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Thema: Blutinferno

  1. #21
    Also Yerk, ich glaube, du wirst man ein großer Autor à la Michel Onfray, nur nicht ganz so polemisch - aber hart diskutiert wirst du jetzt schon =).

    Zitat Zitat
    Ich bezweifle hier auch stark, dass er im Moment solche Sachen schreiben sollte. Man wagt sich erst an schreiben über die Nazis heran, wenn man zumindest Mein Kampf gelesen hat und ein bischen was über Rassentheorie und die damit verbundene Blutmetapher weiß. Kritische Poesie ist gut, aber gute Kritik erfordert gutes Kenntnis des Stoffes.
    Und wenn man über die Nazis sprechen will, muss man auch über die Wirkungsweise der Wissenschaftlichkeit und des Kommunismuses reden können, der im großen Stile noch vor Hitler Wissenschaftlichkeit als Argument für sich ein nahm. Das allein allerdings ist bei weiten noch nicht genug, da dies nicht alle Quellen sind, aus denen das Zeitalter schöpfte.
    Ich zumindest denke, dass Yerk weder in seinem ersten Werk, noch in seinem zweiten über die Nazis schreibt. Das dritte hat er ja schon von vornherein eingeklammert, wobei ich meine, dass auch hierzu alles gesagt ist.
    Ich vertrete aber noch immer den Standpunkt - und ich meine mal dreist, das kommt Yerk nur zugute -, dass man nicht erst ein eingelesener Forscher sein muss, um über ein Thema sprechen zu können. Zugegeben, zumindest nach unserem Schulmodell hat man mit 14 Jahren im Geschichtsunterricht noch nichts von den Nazis gehört. Allerdings gibt es auch Essays zu aktuellen Themen und ich zumindest hatte "Willkommen in Arien" als eine Satire auf die Neonazis gedeutet, die beispielsweise in diesem Dörflein nahe Freiberg oder wo nun auch genau ihre national befreite Zone einzurichten gedachten. Desweiteren ging es doch jeweils nur um Beispielnennung und "ins Lächerliche reden". Man stellt sich doch auch nich hin und blättert den Leuten von der Antifa auf, was sie alles geschichtlich gesehen nicht eingebracht haben (ich bin weißgott kein Fan der Antifa, aber dazu genug =) ). Man muss das erster auch mal altersgerecht betrachten, denn Yerk kann diesen Wissenstand theoretisch noch nicht haben (vorraus gesetzt, er besitzt keine umfassende Bibliothek über Abhandlungen und Ausstöße über und aus den/dem Nationalsozialismus). Trotzdem kann er sich doch darüber Gedanken machen. In der Schule zum Beispiel sollen wir Nachkriegsliteratur interpretieren - "Mein Kampf" hat da glaub ich auch noch keiner gelesen.

    Zitat Zitat
    Nein, sofern du kein Bürgerrecht in Belgien genießt, war der Ausdruck zumindest halbwegs korrekt angewendet. Natürlich immer noch ein wenig deplazier auf Touristen, aber treffender als "Barbaren" als chiffre für Gewalttätigkeit zu setzen.
    Aber du weißt doch eindeutig, was gemeint war. Und das Wort Barbar ist im Deutschen nunmal ein roher und ungesitteter Mensch. Das wir so indifferent sind und sämtliche Wörter miteinander verwurschteln, ist doch weißgott niemandes Schuld. Und selbst wenn der Begriff nicht ganz korrekt gewählt war, so darf ich dir doch trotzdem sanft anklingend und mit einem Augenzwinkern den Vorwurf machen, dass du auf den Wortursprung eingegangen bist und Yerk damit wohl unbewusst als doof hingestellt hast, zumindest kommt es für mich so rüber.

    Zitat Zitat
    Bei Goyas caprices geht es um Dummheit. Die Konesquenzen einer durchgehend angewandten Vernunft sind nicht weniger schrecklich als die konsequente Dummheit.
    Damit verbunden wären, dass De Sade ganze Kapitel aus dem Werken der Aufklärer kopieren konnte und sie sich in all ihrer Vernünftigkeit nahtlos verbinden, dass ein paar Libertines eine alte Frau von einem Sysiphuskranken vergewaltigen lassen.
    Bei Freud um die Mechanismen von denen unter anderem Fremdenhass leben kann. Man hasst ja nicht das Fremde, sondern die Projektion des eigenen in den Fremden.

    Das erste Problem allerdings bleibt stets, dass solche Bücher so gut wie allen von uns über den Verstand gehen, sofern wir uns nicht langsam an sie heran getastet haben.
    Dann musst du mir hierzu aber nochmal die Herangehensweise an Yerks Werke erklären, weil ich sehe da eindeutig keine hochphilosophische Obligation. Er reflektiert anhand einer hypotetischen Welt über den Nationalsozialismus, wie er ihn sieht, ohne, dass er jetzt die tollsten geschichtlichen Fakten herbeibeten könnte und groß Einsicht in die meiner Meinung nach schon sehr gestörten Köpfe der Nazis hat. Ich finde aber, dass das gesellschaftlich mehr Wert hat, als wenn über Paris Hiltons Absatzbruch auf offener Straße eine humoristische Kurzgeschichte verfasst wird. Man kann einfach nicht erwarten, dass jeder den Mund hält, bloß, weil er nicht vorher sämtliche Werke gewälzt hat, die es um Thema gibt, dann wär die Welt nämlich stumm und dunkel wie das 16te Jarhundert. Ich persönlich finde es interessant zu erfahren, wie ein vernünftiger Mensch über die Sache denkt, der vielleicht nicht vorher von einem Geschichtstrichter beeinflusst wurde, oder der eine wirkliche Verbindung zu dem Thema hat. Man sehe das als Satisfaktionsakt (das klingt einfach viel schöner, sorry ;_;"), aber ich persönlich sehe es gern, wenn es jemand vermag, Verbrechen von Verfehlungen zu unterscheiden und sich eine offene Meinung zu bilden, denn das tun die wenigsten heutzutage.

    Hm...was wollt ich noch loswerden .. .ach ja! Bei Gelegenheit empfehle ich die Extra3 (oder andere Politsendungen) Mitschnitte, beispielsweise auf youtube zu betrachten. Dort wird beispielsweise Hitler selbst zum Kommentator der NPD gemacht, offensichtlich als eine Art der Provokation. Die modernen Nazis zielen aber oftmals auf Heß als tollsten Mann des Naziregimes, weil sie damit den alliierten Nationen (allen voran der USA und England) den Vorwurf der Kriegstreiberei machen können - Heß hatte ja bekanntlich England ein heimliches Friedensanbgebot gemacht, was Churchill ablehnte und damit England zum Kriegstreiberstaat und Heß zum Märtyrer macht. Das hätten die bei Extra3 wissen müssen...

    Letztendlich muss Literatur nicht immer geschichtlich und philosophisch korrekt sein (wie gesagt, ich find es sowieso nicht so gut, sich auf philosophische Werke zu verlassen). Das zeigt eine große Sparte der Belletristik. Komplett und ausgiebigst recherchieren tut übrigens auch keiner so wirklich (außer Elizabeth George, aber die konstruiert auch wien wildgewordener Hammel), das zeigt sich an Verschwörungstheorien und der ganzen "Dan Brown ist obertoll"-Thrillersparte. Ich denke, du solltest hier etwas lockerer rangehen. Dein Standpunkt ist meiner Meinung nach tatsächlich irgendwo arg berechtigt, doch kann man nicht erwarten, dass ein 14jähriger (Gott, das sagt sich so, wie als wär ich schon über 30 ) dir jetzt blendend organisierte Texte präsentiert. Wäre das der Standart, dann wäre zum Beispiel sowas wie 'M-P Kommentare' nie passiert (und den Kommentar erlaub ich mir jetzt mal mit vorgehaltener Hand).

    Sieh's mal aus der Sicht eines 14jährigen, dann ist das für mich wiederum schon ganz toll geworden . Lernen tut man immer, aber ich glaub, man sollte nicht bei Mein Kampf oder Goya anfangen ;P.
    Den wichtigsten Punkt dazu hast du eigentlich schon genannt:
    Zitat Zitat
    Das erste Problem allerdings bleibt stets, dass solche Bücher so gut wie allen von uns über den Verstand gehen, sofern wir uns nicht langsam an sie heran getastet haben.

  2. #22
    Hm... jah...
    Wegen Unwissens und einem recht langsamen denkapparat versuch ich mal nicht auf die letzten Beiträge zu antworten und klatsche stattdessen eine Geschichte rein, die wohl eher, oder auch nicht auf meiner Kragenweite ist.
    Übrigens habe ich den folgenden Text und Blutinferno zu zwecken eines bundesweiten Schreibwettbewerbs geschrieben. Ich habe allerdings den Abgabetermin verpasst.

    Aus dem wolkenverhangen Himmel treten dicke Regentropfen hervor, während ein Junge mit verzerrtem Gesicht durch den Matsch rennt. Er springt von Stein zu Stein und bespritzt sich dabei mit Schlamm. Doch er wird nicht langsamer, er achtet nicht einmal darauf. Er rennt zielstrebig seinem Ziel entgegen. Ihm geht langsam der Atem aus, doch er zwingt sich mit aller Kraft weiter zu rennen. Der Himmel bricht komplett und der noch dichter werdende Regen raubt dem Jungen die Sicht. Mit dem Arm vor dem Gesicht versucht er die Himmelperlen von sich fernzuhalten. Blitze durchziehen die warme Luft und der darauf folgende Donner läßt das Trommelfell des Jungen zittern.
    Verdammt! Hoffentlich komm` ich nicht zu spät! , denkt der Junge verzweifelt und beschleunigt sein Schrittempo noch.
    Der Wind schlägt ihm den Regen hart in das schmale Gesicht. Er kneift die Augen fest zu und streift mit dem Unterarm Äste weg, die ihm im Weg sind. Die scheinen mit jedem Schritt dichter zu werden, als wenn sie den Jungen aufhalten wollen. Blätter und Steine wirbeln umher und zerreisen ihm die Haut.
    Bei der Hölle!! Hat sich die gesamte Natur gegen mich vereinigt?
    Ein dicker Ast schlägt ihm wuchtig ins Gesicht und schleuderte ihn ein Stück zurück. Er bleibt geschwächt im Dreck liegen und atmet schwer durch den Mund. Doch er rappelt sich schnell wieder auf um weiter zu rennen. Begleitet von Blitz und Donner erreicht er einen Friedhof.
    Geheimnisvolle Stimmen wispern ihm zu, er solle verschwinden. Die Friedhofsmauern strecken sich in die Höhe und werfen bedrohliche Schatten. Doch der Junge läßt sich nicht beirren und rennt gerade zum Zentrum des Totenackers.
    Verschwindet ihr verdammten Truggespenster!! Lasst mich in Ruhe!
    Das Wispern hört auf und die Mauern sinken wieder. Die Gräber beben, Blitz und Donner werden Intensiver. Der Junge stoppt vor einer großen Statue eines Bärtigen Mannes mit einem Schwert. Auf dem Kopf der meterhohen Statue sitzt ein anderer Junge und starrt wie gelähmt in den trüben Himmel. Das grausige Raunen der Toten ist wieder zu hören.
    [FONT="System"]Wenn wir schon nicht unseres Lebens froh werden sollten, warum ihr? Fahrt herab zu uns verdammten Seelen und Leidet mit uns![/FONT]
    Verschwindet! Verschwindet sage ich!! Lasst ihn in Ruhe!
    Der Junge auf dem Statuenkopf faßt sich an den Kopf.
    Er erinnert sich, warum er hier sitzt, an diesem traurigen Ort.

    Es war an einem lauschigen Herbstnachmittag, es war noch angenehm warm und man konnte noch viel draußen unternehmen. Manche nutzten das gute Wetter zum radfahren, Andere zum wandern. Doch zwei Jungen mochten das Wetter ganz und gar nicht. Sie saßen im kühlen Schatten eines großen Baumes und blätterten in dicken Büchern, weil ihre Eltern sie des schönen Wetters wegen aus dem Haus gejagt hatten. Der Schatten bewegte sich mit dem sich im Wind wiegenden Blätterwerk sanft hin und her. Der eine Junge, er hatte lange, schwarze Haare, den Namen Leroy und ein schmales Gesicht, saß auf einem Ast und lehnte sich gemütlich an den rauhen Stamm. Der Andere, mit kurzem blonden Haar, einem kräftigen Körper und dem Namen Oliver, lehnte auf der gegenüberliegenden Seite an einer breiten Wurzel. Stumm lasen sie friedlich eine Zeile nach der Anderen. Doch plötzlich wurde die Ruhe gestört.
    Jemand raubte Oliver mit einer schnellen Bewegung das Buch aus der Hand. Erschrocken blickte Oliver nach oben.
    Scheiße! Was macht der den hier??
    Vor ihm stand ein großer, breitschultriger Mann mit Schlägervisage. Er war Sportlehrer der Schule und sein Hobby war es, kleinere zu schikanieren.
    „Hallo, Dummkopf! Was macht ihr Idioten den hier draußen? Sitzt ihr mal nicht vor der Glotze?“, feixte er und sah sich den Buchtitel an.
    Halts Maul
    „Hahaha! `Die Pubertät`? Davon könnt ihr Schwachköpfe doch nur träumen!!“
    Siehst du gerade in den Spiegel du Spast?
    Während der Mann mit dem Namen Hartmann, der durchaus seinem Charakter entsprach, wie wild lachte, bissen sich die beiden Jungs auf die Lippen, damit ihnen keine Gegenantwort rausrutschen könnte. Mit Hartmann sollte man es sich nicht verscherzen. Der Letzte der sich widersetzt hatte, landete nach einem “Sportunfall“ Monate im Krankenhaus. Danach wechselte er die Schule und erwähnte nie wieder den Namen Hartmann.
    Dieses miese Schwein, wieso tut keiner was gegen ihn? Komm schon, Olli, du kannst es! Sag es ihm in das verdammte Gesicht!
    Doch kein Laut drang aus seinem Mund. Hartmann schleuderte das Buch auf den Boden und ging lachend davon. Jetzt sahen die beiden Jungs auch, warum Hartmann hier war. Er hatte mit der Fußballmannschaft im Park trainiert. Jetzt zogen sie endlich ab. Die Fußballmannschaft war von Grund auf böse. Sie pöbelten einfach Leute an und hielten sich für das Beste.
    Ich hasse diese Typen. Eines Tages werde ich mal Richter und werde endlich Gerechtigkeit in diese verdammte Welt bringen.
    „Olli? Gibt es sie eigentlich?“, fragte Leroy von oben herab.
    „Was?“
    „Na die echte Gerechtigkeit? Oder machen wir uns da was vor?“
    Gute Frage. Was soll ich da antworten...?
    „Ich denke schon. Aber so lange solche Typen wie Hartmann auf der Erde rumschreien hat die Gerechtigkeit keine Chance!“
    Wo er Recht hat, hat er Recht
    „Stimmt...“
    Die Beiden verfielen in Schweigen.
    „Siehst du jemanden in der Nähe?“, fragte Leroy vorsichtig und sah sich um.
    Auch Oliver sah sich um, doch er konnte keinen Menschen in der Nähe entdecken.
    „Nö. Ich sehe Niemanden. Wasn los?“
    „Warst du schon mal verknallt?“
    „Äh.. was!?“
    „Ob du schon mal verliebt warst!“
    „Ne, ne, hab schon verstanden, aber ... Moment mal! Bist du etwa verknallt??“
    Ach du scheiße...
    Leroy nickte langsam.
    „Öh... Also ich war schon mal verknallt, aber so richtig eigentlich nicht. Wie fühlt es sich an?“
    Leroy überlegte und verzerrte dabei das Gesicht.
    „Ich weiß nicht...“
    Ist ja ganz toll
    „Ja, und woher weißt du dann, dass du verliebt bist?“
    „Naja, ich weiß es halt. Ich muss andauernd an sie denken. Ich träume von ihr...“
    „Etwa Alpträume?“
    „Quatsch! Schöne Träume. Wo wir Hand in Hand durch eine Blumenwiese schweben...“
    „hast du etwa Drogen genommen?“
    „Bitte! Sei Ernst! Das Thema ist mir sehr wichtig.“
    „Ok, ok. Ich hör ja zu. Aber in wen bist du eigentlich verliebt?“
    Leroy nannte den Namen.
    „Meinst du ich habe `ne Chance?“, fragte er.
    Nein.
    „Äh... Na klar, sicherlich...“
    Leroy lächelte.
    „Super!! Ich werde ihr gleich mal eine SMS schicken!“
    Was habe ich getan?? Schnell. Olli, entgegne etwas...! Irgendwas... halt ihn auf, bevor er was schlimmes macht!
    „Leroy! Warte!! Ich bin mir aber nicht ganz so sicher! Wir sollten vorher einen Experten fragen!“
    Bombe erfolgreich entschärft
    „Ach Quatsch! Ich vertraue dir! Warte... Senden. Perfekt!“
    Wumms! Oh je, Olli, jetzt hast du richtigen Mist gebaut. Dr. Sommer wirst du nimmer

    Ein paar Stunden später erhielt Leroy eine klare Absage. Er war Wochenlang unglücklich und untröstlich. Er weinte, er betete zu Gott, doch alles half nichts. Sei Schmerz schwoll weiter an. Besonders Schlimm war, dass das Tratsch liebende Mädchen alles herum plapperte und es bald die halbe Schule wusste. Doch das allerschlimmste war, dass Leroy mir die Schuld gab und nie wieder ein Wort mit mir wechseln wollte. Alle Versöhnungsversuche schlugen fehl.
    Ein paar Wochen später, kurz nach dem Einbruch des Winters saß ich das erste mal wieder unter dem Baum. Ohne Leroy.


    Die zarten Schneeflocken tanzten fröhlich um den kahlen Baum unter dem ein dick eingehüllter Oliver sich zusammen kauerte und an Leroy dachte.
    Was macht er wohl jetzt?
    Er sah auf und sah plötzlich eine Gestalt in seine Richtung traben. Mit langsamen Schritten kam sie näher. In dem Schneegestöber konnte er leider nicht erkennen.
    Wer ist das? Ist es Leroy? Hat er endlich Einsicht?
    Doch es war nicht Leroy. Es war ein Mädchen, dessen lange Haare unter der dicken Wintermütze hervor blickten. Das meiste von ihrem Gesicht war von einem dicken Schal verdeckt. Doch die Augen leuchteten durch den Schnee hindurch. Leroy klappte der Mund auf, was zum Glück unter dem langen Kragen seiner Jacke nicht auffiel.
    Boah! Ist die Schön!
    Sein Blick fuhr den ganzen Körper entlang. Aber er blieb immer wieder an der einen Stelle stecken. Den leuchtenden Augen.
    Das Mädchen stoppte vor ihm.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte sie mit einer beruhigenden Stimme, die man wohl mit dem Gesang der Engelsharfen gleichsetzen konnte.
    Ach du meine Güte... Olli, sag was. Sag was nettes. JETZT!
    „Äh... Na klar! Setzt dich ruhig.“ sagte er zittrig.
    Gut. Und jetzt ruhig bleiben. Ganz ruhig.
    Das Mädchen lächelte mit den bloßen Augen und setzte sich neben Oliver.
    „Was machst du eigentlich hier?“ fragte sie neugierig und rückte noch ein wenig an ihn heran.
    Verdammt. Ruhig, Olli. Sag was ordentliches!
    „Ich bin halt hier. Was geht’s dich an?“
    Nein. NICHT SO! Erinnere dich was du über Flirten gelesen hast! SEI NETT!
    Das Mädchen rückte ein wenig weg.
    „Entschuldige. Ich war nur neugierig.“
    Schweigen.
    Sag was. Entschuldige dich... OLLI!!
    „Ähm.. tut mir Leid. Das ist mein Lieblingsplatz. Ich bin nur etwas aggressiv, weil mein bester Freund mir böse ist.“
    Das Mädchen rückte wieder ein wenig an ihn heran. Sogar so weit, dass sich ihre Knie berührten. Ein Schauer überlief Oliver.
    Arg! Ruhig, Olli, Ruhig! Jetzt bloss keine falsche Bewegung!
    „Oh! Das ist traurig. Das hier ist auch mein Lieblinsplatz. Ich komme oft hierher. Ich frage mich, warum wir uns nie getroffen haben.“
    „Wahrscheinlich wollte das Schicksal, dass wir uns hier und jetzt treffen.“
    Das Mädchen kicherte.
    „Schicksal? Glaubst du wirklich daran?“
    „Weiß nicht. Oder hast du eine andere Erklärung dafür?“
    „Zufall?“
    „Wer weiß, vielleicht auch Gott.“
    „Ja. Wer weiß.“
    Sie blickte verträumt gen Himmel.

    Wir unterhielten uns noch eine Weile. Irgendwann mußte sie dann gehen, aber wir machten uns noch einen Termin aus, wann wir uns das nächste mal treffen würden. Hier unter dem Baum. Wir trafen uns dann noch unzählige Male und verstanden uns mit jedem Zusammenkommen besser, bis zum Winter des nächsten Jahres, also genau ein Jahr nach unserem ersten Zusammentreffen.

    Als Oliver an dem Baum kam, sah er sie schon da sitzen. Sie machte auf ihn einen nervösen ein Druck, denn sie schien ein wenig zu zucken. Es fiel kein Schnee und es war auch noch nicht kalt. Er schmiegte sich an sie.
    Lass es raus. Komm sag was!
    Bevor Oliver auch nur einen kompletten Satz im Kopf zusammen gebaut hatte, fing sie schon zu reden an.
    „Olli“, fing sie an, „heute vor einem Jahr sind wir uns das erste mal begegnet.“
    Oliver nickte.
    „Ja...“
    Nicht so einsilbig! Sag mehr!
    Sie schien verzweifelt um Worte zu ringen.
    „Und... äh.. also...“
    Sie biss sich auf die Lippen.
    Sag was
    Plötzlich stürzte sie sich auf Oliver und küßte ihn auf den Mund.
    Sag doch nichts
    Nach einem langem und intensiven Kuss flüsterte sie ihm sanft in sein Ohr.
    „Ich liebe dich.“
    Kein Anruf unter dieser Nummer. Kein Anruf unter dieser Nummer.
    Olivers Mund stand sperrangelweit offen.
    Das Mädchen drehte sich verschämt weg.
    „Jetzt tust du mich bestimmt hassen...“
    Sag dass du sie auch liebst.
    Sie stand auf.
    Sag es!
    „Ich gehe jetzt. Wir werden uns wohl nie wiedersehen...“
    SAG ES!!
    „Auf Nimmerwiedersehen!“
    OLLI!! SAG ES! HALT SIE AUF!
    „Warte!“, schrie Oliver. Endlich hatte er sich ein Herz gefaßt.
    Sie blieb mitten in der Bewegung erstarrt stehen.
    Oliver atmete tief ein.
    Ich liebe dich auch!“, schrie er regelrecht hinaus.

    Danach fielen wir uns in die Arme. Ein weiteres Jahr später waren wir immer noch glücklich. Leroy beobachtete dass mit Neid. Er verbreitete falsche Gerüchte und lästerte über uns. Unsere Liebe war stabil, doch sie war sehr sensibel. Innerhalb von vier Monaten wirkte sei immer gehetzter und trennte sich schließlich von mir. Leroy quittierte das mit einem Siegesgrinsen.
    Ich nahm es ihm übel, aber sagte nichts. Jetzt waren wir quitt. Obwohl in mir ein Gefühl der Ungerechtigkeit aufstieg.

    Doch das Problem war vor allem, dass die Gerüchte und die Beleidigungen nicht mehr aufhörten. Sogar Leroy erkannte, dass da etwas aus dem Ruder lief, doch er konnte es nicht mehr stoppen. Niemand konnte das. Es endete schrecklich. Sie beging Selbstmord indem sie sich nahe dem grabe ihrer Großmutter mit dem Schwert einer großen Ritterstaute mit Bart aufspiesste. Sie wurde auf einem Friedhof mit dem Ritter begraben. Ich saß oft auf dem Kopf des Ritters und sah auf ihr Grab hinab. Sollte ich mich auch umbringen?
    Oder sollte ich auf das Schicksal warten?
    Drei Jahre lang habe ich gewartet, doch mein Schmerz wurde nur immer größer. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Ich werde ins Paradies zu meinem Mädchen einkehren. Endlich Glücklich unter dem Baum des Paradieses. Ohne Leroy.


    „OLLI!!“, schreit der Junge mit letzter Kraft.
    Oliver blickt nach unten. Im Schlamm liegt, die Hand nach ihm ausgestreckt, Leroy. Seine Augen glänzen von Tränen getränkt.
    „Bitte lebe weiter! Stirb nicht!“
    Oliver schüttelt nur betrübt den Kopf.
    „Nein, dafür ist es jetzt zu spät, Leroy. Ich habe mich entschieden.“, er ging die Spitze des Schwertes langsam entlang.
    „OLLI!! TUS NICHT! ES TUT MIR LEID!“
    Oliver schüttelt nur immer wieder den Kopf.
    „Du wolltest doch Richter werden und die Ultimative Gerechtigkeit bringen!“
    „Ja, aber so lange solche Leute wie du oder Hartmann auf Erde wandeln ist das nicht möglich. Im Paradies wird alles Anders sein. Dort wird Gerechtigkeit herrschen. Auch ohne mich als Richter.“
    „Verdammt! NEIN! BLEIB BITTE AM LEBEN UND BRINGE UNS DIE EINE GERECHTIGKEIT“
    „Hörst du die Toten wispern? Sie wollen mich bei sich haben. Sie wollen die eine Gerechtigkeit wirklich. Gleich werde ich Einer von ihnen sein.“
    Er stürzt sich in die Klinge.
    „NEIN! OLLI!“
    Der Wutschrei des Jungen hallt noch Jahre lang über den Friedhof hinweg.
    Er findet später einen Zettel auf dem steht, dass Oliver ihm doch verziehen hatte, aber ohne sein Mädchen nicht mehr leben konnte.
    Er wird später Richter und soviel Gerechtigkeit bringen wie er können wird. Er schläft dann im Alter von stolzen 143 Jahren an dem einen Baum friedlich ein. Neben dem Grab seines alten Freundes Oliver.

    An dieser Stelle muss ich bemerken, dass es mir sehr schwer fällt Texte über Liebe oder überhaupt Dinge die mir nah sind zu schreiben. Es ist mir furchtbar peinlich, da ich Angst habe, man könnte von seiten meiner Freunde und Klassenkameraden aus den Texten Schlüsse über mich, meine Träume und so weiter ziehen. Und mir ist es auch irgendwie selbst peinlich. irgendwie. Keine Ahnung warum.

    @ Eynes'Prayer
    Danke für deine Unterstützung
    Ich muss mir übrigens mal selbst in den Rücken fallen.
    Zitat Zitat
    Ich zumindest denke, dass Yerk weder in seinem ersten Werk, noch in seinem zweiten über die Nazis schreibt.
    Ich habe in Blutinferno im festen Glauben, etwas über sie zu wissen, wirklich über Nazis geschireben.

  3. #23
    Zitat Zitat von Yerk Beitrag anzeigen
    @ Eynes'Prayer
    Danke für deine Unterstützung
    Ich muss mir übrigens mal selbst in den Rücken fallen.

    Ich habe in Blutinferno im festen Glauben, etwas über sie zu wissen, wirklich über Nazis geschireben.
    Pscht, erster ist das ärgste Selbstinszenierung meinerseits und außerdem ist Ianus ja auch nich der böse Buhmann (sollte das so dargestellt worden sein geht das übrigens auf meine hirnverbrannte Kappe).


    Da ich ungern meinen Stammgastposten im Thread aufgeben will... :

    Die neue Geschichte gefällt mir persönlich ausdrucksmäßig besonders gut (bis auf einige Rechtschreibfehler, aber die macht der Mensch ja im Allgemeinen gern und so schlimm wars jetzt nun auch wieder nich). Inhaltlich ist das ganze manchmal ein wenig verworren und wirkt teilweise etwas unverbunden. Mit dem auktorialen Erzähler (ja, ich bombardier mal schön weiter mit Fremdwörtern ... der "allwissende Erzähler") hast du dir eine recht schwierige Erzählform gewählt, was dir vielleicht auch einige Abschläge im Punkto Charakterschilderung abgerungen hat. Trotzdem malst du sehr schön mit deiner Sprache und deine Synonyme ("Himmelsperlen", und es war noch irgendwas, was ich jetzt nich zu finden vermag) sind wirklich sehr sehr hübsch. Besonders gefallen hat mir auch die Inszenierung der Gedankenkommentare, die einerseits teilweise viel Witz hatten ("Kein Anruf unter dieser Nummer"), andererseits auch ein sehr schönes Bild von Ollis Charakter abgegeben haben, ohne, dass du tiefer in seine Gedankenwelt eindringen musstest.
    Was mich dann also überzeugt hat war a) dein Ausdruck und b) der bewusste Sprach- und Formgebrauch (z.B. die verschiedenen Zeitebenen und die Gedankenschilderung), der dir sehr viel Textsicherheit attestiert. Es muss echt nerven, dass ich immer wieder auf deinem Alter rumhack, aber du bist literarisch eindeutig um einiges reifer =).
    Ich weiß nicht, inwieweit du das beabsichtigt hast, aber dein Schreibstil schwankt eindeutig auf einer sehr professionellen Ebene zwischen Ästhetischem (ich weiß nicht genau, wie man das jetzt anders sagen könnte...jedenfalls ists irgendwie in etwa das Gegenteil zum Cyberpunk - oder sagen wie eher, du verzichtest auf zu krasse Darstellungen) und etwas Zeitgemäßerem (das macht mein sensibles Hirn an "Spast" und "Scheiße" fest, die zwar [meiner Meinung nach lobenswerter Weise] sparsam aber dann doch glaubwürdig oft eingesetzt wurden, auch das Thema Handy ist für mich in Kurzgeschichten immernoch ein arg neuzeitliches =) ). ... Falls das jetzt nicht rausgekommen ist, das sollte ein Lob sein *sfg*.

    Was mich wie oben schon leicht angeklungen ein wenig gestört hat, war die inhaltliche Gesamtabrundung. Wie ebenfalls erwähnt, unterliegt das wahrscheinlich der Erzählform, aber beispielsweise hab ich nicht so ganz mitbekommen, warum genau sich das Mädchen jetzt umgebracht hat (Ollis Reaktion kann ich dann noch besser nachvollziehen, aber das wie ich denke eher deshalb, weil ich einen ähnliches Vorfall im Freundeskreis hatte). Das sind einfach so kleine Tücken, die du noch beachten solltest, nämlich, dass die Szenen miteinander verwebt sind und Ursache und Wirkung irgendwo ersichtlich werden. Das Gros war das allesdings nicht und es gibt weißgott schlimmere Ausrutscher. Wenn man sich die Frage nach dem "warum" mit dem gesellschaftlichen Druck, der auf dem Mädchen lasten musste, erklärt hat, geht der Text flüssig wie von anfang an weiter.

    Was an den Gedankeneinschüben mir persönlich noch auffällt, sind diese ständigen Ausrufe und das "Olli!" "Olli...". Für meinen Geschmack ist das irgendwo etwas unpassend und reißt ein wenig die Gedanken immer wieder ein. Ich glaub, wenn ich gedankliche Selbstgespräche führe, sag ich auch immer mal wieder meinen Namen (oder ich sag einfach "Idiot", was aufs gleiche rauskommt =) ), aber wie gesagt, das war für mich mit der Zeit etwas 'lästig', aber das kann jeder anders sehen.


    Meiner Meinung nach ist dir da ein sehr toller Wurf gelungen (und mit Verlaub, ich denke, das passt sogar um einiges besser, als die politischen Sachen, obwohl die wie mehrfach erwähnt auch was für sich hatten). Ausbaufähig würde ich eigentlich nur noch weniges bezeichnen, weil dein Schreibstil und deine Phantasie für meinen Geschmack nahezu ausgereift sind.
    Ein klein wenig mehr auf die Rechtschreibung achten solltest du trotzdem noch (hab ich erwähnt, dass ich "schwelgen" bis vor einigen Wochen mit k geschrieben habe, bis ich dann was auf die Finger bekommen hab?!), vielleich einfach immer nochmal drüberlesen, aber unlesbar wars durch die kleinen Fehler nun wirklich nich.
    Ansonsten beide Daumen Richtung Wolken =)

    Euh...voilà.

  4. #24
    1. Push
    2. Danke, Eynes Prayer für deine Kritik, aber das Olligerufe alss ich mal so stehen.
    Übrigens hat sich das Mädchen umgebracht, weil Leroy eine extreme Mobbing AKtion eingeleitet hat. Ich weiß jetzt nich so recht, kommt das echt nicht rüber?
    3.
    Zitat Zitat von Ianus
    Um das noch mal besonders als Beispiel für die hier versammelte himmelschreiende Unwissenheit herauszustreichen. Die Verlierer schreiben ebenfalls Geschichtsbücher, aber die Rezeption dieser ist gehemmt. Alle schreiben Geschichtsbücher, alle auf der Welt, aber keine Sau übersetzt diese in andere Sprachen. Nur wir Deutschsprachigen haben eine leichten Spinner mit allem, was die Amerikaner über sie gesagt haben, darum liegt bei uns so viel Siegerliteratur herum.
    Zitat Zitat von Rübe
    Ist dir noch nie aufgefallen, dass die Verlierer immer an allem Schuld sind? Nach '45 wollte keiner mehr Nazi sein, alles nur getäuschte Opfer von einer Elite, die man in Nürnberg beseitigt hatte. Nach '45 gab es bei den Siegermächte auch plötzlich "keinen" Antisemitismus mehr, wie er seit dem späten 19. Jahrhundert vorgeherrscht hatte.
    Will sagen: Dein Einwand ist durchaus berechtigt. Nur schreiben eben die Sieger die Geschichte.
    :P

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