt, um Gegner anzugreifen. Na, ja. Joachim ist eine deutlich überzeichnete Version von Keith aus SH1 und hat viele Muskeln, aber wenig Hirn. Richtig dumm fand ich den letzten Antagonisten, der nicht nur eine beschissene Motivation hat, um auf einmal gegen einen zu kämpfen (vorher rennt er komisch in der Gegend herum und erzählt Zeug), sondern bei dem ich auch den Eindruck hatte, dass die Entwickler wollen, dass man ihn sympathisch findet. Wie man einen Typen sympathisch finden soll, der seine eigenen künstlich erschaffenen Sklaven hat (sehr unkritisch betrachtet) und einem anderen Antagonisten mal eben den Hals bricht (Nikolai, der, bis er aus der Geschichte geschrieben wurde, immerhin etwas interessanter war), weil darum, keine Ahnung. Sorry für den Schachtelsatz. Blanca habe ich ganz vergessen, fiel mir gerade auf. Na ja, Tiercharakter eben, wobei er ein paar witzige Szenen hatte, die ihn interessanter machten. Kurando gibt es auch noch, Schwamm drüber.

    Das war jetzt sehr viel allein über die Charaktere, aber ich war an vielen Stellen einfach auch enttäuscht, da man viel mehr daraus hätte machen können. Man hätte u.a. die Charakterisierungen runterschrauben können, wie in SH1, und einfach eine gute Geschichte erzählen. Die Geschichte ist an sich nämlich ganz gut: Gerade die Art, wie z.B. in Russland real existierende Personen auf (sehr starke) Fantasy-Art genutzt werden, ist nett und die Geschichte überrascht auch immer wieder mal durch verschiedenene Wendungen. Auch die Bezüge zum Vorgänger sind gut und man kann sogar einen Schauplatz mehr oder weniger noch einmal besuchen, was mir schon in SH1 gefiel. Dazu kommt eben, dass die Entwickler bei der Präsentation der Geschichte Fortschritte gemacht haben; die vertonten Szenen wirken trotz der schlechten Synchronisation recht lebendig. Auch wenn ich nicht finde, dass man zwingend eine Synchronisation braucht, wenn alles stimmt (FFIX ist ein Paradebeispiel dafür), ist es hier gut gelungen. Die Charaktere haben untereinander auch immer wieder mal seichtere, nette Szenen, in denen sie einfach nur mal quatschen.

    Spielerisch bietet SH2 eine Menge: Jeder Charakter hat seine eigene Nebenmission, die mal mehr, mal weniger spannend ist. Gut fand ich die, die wirklich mit Handlung verbunden sind und auch Blancas Missionen mochte ich irgendwie, obwohl sie nur mit einzelnen Kämpfen und ein wenig Dialog verbunden waren. Schön fand ich auch die Fülle an Schauplätzen – man reist zwar nicht einmal um die Welt, sieht aber Schauplätze in verschiedenen Ländern, die alle gut aussehen und vereinzelt Dinge zu entdecken und NPCs anzuquatschen bieten. Die meisten davon sehen atmosphärisch aus, wobei ich aber die Schauplätze in Europa schöner fand als die in Japan. Die Dungeons sieht deutlich umfangreicher und bieten mehr zu entdecken, ich fand sie aber schlechter als in SH1, weil sie eintöniger aussehen und häufig aus Schläuchen bestehen. Gegen Ende habe ich mir eine Lösung während des Spielens aufgemacht, weil ich schlichtweg keine Lust mehr hatte, in den Dungeons im Kreis herumzulaufen.
    Wieder sehr gut ist das Kampfsystem – besser ist nun, dass die Gegner (das Design ist leider uninteressanter geworden) eine HP-Leiste haben, so dass man nicht mehr das Gefühl hat, ewig auf einem Endgegner herumzuhauen und keine Ahnung zu haben, wann er endlich den Geist aufgibt. Das hatte ich in SH1 gerade am Anfang mal, hier war es besser. Das KS spielt sich insgesamt etwas knackiger als im Vorgänger und auch etwas schneller, wobei ich die Komboangriffe nicht zwingend gebraucht hätte, weil sie später nutzlos werden. Auch Yuris Transformationen fand ich schwächer als in SH1. Zu stark war ich am Ende des Spiels trotzdem – keine Ahnung, wieso ich vor zig Jahren den Endgegner nicht besiegt hatte. Ich brauchte sogar nur normale Angriffe; auf so etwas wie Seraphic Radiance (die Transformation heißt in diesem Spiel anders und ich habe sie nur einmal ausprobiert) brauchte ich schlichtweg nicht. In SH1 war diese Transformation ziemlich nützlich, senkte die Schwierigkeit von Gegnern aber auch sehr. Auch gut gefiel mir, dass alle Charaktere mitleveln (die Nichteingesetzten etwas weniger) und dass alle ihre ganz individuellen Fähigkeiten haben, wie es ja auch schon im Vorgänger war. Gepetto, Lucia und Anastasia haben dabei die etwas ausgefalleneren Fähigkeiten, die aber ggf. mehr aufgefallen wären, wäre der generelle Schwierigkeitsgrad höher. Aber das ist ok, der Schwierigkeitsgrad war ja auch im Vorgänger eher überschaubar.
    Letztendlich muss sagen, dass dieses Kampfsystem aber generell Spaß macht – es wäre toll, wenn nochmal ein Spiel, das so etwas versucht, rauskommen würde, denn es ist einfach anders und man kann während der Kämpfe nicht mal eben (geistig) abschalten. Na gut, außer man stellt den Ring auf automatisch, aber das macht hoffentlich niemand.

    Das war jetzt vielleicht relativ viel lautes Denken für 39 Stunden Spiel, aber ihr sehr wohl, dass SH2 mich beim Spielen beschäftigt hat, gerade weil ich vorher SH1 gespielt hatte und einige Jahre seit meinem ersten Fast-Durchgang vergangen waren. Würde ich das Ding weiterempfehlen? Ja, wenn man vorher SH1 gespielt hat. Als Beispiel dafür, dass es auf der PS2 gute Rollenspiele gibt, taugt das Spiel trotz all der charakterspezifischen Mankos, allein schon, weil einem während des kompletten Spiels nie langweilig wird und man immer wieder etwas Neues sieht.

    Spielzeit: 39 Std.
    Insgesamt: 8/10

  5. #5

    Triangle Strategy (Switch)


    Das hier hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Irgendwann hatte ich hier im MMX mal was dazu gesehen und wegen des Octopath sehr ähnlichen Stils erstmals halb interessiert nicht mehr daran gedacht. Letztens ist es mir dann doch wieder über den Weg gelaufen und zwar in Form einer merkwürdigen Rezension bei Amazon (gut, zugegeben sagen spezielle Leute dort dazu „Rezession“, möglicherweise ein Fall von … Geschmackssache? Ehem). Darin wurde bemängelt, das Spiel wäre viel zu verlabert und die Entwickler würden sich erdreisten, den Spielern viele Dialoge und eine ausschweifende Handlung vorzusetzen. Sehr merkwürdige Kritik, aber es scheint ja heutzutage wieder „cool“ zu sein, Lesefaulheit und eine kurze Aufmerksamkeitsspanne zur Schau zu stellen. Wenn man komplexere Handlungen nicht mag, sollte man lieber zu Call of Duty oder so etwas greifen … und das ist jetzt ausnahmsweise nicht mal verurteilend gemeint, weil es eben auch Spaß macht. Gut, bis auf die letzten Vollkatastrophen mit fast 100 GB Zwangspatch…
    Jedenfalls: Gekauft! Beste unfreiwillige Werbung überhaupt.

    Ich dachte mir, dass das hier vielleicht ein gutes Spiel ist, um die Wartezeit auf Rune Factory 5 zu überbrücken, dass es mein Interesse an RF erstmal komplett killen würde, habe ich dagegen nicht gedacht. Triangle Strategy ist einerseits ein total spaßiges und gut durchdachtes Taktik-RPG, andererseits erzählt es auch eine komplexe und vor allem erwachsenengerechte Geschichte.

    Aber sehen wir uns das mal der Reihe nach an:
    Wenn man hier wegen des Aussehens an Octopath Traveller denkt, bekommt man den falschen Eindruck, was die Handlung angeht. Octopath besteht ja, was die „Handlung“ angeht, aus mehreren, mehr oder weniger belanglosen und lose zusammenhängenden Geschichten und hat keine übergreifende Handlung in dem Sinne. Triangle Strategy dagegen erzählt eine spannende Geschichte mit gut charakterisierten Charakteren. Es ist eine Geschichte, die sich um eine große politische Auseinandersetzung dreht, inklusive Intrigen, etwas Drama und zwischendurch auch Mord und Totschlag. Vor allem am Anfang nimmt das Spiel sich etwas mehr Zeit, all das ausführlicher einzuführen, es ist allerdings nie so, dass sich TS wie ein interaktiver Film o.ä. anfühlt, sondern eher vergleichbar mit der Eingangssequenz in FFIX (vom Umfang und der Qualität her). Es gibt viele Charaktere mit Persönlichkeit und, obwohl die Handlung nicht primär von den Charakteren getragen wird, sondern diese im Sinne der Handlung agieren, durchdachten, wenn auch nicht immer nachvollziehbaren, Motivationen. Einige davon sind mir im Laufe des Spiels richtig ans Herz gewachsen, andere sind … na ja, Hirnis, aber auch die braucht eine gute Geschichte ja. Bsi auf eine Szene in einer optionalen Sequenz sind auch die weiblichen Charaktere gut und nicht übermäßig klischeehaft, was in japanischen Spielen ja leider nicht selbstverständlich ist. Ich hätte mir allerdings zumindest noch einen in irgendwie wichtigerer Position gewünscht, denn sehr viele der großen Entscheidungen gehen wieder von Männern aus. Na, ja. Und Benedict ist der große Kopf hinter allem und wahrscheinlich Liebling der meisten Spieler … wie auch nicht, Intelligenz ist halt attraktiv.
    Diese Handlung hat außerdem vor allem in der ersten Hälfte einige Wendungen, mit denen man nicht immer rechnet. Besonders ist hier noch, dass man an wichtigen Stellen selbst entscheiden muss, welche Richtung die Geschichte nimmt, indem man sich (meistens) für eine von drei verschiedenen Vorgehensweisen entscheidet. Anfangs dachte ich, die Handlung würde dadurch stark beeinflusst, aber das geht so, denn sie kehrt doch immer wieder dorthin zurück, wo sie hin soll. Ein weiterer Durchgang lohnt sich aber trotzdem, weil sich zumindest mehrere Teile stärker verändern; wenn man das beste Ende erspielt, wird das Spiel außerdem etwas länger als mit einem der „normalen“.
    Wer meine Texte liest, wird wissen, dass ich sehr viel Wert auf gute Geschichten lege und, was das angeht, mich durch Ost-RPGs nicht immer gut bedient fühle. Triangle Strategy ist eine der tollen Ausnahmen, die man zwischendurch findet, denn Handlung und Charaktere wissen bis zum Ende super zu unterhalten. Vor allem fühlt mich sich hier als erwachsener Spieler ernstgenommen, was auch nicht immer der Fall ist. Eine Rezension, die ich hierzu noch gelesen hatte, bezeichnete das hier als „GOT style story“, was ich einerseits etwas abgedroschen fand, weil das Lied von Eis und Feuer heutzutage für vieles herhalten muss, andererseits ist der Vergleich gar nicht zu abwegig, wenn man sich all die politischen Verwicklungen, Intrigen usw. angeht. Das Lied hat nur den Vorteil, das auf einigen tausend Seiten ausbreiten zu können.
    Um nochmal auf die Charaktere zurückzukommen: Eine Sache trägt noch sehr dazu bei, dass sie gut rüberkommen – die englische Synchronisation ist richtig super. Qualitativ gibt es höchstens Ausreißer nach oben, wie Gustadolph, Benedict und die Erzählerin, aber auch alle anderen sind richtig klasse. Und das sage ich, die ich Dialoge meistens wegdrücke, sobald ich sie gelesen habe.

    Was können Kampfsystem usw.?
    Das Kampfsystem ist ein grundsolides Taktik-KS, das durch ein paar Besonderheiten auffällt. Wer so etwas wie Fire Emblem spielt, sollte es sich recht gut vorstellen können, wie der generelle Ablauf ist. Was mir hieran aber besser gefällt, ist, dass Charaktere nicht beliebige Klassen erlernen können, sondern individuelle Fähigkeiten haben. Diese Charaktere sind vom dem, was sie können, wirklich komplett unterschiedlich, was einem taktisch auch interessante Möglichkeiten eröffnet: Serenoa ist z.B. ein klassischer Schwertkämpfer, Anna kann zweimal pro Zug eine Aktion ausführen und sich vor Gegnern tarnen, Jens baut Fallen und Leitern, Giovanna hat abhängig vom Terrain unterschiedliche Angriffe … es gibt so viele verschiedene Charaktere und alle sind mal mehr, mal weniger nützlich. Ich kann mir da total viele Kombinationen vorstellen, ganz abhängig davon, worauf man als Spieler Lust hat. Manche Charaktere fangen auch so na ja an und werden hinterher richtig heftig (Archibald). Sogar die Magier spielen sich jeweils total unterschiedlich. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht, verschiedene Kombinationen auszuprobieren.
    Darüber hinaus hat man Komfortfunktionen, wie die Möglichkeit, das Spielgeschehen zu beschleunigen und so eine Art leichte Hilfsfunktion, bei der man gegen gesammelte Punkte Vorteile im Kampf erhalten kann (habe ich nicht genutzt, ist aber evtl. ganz nett, wenn man irgendwo Schwierigkeiten hat oder es einfach mal ausprobieren will). Für bestimmte Aktionen erhält man außerdem sog. „Kudos“, die man gegen Materialien und Medaillen eintauschen kann, die wiederum zum Klassenaufstieg genutzt werden. Die Umgebungen sind jeweils unterschiedlich und nett gemacht, so dass es nicht langweilig wird, selbst wenn ein Missionsziel mal wieder verlangt, dass man alle Gegner besiegt. Das Leveln macht auch Spaß und ist gut durchdacht. Und sollte man dann immer noch nicht genug haben, gibt es einige optionale Missionen, die auch sehr nett sind.

    Dann hat man zwischen manchen Missionen noch die Möglichkeit, z.B. eine Stadt selbst zu erkunden und mit NPCs zu sprechen, was keine große Sache ist, für mich aber dazu beigetragen hat, dass alles sehr „rund“ wirkt. Hier kann man auch teils zwischen verschiedenen Reaktionen wählen, durch die man dann Punkte sammelt, die wiederum optionale Charaktere auftauchen lassen. Optionale Charakterszenen gibt es auch noch, ich bin mir aber nicht zu 100% sicher, was man machen muss, um diese zu sehen, mal abgesehen davon, den jeweiligen Charakter zu nutzen.

    Optisch hat mir TS auch gefallen, auch wenn ich diesen Stil in Octopath Traveller nicht so passend fand. Hierzu passt er sehr gut und mir gefiel es auch, dass auf viele Details geachtet wurde. Man kann sich z.B. zu jedem wichtigen Charakter, der gerade spricht, auch ein Profil mit Bild anzeigen lassen; der Text hierzu ändert sich öfter mal, je nachdem, was gerade in der Handlung passiert ist. Zusätzlich gibt es auch noch einige Infotexte, die sich mit der Welt des Spiels beschäftigen und auch sehr lesenswert sind. Zuletzt fand ich auch die Musik gut und passend, hatte aber den Eindruck, dass die Auswahl an Stücken eher klein ist. Ich hätte die Musik normalerweise etwas lauter gestellt, wenn sie dann nicht über die Synchronisation geschallt wäre … die einzelnen Stücke sind eher von der epischen Sorte und sehr hörbar, könnten aber präsenter sein. Ausnahme: Das Stück, das im Hintergrund der Erzähltexte läuft.

    Was ist Triangle Strategy nun? Lückenfüller, Fire-Emblem-Ersatz (oder hier ein Taktik-RPG deiner Wahl einsetzen)? Nichts dergleichen. Dieses Spiel hätte deutlich mehr Werbung verdient gehabt und ich muss jedenfalls sagen: Für einen Spontankauf hat es mich echt umgehauen, hätte es mich aber wohl auch, wenn ich es mehr auf dem Schirm gehabt hätte. Es erzählt eine super Geschichte, hat nette Charaktere und ist generell ein rundes, total unterhaltsames Spielerlebnis. Wahrscheinlich habe ich mein Spiel des Jahres schon gefunden, denn besser kann es eigentlich nicht mehr werden.

    PS: Nach dem ersten Durchgang habe ich direkt noch einen zweiten Durchgang gestartet und alles, was ich schon gesehen hatte, übersprungen. Der Durchgang war trotzdem fast genauso lang und hat sich definitiv gelohnt, da genug anders war. Bei Lvl. 50 ist allerdings Schluss.

    Spielzeit: 1. Durchgang: 23,5 Std., mit 2. Durchgang: 44,5 Std.
    Insgesamt: 10/10
    Geändert von Winyett Grayanus (31.12.2022 um 14:52 Uhr)

  6. #6
    Ich zocke das Spiel auch aktuell und finde ebenfalls dass es als Taktikspiel zu der bessere Sorte gehört die ich gespielt habe.

    Der Grund dafür ist auch ganz einfach, nämlich haben die Figuren individuelle Züge die von ihrer Geschwindigkeit abhängen, anstatt dass es immer nur Züge pro Teams gibt wie in Fire Emblem. Letzteres führt dazu dass man nicht flexibel umplanen kann wenn eine Figur in Bedrängnis geraten sollte, weil man es gewagt hat, sie zu weit heraus zu bewegen und die KI das schamlos ausnutzt (was unter einem Permadeath-System noch 10x frustrierender ist)
    Für mich fühlt sich sowas auch einfach kurzweiliger an. Ganze Armeen in einem Stück zu bewegen finde ich gerade bei größeren Entfernungen irgendwie mühseelig und anstrengend.

    Hier fühlen sich die Figuren auch individueller an, da man keine starren Klassen hat (zumindest ist sowas dergleichen mir bislang nicht untergekommen) jede Fähigkeit war bisher einzigartig und die Spezialisierungen fühlen sich angenehm unterschiedlich- und manchmal auch kreativ an, wie im Falle des Schmieds, der Leitern erzeugen kann oder Fallen die den Gegner zurückschleudern. So wie ich das in vergleichbaren Spielen kenne hat man irgendwann nur noch lauter ähnliche Figuren bei denen wenn sie keinen Klassensystem folgen, eben nur die Fähigkeiten wild durcheinander gemixt werden. Das überhaupt jede Figur eigene Fähigkeiten und FP Verbrauch hat ist ein großer Gewinn der dem Spiel mehr Möglichkeiten und Tiefe verleiht.

    Auch ist das Statmanagement und Levelsystem so gebalanced das man nicht einzelne Figuren überpowern- und sorglos alleine an die Front schicken kann.
    Finde da auch den Kompromiss ganz gut einen sich nach dem Laden selbstlöschenden Autosave für alle 15 Runden zu haben oder so, wenn dann doch mal was schief gehen sollte. Ich bin mir zwar sicher dass der gar nicht zum Korrigieren von Verlusten gedacht war, sondern eher als Komfort, nicht manuell den Spielstand suspenden zu müssen, aber mir ist das lieber als die ständige savescumming Möglichkeit in Fire Emblem und vergleichbaren Spielen. (die man natürlich aufgrund von Permadeath reichlich nutzt)

    Mir ist aufgefallen dass ich nach einer Mission meistens nicht die empfohlene Levelstufe für das nächste Kapitel erreiche, deswegen wird dem Spiel auch gerne mal als grindlastig bezeichnet, aber der Umstand das die Figuren wie in Shining Force ihre EXP auch bei einer Niederlage oder Rückzug behalten, sorgt eigentlich dafür dass man einfach nur die jeweilige Mission ausprobieren muss, 1-2 Level Unterschied ist da gar nicht so schlimm, habe ich gemerkt weil man bei höher stufigen Gegnern schnell levelt und bei niedrigstufigeren fast gar nicht mehr. Wobei ich denke dass man bei Verlust trotzdem irgendwas hätte befürchten sollen, zumindest ein bisschen Gold oder Abzeichen Verlust.

    Das Spiel mag auf manch einen trocken und prüde wirken, aber handwerklich finde ich das Kampfsystem wirklich sehr gut durchdacht.

    Was die langen Storysegmente betrifft, kann ich die Kritik nicht nachvollziehen unter dem Punkt "Chonik -> Schritte" gibt es kurze Zusammenfassungen für jedes Kapitel, wen die Story nicht interessiert oder zu langatmig ist, kann sie ja einfach skippen. (hach das ging runter wie Öl!)
    Persönlich aber ist die Game of Thrones mäßige Handlung, auch wenn dort viele Schwarz-Weiß Figuren auftauchen, die Dramaturgie ist stark genug dass ich bei fast jeden Kampf das Gefühl bekomme dass es wirklich um was geht.
    Manche der Aussagen die ich zu dem Spiel gehört habe kommen mir stark übertrieben vor, als würde man stundenlang nur Dialoge lesen. Ich finde die Frequenz von Kämpfen häufig genug als dass man dem ganzen vorwerfen könnte es sei eine Visual Novel. Zudem gibt es ja auch noch sukzessiv sich freischaltende Bonus-Kämpfe im Lager zwischen den Kapiteln, bei denen man sich auch austoben kann.

    Generell was ich noch an dem Conviction System positiv anmerken muss ist dass es nicht nur die Dialogoptionen beurteilt, sondern auch die eigene Spielweise. Dabei wird einem weder gesagt in welche Richtung man die Waage bewegt, noch wo man gerade steht, nur dass sich irgendwas getan hat. Ich fande das eigentlich ziemlich spannend, weil man ohne Guide nicht um das System wirklich "gamen" kann. So Wertvorstellungen wie "Freiheit", "Pragmatismus" und "Moral", sind dann auch nicht in dem klassischen gut/böse Schema einzuordnen dass man vorhersehen kann welche Aktion oder welche Dialogoption jetzt genau welchen Wert entspricht und abhängig davon ändern sich dann die Partymitglieder oder welche Personen sich leicht sich gegen ihre Überzeugung bei den Votings stimmen lassen. (welches auch eine Zufallskomponente beinhaltet)
    Für mich echt nen gutes Beispiel dafür wie ein System spannender ist, wenn es einem nicht zu viel verrät.
    Geändert von Klunky (09.11.2022 um 11:34 Uhr)
    Spiele durchgespielt - Jahresreviews: 2021, 2022, 2023

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