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Thema: [P&P] "Böse" Charaktere

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Zitat Zitat von DFYX Beitrag anzeigen
    Allerdings bräuchte man dafür tatsächlich Charaktere, die speziell dafür ausgelegt sind, böse zu sein.
    Ja, klar. Ohne "Das böse Gen" kann man sich überhaupt nicht moralisch bedenklich verhalten, bzw Massenmord ist überhaupt unproblematisch solange er von den Helden verübt wird. Der Schritt von: "Wir tun etwas gutes, und killen alle in der Burg des Bösewichts" zu: "Wir tun etwas gutes und spielen Verbrannte Erde mit seinen Besitztümern." ist ein sehr kleiner. Oder wäre es zumindest, wenn die Armeen im Fantasy fressen und kacken müssten und etwas wie ein Rechtssystem hätten.
    Es scheint mir immer mehr, dass die klare Trennung von Gut und Böse im Fantasy nur möglich wurde, weil die Leute bar jeglicher körperlichen oder seelischen Bedürftnisse sind.

    Zitat Zitat
    Wiederum sehr schön ist wirklich direktes Seiten wechseln. Also wenn man die vier Generäle des dunklen Fürsten spielt und Landstriche erobert, Todescamps baut und Verräter aussortiert. Auch besser mit wenigen Spielern.
    Welch ein Glück, dass die Götter im Fantasy regelmäßig Mana vom Himmel werfen. In unserem Mittelalter waren die 90% Bauern unter der Bevölkerung selten ausreichend, um Essen für alle zu produzieren. Leute in einer präindustriellen Gesellschaft zusammenzuziehen ist geradezu eine Aufforderung an Hunger und Pest, es sich doch bitte in ihrer Mitte gemütlich zu machen. Viel Spaß mit einer Pandemie im Reich der Nacht. Die Verwilderung weiter Landstriche wird dann auf dem Fuße folgen und die Operationsweite der Armee des Bösen auf Null reduzieren.

    Aber es ist Fantasy, niemand muss essen und sich erleichtern, die Wirtschaft funktioniert nicht richtig und das einzige Problem an langen Reisen sind random encounters.

  2. #2
    Wir wollen mal nicht die regelmäßigen Zähigkeitswürfe gegen Kälte vergessen, inklusive irrelevantem Betäubungsschaden.

    Außerdem vergisst du, dass die Armee des Bösen stets untot ist! Und Tote gibts immer genug. (Wenns auch sonst nichts gibt) Wenn nicht, ist sie halt ... BÖSE, das muss auch reichen.

    Aber stimmt scho, wenn ich Realismus will, les ich ein Buch. ;P
    (Und selbst dann kann ich eigentlich gut darauf verzichten. )

  3. #3
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Aber stimmt scho, wenn ich Realismus will, les ich ein Buch. ;P
    (Und selbst dann kann ich eigentlich gut darauf verzichten. )
    Das Problem ist, dass Fantasy keinen Raum für Relatives lässt, da sowohl die Guten als auch die Schlechten spezialisiert in ihren Handlungen sind und anderen Kriterien unterliegen. Du wirst z.B. keinen Bösewicht im Sinne von Herbert Spencer finden, der den Leuten ihre Autonomie raubt, indem er sie durchfüttert und zu diesem Zwecke nachteilig in den Wirtschaftskreislauf eingreift. Alles mit dem Ziel, eine auf ihn eingeschworene zehntausendköpfige Armee zu schaffen mit der er die WELT EROBERT! Nachdem er die LANDWIRTSCHAFT MERKANTILISIERT HAT!

    Und du wirst niemand finden, der aus der ultimativen Schlacht Licht vs Dunkelheit ein bischen Profit schlagen möchte, indem er die Getreidelieferungen an die Armee des Lichtes verzögert.
    Zitat Zitat
    Außerdem vergisst du, dass die Armee des Bösen stets untot ist! Und Tote gibts immer genug.
    Haha, den Toten Essen reichen ist ja noch komplizierter, als die Lebenden durchfüttern. Immer muss man auf einen Gong schlagen, Räucherstäbchen anzünden und Gebete sprechen, bevor sie überhaupt mal etwas essen können. Und dann essen die Toten nicht einmal aus!

  4. #4
    Naja, wenn man mit Armeen anrücken will, kann es schon ganz interessant sein, sich mal mit dem Versorgungsaspekt zu befassen. Es ist auf den ersten Blick nicht intuitiv, warum man mehr Versorgungsleute als Kämpfer mitführen muß - und die Frage, wie man bitte sechstausend Leute versorgt kriegen will, ist auch eine wichtige.

    Das ist besonders bei Belagerungen wichtig: Wenn die Belagerer kein gutes Versorgungskonzept haben, geht ihnen zuerst die Nahrung aus - die meisten Städte haben Kornspeicher.

  5. #5
    Zitat Zitat von Jesus_666 Beitrag anzeigen
    Naja, wenn man mit Armeen anrücken will, kann es schon ganz interessant sein, sich mal mit dem Versorgungsaspekt zu befassen. Es ist auf den ersten Blick nicht intuitiv, warum man mehr Versorgungsleute als Kämpfer mitführen muß - und die Frage, wie man bitte sechstausend Leute versorgt kriegen will, ist auch eine wichtige..
    Die Details sind an sich nicht so interessant für den Spieler, für ihn zählen die Auswirkungen. Z.B., dass unter Umständen ein ganzer Haufen professioneller Soldaten mit ihren Frauen und Kindern im Schlepptau in den Krieg ziehen. Gut möglich also, dass sie nach gewonnener Schlacht noch monatelang damit beschäftigt sind, Überfälle von Überlebenden abzuwehren und Leute des Landes zu verweisen. Wenn man die Frauen und Kinder im Troß nicht gleich einfach abschlachtet und damit Kriminalität, Seuchen und Hungersnöten vorbeugt.

    Besonders Paladine dürften sich dabei hervortun. Es geschieht schließlich im Namen des Gesetzes und für das größere Gut. Außerdem gegen Personen, die keinen Rechtscharakter im Terretorium besitzen. Sofern natürlich es so etwas wie Gesetze im Fantasy gibt.

  6. #6
    Und genau aus diesem Grund lohnte es sich irgendwann für die meisten Fantasy-Fürsten viel eher 4-6 köpfige Gruppen aus Helden (lies: angehende Terminatoren) in die feindliche Stadt zu schicken um diese einzuäschern, anstatt sich überhaupt noch die Mühe einer Belagerung mit mannstarkem Heer zu machen. Helden sind deutlich billiger abzuspeisen und stellen keine Fragen, so lange man ihnen nachweislich versichern kann, dass der Feind mindestens der Nekromantie oder ähnlich böser Sachen fähig ist. Das reicht für sie meistens als Grund aus, um von der Stadt und ihren Einwohnern nicht mehr als einen handlichen Haufen Schutt und Asche zu hinterlassen, was sie bei ihrem unverschämten Glück auch meistens schaffen.


    Back to the show:
    Den Helden unserer DnD-Runde (auch wenn es unseren Charakteren nie in den Sinn kommen würde, sich als Helden zu bezeichnen) ist die Wahl ihrer Mittel nie egal gewesen. Wenn am Ende eines Auftrags nicht irgendetwas in einem gewaltigem Feuerball aufgeht, war der Auftrag für sie witzlos.

    Moralische Vertretbarkeit ist bei unserer Runde längst keine Debatte mehr wert. Unsere Charaktere sind von Grund auf Eigenbrötler und arbeiten bevorzugt für die Seite, die ihnen am meisten Geld für ihre Arbeit gibt und bei denen die Aufträge am interessantesten sind. Es gibt einige eingeschworene Feindbilder, für die wir keine Aufträge übernehmen würden (auf der anderen Seite haben wir diesen Gruppen auch schon dermaßen eins ausgewischt, dass sie uns in den nächsten dreihundert Jahren keine Aufträge mehr geben würden) und bei denen unsere moralische Grenze besonders tief angesetzt ist. Aufträge gegen diese werden natürlich auch bevorzugt angenommen und besonders hart ausgeführt, unabhängig davon ob das was wir tun jetzt gut oder böse ist. Es geschieht aus Eigeninteresse und als Schlachtenbummler haben wir uns ohnehin längst einen zweifelhaften Ruf in der Welt gemacht.

    Religiöse Überzeugungen binnen Gruppen sind da auch interessant anzusehen. Man nehme da allein DSA mit seinen 12 Göttern, die sich zum Glück aber so nahe stehen, dass es meistens bei Grundsatzdiskussionen bleibt - so lange kein eingefleischter Inquisitor der Praioskirche mit der Gruppe reist (Was auch Stoff für eine interessante Aufgabe wäre, wenn man ihm insgeheim befiehlt, die Gruppe zum Praiosglauben zu bekehren). In unserer Welt spielen wir zwar "nur" mit 5 Göttern - sofern man Religionen von ausserhalb, wie das Christentum oder diverse Naturreligionen nicht einrechnet - diese liegen jedoch meistens gegenseitig im Krieg. Folglich befindet sich unsere doch sehr religiöse Gruppe regelmäßig im Clinch mit Anhängern verfeindeter Religionen, was mitunter ein recht blutiges Ende nehmen kann.
    Prinzipiell betrachten es beide Seiten bei einem solchem Konflikt als "gut", wenn sie für ihren Gott ein paar der anderen mit ins Grab nehmen, weil die anderen ja "böse" sind oder einem zumindest mächtig auf den Keks fallen. Obwohl keiner der Götter wirklich von Grund auf Gut oder Böse ist, wie man das bei Fantasy gewohnt wäre, ergibt sich so ein gewaltiges Konfliktpotential was mitunter einen zweifelsfrei "bösen" Ausgang nehmen kann. Aber wie gesagt, das ist alles nur eine Frage des Standpunktes.

  7. #7
    Moralisch relative Welten sind etwas feines. Da kann man gegen die moralischen Vorstellungen von 60% der Weltbevölkerung verstoßen und trotzdem gut sein!

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