Klingt gut, ich meld mich.

So, der Weg hat mich nun durchs westliche Honshu gefuehrt, und man kann so allgemein sagen, dass dieses im Grossen und Ganzen der bisher langweiligste Teil der Reise war. Es gibt zwar recht viele "Sehenswuerdigkeiten", das aber mehr in einem klassischen Sinne, also nichts besonderes.
Ein gutes Beispiel ist Himeji. Die Stadt ist fuer japanische Verhaeltnisse recht bequem, hat eine Unmenge an interessanten Einkaufsstrassen, aber eigentlich nur exakt eine Sache, die einen Besuch wirklich rechtfertig (wenn man in den Grossstaedten war, koennen die Einkaufsstrassen nicht mehr wirklich beeindrucken), naemlich das Schloss.



Das ist auch wirklich toll, haette ich das gleich gewusst, haette ich mir die anderen gespart, weil hier alles 5mal so gut erhalten und dreimal so gross ist. Da verbringt man da also locker drei Stunden im Schlossgelaende, aber danach ist wieder Flaute in der Stadt. Und das ist recht typisch fuer die Umgebung, man zieht sich gern an Einzelheiten hoch. Allerdings gibt es die ueblichen Ausnahmen, ironischerweise wie so oft nicht von Touristenstroemen umlagert. So ist der Fahrradweg zwischen Kobe und Himeji einfach nur wunderbar, es geht konstant am Meer entlang (inzwischen sogar mit Palmen!), auch wenn es zu kalt zum Baden ist, einfach nur eine sehr angenehme Reise. Vor allem, da ich in diesen Tagen aus Mangel an sehenswerten Dingen locken 80 Km am Tag wett mache.
Die vielen kleinen Inseln sieht man nur in der Ferne, denn sooviel Zeit (und Geld fuer die Faehren) bleibt nun auch nicht mehr, die Highway only Bruecken sind auch nicht so das Wahre, auch wenn sich ihre Umgebung meistens als wunderbarer Punkt zum Ausruhen herausstellt.



Der Hoehepunkt dieser wie erwaehnt recht lahmen Strecke war die kleine Industriestadt Onomichi, wieder mal absolut unerwartet. Onomichi ist um eine Hauptstrasse gebaut, die wiederum an einer bergigen Kueste liegt, und wenn man hineinfaehrt, bemerkt man erstmal nur die ausschweifende Industrie, wie so oft in den kleinen Staedten Japans, und die allgegenwaertigen Hafenanlagen. Selbst diese Sachen haben im Abendrot jedoch eine gewisse Wirkung.



Im Hintergrund heben sich dann jedoch die Berge in die Hoehe, und diese sind wirklich vollgepackt mit Tempeln und Schreinen in allen Groessen und Formen. Das ist ein netter Kontrast zu den zugeterten Lagerhallen und hupenden Autos der Stadt und macht genau das, was ich sonst in West Honshu vermisst habe - Atmosphaere.
Am Abend bin ich dann noch im "Mister Donut" (Billig, und es ist doch ein Bisschen anmutend, in einem japanischen Restaurant sitzen zu bleiben und zu lesen.. ) und lerne Japanisch. Eine Familie, die des Englischen maechtig ist, verwickelt mich noch in ein Gespraech und so habe ich auch eine wunderbare Uebernachtungsmoeglichkeit + ausgiebiges Fruehstueck und Reisbaelle zum Mitnehmen am Morgen. Ausserdem ist es immer wieder schoen, das Leben der Japaner aus erster Hand mitzubekommen. Besonders angsteinfloessend ist auch (zum ebenfalls wiederholten Male) die Toilette: Ich habe schon einiges gesehen, aber ein Deckel, der sich mit einer Begruessungsbotschaft selbst anhebt, toppt sogar noch das virtuelle Spuelgeraeusch und die automatische Arschwaesche (um es mal so auszudruecken, wie es ist) durch einen Wasserstrahl. (Kein Foto davon. )

Hier eine typische japanische Aufnahme, diese Art von Fotos, mit festgelegten Posen und Stellungsregeln (der Gaijin faellt natuerlich aus der Reihe) gibt es hier in jeder Familie zu finden. Diese Familie war aber wirklich offen (durch die englische Srache zu erkennen. xD), da ist auch mal ein ehrliches Laecheln und gelegentlich ein Peace Zeichen drin.



Da das alles in dieser Gegend (abgesehen von oben beschriebenem Tag) so recht eintoenig ist, fahre ich noch bis Hiroshima (Bericht morgen oder so), dann mach ich mich nochmal ein paar Tage nach Tenri, bevor es direkt mit der Faehre nach Kyushu geht, wo es dann sicher wieder mehr zu entdecken gibt.