Ich spiele normalerweise eher nett, aber meine Charaktere haben oft eine böse Ader - bis die durchkommt braucht es aber oft einiges an Arbeit. In der Hinsicht spiele ich eher "normal".

Allerdings habe ich ein paar Charaktere (und diverse geplante), die vom üblichen Heldenklischee abweichen... Von harmlosen Fällen wie Uriel (DSA3), der unter Namenlosenanhängern aufgewachsen ist und von daher einfach zur Soziopathie neigt, bis hin zu Allman (SR3), einem Konzernwissenschaftler, der in einem Bombenanschlag sämtliches Gewissen verlor und von Wetwork bis hin zur Freisetzung von Biowaffen in der Seattler Innenstadt alles machen würde, was ihm einen Vorteil verschafft.
Ich habe sogar mal als Konzeptchara SHODAN aus der System Shock-Serie in ein menschliches Hirn verpflanzt*, natürlich mit der "Menschen = Insekten"-Einstellung und dem festen Plan, die Weltherrschaft zu übernehmen. (Die würde ich wirklich gerne mal spielen - andererseits wird kaum ein gesunder SL eine INT 10-Deckerin** mit absurden Würfelpools*** und den Feinden "Novatech" und "UCAS Army"**** zulassen.)

Es macht Spaß, solche Charaktere zu spielen, besonders mit "normalen" Charakteren als Großteil der Gruppe. Eine rein böse Gruppe könnte man spielen, allerdings gehen einem diese köstlichen Perlen der Interaktion verloren, die sich sonst ergeben, wenn Moralvorstellungen aufeinander prallen. Nur sollte der Charakter nicht pathologisch böse sein - das funktioniert dann wieder nicht gut.
Natürlich würde das auch mit einem guten Charakter in einer bösen Gruppe funktionieren, aber das ist irgendwie... unwahrscheinlich.

Außerdem können böse Charaktere Dinge tun, die die guten nie gemacht hätten. Und sie geben dem SL ganz neue Möglichkeiten, die Gruppe in die Scheiße zu reiten...

Allgemein sind böse Charaktere eine gute Sache; sie geben dem Spiel Würze. Nur darf man es nicht übertreiben; einige schöne Beispiele für zu böse Charaktere würden sich in den C.L.U.E. Files finden - wenn selbige noch online zu finden wären. Da war der Runner, dessen Tochter entführt wurde und der den einzigen Kontaktmann zu den Entführern umgebracht hat, weil der ihm dumm kam...


BTW: Das Gegenteil, der übermäßig moralische Charakter, kann auch Spaß machen. In #free-dsa spiele ich ATM einen Berufsadligen, der alle Naselang die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und in Begriffen wie "Sachbeschädigung" denkt. Er macht am Ende zwar doch immer mit, aber er hat immer im Hinterkopf, welche Gesetze gerade gebrochen werden (hohe Rechtskunde ftw) oder wie es sonst gesellschaftlich inakzeptabel wäre, was gerade geplant wird.


* Genaugenommen einen Semiautonomen Knowbot, der sich für SHODAN hält, was in der Praxis aber keinen großen Unterschied macht
** INT 6 + Außergewöhliches Attribut (INT) + Zusätzliche Attributsstufe (INT) + Zerebralbooster-2
*** INT 10 + Enzephalon-1 + Mathematische SPU-3 + Zerebralbooster-2 + selbstgebautes Deck = Kampfpool 11, Hackingpool 10
**** Eigentlich war pseudo-SHODAN die Antagonistin in einer nie geschriebenen Kurzgeschichte; am Ende wurde sie von Novatech und der Army gejagt, weil sie ersteren gehörte und von letzteren ein altes Raketensilo besetzt hielt